Protocol of the Session on April 14, 2010

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Genau! Also!)

Aber dennoch können wir sagen:

(Zuruf des Abg. Hagen Kluck FDP/DVP)

Baden-Württemberg kauft nicht, weil es rechtsstaatlich ver boten ist. Nehmen Sie dies zur Kenntnis.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Wer ist denn Bundes justizministerin? Gehört sie Ihrer Partei an oder nicht? – Abg. Dr. Frank Mentrup SPD: Zwischenfra ge!)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir müssen den Steuernsündern in der Schweiz mit anderen Mitteln auf die Schliche kommen.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Wie? – Abg. Theresia Bauer GRÜNE: Wie denn? – Gegenruf des Abg. Ha gen Kluck FDP/DVP: Doppelbesteuerungsabkom men!)

Hören Sie doch zu. Das hat Herr Schäuble als Minister gut geschafft. Er ist drauf und dran, ein Doppelbesteuerungsab kommen in die Wege zu leiten, wonach alle Daten, alle Kon ten aus der Schweiz in der Bundesrepublik Deutschland ge nannt werden müssen.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Nur die künftigen, mein Lieber! – Abg. Wolfgang Drexler SPD: Die künfti gen! – Abg. Ursula Haußmann SPD: Es wird nicht besser! Hören Sie lieber auf!)

Damit haben die Steuersünder in der Schweiz überhaupt kei ne Chance. Das ist der richtige Weg. Das ist der rechtsstaatli che Weg.

(Abg. Theresia Bauer GRÜNE: Ach ja? Die sind doch nicht blöd!)

Meine sehr verehrten Damen und Herren von der Opposition, Sie haben von 1989 bis 2005 die Möglichkeit gehabt, ein sol ches Doppelbesteuerungsabkommen mit der Schweiz zu schaffen. Sie haben das verschlafen und haben nichts gemacht. Dann haben Sie, die SPD, zwischen 2005 und 2009 mit Stein brück eine weitere Möglichkeit dazu gehabt. Das haben Sie ebenfalls verschlafen. Sie haben nichts gemacht.

(Abg. Hagen Kluck und Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Doch! Kavallerie!)

Sie haben lediglich mit der Kavallerie gedroht und sonst nichts.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Was haben Sie denn gegen die Kavallerie? Wollen Sie lieber Panzer?)

Sie haben nichts anderes für die Schweiz übrig, als sie zu be leidigen, anstatt mit der Schweiz wie mit anderen Rechtsstaa ten ordentlich umzugehen.

(Beifall bei der FDP/DVP und des Abg. Manfred Groh CDU – Zuruf: Ja! – Glocke des Präsidenten)

Herr Abg. Dr. Wetzel, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Dr. Mentrup?

Bitte sehr.

Bitte schön, Herr Abg. Dr. Mentrup.

Herr Kollege, habe ich Sie jetzt richtig verstanden, dass Sie der Meinung sind, dass Frau Merkel zum Rechtsbruch auffordert, wenn sie sich dafür aus spricht, solche CDs anzukaufen?

(Zuruf von der SPD: Gute Frage!)

Das habe ich nicht gesagt.

(Lachen bei der SPD und den Grünen – Abg. Claus Schmiedel SPD: Aha! Aber wenn wir das sagen! – Abg. Martin Rivoir SPD: Lügen haben kurze Beine! – Weitere Zurufe – Unruhe)

Ich habe gesagt, dass meines Erachtens der Ankauf von Steu erdaten rechtsstaatlich nicht erlaubt und deswegen abzuleh nen ist.

(Abg. Martin Rivoir SPD: Ja oder nein? – Abg. Wolf gang Drexler SPD: Das war keine Antwort auf die Frage! – Weitere Zurufe – Glocke des Präsidenten)

Herr Abg. Dr. Wetzel, gestatten Sie noch eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Drexler?

Bitte schön.

Herr Kollege, können Sie mir erklären, ob Sie nach Ihrer Rede der Auffassung sind, dass das Land Baden-Württemberg für den Ankauf dieser CD Geld ge ben soll? Das Land würde sich Ihrer Argumentation zufolge ja strafbar machen, wenn es Geld für diese Maßnahme zur Verfügung stellt.

(Abg. Ingo Rust SPD: Genau! Richtig! Nur ein Zwi schenhändler! – Abg. Ursula Haußmann SPD: So ist es!)

Zweiter Zusatz: Reden Sie sich nicht heraus. Wir sind am An kauf mit 12 % beteiligt. Sie können sich nicht herausreden. Wenn Sie das andere verneinen, müssten Sie dies auch ver neinen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zuruf: So ist es!)

Ich bin der Meinung, dass Baden-Württemberg keine Daten ankaufen darf, weil das rechtsstaatlich nicht geboten ist – Punkt, aus.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Dann darf das Land auch kein Geld geben! – Abg. Winfried Kretschmann GRÜNE: Pecunia non olet!)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir müssen an ei nem gerechten und einfachen Steuersystem arbeiten. Das ist wichtig. Wenn wir das erreichen, hat niemand die Motivati on, Geld in die Schweiz zu bringen.

(Abg. Reinhold Gall SPD: Das ist ja unglaublich! Das Steuersystem ist der Anreiz dafür, Geld zu verschie ben?)

Ich zitiere noch einmal den ehemaligen Vizepräsidenten des Bundesverfassungsgerichts Winfried Hassemer, der zu der ganzen Thematik gesagt hat:

Ein Ankauf der Daten passt zwar in die Landschaft, aber die Landschaft passt für mich nicht in den Rechtsstaat.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP/DVP – Abg. Wolfgang Drexler SPD: Aber dann auch kein Geld geben!)

Ich denke, er hat recht. Er ist sicherlich, Herr Kollege Schmie del, auch kein Schutzpatron der Steuerhinterzieher.

Meine Damen und Herren, ebenso hat der Datenschutzbeauf tragte des Bundes vor dem Ankauf der Steuerdaten gewarnt. Er warnt insbesondere vor einem Datenschutz nach Kassen lage. Ich meine, er bringt es auf den Punkt. Ich denke, dieser Warnung können wir uns wohl anschließen. Wir dürfen nicht den Datenschutz und die Rechtsstaatlichkeit je nachdem, wie es uns gerade passt, über Bord werfen. Wir müssen Kurs hal ten, und das tut die FDP/DVP.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Nein, Sie geben Geld zum Ankauf!)

Danke schön.

(Beifall bei der FDP/DVP – Zuruf des Abg. Hagen Kluck FDP/DVP)

Das Wort erteile ich Herrn Finanz minister Stächele.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Jetzt weg mit der Fuß fessel! Frei von der Leber! – Abg. Walter Heiler SPD: Sagen Sie das, was Sie denken!)

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie sehen, dass man in der Tat auch mit Fußfesseln ganz schnell zum Rednerpult kommen kann.

(Abg. Reinhold Gall SPD: Das ist eine elektronische Fußfessel!)

Ich möchte zunächst eines in aller Ernsthaftigkeit vorausschi cken,

(Abg. Ingo Rust SPD: Jetzt einmal ehrlich!)

weil ich davon ausgehe, Herr Schmiedel, dass Sie das nicht so gemeint haben. Nehmen Sie den missverständlichen Be griff „Schurkenstaat“ um Gottes willen gleich wieder zurück. Es sind nur drei Meter von Ihrem Platz bis hierher zum Red nerpult. Das sollten Sie tun.