Protocol of the Session on May 14, 2009

Wie beurteilen Sie denn dann überhaupt die Wirkung der Umweltzone, wenn quasi angekündigt ist, dass keine oder nur sehr wenig Kontrollen stattfinden? Und wie stellt sich das im Vergleich zu anderen Bundesländern dar? Können Sie uns etwas über das Bußgeldaufkommen sagen, das in Umweltzonen von Städten in anderen Bundesländern erzielt wird,

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Speziell im Saarland!)

im Vergleich zu dem Bußgeldaufkommen in baden-württembergischen Städten?

Ich kann diese Frage nicht beantworten. Ich vermute auch, dass dazu keine Vergleichszahlen vorliegen und wahrscheinlich auch der Zeitraum zu kurz ist, um zu verwertbaren Aussagen zu kommen. Da müssen wir jetzt einfach einmal Erfahrungen sammeln und dann entsprechend der Durchsetzbarkeit der Vorgaben eventuell neu entscheiden.

Aber ich habe ja dargestellt, dass diese Überprüfung durch die Universität Stuttgart ergeben hat, dass die Umweltzone nur in ganz geringem Maß – 0,5 % war das Ergebnis – nicht beachtet wird.

(Abg. Dr. Gisela Splett GRÜNE: Vielleicht sind das genau die Autos, die man raushaben will!)

Ich wundere mich sehr, wie viel Polizei und wie viel Kontrolle Sie wollen.

(Abg. Karl Zimmermann CDU: Nur bei den anderen! – Abg. Dr. Gisela Splett GRÜNE: Wenn man schon Schilder aufstellt, dann bitte mit Wirkung!)

Frau Abg. Dr. Splett, Sie dürfen nur zwei Zusatzfragen stellen. Das haben Sie gemacht.

(Abg. Dr. Gisela Splett GRÜNE: Das war ein Zwi- schenruf!)

Herr Kollege Walter, Sie erhalten das Wort für eine Zusatzfrage.

Herr Staatssekretär, auf welche Gesamtzahl beziehen sich diese 0,5 %? Wie viele Kontrollen sind denn bisher in Baden-Württemberg durchgeführt worden? Haben Sie darüber einen Überblick?

(Zuruf des Abg. Hagen Kluck FDP/DVP)

Liegt die womöglich geringe Zahl an Kontrollen daran, dass die Polizei ihrer Aufgabe da nicht nachkommen kann, weil es zu wenig Stellen gibt?

Ich weiß nicht, ob Sie schon im Saal waren, als ich die Fragen der Frau Kollegin beantwortet habe. Da wurde klar, worauf sich diese 0,5 % beziehen. Ich habe gesagt: Wir haben diese Erkenntnisse über die Universität Stuttgart, die dieser Frage nachgegangen ist und im Ergebnis bei 0,5 % der angetroffenen Fahrzeuge Verstöße festgestellt hat.

(Abg. Jürgen Walter GRÜNE: Wo? Nur in Stuttgart?)

Weitere Zahlen kann ich Ihnen momentan nicht vorlegen, weil wir diese nicht zur Verfügung haben – weder Zahlen über das Aufkommen an Bußgeldern exakt für diesen Tatbestand noch sonstige Zahlen. Es gibt hierzu keine weiteren Zahlen, die ich Ihnen bekannt geben könnte.

Zusatzfrage des Herrn Abg. Kluck.

Herr Staatssekretär, teilen Sie die Auffassung eines Reutlingers, der ja auch unter diesem grünen Unfug leidet, dass wir jetzt erst einmal abwarten müssen, wie sich das bewährt, und erst dann eine richtige Auskunft geben können?

Ich teile das ausdrücklich. Ich hätte aber vermutet, dass Sie den Scheibengipfeltunnel nochmals loben, was Sie ja täglich tun

(Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Mache ich hiermit auch noch einmal!)

und was heute noch nicht gemacht wurde. Denn auch dieser Tunnel ist ein Beitrag für weniger Feinstaub in Reutlingen.

(Beifall des Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Bravo!)

Keine weiteren Zusatzfragen. – Vielen Dank, Herr Staatssekretär.

Damit ist Tagesordnungspunkt 4 erledigt.

Ich rufe Punkt 5 der Tagesordnung auf:

Antrag der Fraktion der SPD und Stellungnahme des Jus tizministeriums – Wirtschaftlichkeitsprognose für die künftig teilprivatisierte Justizvollzugsanstalt Offenburg – Drucksache 14/2556

Das Präsidium hat folgende Redezeiten festgelegt: für die Begründung des Antrags fünf Minuten und für die Aussprache fünf Minuten je Fraktion.

Ich darf für die SPD-Landtagsfraktion Herrn Abg. Sakellariou das Wort erteilen.

Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen! Heute geht es um die Wirtschaftlichkeitsprognose für die künftig teilprivatisierte Justizvollzugsanstalt in Offenburg. Der Grund dieses Antrags waren Berichte über die erste teilprivatisierte JVA in der Bundesrepublik Deutschland, die in Hessen aufgebaut wurde. Dort wurde vollmundig angekün digt

(Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Was heißt „vollmun- dig“?)

aber sehr vollmundig –, dass durch die Teilprivatisierung jedes Jahr 660 000 € eingespart werden.

(Abg. Karl Zimmermann CDU: Wo sind die Hessen? – Abg. Thomas Oelmayer GRÜNE: Das ist nicht mehr vollmundig!)

Vor einem Jahr, als wir diesen Antrag eingebracht haben, hat sich im Ergebnis herausgestellt, dass nicht 660 000 € einge spart werden, sondern Mehrausgaben von 700 000 € pro Jahr entstehen. Für das, was hier als Differenz durch die Privatisierung in den Sand gesetzt wurde, könnte man in BadenWürttemberg zwei LBBW-Vorstände zusätzlich einkaufen.

(Abg. Dr. Hans-Peter Wetzel FDP/DVP: Wollen Sie das? – Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Was soll die Po- lemik? Reden Sie doch einmal zur Sache!)

Das nur zur Verdeutlichung, um welche Dimensionen es sich hier handelt.

Wir haben diesen Antrag gestellt in der Verantwortung

(Abg. Dr. Hans-Peter Wetzel FDP/DVP: In der Hoff- nung!)

für die Kosten. Dann kam eine Stellungnahme, die – mit Verlaub – unverschämt ist. Die Stellungnahme geht überhaupt nicht auf die Problematik ein, sondern es wurde lediglich geschrieben, der Landesregierung stünden über die Berichte in der Presse hinaus keine weiteren Informationen zur Verfügung.

(Abg. Dr. Hans-Peter Wetzel FDP/DVP: Ja! Wir sind ja nicht in Hessen!)

Das darf ja wohl nicht wahr sein! Es gibt Informationen, meine Damen und Herren. Die will ich Ihnen heute darlegen. Grundsätzlich ist es unstreitig, dass im Kernbereich des Strafvollzugs nicht privatisiert werden darf. Basta! Es ist weiter unstreitig, dass wir zusätzliche Haftplätze brauchen.

(Abg. Dr. Hans-Peter Wetzel FDP/DVP: Haben wir! Kriegen wir!)

Es gibt Bereiche, die man unter Umständen – darüber streiten sich die Gemüter – teilprivatisieren kann. Das sind hauptsäch

lich inneranstaltliche Bereiche wie Küche, Wäscherei, Reinigung, Werkstätten. Das sind alles Bereiche, in denen Strafgefangene bislang Arbeit gefunden haben und sinnvoll den Tag über beschäftigt wurden. Ausgerechnet diese Bereiche sollen jetzt in private Hände gehen.

(Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Sie haben es über- haupt nicht begriffen!)

Absolut! Jetzt kommen Sie, wenn ich mit meinem Vortrag zu Ende bin.

(Lachen des Abg. Dr. Hans-Peter Wetzel FDP/DVP – Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Was? Schon zu Ende?)

Einige allgemeine, grundsätzliche Aussagen zur Privatisierung, bevor wir ins Detail gehen: Wir haben allein in Deutschland zwischen 1991 und 2006 durch die Privatisierung 2,1 Millionen Stellen im öffentlichen Dienst verloren. Selbstverständlich sind von den Privaten Ersatzstellen geschaffen worden, aber es bleibt immer noch ein Delta von 600 000 Stellen, die nicht wieder besetzt wurden, und die, die besetzt worden sind, werden zu erheblich schlechteren Konditionen bezahlt.

(Abg. Dr. Hans-Peter Wetzel FDP/DVP: Wollen Sie den Haushalt nicht entlasten? – Gegenruf des Abg. Thomas Oelmayer GRÜNE: Das kostet doch mehr!)

Es geht um die Lebensbedingungen derjenigen, die dort die Aufgaben erledigen, und um die Frage der Güte der Erledigung. Dabei haben die Vergütung und die soziale Absicherung von Beschäftigten eine sehr große Bedeutung.

Ein Beispiel, um Sie zu widerlegen: Bundesdruckerei.