Protocol of the Session on December 9, 2004

Weil wir hier sehr viele Abstimmungsnotwendigkeiten haben, hat das etwas länger gedauert. Aber ich sage Ihnen zu: Wir werden zu Beginn des neuen Jahres endlich diesen Gesetzentwurf auf den Tisch bringen.

(Zuruf des Abg. Fischer SPD)

Wir werden uns dann über Themen wie zum Beispiel die Mitwirkungsrechte der Bürgerinnen und Bürger unterhalten. Wir werden uns über den Positivkatalog beim Bürgerentscheid unterhalten, und auch über die Höhe des Quorums werden wir uns unterhalten.

(Abg. Birzele SPD: Wir wollen uns nicht darüber unterhalten, sondern darüber entscheiden!)

Wir werden auch über das Thema der Zusammenlegung von Wahlen, über Organisationsänderungen bei Wahlen

und natürlich auch über den Anschluss- und Benutzungszwang sowie über das Thema Nah- und Fernwärme sprechen. All diese Überlegungen haben etwas länger gedauert. Wir haben keinen Zwang zur Eile. Lassen Sie sich deshalb ganz einfach überraschen,

(Zurufe von der SPD und den Grünen)

was für einen Gesetzentwurf wir im nächsten Jahr bringen werden.

(Abg. Drexler SPD: Wir wissen das schon! – Zuruf des Abg. Walter GRÜNE)

Im Übrigen halten wir – das möchte ich schon heute ankündigen – von der Bürgerbeteiligung auf Kreisebene nichts; denn es gibt genügend Möglichkeiten, die Bürger auf Kreisebene zu beteiligen. Ich zitiere aus der Antwort der Landesregierung auf Ihre Große Anfrage vom Juli 2003, die ganz einfach lautet:

Angesichts der Großflächigkeit der Kreise bestehen, bezogen auf den Gesamtkreis, Akzeptanzprobleme bei Entscheidungen, die sich nur auf Teile des Kreises und einzelne Kreisgemeinden auswirken, insbesondere wenn es sich um Entscheidungen mit belastendem Charakter handelt. Solche Entscheidungen einer Mitwirkung der Kreiseinwohner zu öffnen, fördert Partikularinteressen.

Deshalb sage ich: Es gibt genügend Möglichkeiten für die Unterrichtung der Kreisbevölkerung: erstens durch den Landrat im Kreistag, zweitens über die Informationspflicht und drittens über Anhörungen und Fragestunden.

(Zuruf des Abg. Hauk CDU – Abg. Dr. Noll FDP/ DVP: Aller guten Dinge sind drei!)

Dem ist meines Erachtens nichts hinzuzufügen. Warten Sie einfach ab: Zu Beginn des neuen Jahres wird der Gesetzentwurf von uns eingebracht. Wir werden dann darüber diskutieren. Deshalb können wir heute Ihrem Antrag nicht zustimmen.

(Beifall bei der CDU – Abg. Drexler SPD: Nur Versprechungen! Nichts wird gehalten! Das ist schon das dritte Mal! – Abg. Walter GRÜNE: Kann man eigentlich in einer Rede weniger sagen? – Abg. Dr. Noll FDP/DVP: Aller guten Dinge sind drei! – Gegenruf des Abg. Drexler SPD)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Birzele.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Wenn ich in den Saal blicke, stelle ich fest, dass ich hier im Plenarsaal derzeit der dienstälteste Abgeordnete bin.

(Zurufe von der CDU)

Im Raum. – Länger im Landtag sind nur Ministerpräsident Teufel, der nicht anwesend ist, und Herr Kollege Gundolf Fleischer; er ist so lange wie ich im Landtag.

(Abg. Drexler SPD: Wo ist denn der Gundolf? – Weitere Zurufe von der CDU und des Abg. Walter GRÜNE)

Seit Beginn meiner Mitgliedschaft im Landtag ist dies in jeder Legislaturperiode ein Thema.

(Zuruf: Aber immer von der Opposition!)

Die CDU hat sich bisher immer noch nicht bewegt. Ich will Sie jetzt nicht mit allen früheren Legislaturperioden quälen, sondern mich auf diese Legislaturperiode beschränken.

Der Gemeindetag hat im März 2002 einen Gesetzentwurf zur Reform des Bürgerentscheids – Positivkatalog abschaffen, Quorum auf 25 % senken – vorgelegt. Nachdem sich die Koalition nicht bewegt hat, obwohl das auch in der Koalitionsvereinbarung steht, haben wir

(Abg. Kübler CDU: Wir bewegen uns immer!)

Herr Kollege Kübler, rückwärts; da stimme ich Ihnen zu –

(Abg. Hauk CDU: Vorwärts! Wir bewegen uns so- gar schneller vorwärts als Sie!)

einen Gesetzentwurf vorgelegt, in dem wir die Vorstellungen des Gemeindetags aufgegriffen haben. Die FDP/DVP hat uns zugestimmt, aber sich nicht durchgesetzt.

(Zuruf von der FDP/DVP: Doch! – Gegenruf des Abg. Fischer SPD: Nein!)

Der Gesetzentwurf wurde, auch mit den Stimmen der FDP/ DVP, abgelehnt.

(Zuruf des Abg. Drautz FDP/DVP)

Mit der Ablehnung hat die FDP/DVP sofort wieder verkündet, dass natürlich letztendlich ein Gesetzentwurf nötig sei. Es sind entsprechende Ankündigungen gemacht worden, so zum Beispiel bereits wieder kurz nach der Ablehnung im Februar 2003. Dann gab es am 11. Dezember 2003 eine fulminante Pressekonferenz des damaligen Wirtschaftsministers und FDP/DVP-Landesvorsitzenden Dr. Walter Döring,

(Zuruf)

des Fraktionsvorsitzenden Ernst Pfister und der Justizministerin Corinna Werwigk-Hertneck.

(Abg. Drexler SPD: Davon ist keiner mehr im Amt!)

Damals hat die FDP/DVP mannhaft zehn Thesen und wichtige Initiativen vorgestellt. Sie erklärte, bis auf den so genannten Negativkatalog werde es künftig keine thematischen Einschränkungen für Bürgerentscheide geben. Das war im Dezember 2003. Dann kam der FDP/DVP-Landesparteitag.

(Oh-Rufe von den Grünen)

Die Forderung war, die Regierung müsse die Hängepartie bei der Reform des Bürgerentscheids beenden. Dann haben wir, um der Koalition behilflich zu sein, wieder einen Gesetzentwurf eingebracht. Die erste Lesung war am 1. April. Staatssekretär Heribert Rech:

(Oh-Rufe von den Grünen – Zuruf des Abg. Drex- ler SPD: Rücktritt von Teufel!)

Nach der Kommunalwahl dieses Jahr werde ein Gesetzentwurf zur Novellierung der Gemeindeordnung vorgelegt. Man merkt, welche Zeitvorstellungen in der Regierungskoalition vorhanden sind.

(Unruhe)

Am 5. Mai haben wir hier in der zweiten Lesung über den Gesetzentwurf diskutiert. Herr Kollege Scheuermann hat bemerkenswerte Sätze gesprochen.

(Zurufe von der CDU: Wie immer! – Abg. Herr- mann CDU: Das macht der immer! – Gegenruf des Abg. Drexler SPD: Aber ohne Folgen!)

Ich habe ihn schon gestern darauf aufmerksam gemacht. Er sagte damals:

Jetzt ist nur noch die Frage: Wie bringen wir diese Gemeinsamkeiten formal in die Gemeindeordnung, in das entsprechende Gesetz? Da haben wir jetzt auch schon mehrfach erklärt – mit „wir“ meine ich die Koalitionsfraktionen –: noch dieses Jahr.

(Zuruf von der SPD: Ja!)

Ich würde mir außerordentlich schäbig vorkommen, wenn wir diese Zusagen nicht einhalten würden.

(Beifall bei der SPD – Abg. Drexler SPD: Herr Scheuermann, aufstehen und schämen! – Unruhe)

Herr Kollege Scheuermann, Herr Kollege Gall hat Ihnen ja gestern schon ein gewisses Verständnis entgegengebracht. Aber ich hoffe, dass Sie sich im Januar, im Februar, im März, im April und im Mai des nächsten Jahres nicht immer noch schäbig vorkommen müssen.

(Zuruf von der CDU: Ach was! – Abg. Hauk CDU: Wir sind auf einem guten Weg!)

Wir sind gespannt, was endlich bewegt wird.