Ich verstehe es nicht. Hier soll etwas eingerissen werden, was funktioniert. Zur Begründung ziehen Sie andere Bundeslän der heran. Aber wer ist denn besser?
(Beifall bei der FDP/DVP und der CDU – Abg. Fried linde Gurr-Hirsch CDU: Genau! – Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: So ist es!)
Verändert muss etwas werden, wenn es schlecht ist. Aber wir haben ein gutes, ein funktionierendes Schulsystem.
In den Verlautbarungen von Grünen und SPD steht deutlich: „Wir brauchen den neuen Lehrer.“ Ich sage: Nein. Wir brau chen vielleicht eine neue Wissenschaftsministerin.
(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Die können Sie las sen, Frau Bauer ist schon recht! – Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Es gibt Schlechtere!)
Ein letzter Punkt, der mir sehr wichtig ist: Im letzten Jahr ha be ich einen sehr erfahrenen Kollegen als Fachvorsitzenden der Fächer, die ich unterrichte, verabschieden dürfen. Dieser hat gesagt: „Wenn uns doch die Landespolitik endlich unse ren Job machen lassen würde, wenn nicht permanent neue – –“
(Abg. Helen Heberer SPD: Das gilt für den zurück liegenden Zeitraum! – Abg. Martin Rivoir SPD: Da mals hat er recht gehabt! – Abg. Claus Schmiedel SPD: Das war ein Rohrkrepierer! – Weitere Zurufe – Anhaltende lebhafte Unruhe – Glocke des Präsiden ten)
Diese Aussage ist zeitlos, weil wir im Jahr 2009 etwas Neues gemacht haben. Sie wol len es jetzt schon wieder ändern.
Er sagte: „Wenn wir doch endlich einmal die Ressourcen be kämen und den Job, für den wir gut ausgebildet wurden, ma chen dürften.“
(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Genau! Wir kämp fen sofort um die Ressourcen! Ich brauche noch sechs Deputate! – Unruhe)
Eine wichtige Frage ist: Wenn wir uns schon hinsichtlich der Lehrerausbildung verstärkt an die Pädagogischen Hochschu len wenden wollen, ist zu bedenken, dass es an den Gymna sien einige Fächer gibt, die an den Pädagogischen Hochschu len gar nicht gelehrt werden.
Das betrifft z. B. Russisch, Griechisch und ähnliche Fächer. Wie wollen Sie das regeln? Bitte, Frau Ministerin Bauer, ge hen Sie auf die Themen ein, die ich angesprochen habe, ins besondere die Besoldung. Was konkret wollen Sie an der gym nasialen Lehrerausbildung ändern?
Für die Fraktion GRÜNE erteile ich Herrn Abg. Daniel Andreas Lede Abal das Wort. Danach spricht noch Frau Ministerin Bauer.
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen! Zu Beginn hatte ich gehofft, dass wir die De batte einigermaßen sachorientiert gestalten können. Jetzt er leben wir, dass leider doch wieder die alten Kampfbegriffe ausgepackt werden.
(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Von euch! – Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Um Gottes wil len!)
Sie werfen uns die Einheitsschule, die Einheitsschüler, den Einheitslehrer vor. Sie vereinheitlichen hier Ihre Feindbilder. Wenn Sie diesen Prozess abgeschlossen haben, können Sie sich vielleicht einmal an Ihre babylonische Sprach- und Schul verwirrung machen,
Es gibt Hauptschule, Werkrealschule, Realschule, Gemein schaftsschule. Für diese erhalten wir, nebenbei bemerkt, auch von den Bürgermeistern Ihrer Partei Zuspruch.
Vielleicht gelingt es Ihnen jetzt einmal, mit der ehemaligen Landesbildungsministerin Schavan Ihre Verwirrung hinsicht lich der Oberschule, der Regionalschule, der Mittelstufe, der Mittelstufenschule – und wie die ganzen Projekte der Union bundesweit sonst noch heißen werden – zu regeln.
(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD – Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Das stammt nicht alles von uns! – Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Das ist nicht Ihr Parteitag!)
Frau Schavan gestaltet das Ganze zusätzlich noch komplizier ter. Sie möchte nämlich zum einen die Hauptschulen und die Realschulen – inklusive der Werkrealschulen – zusammenle gen. Zugleich möchte sie aber die Hauptschulpädagogik er halten. Es tut mir leid, dafür fehlt mir dann doch jedes Ver ständnis. Warum wird erst zusammengelegt, um später doch wieder zu differenzieren?
Wir haben im Koalitionsvertrag mit der SPD festgelegt, dass wir eine neue Lern- und Lehrkultur haben wollen,
und dass wir die Ausbildung, Fortbildung und Weiterbildung der Lehrerinnen und Lehrer so gestalten müssen, dass die Leh rer auf die individuellen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schülern eingehen können und sie individuell fördern kön nen.
In diese Richtung haben Sie sich in den vergangenen Jahren eigentlich auch bewegt. Das möchte ich auch lobend erwäh nen. Sie haben beispielsweise die Didaktikausbildung der Gymnasiallehrerinnen und Gymnasiallehrer gestärkt, Sie ha ben den altersgruppengerechten Unterricht in den Prüfungs ordnungen der Pädagogischen Hochschulen verankert, und Sie haben in Ihrer letzten Koalitionsvereinbarung aus dem Jahr 2006 u. a. die Kooperation mit den Pädagogischen Hoch schulen bei der Gymnasiallehrerausbildung festgeschrieben. Es ist dann letztendlich kurz vor Schluss doch noch auf den Weg gekommen. Die Genehmigung obliegt jetzt der neuen Landesregierung.
Sie haben 2006 ebenfalls versucht – zumindest haben Sie sich damals darauf geeinigt –, auch die Lehrerausbildung an den Universitäten auf Bachelor und Master umzustellen, um sie an die generelle Umstellung auf Bachelor und Master an den Universitäten anzupassen und mit den anderen Abschlüssen zu vereinheitlichen. Allerdings ist dieses Vorhaben erst irgend wo zwischen Kultusministerium und Wissenschaftsministeri um versandet und hat dann letztendlich ganz den Geist aufge geben.