Das Landschaftsbild und unsere Wahrnehmung dieses Bildes muss sich anpassen und wird sich auch anpassen. Dies erfährt man überall dort, wo bereits Anlagen entstanden sind: Im ho hen Norden, aber auch bei uns in Südbaden gibt es vereinzelt „gallische Dörfer“, in denen man schon weiter ist als im Land insgesamt. Dort gibt es sogar schon Tourismusangebote zu den Windrädern oder zu den energieautarken Kommunen. Das ist beispielhaft.
Die heutigen dreiflügligen Windenergieanlagen haben, die Verluste durch Getriebe und Transformation eingerechnet, Wirkungsgrade von über 30 %. Dies steht, Herr Zimmermann, im Gegensatz zu Ihrer Annahme. Sie hatten in der „Eßlinger Zeitung“ geäußert, der Wirkungsgrad betrage nur 7 %.
Sehr geehrte Damen und Herren, die Antriebsenergie Wind ist kostenlos; sie wird von der Natur zur Verfügung gestellt. Wir möchten Sie einladen, sich an der Energiewende zu beteiligen und die regenerativen Energien zu fördern. Das heißt auch, beispielweise die Windenergie nicht weiter zu verteufeln.
Die Bürgerinnen und Bürger in unserem Land haben die Ener giewende gewollt. Darum wurde mit der Regierungsübernah me auch die „Spargelsaison“ beendet. Denn der Wind bläst schließlich das ganze Jahr über.
Herr Kollege Schoch, Sie haben, indem Sie auf eine Äußerung von mir Bezug genom men haben, eine Zwischenfrage provoziert. Genau das ist der Grundfehler bei den Grünen; es tut mir leid, das sagen zu müs sen. Sie haben vorher definitiv gesagt: Wir wollen eine instal lierte Leistung von 3 600 MW im Land haben. Gehen wir ein mal von modernen Anlagen aus, dann sind das 1,5 MW pro Rad.
Wir können auch annehmen, dass die Leistung ein bisschen mehr beträgt; vielleicht kommt man auch auf 2 MW. – Der zeit haben wir bei etwas unter 1 MW pro Rad eine installier te Leistung von über 300 MW. Jetzt reden Sie vom Wirkungs grad. Das ist Ihr Grundfehler. Es geht nicht um den Wirkungs grad, den uns der Energieversorger bieten muss, sondern es geht um die gesicherte Leistung.
Da darf ich Ihnen die Aussage der Ethikkommission „Siche re Energieversorgung“ vom Mai 2011 vorhalten. Darin steht: Als gesicherte Leistung – als gesicherte Leistung; ich will Sie nur fragen, ob Sie den Unterschied kennen –
sind bei der Windenergie im Bundesdurchschnitt 7 % der in stallierten Leistungen anzusehen. Dabei wurden überwiegend Windräder in Niedersachsen bewertet. Fachleute sagen, in Ba den-Württemberg sind es 3 bis 7 %.
Ist Ihnen bekannt, dass auch bei den von Ihnen als Ziel ge nannten 3 600 MW installierter Leistung von einer gesicher ten Leistung von – zu Ihren Gunsten gerechnet – nur rund 250 MW bis 300 MW auszugehen ist? In Baden-Württemberg
können wir nur von 3 bis 5 % ausgehen; wenn wir von 7 % wie im Bundesdurchschnitt ausgehen, kommen wir auf 300 MW maximal. Dabei benötigen wir in Baden-Württemberg 7 000 bis 10 000 MW.
Meine Frage war doch klar, ob Sie den Unterschied zwischen installierter Leistung und Wirkungsgrad kennen und ob Sie wissen, dass die Räder ma ximal 300 MW – –
Mir ist das schon bewusst. Mir ist das klar. Aber Sie verhalten sich mit dieser Ausfüh rung sozusagen wie Don Quijote.
Die nächste Zwischenfrage stellt Kollege Dr. Rapp. Dann kön nen Sie sich noch einmal melden, Kollege Zimmermann.
Herr Schoch, ich habe eine Frage: Welche Formen der regenerativen Energieerzeugung kennen Sie noch außer der Windkraft?
(Zuruf: Energieeinsparung! – Zuruf von der SPD: Kennen Sie den Wirkungsgrad von der Opposition? – Zurufe von den Grünen)
Zur Energieeffizienz? Wir führen heute eine Debatte über die Windenergie. Aber ich kann Ihnen auch sagen, dass die Energieeffizienz ganz be stimmt einen ganz bedeutenden Anteil in unserem Energiekon zept ausmacht. Hieran müssen wir natürlich genauso arbeiten, damit die Energieeffizienz verbessert wird.
(Abg. Claus Schmiedel SPD: Warum nicht Jimmy? Zimmermann müsste ran! – Gegenruf des Abg. Karl Zimmermann CDU: Sie wissen doch, wer etwas von der Materie versteht, ist in diesem Haus immer im Vorteil! – Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Der kneift!)
Frau Präsidentin, meine sehr ge ehrten Damen und Herren! Es ist schon interessant, dass wir heute eine Aktuelle Debatte, beantragt von den Grünen und der SPD, zum Thema Windkraft haben. Es ist ja kein neues Thema. Aber was ist denn in der Zwischenzeit geschehen? Wir hatten in Berlin gemeinsam über alle Fraktionsgrenzen hinweg einen Energiekonsens beschlossen und haben jetzt die Möglichkeit, bei diesem über Jahrzehnte umstrittenen Thema im Bereich der Energiepolitik tatsächlich zu einem Konsens zu kommen. Das ist natürlich sehr wichtig, denn wir haben nur noch zehn Jahre Zeit, die Energiewende hier in BadenWürttemberg mit voller Kraft einzuleiten.
Was haben wir denn bis jetzt von der neuen Landesregierung gehört und gesehen? Es gab nur Windkraft. Etwas anderes ha ben Sie nicht zu bieten. Ich muss dazu schon die Frage stel len: War unser Energiekonzept in Baden-Württemberg so gut, oder haben Sie nicht die Kraft der Reformation in anderen Ge bieten, um ein neues gesellschaftliches Bürgerprojekt der Energiewende auf ganzer Breite einzuleiten? Beides halte ich für möglich.
Dazu muss man natürlich sagen, meine Damen und Herren – auch das gehört zur Wahrheit –: Mit dem Energiekonsens, der in Berlin entschieden wurde, wird Baden-Württemberg zum Stromimportland. Baden-Württemberg muss sich als Indust rieland sehr wohl schnell darum kümmern, dass wir zur Ver sorgungssicherheit genügend Energie – und zwar bezahlbar – zur Verfügung stellen können.
Meine Damen und Herren, da beißt die Maus keinen Faden ab: Ohne neue Netze und ohne große Stromspeicher wird die Energiewende nicht gelingen. Ich fordere Sie, vor allem die Fraktion GRÜNE, von hier aus auf, bei Ihren Leuten vor Ort in Atdorf endlich dafür zu sorgen, dass wir auch neue Spei cher bauen können. Denn sonst wird die Energiewende nicht gelingen.