Zum Kern der Debatte: Es geht um das Verhältnis zwischen Mensch und Natur – darauf hat mein Vorredner, Kollege Bur ger, besonders abgehoben – und die Frage, wie der Mensch damit umgeht, wenn in der Natur Dinge ablaufen, die uns manchmal gefallen, aber manchmal auch nicht. Der Biber und damit auch dieser Biber steht symbolhaft für die Frage des Mensch-Natur-Verhältnisses, für die Frage: Wollen wir in die Natur eingreifen und, wenn ja, wie und mit welchen Folgen wollen wir eingreifen?
Wir haben den Biber ausgerottet. Die Menschen haben den Biber in Bayern, in der Schweiz, in Hessen, im Saarland wie der angesiedelt. Das zeigt überdeutlich, dass sich das Verhält nis zwischen Mensch und Natur dramatisch verändert hat. Wir erkennen immer mehr: Weniger Eingriffe in die Natur, Kolle ge Burger, oder zumindest weniger starke Eingriffe in die Na tur, in Tierpopulationen sind sinnvoll.
Als direkte Erwiderung sage ich: Ich finde den Biber auch sympathisch. Wenn ich aber den Beschlussteil Ihres Antrags lese, weiß ich, dass der Biber ganz sicher Grün und nicht Schwarz wählen würde.
(Abg. Daniel Andreas Lede Abal GRÜNE: Aber er fühlt sich wohl bei Herrn Röhm! – Heiterkeit des Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU)
Beim Eingriff in Populationen – seien es Möwen, Füchse, Wildschweine oder auch Biber – sehen wir immer wieder das Gleiche: Wenn falsch eingegriffen, falsch agiert wird, kann das sogar zu einer Vermehrung der Bestände beitragen, bei spielsweise wenn Dämme zerstört werden, was zum Teil lei der noch von Leuten, die sich nicht auskennen, gemacht wird.
Das Land hat hier vorbildlich agiert. Wir haben das bestehen de gute Bibermanagement – das wir übrigens von der Vorgän gerregierung mit einem Minister Hauk übernommen haben, der auf Anfrage gesagt hat, das Bibermanagement des Landes sei hervorragend –
noch dadurch gestärkt, dass Natura-2000-Beauftragte in den unteren Naturschutzbehörden für diese FFH-Anhang-Art ent sprechend tätig werden können.
Wir müssen uns fragen, wie wir mit dem Verhältnis zu Natur und Landschaft umgehen. Der Biber ist die Tierart, die in Eu ropa die Landschaft am stärksten beeinflusst und am stärks ten gestaltet – keine andere Art macht das so –, nicht immer so, wie wir Menschen es wünschen, aber manchmal doch.
Biber schaffen zusätzliche Hochwasserflächen. Der Biber steht symbolhaft für kostenlosen Hochwasserschutz. Biber ar beiten also manchmal sowohl für uns als auch – manchmal, im Einzelfall – gegen die Interessen der Menschen. Das muss uns schon bewusst sein.
Aber es muss uns auch bewusst sein, dass es hier im Land ein gutes Bibermanagement gibt. Wir haben verschiedene Mög lichkeiten, hier zu agieren. In den Regierungspräsidien gibt es
Biberbeauftragte, und auch in den Landratsämtern gibt es kompetente Personen, die das bearbeiten können. Ferner gibt es – was häufig nicht bekannt ist – auch die Möglichkeit, sehr frühzeitig mit einem Mittel, das ansonsten zum Schutz gegen Schäden durch Rotwild eingesetzt wird – es nennt sich WÖBRA –, Baumstämme so zu schützen, dass sie nicht an gefressen werden. Man muss das nur frühzeitig tun.
weil bestimmte Bereiche überflutet werden, kann man – wenn man sich mit Biberbeauftragten unterhält, erfährt man das, Kollege Rüeck – Bypassregelungen umsetzen, mit deren Hil fe man den Wasserstand absenkt. Denn wenn man den Damm zerstört, baut der Biber ihn wieder neu auf, und zwar zum Teil stärker und besser als vorher. Das Entscheidende ist, dass nicht der Damm zerstört wird, sondern dass Bypassregelungen um gesetzt werden – in Kooperation mit der Landwirtschaft, was ganz wichtig ist und in vielen Fällen sehr gut funktioniert – und der Wasserspiegel um 10, 30 oder notfalls um 50 cm ab gesenkt wird. Darauf reagiert der Biber anders, nämlich nicht mit dem Neubau von Dämmen.
Zum Schluss sei noch darauf hingewiesen, dass es auch mög lich ist, Sammeldrainagen anzulegen. Der Landwirt muss al so die Drainagen – sie sind alle 50 m oder 100 m angelegt – nicht mehr regelmäßig putzen, was für ihn einen größeren Aufwand bedeutet, sondern man kann Sammeldrainagen an legen und diese nach 500 m oder einem zu definierenden an deren Abstand in einen Bach oder einen Fluss einmünden las sen. An dieser Stelle kann der Landwirt selbstverständlich das Gelände von Bibern freihalten.
Ich fasse zusammen: Es gibt zahlreiche Möglichkeiten für ein gutes Bibermanagement, das schon vor unserer Zeit begon nen hat und das wir fortführen und intensivieren. Die Vorstel lung aber, dass der Biber entweder ins Jagdrecht aufgenom men oder abgeschossen gehöre, hat nichts mit einem guten Verständnis von Ökologie und mit einem guten Naturverständ nis zu tun. Das lehnen wir ab.
(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Egal, wie die Po pulation ist? – Zuruf des Abg. Helmut Walter Rüeck CDU)
Wir sind der Meinung, dass die Ausnahmeregelungen auf der Basis von § 45 Absatz 7 des Bundesnaturschutzgesetzes aus reichend sind, um die Dinge zu regeln, wo es Probleme gibt. Herr Burger, Sie haben zu Recht angesprochen, dass es Pro bleme gibt; aber die regeln wir mit einem guten und, sage ich einmal, biberverträglichen Naturschutzmanagement.
(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD – Abg. Karl Zimmermann CDU: Das Gleiche wie beim Kormoran!)
Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bringe Ihnen keinen ausgestopften Biber mit, sondern ei ne Zeichnung eines Bibers.
(Beifall bei Abgeordneten der Grünen sowie des Abg. Dr. Timm Kern FDP/DVP – Die Rednerin hält eine Zeichnung hoch.)
Diese ist mir auch wichtig; denn darauf ist das wichtigste Er kennungszeichen des Bibers dargestellt: Das ist der Schwanz. Denn ohne dieses Merkmal können normale Menschen wie ich ihn kaum erkennen. Was das größte europäische Nagetier ausmacht, ist vor allem sein Schwanz. Daran wird der Unter schied zu Nutria und Bisam deutlich. Der wunderschöne brei te Schwanz ist also ganz wichtig.
Quizfrage an Sie: Seit wann gilt denn der Biber als in BadenWürttemberg ausgestorben? 1828 wurde der letzte Biber am Oberrhein gefangen, 1856 an der Jagst. Sie sehen also: Man hat ihn schon sehr früh sehr stark übernutzt. Es ist gut, dass er wieder zurückgekehrt ist. Wir freuen uns darüber, dass er zurückgekehrt ist. Zwei Drittel der Bevölkerung in Deutsch land – das zeigt eine repräsentative Umfrage, die gestern ver öffentlicht worden ist – freuen sich darüber, dass der Biber zurückgekehrt ist und Deutschland Biberland geworden ist
und dass es, Herr Zimmermann, heute wieder möglich ist, ei nen Biber in natura zu sehen, sodass man den Kindern dazu keine Werbung von einem Baumarkt oder für eine Zahnpasta zeigen muss, sondern ihnen einen Biber in natura zeigen kann, vielleicht in Ulm Anschauungsunterricht machen kann.
Ich habe schon ein bisschen den Eindruck gehabt, Herr Kol lege Burger, Sie malen uns eine Biberschwemme an die Wand. 2 500 Biber gibt es im Osten und im Süden unseres Landes, und das ist wahrlich nicht viel – im Gegensatz zu Bayern, wo es 15 000 sind. Wir reden also von 2 500 Tieren. Wir freuen uns, wenn sie sich auf den Weg in den Norden und in den Wes ten machen.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Grünen – Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Ich kann, aber ich will nicht!)
Sie haben über Schäden gesprochen. Diese Schäden gibt es. Das ist wahr. Sie halten sich aber in Grenzen. An dieser Stel le ein großes Dankeschön an die hauptamtlichen und ehren amtlichen Berater vor Ort in den Landkreisen und in den Stadtkreisen, die diese Beratung machen. Alle wären gut be raten, diese Beratung so früh wie möglich einzufordern und nicht immer erst dann, wenn es zu spät ist.
Ich sage Ihnen noch eines: Dass die Landesregierung erkannt hat und wir erkannt haben, wie wichtig das Thema Gewässer auch für den Biber ist, zeigt sich darin, dass wir die Gewäs serrandstreifen erweitert haben. Denn genau das ist der Schutz vor potenziellen Schäden, die ein Biber anrichten kann. Dar an zeigt sich, dass wir die richtige Politik machen.
Der Schutz des Bibers ist wichtig; der Biber ist artenrechtlich geschützt. Problemfälle gibt es; sie sind aber lösbar.
Herr Röhm, Sie sollten auch einmal ruhig sein. Das erwar ten Sie auch von Ihren Schülerinnen und Schülern. – Auch dann gibt es eine Möglichkeit, auf diesen Konflikt zu reagie ren.