Protocol of the Session on November 27, 2003

Frau Weckenmann – –

(Glocke des Präsidenten – Heiterkeit)

Herr Döring hat gesagt, wir hätten rechnerisch einen ausgeglichenen Markt.

(Glocke des Präsidenten)

Frau Weckenmann – –

Einen Augenblick, Herr Präsident!

(Heiterkeit)

Wir haben hier mit der Frau Kultusministerin darüber gestritten, wie viele zusätzliche Plätze sie an den Schulen anbieten muss. Ich glaube, Frau Schavan erinnert sich noch an die Auseinandersetzung, wie viele Plätze wir am Berufskolleg I und am Berufskolleg II brauchen. Wenn wir diese Ausweitung nicht hätten

(Abg. Drexler SPD: Dann hätten wir viele auf der Straße!)

das wissen Sie so gut wie ich –, dann hätten wir das nicht geschafft.

Vielleicht nochmals zu diesem Punkt: Wir brauchen einfachere Ausbildungen. Herr Döring, das Göppinger Modell, das Offenburger Modell, das Modell KIA sind alles Modelle, die Südwestmetall zusammen mit den Gewerkschaften vereinbart hat. Das geht, und wir gehen diesen Weg weiter.

(Minister Dr. Döring: Macht es mal landesweit, nicht immer nur Modellregionen!)

Das haben wir doch gefordert! Die SPD hat mit einem Antrag hier schon gefordert, dass Sie diese Modelle landesweit übertragen. Da sind wir doch dafür. 90 % haben eine dreijährige Ausbildung abgeschlossen. Mehr will man doch gar nicht.

(Glocke des Präsidenten)

Frau Abg. Weckenmann, ich versuche es noch einmal.

(Heiterkeit)

Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Röhm?

Bitte schön, Herr Abg. Röhm.

(Abg. Capezzuto SPD: Aber zur Sache!)

Es wäre wünschenswert, wenn Herr Kollege Capezzuto einmal zur Sache sprechen würde.

Frau Kollegin Weckenmann, würden Sie mir zustimmen, dass es richtig ist, dass in Baden-Württemberg an allen Schularten seit Jahrzehnten eine Berufsfeldorientierung stattfindet, in den Hauptschulen in der Regel 14 Tage, und dass die Lehrerschaft, meine Kolleginnen und Kollegen, sehr wohl die Aufgabe wahrnehmen, die Schüler über Berufe zu informieren?

Und jetzt die konkrete zweite Frage: Betrachten Sie es nicht auch als Aufgabe der Eltern, mit ihren Kindern in einen intensiven Dialog über ihre berufliche Zukunft einzutreten?

(Beifall bei der CDU)

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU, das ist eine Frage nach dem Motto: „Ich bin dafür, dass der Himmel blau ist und die Sonne

scheint.“ Wer ist denn dagegen, dass Eltern mit ihren Kindern reden? Das will doch jeder.

(Abg. Dr. Birk CDU: Aber vorhin hat es sich bei Ihnen anders angehört!)

Aber wissen denn Sie, was ein Mechatroniker ist? Das ist doch eine absolute Quatschdebatte.

(Beifall bei der SPD)

Ich halte daran fest: Wir haben zwei Probleme zu lösen.

(Zuruf des Abg. Dr. Birk CDU)

Natürlich. Ich habe die Kurse in den Schulen doch selbst gehalten. Aber das reicht noch nicht. Das hat doch Herr Dr. Birk gesagt.

(Abg. Dr. Birk CDU: Sind Sie für die Ausbildungs- platzabgabe, ja oder nein?)

Ich brauche keine Ausbildungsplatzabgabe, wenn die Betriebe die Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen, und davon gehe ich aus.

(Abg. Dr. Birk CDU: Aber es ist jetzt beschlos- sen!)

Noch ein Letztes: Ich gehe auch davon aus, dass sich die Regierungskoalition dafür einsetzt, dass junge Leute – Betriebe monieren, dass junge Leute anscheinend nicht ausbildungsfähig sind –

(Abg. Dr. Birk CDU: Die SPD eiert!)

in unserem Schulsystem so qualifiziert werden, dass sie künftig ausbildungsfähig sein werden.

(Beifall bei der SPD)

Das Wort erteile ich Frau Abg. Sitzmann.

Herr Döring, schön, dass Sie gerade wieder in den Saal gekommen sind.

(Zuruf des Ministers Dr. Döring)

Denn ich habe mir bei Ihrem Beitrag schon die Frage gestellt, wer hier im Land eigentlich an der Regierung ist. Sie haben das ja so dargestellt, als hätten Sie ganz viele Pläne, aber mit der Umsetzung klappe es nicht.

(Zuruf des Abg. Schmiedel SPD)

Ich hoffe aber, dass Sie im Bereich der beruflichen Bildung wenn auch keine große, so doch vielleicht eine umfassende Reform hinbekommen.

Frau Ministerin Schavan, schön, dass Sie nach den Beiträgen der Fraktionen gekommen sind. Leider haben Sie manches, was ich gesagt habe, nicht mitbekommen.

(Zuruf des Abg. Dr. Birk CDU)

Das duale System wollen wir alle aufrechterhalten. Das ist ein System der Ausbildung in Betrieb und Schule. Darin

liegt ja der Reiz. Insofern handelt es sich um eine originäre Landesaufgabe, sowohl bei den allgemein bildenden als auch bei den beruflichen Schulen für die Ausbildungsreife der Jugendlichen zu sorgen.

Die Handwerkskammer Baden-Württemberg – so endete mein erster Beitrag – fordert einen kompletten Systemwechsel des baden-württembergischen Schulwesens. Denn beim derzeit bestehenden System sind Ausbildungseignung, Ausbildungsreife und Ausbildungsfähigkeit der Jugendlichen nicht gewährleistet.