Protocol of the Session on May 16, 2013

Die Staatsrätin, die schon beim Filderdialog

(Abg. Werner Raab CDU: Wo ist sie denn?)

na ja, sie wird wahrscheinlich wieder irgendwo Dialoge füh ren, die zu keinem Ergebnis kommen –

(Unruhe)

den Leuten vor Augen geführt hat, sie dürfen zwar mitreden, aber nicht mit entscheiden, hat an dieser Stelle geäußert: „Bür gerbeteiligung heißt, Prozesse mitzugestalten, nicht sie zu ent scheiden.“ Das war beim Filderdialog schon so. Auch an die ser Stelle wird wieder deutlich: Sie ist keine Staatsrätin für Bürgerbeteiligung, sondern eine Staatsrätin für Bürgerveräp pelung – wie die gesamte Landesregierung, die den Willen der Bürger nicht ernst nimmt.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP/DVP)

Das gilt auch für den SPD-Teil der Landesregierung. Herr Kollege Schmiedel, Sie haben sich ja in dieser Debatte eben falls besonders hervorgetan und haben den Leuten vor Ort er klärt – ich darf Sie zitieren –:

Ich trage das Geld nicht dahin, wo ich mit Argusaugen angeschaut werde.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende trägt also das Geld irgendwo hin.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Seines, oder was?)

Wenn man sich das Abstimmungsergebnis anschaut, scheint es so zu sein, dass man Sie, Herr Schmiedel, überall mit Ar gusaugen anschaut; das können wir auch verstehen.

(Vereinzelt Heiterkeit)

Ihre Aussage macht deutlich, mit welchem Geist Sie diesen Nationalpark durchsetzen wollen,

(Abg. Thomas Blenke CDU: Erpressung!)

dass Sie nämlich mit den Eurobündeln winken und erklären: „Seid doch dafür!

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: „Seid brav, dann kriegt ihr was“!)

Macht doch mit! Dann kriegt ihr Geld, dann profitiert ihr.“ Das ist dasselbe Prinzip wie bei der Durchsetzung der Ge meinschaftsschule.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Krämerseelen!)

Aber auf diese Art und Weise kann man nicht Politik machen. Man kann nicht Politik machen, indem man ein paar Funkti onsträgern mit dicken Geldbündeln winkt

(Abg. Beate Böhlen GRÜNE: Bitte?)

und dann erklärt: „Was die Bevölkerung sagt, ist uns aber egal. Wir erkaufen uns den Erfolg. Wir erkaufen uns auch einen sol chen Nationalpark.“

(Abg. Andreas Schwarz GRÜNE: Das hat keiner von uns gesagt!)

Das wird nicht funktionieren, meine Damen und Herren.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP/DVP und der CDU – Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE: Das ist Po lemik! – Zuruf der Abg. Beate Böhlen GRÜNE)

Dieser Nationalpark ist tot, meine Damen und Herren; Sie ha ben es nur noch nicht gemerkt. Sie können ihn auch als leere Hülse umsetzen. Aber dann werden Sie feststellen, dass er nicht funktionieren wird. Glauben Sie im Ernst, dass die Art und Weise, in der Sie mit den Menschen vor Ort umgehen, die Stimmung hebt? Dieses Gutachten geht von touristischen Chancen aus. Diese mögen auch real vorhanden sein. Aber glauben Sie im Ernst, Sie können diese touristischen Chancen umsetzen, wenn in der Region der Protest hochkocht?

Was glauben Sie, wie das – auch diese Debatte – bei den Men schen vor Ort ankommt?

(Zuruf des Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP)

Sie tragen die Verantwortung dafür, meine Damen und Her ren, wenn sich der Protest radikalisiert – so, wie Sie mit den Menschen umgehen.

(Oh-Rufe von den Grünen – Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE: Ausgerechnet der Brandstifter!)

Glauben Sie im Ernst, der Tourismus wird seine Chancen wahrnehmen können, wenn sich dieser Protest radikalisiert? Glauben Sie im Ernst, dass dann die Menschen vor Ort in den Nordschwarzwald kommen, um dort den Tourismus und den Nationalpark zu genießen? Meine Damen und Herren, ich kann Ihnen nur zurufen:

(Abg. Alfred Winkler SPD: Lieber nicht!)

Kehren Sie um!

(Abg. Alfred Winkler SPD: Lieber nicht!)

Setzen Sie zumindest diesen Prozess aus. Sie haben erklärt, in vier bis sechs Wochen solle die Gebietskulisse kommen. Wollen Sie im Ernst vier bis sechs Wochen nach diesen Volks befragungen den Menschen im Nordschwarzwald sagen: „Wir machen das trotzdem“? Wollen Sie den Menschen in Baiers bronn, in Enzklösterle, in Bad Wildbad sagen: „Wir machen das trotzdem; uns interessiert nicht, was Sie entschieden ha ben“?

Ich kann Ihnen nur raten: Reden Sie mit den Leuten. Versu chen Sie, sie zu überzeugen. Setzen Sie diesen Prozess aus, und überlegen Sie sich, ob Sie vielleicht mit angemessener

zeitlicher Differenz diesen Prozess wieder neu beginnen kön nen. Ober überlegen Sie sich meinetwegen, wenn Sie partout dem NABU und dem BUND einen Nationalpark nachweisen müssen, ob Sie ihn vielleicht irgendwo anders einrichten. In dieser Region vor Ort werden Sie es nicht machen können. Das wird scheitern. Die Frustration der Menschen wird hoch sein, so wie Sie mit dem Bürgerwillen umgehen. Das ist sym ptomatisch für Ihre angebliche Politik des Gehörtwerdens. Diese ist bei diesem Prozess gründlich demaskiert worden, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU)

Das Wort für die Frakti on GRÜNE erteile ich der Frau Fraktionsvorsitzenden Sitz mann.

Frau Präsidentin, liebe Kol leginnen und Kollegen! Vonseiten der Opposition ist jetzt im mer von „den Menschen“ gesprochen worden.

(Abg. Dr. Patrick Rapp CDU: Hätten wir über „die Bäume“ reden sollen?)

Da muss man sich ja einmal fragen: Wen genau meinen Sie?

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Die Betroffenen!)

Es gab in sieben Gemeinden, von denen sich sechs im Such raum befinden, ein Bürgervotum, ein Bürgermeinungsbild; das ist richtig.

(Abg. Dr. Patrick Rapp CDU: Befragung!)

Da gab es Aussagen gegen das Projekt.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Klare!)

Die Mehrheit derjenigen, die ihr Votum abgegeben haben, ha ben zum Ausdruck gebracht, dass sie gegen das Projekt sind. Es gab aber andere Abstimmungen – wir hatten Baden-Baden als Beispiel angeführt –,

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Volksab stimmung!)

bei denen sich Repräsentanten der Bevölkerung – die vertre ten auch Menschen –

(Abg. Arnulf Freiherr von Eyb CDU: Das dachten wir früher auch!)

für den Nationalpark ausgesprochen haben. In einer Abstim mung unter den Mitgliedern des Vereins „Naturpark Nord schwarzwald“ – es sind knapp 110 Mitglieder – haben über 100 Ja zum Nationalpark gesagt.