Protocol of the Session on February 13, 2009

Zu etlichen Anträgen der Opposition würde der Amerikaner sagen: „Nice to have.“ Wenn wir wirklich genug Geld übrig hätten, dann würden wir da so manches auch gern machen. Aber das Problem ist die Gegenfinanzierung.

(Abg. Dr. Hans-Peter Wetzel FDP/DVP: Das interes- siert die nicht!)

Jetzt haben Sie, Herr Kollege Schlachter, so deutlich darauf hingewiesen, dass Sie ja alles gegenfinanziert hätten.

(Abg. Eugen Schlachter GRÜNE: Haben wir!)

Ich bin eigentlich dafür, dass man künftig immer, wenn eine Fraktion etwas als Gegenfinanzierung angeboten hat, dies auch als verwirkt ansieht. Von der SPD kommen wirklich, seitdem ich im Landtag bin, seit 1996, die gleichen Gegenfinanzierungsanträge jedes Jahr wieder.

(Abg. Dr. Nils Schmid SPD: Weil Sie ja nie zustim- men! – Zuruf des Abg. Karl Zimmermann CDU)

Wenn man dem entsprochen hätte, wäre das Geld längst weg.

(Abg. Dr. Nils Schmid SPD: Aber Sie stimmen ja nie zu!)

Sie hätten dieses Geld längst vervespert, und das sollten Sie auch einmal klar zugeben.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP/DVP – Abg. Dr. Nils Schmid SPD: Das ist doch Blödsinn! Das ist doch noch da!)

Ja, mein Gott, weil wir darauf aufgepasst haben, dass es noch da ist. Das ist genau der Punkt.

(Abg. Dr. Nils Schmid SPD: Dann beklagen Sie sich doch nicht darüber!)

Aber Sie vervespern es jedes Jahr neu, und das geht schlicht und ergreifend nicht.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Natürlich geht das! – Abg. Dr. Nils Schmid SPD: Eine gute Logik!)

Außerdem kommt noch – der Kollege Herrmann hat es als unseriös bezeichnet; ich muss sagen, an manchen Stellen ist es fast unsittlich – die Forfaitierung der Wohnbaudarlehen dazu. Das ist etwas, bei dem man gerade in der Finanzkrise der letzten Zeit gesehen hat, wie schwierig das ist, wenn man von irgendwoher einen Kredit bekommt – –

(Abg. Dr. Nils Schmid SPD: Das ist doch Blödsinn! Factoring hat doch damit nichts zu tun!)

Factoring und Forfaitierung sind in diesem Fall dasselbe, Herr Kollege.

(Abg. Dr. Nils Schmid SPD: Ja, aber es hat nichts mit der Finanzmarktkrise zu tun!)

Doch! Ich werde es Ihnen gleich erklären. In der Finanzmarktkrise ist plötzlich so manchem Immobilienbesitzer klar

geworden, dass er den Kredit, den er sich bei einer ihm vertrauenswürdig erscheinenden Bank geholt hat, plötzlich an jemand ganz anderen zurückzahlen soll.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP/DVP – Abg. Dr. Nils Schmid SPD: Nein, wir verkaufen doch an die L-Bank!)

Ja, aber das ist genau dieses Prinzip. Und es bedeutet auch, dass das Geld vervespert ist.

(Abg. Dr. Nils Schmid SPD: Die L-Bank ist nicht ver- trauenswürdig?)

Wir brauchen es wieder zu dem Zeitpunkt, an dem es fällig ist, um dann eventuell auch wieder neue Darlehen zu vergeben und damit den Wohnungsbau wieder zu stützen.

(Abg. Dr. Nils Schmid SPD: In zehn Jahren brauchen wir die Wohnungen nicht, die brauchen wir jetzt!)

Deswegen können wir das jetzt nicht ausgeben.

(Glocke des Präsidenten)

Frau Abg. Berroth, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Schmiedel?

Nein. Ich mache es jetzt wie der Kollege Schmid. Ich möchte jetzt auch fertig werden.

(Zurufe der Abg. Karl Zimmermann und Karl-Wil- helm Röhm CDU)

Ganz besonders spannend ist übrigens auch, dass SPD und GRÜNE unsere Rücklagen, die sie schon im letzten Jahr aufbrauchen wollten, erneut vervespern wollen. Ich nenne als Beispiel die Qualitätsoffensive Bildung.

CDU und FDP/DVP haben sehr bewusst gesagt: Wir haben im Jahr 2008 Steuermehreinnahmen, die wir nicht gleich ausgeben, sondern zurücklegen werden, weil wir wissen, dass wir dieses Geld in den nächsten Jahren dringend brauchen. Wir haben auch gleich festgelegt, wofür wir es brauchen, nämlich für die bessere Ausstattung unserer Schulen.

(Unruhe)

Jetzt ist es für uns auf drei Jahre aufgeteilt.

(Abg. Christine Rudolf SPD: Dann ist es verves- pert!)

Sie sagen: Gebt das Geld doch gleich alles aus. Was machen wir dann im nächsten Jahr und im übernächsten Jahr?

(Zurufe von der SPD, u. a. Abg. Claus Schmiedel: Was machen wir dann in drei Jahren?)

Wenn wir jetzt Lehrer einstellen, dann müssen wir sie auch im nächsten und übernächsten Jahr bezahlen.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Logisch!)

Das heißt, es ist in hohem Maße unredlich, zu sagen, wir sollten das ganze Geld gleich ausgeben, und im nächsten Jahr werfen Sie uns dann wieder eine Deckungslücke vor.

(Abg. Dr. Nils Schmid SPD: Ja, aber Sie machen doch dasselbe!)

In diese Falle lassen wir uns von Ihnen nicht locken.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Jetzt! Und in drei Jah- ren? – Abg. Dr. Nils Schmid SPD: Was machen Sie in drei Jahren?)

Dann gehen Schülerzahlen zurück, dann erledigt sich das von selbst. Das wissen Sie aber auch. Das ist auch deutlich beraten.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Aber die Lehrer sind doch da! – Zuruf der Abg. Christine Rudolf SPD)

Besonders spannend ist, was die Grünen machen. Sie sehen immer eine Gegenfinanzierung aus den Mitteln für Stuttgart 21 vor. Sie müssten eigentlich außerordentlich dankbar dafür sein, dass wir dieses Projekt nicht aufgelöst haben, wie Sie es immer gefordert haben. Dieses Geld wäre dann auch nicht mehr da. Es ist auch deshalb unredlich, weil Sie schlichtweg vergessen, dass wir nach wie vor einen Hauptbahnhof in Stuttgart brauchen

(Beifall des Abg. Dr. Hans-Peter Wetzel FDP/DVP – Abg. Franz Untersteller GRÜNE: Meines Wissens hat man einen! – Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Aber nicht im Loch! – Unruhe)

und dass dieser Hauptbahnhof in Stuttgart so überhaupt nicht mehr tauglich ist. Wenn man, wie Sie, den Kopfbahnhof behalten will, dann muss man diesen Kopfbahnhof dennoch sanieren. Sie sollten eigentlich genau wissen, dass man nicht nur den Kopfbahnhof sanieren muss, sondern auch das Gleisvorfeld, in dem zum Teil 100 Jahre alte Stahlbrücken dringend saniert werden müssen.

(Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Stahlbrücken?)

Das kostet einen Haufen Geld. Sie hätten keine Einnahmen aus den Flächen, auf denen im Moment noch Gleise liegen. Das heißt, die Lösung, die Sie wollen, wäre eigentlich teurer als Stuttgart 21.

(Abg. Franz Untersteller GRÜNE: Oh!)