Protocol of the Session on October 29, 2003

Studiengebühren für Langzeitstudenten – ein durchschlagender Erfolg.

(Abg. Kleinmann FDP/DVP: Sehr richtig!)

Selbst SPD-regierte Länder haben sich auf Baden-Württembergs Spuren begeben.

(Abg. Kleinmann FDP/DVP: Höchste Zeit!)

Wir waren uns in der Koalition schon zu Beginn dieser Legislaturperiode einig, nacheilende Studiengebühren einzuführen, sobald dies bundesrechtlich ermöglicht wird. Die Studiengebühren sollen keinem Studenten ein Studium verunmöglichen, der aus einem Elternhaus kommt, das die Studiengebühren nicht bezahlen kann. Keinem einzigen!

(Zuruf der Abg. Carla Bregenzer SPD)

Deswegen wollen wir nacheilende Studiengebühren.

Die Bundesregierung verhindert das. Die SPD- und die Grünen-Abgeordneten aus Deutschland und aus BadenWürttemberg verhindern das durch ein Bundesgesetz. Wir sind gezwungen, beim Bundesverfassungsgericht gegen dieses unsinnige Gesetz zu klagen, dem auch Frau Vogt zur Mehrheit verholfen hat. Wenn sie jetzt einen Salto mortale rückwärts macht

(Abg. Capezzuto SPD: Was ist das?)

und verbrennt, was sie gestern angebetet hat, dann freuen wir uns darüber und sagen: Spät kommt Ihr, doch Ihr kommt.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP)

Wenn man Abgeordneter ist und in einer Führungsrolle ist, macht man Politik aber nicht durch Interviews, sondern mit Mehrheiten in Parlamenten.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP – Abg. Drexler SPD: Ja!)

In Berlin muss die SPD springen –

(Abg. Pfisterer CDU: Sie springt aber nicht!)

sie darf nicht bloß Interviews in Baden-Württemberg geben – und ihr unsinniges gesetzliches Verbot von Studiengebühren aufheben.

(Beifall bei der CDU und der Abg. Heiderose Ber- roth FDP/DVP)

Dann werden wir unsere Klage beim Bundesverfassungsgericht zurücknehmen. Wenn die SPD-Landtagsfraktion nach der Kehrtwende von Frau Vogt ihre Sprache wiedergefunden hat,

(Heiterkeit bei der CDU – Zuruf des Abg. Drexler SPD)

dann sollte sie schleunigst ihre Bundestagskollegen zu einer Initiative anhalten.

(Zuruf der Abg. Ursula Haußmann SPD)

Durch jahrelange Blockadepolitik ist genug Schaden für unsere Hochschulen entstanden.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP – Zurufe der Abg. Pfisterer CDU und Carla Bregenzer SPD)

Meine Damen und Herren, die Bundesbildungsministerin wirbt um ausländische Studenten. In Baden-Württemberg sind sie seit Jahren da. Nirgendwo ist der Anteil der ausländischen Studierenden höher als an den Universitäten unseres Landes. Allein an der Universität Stuttgart beträgt ihr Anteil inzwischen 25,2 %.

Wir haben Hochschulen zum Vorzeigen. Sie sind attraktiv für Studentinnen und Studenten aus dem In- und Ausland. Das bestätigt das aktuellste Ranking der Deutschen Forschungsgemeinschaft, veröffentlich in der „Zeit“ vom 3. Juli dieses Jahres. Meine Damen und Herren, halten Sie sich als baden-württembergische Abgeordnete, die für die Qualität unserer Hochschulen laufend einen entscheidenden Beitrag leisten,

(Abg. Fischer SPD: Aber alle!)

diese Fakten einmal vor Augen – ich zitiere –:

Die erfolgreichsten Hochschulen in Deutschland sind im Süden. Führend: Baden-Württemberg.

Einwerbung von Drittmitteln für die Forschung: Die Universität Stuttgart auf Platz 1 in Deutschland, fünf badenwürttembergische Universitäten unter den ersten zehn.

Universität Tübingen auf Platz 1 bei den Geisteswissenschaften.

Universität Karlsruhe auf Platz 1 in Deutschland bei den Naturwissenschaften.

In 29 aller Wissenschaftsbereiche sind baden-württembergische Universitäten unter den ersten zehn.

Kommentar der „Zeit“:

Deutlicher kann die Überlegenheit des Musterländles nicht zum Ausdruck kommen. Die Gründe dafür sind

(Ministerpräsident Teufel)

vielfältig: Jahrhundertealte Bildungstradition, schwäbischer Erfindergeist und eine reformbereite Hochschulpolitik schaffen im Südwesten der Republik ein Klima, in dem Forschung gedeiht.

Ich habe diesem bemerkenswerten Urteil der „Zeit“ nur drei Worte hinzuzufügen: auch badischer Erfindergeist.

(Heiterkeit bei der CDU – Beifall bei der CDU und der FDP/DVP)

Meine Damen und Herren, auch in Zeiten der Finanzknappheit müssen Spitzenbegabungen in Kunst, Forschung, beruflicher Bildung, Musik und Literatur gefördert werden. Deshalb gibt es die Stipendien der Landesstiftung, den ArturFischer-Erfinderpreis des Landes, Filmförderung, Scheffelpreis, Forum Neues Musiktheater, Popakademie, das Gymnasium für Hochbegabte in Schwäbisch Gmünd und den baden-württembergischen Förderpreis für junge Unternehmen. Eine Kardinalaufgabe der Zukunft sind die Förderung und Ermöglichung von Kreativität und Innovation.

(Beifall bei der CDU und des Abg. Pfister FDP/ DVP)

Hier entscheidet sich die Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit eines Hochlohnlandes. Nur dadurch entsteht Neues. Nur dies ergibt auf Dauer Arbeitsplätze. Im Übrigen wird das Klima einer Gesellschaft ganz wesentlich von ihrer geistigen Fähigkeit bestimmt, neue Entwicklungen zu erfassen, zu verstehen und umzusetzen.

Baden-Württemberg ist das Land, das am meisten für Forschung und Entwicklung ausgibt. Ich sage das mit aller Anerkennung an die Wirtschaft unseres Landes und auch an dieses Parlament. Kein Land der Welt gibt mehr als 3,9 % des Bruttosozialprodukts für die Forschung aus. Investitionen in Forschung und Wissenschaft sind Investitionen in die Arbeitsplätze von morgen.

Wir liegen vorne. Wir bleiben aber nicht stehen und warten, bis andere aufgeholt haben. Wir bleiben auf der Überholspur.

(Zuruf des Abg. Alfred Haas CDU)

Auch in der zweiten Hälfte der Legislaturperiode werden wir unser Hochschulsystem weiter auf Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit trimmen:

Wir werden in einem neuen Hochschulgesetz die staatlichen Vorgaben auf das notwendige Mindestmaß zurückführen.

Wir werden die einzelnen Gesetze zu einem einzigen, schlanken baden-württembergischen Hochschulgesetz zusammenfassen und zahlreiche Vorschriften abschaffen oder einschränken.

Wir werden die Autonomie der Universitäten, der Hochschulen insgesamt mutig stärken. Das Land wird sich auf die hochschulübergreifende Steuerung beschränken.

Wir werden die Präsidenten und Rektoren weiter stärken und die Rektorate noch mehr unternehmerisch ausrichten.

Wir straffen die Berufungsverfahren und reduzieren die Gremienarbeit.

Meine Damen und Herren, neue Arbeitsplätze können nicht vom Staat verordnet werden. Sie müssen von der Wirtschaft aus eigener Initiative geschaffen werden.