Wir fordern, dass Sie sich zu den Themen „Toleranz“ und „Se xuelle Vielfalt“ an der Formulierung des bestehenden Bil dungsplans 2004 orientieren, gegebenenfalls eine behutsame Weiterentwicklung vornehmen und möglichst rasch eine kon sensfähige Formulierung vorlegen.
Der Kollege Lusche wird mir nach seinem Gespräch mit dem Kultusminister in dieser Aussage sicherlich zustimmen.
Ein Blick in die Vergangenheit, meine Damen und Herren, zeigt: Bildungspläne wurden stets von einem gesellschaftli chen Konsens getragen, Bildungspläne waren immer unpoli tisch. Sie machen jetzt Parteipolitik daraus,
und Ihre fünf Leitprinzipien sind willkürlich ausgewählt. Er innern wir uns an die letzte Beiratssitzung im November 2013, die Sie, Herr Kultusminister, immer sehr gern zitieren. Dort wurde über diese Leitprinzipien durchaus sehr kontrovers dis kutiert. Es gab überhaupt keinen Konsens darüber. Es gab Stellungnahmen, die lauteten, die Leitprinzipien seien „viel zu hoch gehängt“. Andere haben im Beirat davon gesprochen, dass eine „Überfrachtung des Bildungsplans“ drohe. Wieder andere Experten sagten im Beirat, andere Leitprinzipien sei en eigentlich viel wichtiger als diese fünf von der Landesre gierung vorgeschlagenen, wie beispielsweise der Stellenwert der abendländischen Kultur oder das Thema Persönlichkeits bildung, die Demokratieerziehung oder die kulturelle Bildung. Nein, Sie praktizieren eine Basta-Politik, indem einfach die Vertreter des Kultusministeriums sagten, über die Anzahl der Leitprinzipien sei entschieden.
Wie sieht es denn aus, meine Damen und Herren? Hat der Bei rat lediglich eine Alibifunktion, oder hören Sie tatsächlich zu, was auch Experten zu diesem Thema sagen? Wir brauchen keine Leitprinzipien als Überbau über den Bildungsplänen. Vielmehr wäre es zielführender, die wichtigen Inhalte im Bil dungsplan zu verankern. Verzichten Sie auf die Leitprinzipi en, denn der Bildungsplan selbst ist das wichtige Element der Bildungsplanarbeit.
Sie haben den Bogen überspannt, indem Sie jetzt sogar noch einen Kompetenzbereich „Einstellungen“ installieren wollen. Diesen Bereich „Einstellungen“ gab es bereits im Bildungs plan des Jahres 2004, in dem Hartmut von Hentig in seinem Vorwort geschrieben hat, dass junge Menschen bereit sein sol len, ihre eigenen Äußerungen wertschätzend und konstruktiv zu formulieren. Aber konkrete Anleitungen für den Unterricht gibt es darüber hinaus in dem aktuellen Bildungsplan eben nicht.
Sie gehen nun viel weiter, indem Sie, bezogen auf jedes ein zelne Fach, verbindlich die Formulierung von Einstellungen für die Schülerinnen und Schüler vorschreiben.
Natürlich müssen die jungen Menschen sich eine eigene Mei nung bilden können, aber man darf sie nicht dazu verpflich ten. In dem Moment, in dem Sie sie dazu verpflichten, besteht die Gefahr, dass eine Überstülpung der Meinung der jungen Menschen vorgenommen werden kann. Herr Minister, neh men Sie Abstand davon, dass Sie den jungen Menschen vor schreiben wollen, ihre eigenen Einstellungen zu artikulieren! Praktizieren Sie es so, wie es im letzten Bildungsplan gesche
hen ist, bevor hier weiterer Unmut ausbricht, der Ihnen bereits jetzt in vielen E-Mails mit Sicherheit gemeldet wird.
Ich zitiere eine Aussage von Ihnen in einem Interview des „Mannheimer Morgen“ am vorigen Donnerstag, dem 20. Fe bruar.
Ihr Minister sagt in diesem Interview des „Mannheimer Mor gen“ am 20. Februar 2014: „Es nervt mich, dass Detailfragen so hochgepuscht werden.“ Herr Minister, kümmern Sie sich um diese Detailfragen, damit die Verunsicherung der Bevöl kerung zu diesem Thema endlich ein Ende hat.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Die Bildungsplanreform 2014 fin det unter einer breiten Beteiligung statt, Herr Wacker – im Ge gensatz zur Bildungsplanreform 2004. Bei den Kommenta ren, die zur Bildungsplanreform 2004 abgegeben wurden, ka men die Worte vor: „gut gemeint, schlecht gemacht“, „unaus gegoren“, „keine Diskussion im Vorfeld“, „alles nur von oben verordnet“.
Wir haben hier eine Bildungsplanreform auf den Weg ge bracht, die von einer breiten Diskussion getragen wird, was in manchen Bereichen sicherlich auch dazu führt, dass man che Punkte nicht so korrekt dargestellt werden, wie sie tat sächlich beabsichtigt sind, und es wird in anderen Bereichen oftmals auch von falschen Voraussetzungen ausgegangen. Aber man kann uns oder der Landesregierung bei dieser Bil dungsplanreform sicherlich nicht vorwerfen, dass wir keine Diskussion, keine Beteiligung einbringen würden. Nicht nur der Beirat als Gremium der Bildungsplanreform hat ein Mit spracherecht, sondern über das Onlineportal der Landesregie rung besteht hier ebenfalls eine Möglichkeit, sich zu beteili gen.
Deshalb überrascht es mich schon, dass ausgerechnet von der Opposition in diesem Zusammenhang davon gesprochen wird, dass die Beteiligung fehle. Schauen Sie sich lieber einmal an, wie groß Ihre Beteiligung in den vergangenen Jahren aussah, und nehmen Sie sich ein Beispiel an der jetzigen Landesre gierung.
Was mich bei der ganzen Diskussion immer wieder über rascht, ist, dass der Bildungsplan als ein reines Politikum dar gestellt wird. Grundsätzlich wird der Bildungsplan von 2004 in seiner Form überarbeitet und fortgeführt – und nicht auf politischen Entscheidungen aufbauend.
Die Fächerverbünde, die Sie 2004 eingeführt haben, haben im Nachgang sehr heftige Kritik erfahren. Es war die jetzige Lan desregierung, die sich die Fächerverbünde genau angeschaut und überprüft hat und zu dem Ergebnis gekommen ist, dass es eben nicht der richtige Weg ist, eine Fachlichkeit in der Mit telstufe herzustellen, sondern dass man versuchen sollte, die Fächerverbünde zurückzuführen, beispielsweise im Grund schulbereich. Der Fächerbund MeNuK ist ein Punkt, den Sie damals „vergeigt“ haben; das Fach Musik spielt in der Grund schule so gut wie keine Rolle. Das wollen wir zurückführen und damit innerhalb des Bildungsplans wieder eine echte Fachlichkeit herstellen und den Bildungsplan an die aktuel len Gegebenheiten anpassen.
Darüber hinaus werden im Rahmen der Bildungsplanreform die aktuellen Geschehnisse als wichtige Themen aufgenom men, und die Leitprinzipien sind dafür wichtige Voraussetzun gen. Ich kann mich nicht erinnern, dass der Beirat am Ende zu dem Ergebnis kam, man sollte die Leitprinzipien komplett überprüfen. Ich selbst habe noch die Frage in den Raum ge stellt: Sollte man von den Leitprinzipien komplett Abstand nehmen? Diese Frage wurde verneint.
Es gab kontroverse Auseinandersetzungen z. B. über die Fra ge, wie das Thema „Kulturelle Bildung“ noch mit aufgenom men wird. Es gab kontroverse Diskussionen über die Frage, wie man den Bereich der Berufsorientierung mit aufnimmt. Aber es wurde nicht grundsätzlich infrage gestellt, dass man Leitprinzipien hat.
Ich finde, es ist ein wesentlicher Bestandteil des Bildungs plans, dass man versucht, aktuelle zeitgenössische Themen wie Berufsorientierung, Medienbildung, Gesundheit und Prä vention, Bildung für nachhaltige Entwicklung und Verbrau cherbildung in den Bildungsplan aufzunehmen. Ich glaube, dass wir da in manchen Bereichen auch mit Ihnen überein stimmen.
Dass jetzt eine Überfrachtung durch das Thema „Sexuelle Vielfalt“ da war, lag sicherlich nicht daran, dass das Thema nun in den Bildungsplan aufgenommen wurde. Denn wir ha ben dazu sehr viele positive Rückmeldungen bekommen.
Ich nenne nur den Landesschülerbeirat, den Landeselternbei rat. Ich habe ein Schreiben der KjG Diözese Rottenburg-Stutt gart bekommen. Alle unterstützen, dass das Thema in der Schule vorkommt, dass der Bildungsplan diese Thematik auf nimmt, damit Schülerinnen und Schüler mit dem Thema „Ak zeptanz und Toleranz“ verstärkt in Kontakt kommen und hier eine breite Akzeptanz geschaffen wird.