Protocol of the Session on December 15, 2010

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Die gibt es nicht!)

Sie gehen in einer rückwärtsgewandten Vergangenheitsbe trachtung davon aus, dass es schon gut gehen wird.

Ich nenne Ihnen einmal drei Faktoren, die zumindest Ihre jet zige Konstruktion und vor allem die „Exit-Strategie“ in Rich tung Börse infrage stellen.

Erstens: Der Dividendenzahlungsstrom soll konstant bleiben – Sie hätten sogar noch Luft nach oben. LBBW-Forecast 2012: Die Dividende sinkt. Schauen Sie sich einmal die Kursentwicklung der Versorgungsunternehmen an – nicht rückwärts betrachtet, sondern in die Zukunft betrachtet. Das ist keine Entwicklung, bei der man selbstverständlich davon ausgehen könnte, dass sich alles von allein finanzieren wird.

(Ministerpräsident Stefan Mappus: Kurs nach vorn!)

Wenn wir dann noch einbeziehen, dass die LBBW in einer Kurzmitteilung vom 6. Dezember 2010 sagte, dass der jetzi ge Kurs, den Sie den freien Aktionären anbieten,

(Zuruf des Abg. Thomas Blenke CDU)

ein guter Kurs sei und dass den Aktionären empfohlen werde, an das Land zu verkaufen,

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: So ist es!)

dann müssen wir einfach einmal deutlich machen: Sie haben hier keine belastbaren Szenarien vorgelegt, wie dieser Deal in den nächsten vier, fünf Jahren funktionieren soll. Das ist der grundlegende Unterschied zur LBBW-Kapitalerhöhung, bei der ebenfalls beträchtliche Summen des Landes im Spiel sind und bei der – geprüft von Beratern – Szenarien vorgelegt wor den sind: Best Case, Worst Case, mittlere Szenarien.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: So ist es! Liegt nicht vor!)

All dies war nicht sichtbar, liegt nicht vor. Noch nie war eine Landesregierung gegenüber dem Landtag so schlecht auf ein Geschäft vorbereitet.

(Beifall bei der SPD und den Grünen)

Mit Ihrem Zickzackkurs riskieren Sie natürlich Beschäftigung und Wertschöpfung in Baden-Württemberg.

(Abg. Dr. Dietrich Birk CDU: Was? Das Gegenteil ist der Fall!)

Wenn schon jetzt wieder der Börsengang als „Exit-Strategie“ an die Projektionsfläche geworfen wird, dann fragt man sich doch: „Warum haben wir es denn dann überhaupt gekauft und dann wieder verkauft?“ Die Einzige, die dabei verdient, ist

wieder eine neue Investmentbank, meine sehr verehrten Da men und Herren.

(Zuruf der Abg. Bärbl Mielich GRÜNE – Gegenruf des Abg. Helmut Walter Rüeck CDU)

Deshalb sage ich Ihnen: Jetzt geht es darum, eine Landesstra tegie für die EnBW zu entwickeln, die Produktion, Wertschöp fung und Beschäftigung im Land hält, die die EnBW als Part ner der Stadtwerke aufstellt, als Konzern, der auf erneuerba re Energie setzt. Damit ist es nicht vereinbar, einen Börsen gang anzustreben, das Diktat der Quartalszahlen herbeizuzi tieren, sondern dazu braucht man eine verlässliche Eigentü merstruktur. Deshalb sind wir gegen einen Börsengang der EnBW.

(Beifall bei der SPD)

Die EnBW nimmt öffentliche Infrastrukturaufgaben wahr. Netzpflege, Netzinvestitionen rentieren sich nur langfristig. Das kann man an der Börse nicht als große Story verkaufen.

Ich sage Ihnen eines: Ihre Konstruktion geht nur auf, wenn Sie einen strategischen Investor finden, der bereit ist, in den nächsten Jahren einen guten Preis zu zahlen, damit das Land überhaupt wieder aus der Refinanzierung herauskommt.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: So ist es!)

Genau dies wollen wir nicht. Wir wollen nicht, dass die EnBW an die Börse geht. Wir wollen nicht, dass die EnBW diesen strategischen Investoren ausgeliefert wird. Denn eines ist doch klar:

(Zuruf der Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP)

Wenn wirklich einer kommt, dann wird es aus kartellrechtli chen Gründen ein ausländischer Investor sein. Genau das wol len Sie doch verhindern.

(Beifall bei der SPD – Abg. Wolfgang Drexler SPD: So ist es! Genau! – Glocke des Präsidenten)

Herr Abg. Dr. Schmid, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Dr. Birk?

(Abg. Peter Hauk CDU: Sind Sie jetzt für den Ver kauf oder dagegen?)

Sie werden auch mit erneuerbaren Energien nicht so schnell eine kurzfristige Börsenstory fabrizieren können.

(Zuruf der Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU)

Auch da ist eine langfristige Investition wichtig.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Ach so! Jetzt auf einmal!)

Das Ganze wird nur funktionieren, wenn Sie die Stadtwerke als Partner ernst nehmen

(Zuruf des Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU)

und nicht wieder anfangen, den Heuschrecken an der Börse die EnBW auszuliefern. Dies wäre schlecht für den Wirt

schaftsstandort Baden-Württemberg, schlecht für die Stadt werke und schlecht für die Beschäftigten der EnBW.

(Beifall bei der SPD – Zuruf des Abg. Volker Schebesta CDU – Abg. Peter Hauk CDU: Herr Prä sident, Zwischenfrage! – Glocke des Präsidenten)

Sie werden die EnBW mit dem Land als verlässlichem Part ner nur in eine sichere Zukunft führen können, wenn Sie von Börsenspekulationen und von der Nähe zur Wall Street Ab stand nehmen.

(Zuruf des Abg. Volker Schebesta CDU)

Sie von der Landesregierung werden in Wirtschaftskreisen nur dann ein akzeptabler Partner sein,

(Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Schwach gestar tet, stark abgefallen! – Zuruf des Abg. Peter Hauk CDU)

wenn Sie zu einem seriösen und verantwortungsvollen Um gang gegenüber der Öffentlichkeit, dem Parlament sowie den Bürgerinnen und Bürgern des Landes zurückkehren. Deshalb sage ich: Ihr Regierungshandeln war nicht seriös, sondern Holterdiepolter und ein Wahlkampfmanöver.

(Zuruf des Abg. Volker Schebesta CDU)

Deshalb können wir diesen Deal nicht unterstützen.

(Beifall bei der SPD und den Grünen – Zurufe der Abg. Helmut Walter Rüeck und Thomas Blenke CDU)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Hauk.

Herr Präsident, meine sehr verehr ten Damen und Herren! Lieber Kollege Dr. Schmid: schwa cher Beginn und starker Abfall. Etwas anderes kann man zu Ihrem Beitrag nicht sagen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU und der FDP/ DVP – Abg. Reinhold Gall SPD: Jetzt warten wir ein mal, was Sie daraus machen!)

Ich kam mir bei Ihrem Beitrag vor wie in einem anderen Film.