Protocol of the Session on April 25, 2007

(Beifall bei der FDP/DVP)

Frau Rastätter, bitte.

Frau Kollegin Arnold, ist Ihnen bekannt, dass die Direktorenvereinigung Nordbaden bei ihrem Treffen in der letzten Woche festgestellt hat, dass an den Gymnasien, die bislang Englisch in Kombination mit Latein angeboten haben – Herr Kollege Röhm, selbstverständlich sind es nicht alle –, für das kommende Schuljahr sofort

wieder umgestellt werden könne, wenn sie grünes Licht erhielten,

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Die Zeit reicht!)

und dass dies organisatorisch und pädagogisch überhaupt kein Problem sei? Die Nachfrage der Eltern nach diesem Angebot ist nach wie vor extrem groß. Ist Ihnen das bewusst?

Zweites muss ich noch etwas nachfragen. Ich kann Ihren Äußerungen nicht entnehmen, warum Sie unserem Antrag nicht zustimmen.

(Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP: Das hat sie ganz deutlich erläutert!)

Denn unser Antrag begehrt im Prinzip genau dieses, die bisherigen Sprachwahlmöglichkeiten in ganz Baden-Württemberg bedarfsorientiert zu erhalten. Das ist Gegenstand unseres Antrags. Ich wollte Ihnen, indem ich die differenzierte Ausgestaltung des Antrags vorgetragen habe, noch eine Brücke bauen, damit Sie diesem Antrag heute zustimmen können.

Ist Ihnen bekannt, wie der FDP-Bundestagsabgeordnete Meinhardt entlang der Rheinschiene wegen der Pflichtfremdsprache Französisch tobt, und sind Sie sich dessen bewusst, dass es dort nicht nachvollziehbar ist, wenn Sie heute unserem Antrag nicht zustimmen?

(Abg. Michael Theurer FDP/DVP: Früher waren Sie für Türkisch, heute sind Sie gegen Französisch!)

Ich habe Ihre Frage verstanden, Frau Rastätter. Vielen Dank. Ich habe erläutert, warum wir weder dem Änderungsantrag der Grünen noch Ihrem Antrag zustimmen. Wir sagen, Ihr Begehren greift zu kurz, es reicht uns nicht aus. Wir wollen einen Schritt weiter gehen als Sie.

(Beifall bei der FDP/DVP)

Zu Ihrer ersten Frage, Frau Rastätter: Es ist mir bekannt. Ich habe vor drei Wochen schon ein sehr langes Gespräch mit Herrn Direktor Oettinger, der den Vorsitz der Direktorenvereinigung Nordbaden innehat, geführt. Er hat mir das genauso gesagt wie Ihnen. Das ist die eine Darstellungsweise. Das Kultusministerium sagt etwas anderes. Hier steht also Aussage gegen Aussage. Das ist auch einer der Punkte, die wir in den nächsten Gesprächen aufklären möchten.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP/DVP)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Schebesta.

Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren! Zu Beginn meines Debattenbeitrags will ich auf den Ausgangspunkt der Diskussion, die heute stattfindet, zurückkommen: auf die Frage, ob Französisch als Grundschulfremdsprache eingeführt wird. Wir waren uns hier alle einig,

(Zuruf: Das stimmt nicht!)

dass im Zusammenhang mit der Grundschulfremdsprache auch die Unterrichtssprache Französisch am Rhein gestärkt werden soll.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Alle waren sie da- bei! – Widerspruch bei den Grünen)

Nicht: „Aber, aber, aber“! Wir alle waren uns einig, dass Französisch am Rhein gestärkt werden soll. Wir waren uns zwar über den Weg nicht einig, aber über die Stärkung des Französischunterrichts am Rhein waren wir uns in diesem Zusammenhang einig.

Die Gründe dafür: Am Rhein gab es schon Französischangebote an den Grundschulen, die alle hätten eingestellt werden müssen, wenn wir Englisch als Grundschulfremdsprache für das ganze Landesgebiet festgelegt hätten.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Das ist richtig! – Zuruf der Abg. Renate Rastätter GRÜNE)

Getragen von Stellungnahmen aus der Wirtschaft haben wir uns – auch wegen der Bedeutung der grenzüberschreitenden Beziehungen für Handel, Handwerk, Dienstleistungen und Industrie – für diesen Weg entschieden. Gerade Französisch wird umso leichter gelernt, je früher es gelernt wird. Fremde Laute, eine ungewohnte Aussprache und Grammatik werden vor dem zehnten Lebensjahr wesentlich leichter erlernt.

(Abg. Renate Rastätter GRÜNE: Es geht heute nicht um die Grundschulfremdsprache!)

Überlegungen für die Sprachangebote an weiterführenden Schulen spielten natürlich schon vor der Entscheidung im Jahr 2000 und auch danach eine Rolle.

Die erste Frage lautet: Was ist mit Englisch? Die Hauptschulen und die Realschulen bieten Englisch an. Interessant ist, dass damals, als es um die Einführung der Grundschulfremdsprache ging, Brückenkurse für Französisch an Realschulen oder Arbeitsgemeinschaften an Hauptschulen als Grund dafür angeführt worden sind, dass die Anschlussmöglichkeiten nicht so gegeben seien, wie sie eigentlich sein sollten. Deshalb ist Französisch an der Grundschule kritisiert worden.

Heute wollen Sie genau das, was Sie damals kritisiert und als nicht ausreichend angesehen haben, für das Gymnasium haben. Das ist hochinteressant.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Völlig richtig! Bra- vo! – Beifall des Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU – Zuruf der Abg. Renate Rastätter GRÜNE)

Im Gymnasium kann Englisch ab der fünften oder – nach Entscheidung der Schule – spätestens ab der sechsten Klasse als zweite Fremdsprache gelernt werden.

Der zweite Punkt: Es spielt natürlich eine Rolle, dass man auf Schulwechsel eingehen muss. Dabei müssen z. B. zwischen Realschule und Gymnasium Maßnahmen wie Stütz- und Fördermaßnahmen, Einzelfallregelungen wie Nachlernzeiten oder ein Aussetzen der Versetzungserheblichkeit genutzt werden. Sie sind hinlänglich bekannt.

(Abg. Renate Rastätter GRÜNE: Wie viele Deputate gibt es dafür? Keine!)

Wir haben drittens die Frage von Umzügen, wenn jemand aus dem „englischen“ Gebiet in das „französische“ Gebiet kommt oder umgekehrt. Sie verwenden das als Argument gegen die

Regelung im Gymnasium. Aber auch da ist interessant, Frau Rastätter: Sie wollten bei der Einführung der Grundschul fremdsprache, dass jeder Schulverbund selbst entscheiden können sollte, welche Grundschulfremdsprache er wählt.

(Abg. Renate Rastätter GRÜNE: Ja!)

Dann wäre schon bei Umzügen im Nahbereich das Problem entstanden, das Sie jetzt bejammern. Schon bei der Profilwahl von Schulen – wenn ein Schüler nicht ins Gymnasium vor Ort, sondern in das der nächstgrößeren Stadt gehen will – wäre das Problem aufgetaucht, das Sie heute bejammern, das Sie damals aber mit Ihren Anträgen akzeptiert hätten. Es ist die Konsequenz der Entscheidung für die Grundschulfremdsprache Französisch am Oberrhein.

Ferner besteht die Frage nach dem Lateinunterricht. Zu Latein als zweiter Fremdsprache gibt es an den humanistischen Gymnasien das Angebot, Englisch und Latein zu erlernen, und wir haben die Kombination Französisch und Latein.

(Abg. Renate Rastätter GRÜNE: Das ist doch ein La- denhüter!)

Jetzt hören Sie auf, von „Ladenhütern“ zu sprechen oder von „erzwungen“, „sauer Bier“ oder „erheblichen Nachteilen“. Bisher hat jemand, der Französisch als erste Fremdsprache im Gymnasium gewählt hat, in Klasse 7 Englisch als zweite Fremdsprache dazugenommen.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Ja!)

Künftig wird er mit Latein als zweiter Fremdsprache Englisch spätestens in der achten Klasse dazunehmen. Worin der Nachteil, der sich daraus ergeben soll, liegt, ist mir schlicht und ergreifend schleierhaft.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Gleiche Stunden- zahl!)

Selbst wenn man sich die Zahl der Unterrichtsstunden anschaut und sagt: „Das sind weniger als in der alten zweiten Fremdsprache!“, muss man berücksichtigen, dass diese Schüler jetzt vorher Französisch und Latein gelernt haben. Damit haben sie eine wesentlich höhere Sprachkompetenz. Es fällt ihnen deshalb leichter, Englisch zu lernen.

(Glocke des Präsidenten)

Hören Sie deshalb auf, das Angebot madig zu machen, das es im Bereich sprachlicher und der anderen Profile gibt.

Herr Abg. Schebesta, gestatten Sie eine Zwischenfrage der Frau Abg. Rastätter?

Ich hätte eigentlich gern noch ein wenig Redezeit in der zweiten Runde. Deshalb würde ich gern weitermachen.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Die Zeit bleibt ste- hen, wenn Frau Rastätter fragt!)

Wir haben heute Anträge zur Fortführung der Grundschul fremdsprache am Gymnasium auf dem Tisch. Sie sagen, das sei doch alles nicht logisch nachvollziehbar. Ob es logisch nachvollziehbar und pädagogisch sinnvoll ist, wenn jemand

eine Sprache in der Grundschule lernt und man ihm dann sagt: „Das wird am Gymnasium nicht fortgesetzt!“, kann man wohl bestreiten.