Protocol of the Session on March 10, 2010

Dabei haben wir eigentlich wirklich eine gute Basis. Es fängt damit an, dass der Sport als Staatsziel in der Landesverfassung verankert ist – ich selbst habe daran mitgewirkt – und dass wir immerhin vier von 20 Olympiastützpunkten im Land haben. Dass allerdings die finanziellen Mittel für diese 20 % der deutschen Olympiastützpunkte nur 11,5 % der Bundesmittel hierfür ausmachen und dass von den Mitteln, die der Bund insgesamt für den Leistungssport ausgibt, in BadenWürttemberg gerade noch 4,6 % ankommen, obwohl uns nach dem Königsteiner Schlüssel rund 13 % zustünden, ist nicht in Ordnung. Danach muss man schauen.

(Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: So ist es!)

Wir haben z. B. die Eliteschulen des Sports. Wir haben eine effiziente Abteilung im Kultusministerium, die sich mit Sport beschäftigt. Herr Weinmann ist bei der Ministeramtsübergabe am Montag nicht umsonst gelobt worden. Das war hochverdient. Trotzdem: Warum wandern denn Unger und andere zu den Stadtwerken München ab?

Mir ist eines aufgefallen: Unsere Hochschulen sind bei der Exzellenzinitiative vorn. Ich habe aber zumindest in den letzten Jahren nicht gehört, dass eine unserer Hochschulen auf erfolgreiche Leistungssportler aus ihren Reihen stolz wäre. Dabei gibt es jetzt in Baden-Württemberg insgesamt eine hervorragende Basis, gerade auch beim Vereinssport. Wir haben immer mehr Kindersportschulen. Es gibt Kindergärten mit besonderen Programmen, um Kinder früh an den Sport heranzuführen.

Die Vereine sind insbesondere auch deshalb wichtig, weil sie den Grund legen und auch die Aufgabe haben, Talente früh zu erkennen und zu fördern. Dies tun sie auch. Es gibt immerhin 11 300 Sportvereine in Baden-Württemberg mit insgesamt fast vier Millionen Mitgliedern. Da stimmt es also. Es sind eine Menge Ehrenamtliche im Einsatz, die sehr viel tun.

Wir beobachten aber, dass an der Schnittstelle, am Übergang zwischen Kindersport und Sport im Erwachsenenalter, ein Bruch ist. Ein Grund könnte natürlich auch in der Antwort auf die Frage liegen: Wo ist die Förderung durch die Wirtschaft? Manche unserer Baden-Württemberger gehen zu Bayer Leverkusen, weil bei uns Salamander Kornwestheim inzwischen nicht mehr existiert. Der Lurchi lahmt. Kein anderer ist da eingesprungen.

Wenn man sieht, dass der Sport ein nicht zu vernachlässigender Wirtschaftsfaktor in Baden-Württemberg ist, dann, denke ich, könnte sich auch da noch einiges tun.

(Abg. Peter Hauk CDU: Das sollte die FDP aber ein- mal aufgreifen!)

Ja, wir sind dran. Sie merken es.

Dann ist noch eines aus der Antwort auf unsere Große Anfrage deutlich geworden: Die große Stärke des Sports bei uns – Demokratie, Autonomie – ist gleichzeitig auch eine Schwäche. Ich habe aus den vielfältigen komplexen Darstellungen in der Antwort den Eindruck gewonnen, dass da doch manches etwas unkoordiniert abläuft, weil man es einfach den Sportverbänden überlässt und sagt, das sollen die selbst machen. Grundsätzlich ist das ja auch gut, aber ich werde in meinem Schlusswort noch sagen, was ich mir vorstellen könnte, was man in dieser Richtung noch besser machen könnte.

(Beifall bei der FDP/DVP – Abg. Dr. Stefan Schef- fold CDU: Das wird dann aber eine Sternstunde im Landtag sein!)

Das Wort erteile ich Frau Abg. Brunnemer für die CDU-Fraktion.

Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Obwohl die Große Anfrage der FDP/ DVP schon über ein Jahr alt ist, ist heute trotzdem ein guter Zeitpunkt, um über die Antworten zu diskutieren. Vor wenigen Tagen richtete die Sportwelt ihren Blick nach Vancouver, dem Gastgeber der Olympischen Winterspiele. Athleten aus mehr als 200 Nationen trafen sich zum Wettstreit der Weltbesten im Wintersport, darunter 150 aus Deutschland und davon etwa ein Dutzend aus Baden-Württemberg.

Neben den zahlreichen Medaillen punkteten unsere Sportlerinnen und Sportler mit sympathischem Auftreten, mit hervorragenden Leistungen, mit Ausdauer und Teamgeist.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Karl- Wilhelm Röhm CDU: Das musste man einmal sagen! Gut!)

Das sind Werte, die für uns entscheidend, die für uns wichtig sind.

Meine Damen und Herren, Sport begeistert die Menschen nicht nur als Schlachtenbummler oder als Zuschauer vor dem Fernseher, nein, Sport ist ansteckend, Sport motiviert zum Mitmachen. Von Erfolgen an der Spitze gehen wertvolle Signale für die Verbreitung und Entwicklung des Sports an der Basis aus. Umgekehrt rekrutiert sich der Spitzensport aus den Besten des Breitensports.

Die Sportangebote für Kinder und Jugendliche haben deshalb nicht nur angesichts des zunehmenden Bewegungsmangels eine große Bedeutung; sie eröffnen gleichzeitig die Möglichkeit der Talentsuche für den Spitzensport von morgen. Unsere Spitzensportler haben bereits im Kindesalter mit ihrem Sport begonnen; ohne Nachwuchsförderung wären sie vermutlich nicht so weit gekommen, wie sie heute sind.

Aufgrund unserer föderalen Strukturen sind gerade für die Nachwuchsförderung in erster Linie die Länder zuständig, für den Spitzensport der Bund. Meine Damen und Herren, der baden-württembergische Nachwuchssport hat in den vergange nen Jahren seine ausgezeichnete Position unter den Bundesländern durchaus ausgebaut. Wir haben ausgezeichnete Strukturen, um Talente zu fördern.

Mit dem Förderkonzept Leistungssport werden Nachwuchssportlerinnen und Nachwuchsathleten systematisch und mit differenzierten Fördermaßnahmen an die Spitze herangeführt.

Hervorragende Trainingsmöglichkeiten für die Sportlerinnen und Sportler haben wir in den Olympiastützpunkten. Vier der bundesweit 20 Stützpunkte sind in Baden-Württemberg. Sie stehen Spitzensportlern, Trainern und Nachwuchsathleten offen. Die Einrichtungen in Freiburg, Heidelberg, Stuttgart und Tauberbischofsheim übernehmen sportartenübergreifend Aufgaben der sportmedizinischen, physiotherapeutischen und sozialen Beratung.

(Abg. Dr. Stefan Scheffold CDU: Richtig!)

Dabei fließen neue Erkenntnisse aus der Wissenschaft ein, die den Zusammenhang zwischen Leistung, Training und Wettkampf herstellen.

(Abg. Dr. Stefan Scheffold CDU: Sehr gut!)

Gerade deshalb hat unsere Fraktion im Haushalt 2010 zusätzlich 1,1 Millionen € für die Sanierung und Erweiterung der Molly-Schauffele-Halle am Olympiastützpunkt Stuttgart bereitgestellt.

Die Verbindung der sehr guten Sportinfrastruktur mit der vorbildlichen Arbeit an den Eliteschulen des Sports und den Partnerschulen der Olympiastützpunkte stellt die Basis für die Förderung des Nachwuchses im Leistungssport dar. Sie schaffen mit flexiblen Stundenplänen, Hausaufgabenbetreuung und Stützunterricht optimale Voraussetzungen für die schulpflichtigen Athleten. Jugendliche Athletinnen und Athleten können so bestmöglich ihre sportliche Leistungsfähigkeit entwickeln und gleichzeitig ihre individuell angestrebten schulischen und beruflichen Ziele erreichen.

Klar ist: Nur wenn gewährleistet werden kann, dass Sport und Schule erfolgreich miteinander verknüpft werden, wird es langfristig auch gelingen, die jungen Nachwuchsathleten dauerhaft für den Spitzensport zu begeistern.

Meine Damen und Herren, die sportliche Erfolgsstory BadenWürttembergs ist nicht nur Nachweis zurückliegender Spitzenleistungen, sondern ist auch Verpflichtung für die Zukunft. Um auch künftig das Spitzensportland zu gestalten, dürfen wir uns keineswegs auf den Lorbeeren ausruhen.

Wir müssen erstens in bewährter Zusammenarbeit die Leis tungssportförderung fortschreiben. Dazu gehören auch zeitnahe Verhandlungen zur Weiterführung des Solidarpakts Sport.

Wir müssen zweitens mit den Partnern Konzepte weiterentwickeln und Finanzierungen sichern. Ein Beispiel dafür ist das Schneesportkonzept in Baden-Württemberg. Auf Initiative unserer Fraktion ist dafür im Haushalt 2009 eine Anschubfinanzierung von rund 2,2 Millionen € bereitgestellt worden.

(Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Seitdem schneit es un- unterbrochen! – Vereinzelt Heiterkeit – Gegenruf der Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP: Ihr seid schuld!)

Hier werden Kräfte gebündelt, um den Wintersport in BadenWürttemberg voranzutreiben.

Wir müssen drittens Stiftungen ausbauen und verstärkt die Wirtschaft einbinden; denn Sponsoring ist für den Sport allemal gut.

Meine Damen und Herren, Baden-Württemberg ist ein sportbegeistertes Land, und wenn es uns gelingt, unsere Talente zu erkennen und bestmöglich zu fördern, dann bleiben wir auch ein leistungsfähiges Land. Mit jedem Sportereignis, das internationale Aufmerksamkeit erzeugt, präsentiert sich BadenWürttemberg als modernes, als weltoffenes und als gastfreundliches Land.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP)

Das Wort erhält Frau Abg. Queitsch für die Fraktion der SPD.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Es ist bereits gesagt worden: Die Große Anfrage der FDP/DVP ist schon über ein Jahr alt. Frau Berroth, ich kann Ihnen, wenn Sie Antworten auf Ihre Fragen wollen und wissen wollen, wo es in Baden-Württemberg im Leistungssport hapert, einfach empfehlen: Lesen Sie das Protokoll über unsere Anhörung zum Landessportplan im Januar 2010.

(Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP: Ich war dabei! Da brauche ich das Protokoll nicht zu lesen!)

Sie waren dabei. Doch! Es ist manchmal sehr sinnvoll, das Protokoll zu lesen. – Wenn man sich anschaut, wie Sie vorgehen, nämlich im Grunde genommen die ganze Verantwortung wieder abschieben, könnte man fast meinen, Sie wären in der Opposition. Sie stellen aber die Landesregierung mit, beklagen sich, dass es Licht und Schatten gebe, und erklären, dass Sie sich große Sorgen machten. Sorgen Sie doch dafür, dass die Mängel abgestellt werden!

(Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP: Da bin ich ja dran!)

Im Protokoll über die Anhörung zum Landessportplan steht exakt, woran es hapert.

(Beifall der Abg. Katrin Altpeter und Norbert Zeller SPD)

Ich möchte mit einem Punkt anfangen, der mich schon wahnsinnig geärgert hat; Frau Brunnemer hat ihn Gott sei Dank angesprochen. Es geht um die Fortsetzung des Solidarpakts Sport. In der damaligen Anhörung wurde auch festgestellt, dass sich der Landessportverband eigentlich erhofft hat, dass die Gespräche Ende 2009 beginnen bzw. spätestens im Februar 2010 fortgesetzt werden. Wir haben in der Anhörung unterstrichen, wie wichtig das ist.

(Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP: Wenn Sie das Protokoll schon gelesen haben, wissen Sie, was ich dort gesagt habe!)

Wenn man sagt, der Solidarpakt laufe 2010 aus, und man immer davon spricht, dass die Sportvereine Planungssicherheit wollten, und erklärt, wie wertvoll sie uns sind, dann kann es doch nicht sein, dass Sie jetzt sagen – das finde ich hanebüchen; das habe ich gestern gelesen –: „Wir wollen noch 2011 eintüten, wie es 2012 weitergeht.“ Nennen Sie das Planungssicherheit? Heißt das Wertschätzung?

(Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP: 2010!)

So steht es da drin. Ich habe das so entnommen, und ich hatte bisher auch noch nicht den Eindruck, dass Sie mit den Gesprächen sonderlich weit vorangekommen sind. Das nur dazu; denn ich denke, der Sport hätte es verdient. Auch von Herrn Schmidt-Volkmar wurde ganz deutlich gemacht, wie dringend das ist.

(Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP: Wissen Sie, wie lange der neue Ministerpräsident im Amt ist?)

Man kann natürlich immer wieder irgendwelche Ausreden finden: „Es ist ein neuer Ministerpräsident im Amt, und wir haben eine neue Kultusministerin.“ Ihnen, Frau Ministerin, würde ich ganz einfach empfehlen und Sie darum bitten: Lesen Sie dieses Protokoll. Dann stoßen Sie nämlich auf diese Punkte, und dann können wir vielleicht darauf hoffen, dass in diesem Jahr in gewisser Weise Abhilfe geschaffen wird.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Wir führen es fort!)