Protocol of the Session on July 20, 2011

(Zuruf von der CDU: Die haben wir doch!)

erfordert dies Respekt.

(Abg. Dr. Dietrich Birk CDU: Jetzt reden Sie doch unsere Schulen und unsere Lehrer nicht so schlecht! – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Ermutigen tut je der Lehrer täglich!)

Dazu bedarf es keines frühzeitigen Aussortierens schon in der dritten Klasse. Darum geht es.

Eine ausreichend fördernde Kultur in den Schulen, bei der man die Eltern gut berät, führt letztlich zu einem Erfolg.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Wurde bisher schlecht beraten?)

Sie haben gerade Herrn Baumert zitiert. Herr Baumert hat zu Recht darauf hingewiesen: Etwa 17 % der Eltern in diesem Land, deren Kinder eine Gymnasialempfehlung bekommen haben, nehmen diese nicht wahr.

(Zuruf des Abg. Helmut Walter Rüeck CDU)

Diese Eltern werden aber durch eine verpflichtende Grund schulempfehlung auch nicht gezwungen, ihre Kinder aufs Gymnasium zu schicken, Herr Wacker. Das ist doch schon heute nicht der Fall.

(Zuruf des Abg. Volker Schebesta CDU)

Diese Eltern werden wir nur dadurch ermutigen, ihre Kinder z. B. für das Gymnasium anzumelden, wenn sie die Möglich

keiten haben, wenn wir sie ausreichend ermutigen und bera ten. Die Eltern müssen die Sicherheit haben, dass ihre Kinder trotz des vielleicht bildungsfernen Hintergrunds, trotz der viel leicht bildungsfernen Herkunft auch am Gymnasium gut ge fördert werden. Darum geht es. Auch das hat Herr Baumert gesagt.

Herr Baumert hat übrigens auch gesagt, dass es in BadenWürttemberg u. a. deshalb einen solch großen Zusammenhang zwischen dem Bildungserfolg und der sozialen Herkunft gibt, weil die Kinder zu früh sortiert werden. Er hat uns und Ihnen ins Stammbuch geschrieben: Sorgt dafür, dass die Kinder län ger die Möglichkeit haben, sich und ihre Talente zu entfalten. Genau das wollen wir. Sie haben es gerade zitiert.

(Beifall bei den Grünen und der SPD)

In dieser Frage wollen wir das Schulsystem in Baden-Würt temberg verbessern; denn da haben wir Verbesserungsbedarf.

Ich glaube, dass es darauf ankommt, die Verantwortung – –

(Glocke des Präsidenten)

Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Wacker?

Selbstverständlich.

Frau Ministerin, können Sie, auch wenn dies noch nicht in Ihre Amtszeit fiel, bestätigen – das ist sicherlich Quellen Ihres Hauses zu entnehmen –, dass Herr Professor Baumert bei der Vorstellung des Abschlussberichts des Expertenrats präzise den Rat gegeben hat, an der verbind lichen Grundschulempfehlung nach Jahrgangsstufe 4 festzu halten, weil dadurch die soziale Selektion eher abgemildert werden könne? Dies wird belegt durch eine Pressekonferenz, die anlässlich der Vorstellung des Abschlussberichts des Ex pertenrats abgehalten wurde. Können Sie diese Aussage be legen? Wenn nein, möchte ich Sie bitten, sich diese Zitate zu beschaffen.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP)

Herr Wacker, auch wenn ich nicht bei dieser Pressekonferenz anwesend war, ist mir diese Aussage von Herrn Baumert bekannt.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Dann be stätigen Sie es doch!)

Deshalb habe ich Ihnen doch Folgendes gesagt: Durch eine verbindliche Grundschulempfehlung – ansonsten hätten wir nicht diesen Anteil von 17 % – bewegen Sie die Eltern doch nicht dazu, ihre Kinder am Gymnasium anzumelden.

(Abg. Volker Schebesta CDU: Aber das werden doch nicht die sein, die auf das Gymnasium gehen!)

Sie haben aber die entsprechende Empfehlung. Die Kinder könnten für das Gymnasium angemeldet werden, wenn die Eltern mutiger wären. Unsere Aufgabe ist es, die Eltern durch eine entsprechende Beratung mutiger zu machen.

(Beifall bei den Grünen und der SPD – Abg. Volker Schebesta CDU: Reden Sie doch einmal über die an deren! – Weitere Zurufe, u. a. Abg. Georg Wacker CDU: Weiter!)

Danke, dass Sie mir das Wort erteilen. Ich glaube aber, das macht noch immer der Präsident.

Es kommt darauf an, dass wir die Eltern wirklich gut beraten.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Richtig! Wie bis her auch schon!)

An dieser Stelle möchte ich zweierlei loswerden. Ja, es stimmt: Die Beratung ist nicht überall gleich gut. Auch ich höre von Eltern, dass bei den Entscheidungen teilweise nur nach dem Notenschnitt vorgegangen wird.

Gleichwohl weiß ich, dass wir an den Grundschulen sehr gu te Lehrerinnen und Lehrer haben, die sich sehr viel Mühe ge ben, aber bisher gezwungen waren, ihre Energie in langwie rige Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit der ver pflichtenden Grundschulempfehlung zu stecken, statt das zu machen, was sie können, nämlich die Eltern wirklich zu be raten.

(Glocke des Präsidenten)

Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Poreski?

Natürlich.

Frau Ministerin, können Sie bestätigen, dass in den Bundesländern, in denen es keine ver bindliche Grundschulempfehlung gibt, die soziale Selektion weniger stark ausgeprägt ist als in Baden-Württemberg?

Das sieht ganz so aus.

(Beifall bei den Grünen und der SPD – Lachen bei Abgeordneten der CDU – Abg. Volker Schebesta CDU: Das war aber sehr vorsichtig formuliert!)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich sehe es so, dass wir in Baden-Württemberg unseren Weg gehen sollten.

(Abg. Volker Schebesta CDU: Wir befürchten es!)

Gehen Sie doch einmal hinaus ins Land. Sie bekommen es doch auch ständig mit. Die Eltern sind glücklich.

(Unruhe bei der CDU)

Mir haben Elternverbände auf den Weg gegeben: Endlich öff net ihr den Weg. Endlich befreit ihr die Grundschulen von die ser Last, dass in den letzten zwei Jahren im Wesentlichen für Noten gelernt werden muss. Endlich lasst ihr es zu, dass wir unsere Kinder unabhängig vom Notendruck fördern können.

Es geht doch darum, dass Kinder Lust beim Lernen verspü ren. Sie sollen aber nicht unter Druck gesetzt werden, einen Bildungsabschluss anzustreben, über den bereits in der vier ten Klasse entschieden wird.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Wird alles schon in der vierten Klasse entschieden? Keine Alternati ve?)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie haben auch da nach gefragt, was wir künftig vorhaben und wie es künftig weitergehen soll.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Die Grundschulen brauchen auch Ressourcen!)

Selbstverständlich – das haben mir auch Grundschullehrerin nen und Grundschullehrer mitgeteilt – brauchen wir ein ent sprechendes Coaching- und Fortbildungsprogramm.

Aber ich sage noch einmal sehr deutlich: Wenn sich die Grund schullehrerinnen und Grundschullehrer nicht mehr mit lang wierigen Auseinandersetzungen herumplagen müssen, son dern das tun können, wofür sie wirklich da sind und was sie tun wollen, nämlich die Eltern zu beraten, dann nehmen wir schon sehr viel Druck aus dem Kessel.

Selbstverständlich werden wir ein entsprechendes Fortbil dungsprogramm anbieten. Wir werden auch dafür sorgen, dass es eine verbindlichere Kooperation zwischen den Grundschu len und den weiterführenden Schulen gibt.