Protocol of the Session on October 9, 2013

eine klare Position zum Thema Steuererhöhung, eine klare Po sition dazu, wie Sie vorhaben, den Haushalt tatsächlich zu

konsolidieren, eine klare Aussage zum Thema Bürgerbeteili gung. Wie wollen Sie die Menschen wieder motivieren? Wie wollen Sie die Gegner des Nationalparks wieder an Bord ho len? Wie wollen Sie die Menschen auf den Fildern wieder an Bord holen? Wie schaffen Sie wieder Vertrauen bei den Mu sikhochschulen? Wie motivieren Sie unsere Beamtinnen und Beamten?

(Zuruf des Abg. Dr. Stefan Fulst-Blei SPD)

Klare Aussagen von Ihnen sind erforderlich, wann Sie end lich anfangen, Ihre wohlfeilen Worte auch in handfeste Taten umzusetzen.

Hören Sie dabei auf, zu belehren, zu versprechen und zu be schönigen. Fangen Sie endlich an zu schaffen, zu ackern, zu handeln. Beginnen Sie endlich zu regieren.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP)

Für die Fraktion GRÜNE spricht die Kollegin Lindlohr.

Herr Präsident, liebe Kol leginnen und Kollegen! Herr Hauk, mir ist nach Ihrer Rede so wenig klar wie zuvor, was Sie eigentlich für die Aufgaben des Landtags von Baden-Württemberg halten. Sie haben eine Ak tuelle Debatte mit dem Titel „Trittin versus Kretschmann...“ beantragt. Ist das Parlament für Sie jetzt eigentlich so eine Art Schaubude hinsichtlich des Innenlebens bundesdeutscher Par teien?

(Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Dabei sind Sie so schön schwarz-grün angezogen, Frau Kollegin!)

Herr Kollege, für die nicht geschulten Augen: Das ist blau.

(Heiterkeit und Beifall bei den Grünen – Abg. Volker Schebesta CDU: Für die CSU allein reicht es nicht!)

Wenn wir diesen talkshowartigen Titel hier zum Prinzip ma chen würden, welche Debatte steht dann wohl als Nächstes auf unserer Tagesordnung? Wie wäre es mit „Wenn sich zwei Schwarze nicht das Schwarze unter dem Fingernagel gönnen – Angela Merkel versus Horst Seehofer“ oder wahlweise auch mit „Peter Hauk versus Stefan Mappus“?

(Beifall bei den Grünen – Lebhafter Widerspruch bei der CDU – Abg. Martin Rivoir SPD: Getroffene Hun de! – Abg. Dr. Stefan Fulst-Blei SPD: Die können es auch updaten!)

Das haben wir aber nicht beantragt. Ich fände das auch ab surd, und das ist auch nicht unser Parlamentsverständnis.

(Beifall des Abg. Andreas Schwarz GRÜNE)

Weil wir gerade beim Verständnis der Rollen im Staat sind, gehe ich gern auf Ihre Rede ein, Herr Hauk. Ich glaube, Sie haben nicht mitbekommen, dass der Bundesratspräsident am Tag der Deutschen Einheit eine viel beachtete und, wie ich denke, im Bund und in den Ländern sehr gut aufgenommene Rede gehalten hat, in der er dafür warb, die Finanzbeziehun gen zwischen dem Bund und den Ländern ab 2019 neu zu ord nen.

(Zurufe von der CDU: Sie meinen den Bundespräsi denten!)

Ich finde, das war ein sehr guter Vorstoß.

(Abg. Edith Sitzmann GRÜNE: Sie waren doch da bei, Herr Hauk!)

Wir sind hier auf Kooperation getrimmt, damit wir auch wirk lich zu Ergebnissen kommen, und dies im Gegensatz zu Ih nen, die Sie auf Krawall gebürstet sind.

(Beifall bei den Grünen und der SPD)

Dass Sie ausgerechnet den Endlagervorstoß des Ministerprä sidenten kritisieren, ist mir völlig unverständlich. Ich sehe, dass Sie nicht in der Lage sind, Verantwortung zu überneh men. Sie hängen Ihr Fähnchen in den Wind.

(Abg. Karl Zimmermann CDU: Wenn das einer macht, dann ist das der Ministerpräsident!)

Ich bin sehr froh, dass mithilfe des Landes Baden-Württem berg die Suche nach einem bundesweiten Endlagerkompro miss jetzt in Gang gekommen ist, sodass diese Kommission nun tagen kann. Das war ein sehr guter Beitrag des Minister präsidenten und Baden-Württembergs zum Wohle Deutsch lands.

(Beifall bei den Grünen und der SPD)

Ich verstehe auch gar nicht, worüber Sie sich beim Thema Steuern so aufregen. Winfried Kretschmann und Jürgen Trit tin haben verschiedene Aufgaben. Der eine ist Ministerpräsi dent des Landes Baden-Württemberg, und der andere war Spitzenkandidat der Partei Bündnis 90/Die Grünen.

(Abg. Winfried Mack CDU: Ist das neu?)

Darum hat der Ministerpräsident dem Spitzenkandidaten vor der Wahl einen Brief geschrieben und darin mitgeteilt, wel chen Steuervorschlägen er im Bundesrat zustimmen werde und dass er solchen, die eine Substanzbesteuerung von Per sonenunternehmen bedeuten würden, eben nicht zustimmen werde.

(Abg. Winfried Mack CDU: Und was hat Trittin zu rückgeschrieben?)

Damit haben Ministerpräsident Kretschmann und Minister Schmid vor der Wahl gemeinsam baden-württembergische In teressen auf Bundesebene eingebracht, und das war wirklich ein guter Zug.

(Beifall bei den Grünen)

Übrigens: Wenn Sie wirklich einmal über tiefe persönliche Konflikte in der Politik und deren Folgen klagen wollen, emp fehle ich, statt der Betrachtungen des grünen Innenlebens doch einmal über sich selbst zu klagen. Ich bin jetzt seit elf Jahren mit Landespolitik befasst

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Was? Seit dem Kin dergarten?)

und muss Ihnen wirklich sagen: Einen solchen Hass, eine sol che Verachtung wie zwischen der Teufel-Fraktion und der Oet tinger-Fraktion der Landes-CDU habe ich noch nie erlebt.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD – Unruhe bei der CDU)

Aus der Teufel-Fraktion wurde dann die Mappus-Fraktion, und so lebt dieser sehr bedeutende Konflikt der baden-württem bergischen Landespolitik in Ihnen, die Sie heute hier sitzen, bis heute fort und hat nicht nur Feindschaft in Ihren Reihen, sondern auch schlechte Loyalitäten erzeugt. Wegen dieser schlechten Loyalitäten aufgrund dieses Konflikts hatte sich hier im Landtag der damalige Vorsitzende des derzeitigen Un tersuchungsausschusses mit dem Hauptzeugen Mappus gegen den Untersuchungsausschuss und dessen Aufklärungsauftrag verbündet. Das hat es in der deutschen Parlamentsgeschichte meines Erachtens noch nicht gegeben. Wenn Sie, die CDU, diesen Konflikt einmal klärten, würden Sie sicherlich diesem Haus und dem Land einen Dienst tun.

(Beifall bei den Grünen und der SPD – Zuruf des Abg. Werner Raab CDU)

Nun ist die Bundestagswahl vorbei. Die Parteien beraten über die Ergebnisse. Wir Grünen nehmen das Votum der Bürgerin nen und Bürger ernst, wollen daraus lernen und uns weiter entwickeln.

(Abg. Dr. Wolfgang Reinhart CDU: Ein Prozent mi nus!)

Ich weiß nicht, wie Sie das machen, aber wir machen das nicht nach persönlichen Befindlichkeiten, sondern analytisch und an der Sache entlang,

(Lachen bei der CDU)

sodass wir, ob wir darum gebeten haben oder nicht, auf ein mal aus Ihren Reihen dafür gelobt werden. So sagte letzte Wo che Armin Laschet, Vorsitzender der NRW-CDU, die Grünen würden offen analysieren, und am Montag lobte CDU-Gene ralsekretär Hermann Gröhe die selbstkritische Analyse und sagte – Zitat –: „Das eröffnet uns neue Gesprächsmöglichkeiten.“

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Das ist auch gut so!)

Wer hat jetzt recht – Sie, die Sie hier versuchen, grüne Debat ten zum Skandal zu erheben, oder Ihre Vorturner in Berlin und Düsseldorf, die ebendas loben? Das, was Sie hier erzählen, passt nicht zusammen.

(Beifall bei den Grünen und des Abg. Claus Schmie del SPD)

Überhaupt können wir uns als Grüne außerhalb dieser Mau ern im Moment gar nicht vor Zuneigungsbekundungen der CDU retten. Ihr Landesvorsitzender, Herr Strobl, hat gleich nach der Wahl ernsthafte Sondierungen gefordert – das hat er zumindest behauptet –, und am Montag hat er im SWR sogar beklagt, dass es längst Schwarz-Grün gäbe, wenn nur Herr Mappus nicht gewesen wäre. Sie, Herr Hauk, sagten laut „Stuttgarter Zeitung“ am 25. September – Zitat –:

Die CDU Baden-Württemberg kann sich eine schwarzgrüne Koalition im Bund vorstellen....

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Sehr schön! Machen Sie es doch!)

„Ich glaube, es gibt eine Reihe von Gemeinsamkeiten mit den Grünen“,...

Was denn nun? Morgen finden die Sondierungsgespräche statt, und heute veranstalten Sie hier so ein Geschrei.

(Beifall bei den Grünen – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Sagen Sie noch etwas zu den Steuern, zum Thema! – Zuruf des Abg. Karl Zimmermann CDU)