Das Ehrenamt muss vor Ort aus den Bedürfnissen wachsen. Aus den Tatsachen, die vor Ort wichtig sind, muss sich das Ehrenamt entwickeln und hat sich das Ehrenamt entwickelt. Natürlich stehen wir erst am Anfang. Das ist doch selbstverständlich. Die demografische Entwicklung wird noch viel mehr Ehrenamt von uns abverlangen, und ich bin davon überzeugt, dass die Baden-Württembergerinnen und Baden-Würt temberger das auch leisten werden. Deshalb: Nicht der Staat muss es richten, sondern die Gesellschaft wird es richten. Das ist unser Ansatz von Politik. Diesen Ansatz unterstützen wir.
Wenn Sie auf der einen Seite sagen, wir müssten die Hoteliers in ihrer Wettbewerbsfähigkeit stärken, insbesondere in den Randbereichen in unserem Land,
Gehen Sie, Herr Gall, deshalb zum DEHOGA und sagen den Hoteliers, dass es ein Fehler sei, sie bei der Steuer zu begüns tigen. Sagen Sie das den Leuten. Wir sehen dies anders, und wir stehen auch zu dieser Entscheidung.
Meine Damen und Herren – die Frau Staatsrätin hat es ausgesprochen –, die Lebenserwartung ist in Baden-Württemberg die höchste.
Sie setzt aber die Voraussetzungen. Die Landesregierung hat mit ihrer Landespolitik durch vielfältige Entscheidungen mitgeholfen und dazu beigetragen, dass die Lebenserwartung in Baden-Württemberg höher sein kann als in anderen Ländern.
(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Win- fried Kretschmann GRÜNE: Bei der nächsten Wahl heißt es dann: „Wähle CDU, dann wirst du alt“!)
Ich gebe Ihnen einmal ein ganz einfaches Beispiel, das auch Sie verstehen: Nehmen Sie einmal die Einführung der StrokeUnits, der Schlaganfallstationen in den Krankenhäusern in Baden-Württemberg. Dies ist doch ein sehr deutliches Beispiel, wie man zur Gesundheit der Bevölkerung beitragen kann, wie man Menschen das Leben retten kann, die einen Schlaganfall gehabt haben.
Hätten wir diese Einrichtungen nicht, dann müssten wir viel mehr Tote beklagen. Das sind oft auch Menschen, die noch vollständig im Arbeitsprozess standen, und jeder einzelne Mensch fehlt nachher der Familie und kann seine Leistung innerhalb der Gesellschaft nicht mehr erbringen.
Das hier theoretisch vorzutragen ist immer einfach, aber Politik macht sich am Ende am Konkreten fest.
(Abg. Marianne Wonnay SPD: Genau! Darauf war- ten wir noch! – Abg. Ursula Haußmann SPD: Nichts Konkretes! – Unruhe)
Das war jetzt ein ganz konkretes Beispiel. Meine Damen und Herren, wir müssen noch vieles weiterentwickeln – das habe ich vorhin schon einmal gesagt –, und wir müssen die Selbstständigkeit, die Teilhabe an der Gesellschaft zu unserem politischen Programm machen, wie wir es auch bisher getan haben.
Lassen Sie mich abschließend noch auf einen Autor hinweisen, den Sie vielleicht kennen: Uwe-Karsten Heye. Lesen Sie sein Buch „Gewonnene Jahre“, und Sie werden erkennen: Er könnte eigentlich der Regierungssprecher des Landes BadenWürttemberg sein.
Das, was er als Entwicklung der Zukunft auf dem politischen Feld vorträgt, ist genau das, was er hier in unserem Land sieht und abgeschrieben hat. Es ist ihm nicht zu widersprechen. Nachdem er der Chefredakteur des „vorwärts“ ist, glaube ich, dass Sie sein Buch ohne Not lesen könnten. Dann würden Sie darin vieles erkennen, was in Baden-Württemberg schon Thema ist.
Eines noch ganz zum Schluss, meine Damen und Herren: Das Statistische Landesamt hat leider noch nicht die Lebenserwartung der Mitglieder des Landtags von Baden-Württemberg prognostiziert.
Das hängt sicherlich damit zusammen, dass Prognosen schwierig sind, insbesondere dann, wenn sie die Zukunft betreffen.
Herr Präsident, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich greife gern einen der letzten Sätze meines Vorredners auf, nämlich den Satz: Politik macht sich am Konkreten fest.
Wir haben gehört, dass die Menschen in unserem Land besonders alt werden, dass die Sonne besonders oft scheint und dass der Wein in Baden-Württemberg – das kann ich, da ich aus dem Remstal komme, bestätigen – besonders gut ist.
Weiter haben wir gehört, dass so weit alles in Ordnung sei – man mag es dem Wein oder der Sonne verdanken –
und dass es eine Studie zu Fixierungen geben solle. Das waren die wesentlichen Inhalte der bisherigen Debatte. Ich muss sagen: Wenn Sie eine Debatte mit dem Titel „Steigende Lebenserwartung in Baden-Württemberg – Chance für Generationen“ anberaumen, dann hätte ich schon erwartet, dass es in der Tat auch etwas Konkretes zu hören gibt.
Ich hätte konkrete Ausführungen darüber erwartet, wie Sie den demografischen Wandel im Land gestalten wollen, wie Sie mit den Herausforderungen, aber auch mit den Chancen, die mit ihm einhergehen, umgehen wollen.
Ich habe heute Morgen gehört, dass die Menschen am liebs ten zu Hause alt werden wollen. Das wollen wir alle. Wenn
man uns fragt, wie wir alt werden wollen, dann sagen wir: Am besten zu Hause bleiben bis zum Schluss und dann aufs Sofa legen und sterben.
Nun ist dies aber nicht allen älteren Menschen vergönnt. Wir wissen, dass mit der Hochaltrigkeit auch das Risiko der Pflegebedürftigkeit steigt. Dazu habe ich heute nichts gehört: keine Aussage darüber, wie hier im Land damit umgegangen werden soll, dass die älteren Menschen in der Tat zu Hause bleiben wollen, aber Hilfe brauchen, Unterstützung brauchen, Beratung brauchen und hierfür ein entsprechendes Angebot brauchen.
(Beifall bei der SPD und der Abg. Brigitte Lösch GRÜNE – Abg. Werner Raab CDU: Wir haben das! – Abg. Claus Schmiedel SPD: Null Komma null! – Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Wo leben Sie denn?)
Das Einzige, was Baden-Württemberg nach der Verabschiedung des Pflege-Weiterentwicklungsgesetzes, das in der Tat ein Bundesgesetz ist, getan hat, war die Schaffung von 50 auf ein Mindestmaß reduzierten Pflegestützpunkten im Land. Das bedeutet einen Pflegestützpunkt pro Landkreis,