Das geht von den Mitteln für Schüler- und Jugendbegegnungen bis hin zur Förderung der Laienmusik sowie der Volks- und Amateurtheater. Durch die Anhebung der Mittel – das ist von ganz entscheidender Wichtigkeit – für die Jugendkunstschulen erreichten wir, dass dort künftig ebenso wie bei den
Jugendmusikschulen ein Zuschuss in Höhe von 10 % der Personalkosten gewährt werden kann; er lag bisher eindeutig niedriger.
Neben den Mitteln für den Blockunterricht im Bereich der beruflichen Schulen will ich noch die Aufstockung für die vorschulischen Sprach- und Lernhilfen sowie für die Fortbildung der pädagogischen Fachkräfte in den Kindergärten zur Implementierung und Umsetzung des Orientierungsplans nennen; denn das sind wichtige Beiträge zur Bewältigung einer der großen zentralen Aufgaben, die wir bereits am Ende der vergangenen Legislaturperiode angegangen sind, die wir im Jahr 2006 massiv eingeleitet haben und die wir nun in den Haushaltsjahren 2007 und 2008 mit verstärktem Mitteleinsatz weiterführen. Diese Aufgaben heißen Stärkung von Bildung, Erziehung und Betreuung in der Schule und in den vorschulischen Einrichtungen und Stärkung der frühen Förderung und hierbei insbesondere der frühen sprachlichen Förderung; denn der Erwerb sprachlicher Kompetenz – darin sind wir uns sicherlich einig – ist und bleibt der Schlüssel für den gesamten weiteren Bildungsweg und damit auch für den gesamten weiteren Lebensweg.
Zentral gehört hierzu das Programm zum Ausbau der Ganztagsschulen, das darauf abzielt, dass 40 % der allgemeinbildenden Schulen, Frau Rastätter, ein Ganztagsangebot unterbreiten, für das dann im Endausbau vom Land pro Jahr 40 Millionen € bereitgestellt werden, die den Schulen als Budget zur Verfügung stehen.
Die neben die ebenfalls weiter ausgebauten klassischen Ganztagsschulen getretenen Ganztagsschulen neuen offenen Typs sind manchem ein Dorn im Auge. Auch für sie wird jedoch zusätzliches pädagogisches Personal bereitgestellt, nämlich bis zu vier zusätzliche Lehrerwochenstunden je Ganztagsklasse. Qualifizierte Ehrenamtliche aus den vor Ort vorhandenen Strukturen der Bereiche von Sport und Musik bis hin zur Wirtschaft und engagierte Einzelpersonen in die Schule hineinzuholen und die Schule damit umgekehrt ihrem kommunalen Umfeld zu öffnen war schon immer wünschenswert und ist daher auch jetzt sinnvoll.
Das Jugendleiterprogramm ist so verstanden richtig. Nach allem, was ich sehe und was auch der vorgelegte erste Erfahrungsbericht ausweist, sind allerdings die bislang im Rahmen dieses Programms tatsächlich laufenden Angebote noch recht „sportlastig“. Ich halte es daher für erforderlich, im Bereich Arbeitswelt/Wirtschaft noch ein Stück weit zuzulegen. Hier gibt es sicher regionale Unterschiede, aber die Situation scheint mir in dieser Hinsicht insgesamt noch nicht ganz befriedigend zu sein.
Zu den noch viel zu schwach besetzten Feldern gehört auch und insbesondere der Bereich Kultur und Theater. Die eminente Bedeutung gerade dieses Bereichs wird in den Beschreibungen und Erläuterungen zum Jugendleiterprogramm ausdrücklich herausgestellt. Ich muss das daher hier nicht noch einmal im Einzelnen ausführen. Von der Möglichkeit, in diesem Bereich vorhandene örtliche Einrichtungen und Strukturen zu nutzen, muss künftig, so meine ich, verstärkt Gebrauch gemacht werden. Im Zweifel muss hier auch das Prinzip der Ehrenamtlichkeit noch einmal überdacht werden.
Meine Damen und Herren, es gibt keinen empirischen Nachweis dafür, dass ein anders strukturiertes Schulwesen grundsätzlich besser und leistungsfähiger wäre als das unsere.
Nicht nur von Professor Prenzel, dem Leiter des deutschen PISA-Konsortiums „PISA 2003“, gibt es ausdrücklich gegenteilige Aussagen, wie z. B. – ich zitiere mit Ihrer Genehmigung, Herr Präsident –:
Wir halten daher am baden-württembergischen gegliederten Schulwesen fest. Wir wollen und werden es weiter verbessern, z. B. durch verstärkte und vor allem früher einsetzende Förderung, insbesondere im sprachlichen Bereich. Ich habe davon bereits gesprochen. Wir wollen auch die Durchlässigkeit, die essenzieller Bestandteil eines chancengerechten gegliederten Schulwesens ist, weiter voranbringen. Und wir müssen alle gemeinsam das Thema „Zukunft der Hauptschule“ angehen.
Da sind zum einen die Probleme, die aus dem Sinken der Schülerzahlen – weit rascher, als noch vor Kurzem angenommen – resultieren. Vor allem die Hauptschulen und unter diesen vor allem die jetzt schon kleinen Hauptschulen, insbesondere in den ländlichen Räumen, geraten hierdurch in Bedrängnis.
Wer die Zukunft der Hauptschule sichern will, muss flexibel sein für sich vor Ort anbietende Lösungen, z. B. die Kooperation und Kombination möglicherweise auch von Haupt- und Realschulen, wie das der Herr Kultusminister ja auch schon angeregt hat. Es geht darum, Schulen und örtliche Schulträger dazu zu ermuntern, solche und weitere Modelle zu finden und zu erproben. Sie müssen nicht zuletzt auch dazu ermuntert werden, sich der ausweislich der Schülerzahlenentwicklung unumgänglichen Aufgabe einer Optimierung der Standorte zu stellen.
Es geht aber nicht minder um die Frage der Qualität und der Inhalte. Die Arbeitgeberseite bemängelt Schwächen der Haupt schulabsolventinnen und -absolventen im Theoriebereich, also hinsichtlich Sprache und Rechnen. Hier müssen wir verstärkt ansetzen. Wir sollten zugleich aber auch den Bereich der Praktika und der schulischen Kooperation mit den örtlichen Betrieben und Unternehmen stärken. Dies ist ein besonders geeigneter Weg, den Übergang in die Arbeitswelt zu erleichtern und zu verbessern.
Hierzu gehört, Frau Rastätter, durchaus auch der Gedanke einer Spreizung der Bandbreite der Eingruppierung von einem Eingangsamt in A 11 – was ja von der SPD gefordert wird – bis zu einem zu schaffenden Beförderungsamt in A 13. Die Koalitionsvereinbarung sieht dies vor, sobald dies rechtlich möglich ist.
Lassen Sie mich noch kurz zur Realschule sagen: Wir als FDP/ DVP halten an der Realschule fest, insbesondere auch an deren Profilen. Aber eine Kooperation mit Hauptschulen ist möglich im Bereich Sport, im Bereich Musik, natürlich auch im Bereich Religion.
An den Profilen der Realschulen soll sich aber nichts ändern, weil wir nach wie vor der Meinung sind, dass an den Realschulen ein sehr qualifizierter mittlerer Abschluss erreicht wird,
(Beifall der Abg. Beate Fauser FDP/DVP und Fried- linde Gurr-Hirsch CDU – Abg. Norbert Zeller SPD: Darum geht es nicht!)
der es den Schülerinnen und Schülern ermöglicht, anschließend auch eine entsprechende Ausbildung zu bekommen.
Bei den Gymnasien, meine Damen und Herren, mahne ich an: Auch dort gilt das Motto „Fördern und Fordern“, und es gilt nicht der Satz „Der einzelne Schüler muss schauen, wie er durch die Schule kommt“. Unser ganzes persönliches Bemühen kann nur Sinn haben, wenn die Schülerinnen und Schüler im Mittelpunkt allen Bemühens stehen. Das gilt auch für Gymnasien.
Meine Damen und Herren, ein großes Augenmerk – der Herr Kultusminister wird mir da recht geben – wird auch auf die Kooperation zwischen Kindergarten und Grundschule zu legen sein. Es gibt mit dem Institut von Herrn Spitzer in Ulm derzeit vier Modelle. Eines dieser Modelle läuft in meinem Wahlkreis, in Aichhalden. Man versucht dort, zwischen Kindergarten zum einen und Schule zum anderen – also beim letzten Jahr vor Eintritt in die Grundschule und beim ersten Jahr in der Grundschule – Kooperationen zu machen, indem die Kinder gemeinsame Stunden miteinander verbringen und so gegenseitig voneinander lernen.
Ich glaube, wenn man das weiter ausbauen kann – wir haben im Moment, wie gesagt, vier Modelle –, ist das sinnvoll. Herr Spitzer vertritt ja die Meinung, dass jeder individuell zu betrachten und dort abzuholen ist, wo er seine Schwächen und seine Stärken hat. Dies entspricht dem berühmten Bild der Hand mit den fünf Fingern, die alle ungleich sind. Es bringt nichts, die Finger abzuhacken oder sie zu ziehen. Nein, man muss zu den Einzelnen hingehen und sie dort abholen, wo sie gerade stehen, und versuchen, sie auf diese Art und Weise zu fördern und zu fordern. Da sind wir uns, Frau Rastätter, sicherlich einig.
Ich freue mich auch, dass es gelungen ist, die Hochbegabtenzüge, Herr Kultusminister Rau, nun umzusetzen. Man soll tatsächlich in besonderen Fächern besonders begabten Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit geben, in besonderer Weise gefördert zu werden. Zwölf Standorte sind im Moment ausgewiesen. Wir werden zunächst einmal auswerten müssen, ob es sinnvoll ist, noch weitere Standorte zu suchen oder nicht. Jedenfalls starten wir jetzt einmal mit zwölf Standorten in den ersten Versuch.
Dann darf ich noch das Schülermentorenprogramm hervorheben. Die große Resonanz auf das Ausbildungsangebot zeigt, dass junge Menschen Verantwortung übernehmen wollen und bereit sind, sich aktiv an der Gestaltung des schulischen Lebens zu beteiligen. Weit über 10 000 Schülerinnen und Schüler nehmen an diesem Mentorenprogramm teil. Das Mentorenprogramm ist auch eine Brücke zum Ehrenamt und zeigt, dass dabei auch für die Schülerinnen und Schüler, die das ausüben, gewisse Schlüsselqualifikationen entwickelt werden können.
Zum Schluss, meine Damen und Herren, möchte ich noch an eines erinnern. Schlüsselkompetenzen wie Rechnen, Lesen und Schreiben, um es einmal deutsch auszudrücken, sollten aus meiner Sicht in Zukunft wieder stärker in den Mittelpunkt des Unterrichts rücken.
Es muss repetiert werden. Üben, üben und noch einmal üben! Das sage ich als Vater von zwei schulpflichtigen Kindern. Wir brauchen keine Verwissenschaftlichung der Schule, sondern wir brauchen eine Ausbildung unserer Schülerinnen und Schüler, bei der diese im Mittelpunkt der Arbeit stehen.
Es ist mir wichtig, das zu betonen. Ich habe nämlich gerade bei den Gymnasien manchmal den Eindruck, dass dort das Repetieren sehr kurz gehalten wird nach dem Motto „Vogel friss oder stirb“. Das kann es nicht sein. Auch Gymnasiasten sind Schülerinnen und Schüler, die der Obhut der Lehrerinnen und Lehrer anbefohlen sind und die genauso pädagogisch behandelt werden müssen wie andere Schülerinnen und Schüler auch.
Ganz am Schluss ein Dankeschön an die Lehrerinnen und Lehrer. Sie leisten in der Tat eine Kärrnerarbeit, vor allem an den Hauptschulen mit dem großen Problem der Migration und der großen sozialen Unterschiede.
Wenn ich überlege, was bei meiner Erziehung entscheidend gewirkt hat, ist es der Glaube, den meine Eltern stets in mich hatten, und das hohe Vertrauensverhältnis zwischen ihnen und mir.
Das schreibt der 17-jährige Dustin Klinger, Sprecher der Kollegstufe im Internat Salem, in einer Erwiderung auf das Buch von Bernhard Bueb „Lob der Disziplin“. Das ist übrigens eine glänzende Replik dieses Schülers auf seinen ehemaligen Schulleiter.
Ich stelle diese Aussage an den Anfang meiner Ausführungen zum Haushalt 2007/2008, weil es eine Grundaussage ist, die alles Handeln in der Bildungspolitik, in der Schulverwaltung und in den Schulen selbst prägen muss: das Vertrauen der Erziehenden in die jungen Menschen. Wenn wir dieses Vertrauen nicht haben, wenn wir es – aus welchen Gründen auch immer – verweigern, dann können wir noch so viel Geld in bildungspolitische Vorhaben stecken; es wäre zu nichts nütze. Aber wenn wir dieses Vertrauen in die jungen Menschen haben, wenn wir auf ihre Talente und Begabungen setzen, wenn wir Selbstvertrauen wecken, dann können wir viel erreichen.