In Nordrhein-Westfalen haben wir das sogenannte Erfolgsmo dell G 8/G 9. Die Anmeldefrist endet am 23. Dezember. Man erhält noch keine direkte Auskunft, wie viele Anträge dort vor liegen. Man munkelt, es seien zwei Anträge. Lassen wir uns überraschen, und warten wir das ab.
Sie sagen, wir nähmen die Elternbeschwerden nicht ernst. Da zu wird die Frau Ministerin nachher einiges sagen. Im Übri gen, meine Damen und Herren: Im Mittel gibt es im G 8 33,5 Unterrichtsstunden. Das sind 25 Zeitstunden. Selbst wenn wir von 33,5 Stunden ausgehen: Wenn wir den unterrichtsfreien Samstag wieder zum Schulsamstag machen würden, hätten wir kein Problem mehr mit dem Nachmittagsunterricht.
Herr Präsident, liebe Kol leginnen und Kollegen! Tatsache ist, liebe Frau Kollegin Voss schulte: Die Klagen vonseiten der Eltern, vom Philologenver band und von der GEW über das G 8 reißen nicht ab und wer den bis heute aufrechterhalten. Seit das G 8 mit dem neuen Bildungsplan eingeführt wurde, gibt es diese Klagen, und sie enden nicht; das wissen Sie ganz genau. Mehrfach wurde nachgebessert. Verbesserungsvorschläge wurden von dem ehemaligen Ministerpräsidenten Oettinger eingebracht. Auch der ehemalige Kultusminister Helmut Rau hat versucht, Ver besserungen zu erreichen.
Vorgeschlagen wurde, dass die Zahl der Unterrichtsstunden in den Klassenstufen 5 und 6 auf 32 begrenzt werden soll und dass an nicht mehr als zwei Nachmittagen Unterricht stattfin den soll. Aber Tatsache ist ja: Wenn bei den unteren Klassen die Zahl der Unterrichtsstunden begrenzt wird, bedeutet das, dass gerade in den Klassenstufen, in denen die Schüler in der Pubertät sind, also gerade dann, wenn die Probleme bei den Schülern, insbesondere bei den männlichen Schülern, zuneh men, eine höhere Stundenzahl nach der Kontingentstunden tafel anfällt.
Das heißt, es ist immer nur an den Symptomen kuriert wor den. Das bestätigt auch der Landeselternbeirat, der nämlich am 21. November 2010 die folgende Kritik geäußert hat:
Im Schulalltag sind weiterhin viele Unzulänglichkeiten wie z. B. Überforderung der Schüler, Verunsicherung der Lehrer und eine unzureichende räumliche Ausstattung der Schulen zu beklagen.
Für meine Fraktion heißt das: G 8 ist möglich. Wir wollen auch keine Rolle rückwärts hin zum neunjährigen Gymnasi um, auf keinen Fall.
Aber wir müssen endlich aufhören, nur an den Symptomen zu kurieren. Wir brauchen ein Gesamtkonzept, das aufzeigt, wie das achtjährige Gymnasium kind- und leistungsgerecht aus gestaltet wird. Sie sind die Aufgabe bislang noch nicht ange gangen, eine solche Lösung zu finden.
Das Gymnasium muss zu einer Schule der individuellen För derung werden. Das heißt: mehr individuelle Förderung für jedes Kind und mehr Flexibilität im Gymnasium.
Vor allem müssen zwei Lebenslügen im Hinblick auf das Gymnasium beendet werden. Die erste lautet: G 8 ist als Halb tagsschule möglich.
Die ehemalige Kultusministerin Schavan hat damals gesagt, G 8 bedeute nicht Ganztagsschule, es sei eine Halbtagsschu le.
Tatsache ist, dass bei G 8 als Halbtagsschule mit der damit verbundenen Verdichtung des Unterrichts auf den halben Tag ein enormer Stress bei den Kindern vorhanden ist.
Zweitens wurde behauptet, der Lernstoff würde durch die standardbasierten Bildungspläne so weit reduziert werden, dass durch das exemplarische Lernen keine Belastung der Kinder entstehe.
Auch das ist nicht der Fall. Im G 8 haben die Kinder nach wie vor eine zu hohe Belastung. Die Frage ist also, ob die Bil dungsstandards so ausgestaltet sind, dass tatsächlich exemp larisch gelernt werden kann.
Das heißt für uns Grüne: Wir brauchen zunächst einmal ein Konzept, mit dem eine flächendeckende Lösung für das gan ze Land erreicht wird. Wir brauchen gebundene Ganztags schulen am Gymnasium. Wir brauchen dort mehr Lehrerstun den für eine bessere individuelle Förderung.
Wir brauchen auch eine Überprüfung der Bildungsstandards. Übrigens fordert auch der Landeselternbeirat: Die Bildungs standards müssen jetzt evaluiert werden, nachdem sie erstmals bis zur Klasse 10 durchlaufen sind.
Wir Grünen haben noch weitere Vorschläge, z. B die Einfüh rung zusätzlicher Poolstunden. Die sind ja gestrichen worden, Herr Kollege Röhm; das wissen Sie.
Wir wollen ein Brückenjahr nach der neunten Klasse einfüh ren, bei dem als Bypass die Schüler den Lernstoff nachholend wiederholen können und das als Quereinstieg für Realschüler dienen soll.
Ich komme zum letzten Punkt und damit auch zum vorliegen den Gesetzentwurf. Natürlich ist das Nebeneinander von G 8 und G 9 keine Lösung der Probleme des achtjährigen Gym nasiums. Wir brauchen auch insgesamt eine Verbesserung des G 8. Deshalb habe ich auch diese Punkte hier genannt. Wir brauchen ein Gesamtkonzept für das G 8, gerade auch ange sichts der großen Heterogenität der Kinder. Sie wissen ja, Kol lege Röhm, wie viele Kinder mittlerweile das Gymnasium be suchen.
(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Sie besuchen mich einmal! – Gegenruf der Abg. Ursula Haußmann SPD: Lieber nicht!)
Das heißt, wir wollen dort, wo Kommunen und Schulen ein Konzept entwickeln und einen entsprechenden Antrag stellen, das G 9 in Form eines Schulversuchs erproben lassen.
Ich sage „erproben“. Wir wollen es erproben lassen. Es wird wenige Anträge geben; das glaube ich auch. Aber wenn das so ist, warum haben Sie dann Angst davor, dass man an eini gen Standorten, wo die Gemeinschaft das will, dies auch er proben lässt?
Herr Präsident, liebe Kol leginnen und Kollegen, meine sehr verehrten Damen und Her ren! Doch, Herr Mentrup, es gibt Gründe – auch wenn Sie sich das nicht vorstellen können –, Ihren Gesetzentwurf abzuleh nen.