(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Hört, hört! – Zurufe der Abg. Sandra Boser und Edith Sitzmann GRÜNE sowie Dr. Stefan Fulst-Blei SPD)
Ganz besonders bezeichnend ist Folgendes, Frau Kollegin Sitzmann – guten Morgen; es freut mich, dass Sie sich jetzt
auch in die Debatte einbringen –: Ihre Kollegin in Niedersach sen, eine gewisse Frau Piel, bezeichnet das Gymnasium als „eine Veranstaltung, wo sich Unternehmerkinder zusammen rotten“. – Zitatende.
So denken Grüne über Gymnasien. Meine Damen und Her ren, Sie behaupten immer, Sie wollten den Bildungserfolg von der Herkunft abkoppeln, aber Ihr eigentliches Ziel ist es, den Bildungserfolg von der Leistung abzukoppeln.
(Beifall bei der FDP/DVP und der CDU – Abg. Ale xander Salomon GRÜNE: Sie haben noch kein Wort zum Thema der Aktuellen Debatte gesagt!)
Wir wollen nicht die eine Schule für alle Kinder, sondern wir wollen für jedes Kind die richtige Schule. Das ist der Unter schied, meine Damen und Herren.
(Lachen des Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE – Abg. Alexander Salomon GRÜNE: So sieht Ihr Frieden aus!)
Die Gemeinschaftsschule kann durchaus Teil eines vielglied rigen und differenzierten Schulwesens in Baden-Württemberg werden. Wir akzeptieren das. Aber Sie müssen auch akzeptie ren, dass es andere erfolgreiche Schultypen gibt wie beispiels weise das Gymnasium.
(Abg. Edith Sitzmann GRÜNE: Wer hat denn das Gymnasium und die Realschule gestärkt, Herr Rül ke? Sie nicht!)
Wenn Sie wirklich einen Schulfrieden wollen, dann schmei ßen Sie dieses Papier „Gymnasium 2020“ in den Papierkorb.
wenn Sie wiedergewählt werden. Deshalb muss die Wieder wahl dieser Regierungskoalition verhindert werden.
in einer Debatte – danke, danke –, in der Sie, liebe Kollegin nen und Kollegen, aufgrund welcher psychischen Gesamtkon stitution auch immer, die Abschaffung herbeireden wollen.
Lassen wir einmal die letzten Monate Revue passieren. Ich will einmal wiedergeben, was wir angeblich bereits alles ab geschafft haben oder an welcher Abschaffung wir vermeint lich arbeiten: Diese Landesregierung schafft die Gymnasien ab, diese Landesregierung schafft die Realschulen ab.
(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Ja, richtig! – Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Sich selbst ab schaffen!)
Wenn es einmal einen Tag ein bisschen weniger oder kleiner geht, dann schafft diese Landesregierung das Fach Biologie ab, am übernächsten Tag schafft diese Landesregierung
Wenn ich einmal ganz genau hinschaue – lieber Herr Wolf, da hätte ich mir schon einen ernsthafteren Zugang auch von Ih rer Seite gewünscht –, muss ich sagen: Es ist nicht möglich, etwas abzuschaffen, was es in Baden-Württemberg, jedenfalls in der Sekundarstufe I, nicht gibt. Sie waren diejenigen, die Informatik im Jahr 2004 aus dem Bildungsplan herausgestri chen haben, meine sehr geehrten Damen und Herren.
(Beifall bei den Grünen und der SPD – Abg. Andre as Deuschle CDU: Wollen Sie bestreiten, dass es In formatik gegeben hat?)
Herr Wolf, das ist keine Verteidigungslinie. Es ist nur ein Hin weis darauf, dass es vielleicht auch Lernerfolge gibt.
Der Lernerfolg bei Ihnen tritt ja vielleicht ein, aber dann müs sen Sie mir auch Inhalte liefern und nicht nur plakative Über schriften. „Bildungspolitik ohne Plan“, das ist Ihr Titel für die Aktuelle Debatte. Ich würde vielmehr von „Oppositionspoli tik ohne Plan“ sprechen,
denn diejenigen, die für den derzeit an unseren Schulen um gesetzten Bildungsplan Verantwortung getragen haben, das waren Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren von CDU und FDP/DVP. Wenn Sie mir erzählen wollen, dass 2004 das Thema Informatik noch keine Rolle gespielt habe, dann soll
ten Sie sich auch in diesem Zusammenhang einmal die Infor mationen beschaffen, meine sehr geehrten Damen und Her ren.
In Baden-Württemberg – das sage ich noch einmal ganz deut lich; es wurde ja bereits von Frau Boser und von Herrn Kol legen Fulst-Blei erwähnt – gibt es im Hinblick auf den der zeitigen Bildungsplan ein Informatikangebot in der Oberstu fe des Gymnasiums, ein Informatikangebot an unseren beruf lichen Schulen und dort auch an den beruflichen Gymnasien. Dort wird mit großem Engagement dafür gesorgt, dass die Schülerinnen und Schüler auf die Zeit nach der Schule – sei es in der Ausbildung, sei es im Studium – sehr gut vorberei tet werden. Aber, meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn wir die Frage stellen, welche Inhalte notwendig sind, um die jungen Menschen auf diese Zeit nach der Schule vor zubereiten, dann sollte der Blick ein bisschen weiter gehen, als nur auf die Frage gerichtet zu sein, ob Informatik als eige nes Fach angeboten wird oder nicht. Das beantwortet nämlich nicht in Ernsthaftigkeit und in notwendiger Tiefe die eigent lich wichtigen Fragen, meine sehr geehrten Damen und Her ren.
Wir, die Landesregierung, haben in diesem Bildungsplan, der in den kommenden Jahren an unseren Schulen eingeführt wird, deutlich gemacht, dass Medienbildung als Leitperspek tive über alle Schulfächer hinweg, über alle Jahrgangsstufen hinweg altersgemäß unterrichtet werden muss. Das wird eine deutlich stärkere Akzentuierung sein als bei dem, was von Ih nen 2004 angelegt wurde. Denn das, was andere Bundeslän der teilweise gemacht haben, nämlich die feste Verortung in einem Fach, die Zuweisung von Stunden aus der Kontingent stundentafel, haben Sie nicht gemacht.
Wenn Sie heute mit den Schulen sprechen, wissen Sie, dass es vor Ort eher die Ausnahme ist, dass aus dem Bereich der Informationstechnischen Grundbildung, ITG, überhaupt An gebote gemacht werden. Ich finde es deswegen sehr, sehr be achtlich, dass an unseren Gymnasien in Baden-Württemberg – eher in Richtung der Oberstufe – hierzu bereits 360 Arbeits gemeinschaften von Lehrerinnen und Lehrern angeboten wer den. Aber dazu haben Sie überhaupt keinen Beitrag geleistet.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, man sollte über die Fragen nachdenken: Soll Informatik ein eigenständiges Fach sein? Ab wann soll dies unterrichtet werden? Und auch: Ab wann kann es unterrichtet werden? Denn Informatik setzt auch eine gewisse Abstraktionsfähigkeit voraus.
Wenn wir heute über den Komplex „Medienbildung, Medien nutzung“ sprechen, dann dürfen wir dies nicht auf die Frage „Informatikunterricht, ja oder nein?“ verengen. Denn, meine sehr geehrten Damen und Herren, es geht heute in dieser Welt ganz wesentlich um die Frage, wie junge Menschen mit Me dien umgehen, wie sie Medien nutzen, ob sie sie verantwort lich nutzen und das eigene Verhalten reflektieren können. Es kann niemanden verwundern, wenn auch heute über dpa wie der eine große Meldung kommt, dass gut ein Drittel der Schü ler Opfer von Cybermobbing sind.
Wir, die Landesregierung, wollen dafür sorgen, dass der ver antwortliche Umgang mit Medien die Grundlage ist, auf der alle Jugendlichen – nicht nur am Gymnasium, sondern an al len Schulen – aufbauen. Denn wir glauben, dass es in Zukunft die wesentliche Herausforderung sein wird, wie Kinder mit, in und durch Medien lernen werden, meine sehr geehrten Da men und Herren.