Protocol of the Session on June 10, 2015

Gleiches gilt auch für die musikalischen Ausbildungsstätten, seien es Ochsenhausen, Schloss Kapfenburg, die Bundesaka demie in Trossingen oder die beiden Akademien der Blasmu sikverbände in Staufen und Kürnbach.

Ich verschone Sie mit Detailzahlen,

(Abg. Dr. Reinhard Löffler CDU: Danke!)

aber ich möchte dennoch drei Punkte hervorheben. Ich wer de nicht so lange brauchen wie Frau Kurtz.

(Zuruf: Auf die Qualität kommt es an!)

Erstens: Wir fördern die zeitgenössische Musik und die Inno vation. Unter Beteiligung des Wissenschaftsministeriums wur de das Netzwerk Neue Musik gegründet. Außerdem wurde die institutionelle Förderung im Bereich der zeitgenössischen Mu sik wesentlich erhöht.

Mit dem Innovationsfonds Kunst hat die Landesregierung ein neues Förderinstrument geschaffen. Fast 4 Millionen € sind seitdem in künstlerische Projekte geflossen. Allein auf die Sparte Musik entfielen rund 30 %. Das sind mehr als 1 Milli on € für innovative musikalische Projekte. Ist das nichts?

(Beifall bei Abgeordneten der Grünen – Abg. Alex ander Salomon GRÜNE: Ja, super!)

Zweitens: Wir haben die Mittel für die Amateurmusik, die in den vergangenen Jahren, zu Zeiten der CDU-Regierungen, drastisch gekürzt worden sind, wieder erhöht. Hier steht zu sätzliches Geld zur Verfügung, das vor allem für die musika lische Aus- und Weiterbildung auch auf dem Gebiet der Chor- und Orchesterleitung ausgegeben wird. Gerade in diesem Be reich, in dem Sie soeben versucht haben, etwas zu bemängeln, haben wir etwas getan.

Drittens – und das an dieser Stelle als Letztes – ein ganz ak tuelles Beispiel: Für die Jazzförderung geben wir im diesem Jahr mehr als doppelt so viel wie im vergangenen Jahr aus. Jazz ist hoffentlich auch für Sie Musik, ja?

(Beifall bei Abgeordneten der Grünen)

Das Geld fließt dort in die Nachwuchsförderung. Wir fördern überall im Land Jazzfestivals, unterstützen professionelle Mu sikerinnen und Musiker überall dort, wo es nötig ist.

Überall Erhöhungen, Verbesserungen, neue Fördermöglich keiten, die wir geschaffen haben –

(Abg. Alexander Salomon GRÜNE: Höher, weiter, schneller!)

ob beim Jazz, in der Amateurmusik, in den Blasmusik- und den Chorverbänden, bei der Spitzenförderung oder bei neuen Musikprojekten. Ich frage mich: Sieht so der Untergang – nicht des Abendlands – des Musiklands Baden-Württemberg aus? Ich sage Ihnen: Nein, mitnichten. Das wissen Sie eigent lich so gut wie ich.

Dieser Regierung ist Kultur, dieser Regierung sind Kunst und Musik etwas wert.

Kurz nachdem ich meinen Job als kulturpolitischer Sprecher übernommen habe, hörte ich den zum Nachdenken anregen den Satz: „Heutzutage kennt jeder den Preis, aber niemand den Wert.“ Das gilt nicht mehr unter dieser grün-roten – nicht rot-grünen, wie Sie gesagt haben – Landesregierung. Wir wis sen um den Wert der Kultur in Baden-Württemberg, und die hat ihren Preis.

Ich weiß, Geld allein ist nicht alles. Musik und Gesang ma chen uns reich. Jenseits von Leistungsgedanken und Indivi dualisierung der Gesellschaft überwinden wir damit Grenzen. Aber ohne die Zuschüsse von Land und Kommunen im mu sisch-ästhetischen Bereich könnten sich die Kreativen eben nicht weiterentwickeln – nicht in dem Maß, wie wir es uns wünschen und wie es für die Gesellschaft notwendig ist.

Deshalb ist jeder Cent, den wir in Kunst und Musik investie ren – egal, ob Spitzen- oder Breitenkultur –, gut investiertes Geld. Das wissen wir, und deshalb können wir mit Fug und Recht behaupten: Ja, Baden-Württemberg ist das Land, in dem klassische Musik und neue Musik, in dem Pop und Jazz, in dem Blasmusik und Chorgesang blühen und gedeihen – kurz: d a s Musikland. Und das soll und wird auch so bleiben.

Vielen Dank.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD – Abg. Alexander Salomon GRÜNE: Beste Rede heu te!)

Für die SPD-Fraktion erteile ich Frau Abg. Heberer das Wort.

Sehr geehrter Herr Präsident, lie be Kolleginnen und Kollegen! Mit ihrer Großen Anfrage zum Musikland Baden-Württemberg beschwört die CDU-Frakti on die Gefahr des Niedergangs der Kultur in Baden-Württem berg herauf. Da fragt man sich: Wodurch ist die Sicht auf die Kunst verstellt?

Ich meine, das Gegenteil ist der Fall. Wir können Musik – und wie! –, von der klassischen über die zeitgenössische Musik bis hin zu Jazz und Pop, in den großen Städten, im ländlichen Raum, professionell, semiprofessionell, in Hochschulen, in Schulen, in Theatern, Vereinen, Jazzklubs usw.

Baden-Württemberg ist unbestritten bundesweit das Musik land Nummer 1.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen – Zuruf des Abg. Klaus Herrmann CDU)

So ist es.

Fünf von 24 staatlichen Musikhochschulen sind hier angesie delt.

(Zuruf der Abg. Sabine Kurtz CDU)

Fünf von 24 bundesweit. Das ist hier in unserem Land eine gute Anhäufung.

(Abg. Sabine Kurtz CDU: Das ist der Ministerin ein Dorn im Auge!)

Im Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ belegt BadenWürttemberg regelmäßig die Spitzenposition. Die Kulturför derung, die noch 2004 von der CDU-FDP/DVP-Regierung pauschal um 10 % gekürzt wurde,

(Zurufe von den Grünen: Was? – Unglaublich! – Skandal!)

wurde von Grün-Rot wieder kräftig erhöht.

(Abg. Walter Heiler SPD: So war das!)

Der Kulturetat steigt im Doppelhaushalt 2015/2016 noch ein mal um 7 %.

(Abg. Alexander Salomon GRÜNE: Ein guter Staats sekretär!)

Dies ist eine Steigerung allein von 2014 bis 2016 um 30 Mil lionen €. Das sind natürlich keine Peanuts. Davon profitiert auch die Musik, und wir stärken damit das Musikland BadenWürttemberg, auf das wir alle zu Recht sehr stolz sein kön nen.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen)

Ein völlig neues Förderinstrument stellt der Innovationsfonds Kunst dar – Kollege Kern hat es schon angesprochen –, den die Landesregierung im Rahmen der Umsetzung der Kunst konzeption „Kultur 2020“ konkret mit Leben erfüllt. In die sem Rahmen wird natürlich auch gezielt die Sparte Musik ge fördert. Stand Mai wurden von 161 Projekten 50 innerhalb der Sparte Musik gefördert. Das sind 30 % des Gesamtförderbe trags.

Darüber hinaus werden Kammerorchester, philharmonische Orchester, Chöre, kammermusikalische Ensembles besser aus gestattet, Amateurmusik und Jazzmusik ausgebaut, Koopera tionen und Projekte mit Schulen, Hochschulen, Akademien ermöglicht, und es werden Angebote im Bereich Weltmusik, auf die ich noch zu sprechen kommen werde, oder im Bereich „Musik und Literatur“ umgesetzt.

Ein weiteres Ziel der Kunstkonzeption wird konsequent ver folgt, nämlich die Stärkung der zeitgenössischen Musik durch die Gründung des Netzwerks Neue Musik und damit eine deutlich stärkere Förderung z. B. von ensemble recherche in Freiburg oder KlangForum Heidelberg.

Auch die Amateurverbände, über die wir heute sprechen, leis ten eine hohe musikalische Bildungsarbeit in der Breite. In Baden-Württemberg gibt es rund 6 500 Vereine der Amateur musik mit ca. 12 000 Ensembles, und darin sind fast 400 000 Musikerinnen und Musiker bzw. Sängerinnen und Sänger en gagiert. Das Land fördert die Landesakademie für die musi zierende Jugend in Ochsenhausen und die Internationale Mu sikschulakademie Kulturzentrum Schloss Kapfenburg. Beide stehen Ensembles der Amateurmusik offen und bieten Fort bildungsangebote, die Weiterqualifizierung auf allerhöchstem Niveau sicherstellen. Auch die Verbände der Blasmusik sind in ihrer hervorragenden Arbeit ganz besonders zu würdigen. Das kann ich als Tubistin mit Fug und Recht sagen.

Die Förderung der Amateurmusik steigt also im Haushalt 2015/2016 nochmals um 150 000 € auf fast 5 Millionen €. Wo ist da die Vernachlässigung?

Wir haben in Baden-Württemberg einen bundesweit einmali gen Prozess zur Zukunftsentwicklung der Musikhochschulen in Gang gesetzt. Das hohe fachliche Engagement und die Be teiligung vieler unterschiedlicher Akteure haben Ergebnisse hervorgebracht, die sich bundesweit sehen lassen können.

Auch die Popakademie war in diesen Prozess eingebunden. Sie ist Hochschuleinrichtung und Kompetenzzentrum für Mu sikwirtschaft in einem, und sie ist mit ihren staatlich anerkann ten Bachelor- und jetzt auch Masterabschlüssen bundesweit einzigartig. Als eine – Sie bezeichnen sie als Trostpflaster – von zwei Einrichtungen in ganz Europa startet sie darüber hi naus zum nächsten Wintersemester mit dem Bachelorstudien gang Weltmusik und bildet damit ein Zentrum für Weltmusik in Baden-Württemberg. Unser Land übernimmt damit eine Vorreiterrolle im Bereich neuester Musikformen, Internatio nalisierung und Integration. Denn die universelle Sprache der Musik umspannt die ganze Welt.

(Glocke des Präsidenten)

Die Jazzförderung, die erwähnt wurde, steigt und entwickelt neue Förderelemente. Allein im Jahr 2015 stehen 338 000 € mehr zur Verfügung als noch 2014. Das ist eine eklatante Stei gerung um 120 %. Die Jazzfestivals werden besser ausgestat tet. Auch die Gagenzuschüsse für die Jazzklubs verdoppeln sich nahezu und steigen um 100 000 € auf 220 000 €.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Redezeit!)

Schließlich wird der Nachwuchs – das ist sehr wichtig – an neu eingerichteten Musikgymnasien seit Beginn des Schul jahrs 2013/2014 gefördert. Es gibt das Musikgymnasium Ba den-Württemberg in Stuttgart; die Einrichtung eines Musik gymnasiums in Karlsruhe hat begonnen. Damit Hand in Hand geht die Aufwertung …

(Glocke des Präsidenten)