Herr Kollege Zeller, ich wollte Sie fragen, woher Sie die Information haben, dass die Schulleiter aus Südwürttemberg-Hohenzollern dem nicht zugestimmt hätten. Das hätte ich gerne gewusst. Ich war selbst bei dieser Sitzung dabei und kann Ihnen sagen, was da war. Die wollten vor eineinhalb Jahren die Einführung von G 8 nicht.
Meine Damen und Herren, es kommt noch schlimmer: In Hechingen gab es einen Protest auf dem Schulhof. Dort haben Eltern gesagt: Wir lassen unsere Kinder zu Hause und gehen selbst wieder einmal in die Schule
Wissen Sie, wie die Antwort der Ministerin aussieht? Das ist heute in der „Südwest Presse“ nachzulesen. Dort heißt es:
Kultusministerin Annette Schavan will nicht mehr dulden, dass Eltern wie in Hechingen auf dem Schulhof demonstrieren.
Der dortige Schulleiter wird dann einbestellt. Dort sollen offensichtlich keine Veranstaltungen der Eltern auf dem Schulhof mehr stattfinden können. Ich sage Ihnen, meine Damen und Herren: Das, was hier stattfindet, ist Schavanismus pur!
Immer dann, meine Damen und Herren, wenn es in die Konzeption der Ministerin passt, ist Elternmeinung erwünscht und gut. Wenn sie aber anders aussieht, wenn sie gegen die Politik der Ministerin ausgerichtet ist, dann kommt der Knüppel aus dem Sack, und dann werden die Leute sozusagen in ihrer politischen Freiheit angegangen und bedroht.
Meine Damen und Herren, deswegen sage ich nochmals klipp und klar: Die Einführung des G 8 so, wie es im Regierungsentwurf vorgesehen ist – im Schuljahr 2004/05 –, ist nicht der richtige Weg. Eine Korridorlösung ist hier der richtige Weg. Deswegen haben wir einen Änderungsantrag eingebracht und bitten Sie, diesem Änderungsantrag zuzustimmen.
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Nachdem vorhin die Wogen wegen der Parallelveranstaltung etwas hochgegangen sind, noch ein paar Takte dazu, damit auch alle hier im Hause wissen, worum es geht. Es gibt eine Festveranstaltung anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums des Landesschulbeirats Baden-Württemberg.
(Abg. Marianne Wonnay SPD: Muss die gerade jetzt sein? – Abg. Zeller SPD: Dazu hat die Regie- rung eingeladen!)
Diese Festveranstaltung findet heute um 14 Uhr im Weißen Saal des Neuen Schlosses in Stuttgart statt.
(Abg. Carla Bregenzer SPD: Das hätte auch mor- gen sein können! – Abg. Zeller SPD: Auf Einla- dung der Regierung!)
Dass es sich hierbei um eine Überschneidung handelt, können Sie sich selbst an fünf Fingern abzählen. Es ist schade, dass es so gekommen ist, nicht zuletzt deshalb, weil ich gerne dabei gewesen wäre,
Es gibt aber im Leben, Herr Kollege Fischer, auch einmal Überschneidungen, Probleme und Fehler, und man muss sich überlegen, was man macht.
(Abg. Fischer SPD: Herr Kollege Kleinmann, es gibt einen Jahreskalender des Parlaments! – Zuruf der Abg. Carla Bregenzer SPD)
Zu dem Zeitpunkt, als ich diese Einladung erhielt, habe ich mich sofort mit dem Kultusministerium in Verbindung gesetzt, und es war klar, dass diese Veranstaltung nicht mehr abzubrechen war.
Man konnte deshalb nicht einfach sagen: „Wir haben so und so viele Einladungen verschickt. Weil das jetzt parallel läuft mit der Plenarsitzung des Parlaments, sagen wir das ab.“
Meine Damen und Herren, G 8 ist das große Thema. Ich möchte noch einmal daran erinnern, dass beginnend mit dem Schuljahr 1991/1992, Herr Zeller – und das heißt, wenn Sie rechnen können, und das können Sie ja, vor zwölf Jahren –, das Modell eines achtjährigen Gymnasiums an zunächst vier Standorten erprobt wurde. Ich räume ein, dass hierfür anfänglich andere Bedingungen galten. Aber das jetzige Modell wird inzwischen an mehr als 80 allgemein bildenden Gymnasien angeboten, und zwar erfolgreich.
Die Verkürzung der Schulzeit ist eingebunden in ein Gesamtkonzept der Reform des Gymnasiums, zu dessen weiteren Elementen die Reform der Oberstufe und die Einführung von Bildungsstandards und von Kern- und Schulcurricula gehören, die wiederum die Eigenverantwortlichkeit und die Schärfung von Schulprofilen in engem inneren Zusammenhang zur Folge haben.
Die erforderlichen Vorbereitungen hierfür laufen oder sind eingeleitet. An vielen Gymnasien, Herr Zeller, sind Arbeitsgruppen gebildet, die an den entsprechenden konkreten Konzepten arbeiten.
Ich wehre mich dagegen – und meine Fraktion mit mir –, diese sinnvolle Einbettung in ein Gesamtkonzept negativ umzumünzen in den Vorwurf, es solle jetzt zu viel auf einmal gemacht werden. Ich habe den Eindruck, dass diejenigen, die auflisten, was zusammen mit der Umstellung auf G 8 auf die Gymnasien zukomme, teilweise bewusst irreführend argumentieren, indem sie so tun, als ob von dieser Umstellung schlagartig alle Klassen und alle Jahrgangsstufen insgesamt betroffen wären. Die Realität sieht anders aus: Es beginnt mit Klasse 5, und Schritt für Schritt wächst ein weiterer Jahrgang hinein.
Meine Damen und Herren, es wird auch oft betont, die Durchlässigkeit wäre nicht mehr gegeben; auch Sie, Frau Kollegin Rastätter, sagen dies. Ich möchte diesem Irrtum entschieden widersprechen. Es ist doch nicht so, dass die Klassen 5 bis 10 der Realschule parallel zu den Klassen 5 bis 10 des Gymnasiums laufen. Da werden ganz unterschiedliche Ziele verfolgt, einerseits auf dem Gymnasium und andererseits auf der Realschule, wenn auch beide Male der Abschluss mittlere Reife erreicht wird. Dieser wird aber auch an der Hauptschule mit dem Abschluss Werkrealschule erreicht. Auch hier habe ich den Abschluss mittlere Reife, und dieser Weg ist ein ganz anderer als der der Realschule. Es ist doch irreführend, zu meinen, man hätte nicht eine eigene gymnasiale Konzeption und würde dann quasi nach den sechs Jahren, ob jetzt Realschule oder Gymnasium – Herr Köberle, Sie kennen das Problem als früherer Staatssekretär –, bloß noch drei Jahre am Gymnasium hinzusetzen und sagen: Das ist der Abschluss des Gymnasiums.
Es ist also nicht richtig, dass die Durchlässigkeit damit nicht mehr gegeben ist. Sie ist zugegebenermaßen etwas erschwert; das ist richtig.