Protocol of the Session on November 13, 2002

(Zuruf der Abg. Ursula Haußmann SPD)

Ich garantiere Ihnen auch eines: Den Wortlaut dieser Rede werde ich mir aufheben. Enden Sie nicht wie Ihre Ministerin und wie Ihr Kanzler

(Abg. Capezzuto SPD: Unser Kanzler!)

mit Versprechungen vor der Bundestagswahl, die nachher kein Mensch halten kann.

(Abg. Dr. Lasotta CDU: Sehr gut!)

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP)

Das Wort erhält Frau Abg. Haußmann.

(Abg. Capezzuto SPD: Jetzt, Ulla, aber hopp!)

Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Nach dem, was wir hier wieder von CDU und FDP/DVP gehört haben, kann ich nur sagen:

(Abg. Seimetz CDU: Das ist die Wahrheit!)

Ich bin gottfroh, dass Sie die Wahl verloren haben,

(Beifall bei der SPD)

weil Sie nämlich vor allem in der Gesundheitspolitik überhaupt keine Antwort gewusst haben.

(Abg. Dr. Lasotta CDU: Stimmt nicht! – Abg. Rüeck CDU: Lüge!)

Die Wählerinnen und Wähler haben Ihr Lavieren im Bereich der Gesundheitspolitik durchschaut. Was ist Ihnen eingefallen? Selbstbehalt, Zweiklassenmedizin – hören Sie auf!

Herr Präsident, ich will zitieren:

Die vorgesehenen Sparmaßnahmen sind sozial gerecht.

(Abg. Alfred Haas CDU: Von wem ist das Zitat? Das muss immer zuerst gesagt werden! – Abg. Hoffmann CDU: Sagt der Kanzler!)

Das ist ein Zitat. Passen Sie auf! Vielleicht ist es ja ein Zitat von einem CDUler, Herr Haas.

Es wird keine Leistungskürzungen für Patientinnen und Patienten geben. Es gibt keine vernünftige, fachliche Alternative.

(Abg. Dr. Noll FDP/DVP: Wo leben Sie, Frau Hauß- mann?)

Die finanziellen Belastungen der Leistungserbringer, der niedergelassenen Ärzte, Apotheken, Krankenhäuser und Zahntechniker, sind abgewogen und zumutbar.

(Abg. Dr. Noll FDP/DVP: Haben Sie die Zitate von den Betroffenen gehört?)

So die bei der Anhörung zu den Vorschaltgesetzen gehörten Sachverständigen im Deutschen Bundestag.

(Abg. Schmiedel SPD: Aha! Die verstehen was!)

Ich zitiere auch noch den AOK-Bundesvorstand, der anlässlich dieser Anhörung gesagt hat:

(Zuruf des Abg. Hoffmann CDU – Gegenruf der Abg. Marianne Wonnay SPD: Zuhören!)

Der Zug fährt in die richtige Richtung.

Alle haben es begriffen, nur die Kollegen von der CDU und der FDP/DVP noch nicht. Um unser Gesundheitswesen zukunftsfähig zu machen,

(Abg. Hoffmann CDU: Ver.di lässt grüßen!)

zu halten, brauchen wir ganz umfassende Reformen. Um den Rücken für diese umfassenden Reformen frei zu haben, haben wir ein Vorschaltgesetz auf den Weg gebracht. Das ist übrigens nicht das erste Notgesetz. Herr Seehofer hat in seiner Amtszeit eine ganze Menge Notgesetze auf den Weg gebracht.

(Abg. Capezzuto SPD: Wer war das?)

Das ist schon sehr lange her. Das haben Sie verdrängt. Ich weiß es, Herr Hoffmann. Aber der Unterschied zwischen diesem Vorschaltgesetz und den Notgesetzen des Herrn Seehofer ist: Herr Seehofer hat immer nur Patientinnen und Patienten zur Kasse gebeten. Ich nenne nur zwei Beispiele: Zahnersatzregelung und Zuzahlung zu Medikamenten. Im Unterschied dazu tragen bei unserem Vorschaltgesetz diesmal die Leistungserbringer im Gesundheitswesen ihr Scherflein dazu bei, weil wir sagen: Wir wollen die Solidarität im Gesundheitswesen erhalten.

(Abg. Dr. Lasotta CDU: Wie viel Stunden sollen die Leute in den Kliniken eigentlich noch arbeiten? – Abg. Dr. Noll FDP/DVP: Beim Zahnersatz trifft es die Patienten, nicht die Leistungserbringer!)

Die Kürzungen, über die Sie sich aufregen, diese ganzen Spargesetze bedeuten zum Beispiel, um nur einmal eine Zahl zu nennen,

(Abg. Seimetz CDU: Das ist die gleiche Lügerei!)

für das Einkommen eines Arztes im Jahr umgerechnet 2 000 €, sagen die Experten.

(Abg. Dr. Noll FDP/DVP: Da sind aber seine Ange- stellten nicht dabei! Haben Sie nicht zugehört?)

Wenn wir es schaffen – das ist eine kurzfristige Maßnahme, der natürlich lang angesetzte Strukturreformen folgen müssen –, durch diese ersten Einsparungen aufgrund dieses Vorschaltgesetzes das solidarische Gesundheitswesen zu erhalten, dann, sage ich Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen, haben wir viel erreicht, und da lohnt es sich auch zu kämpfen.

(Beifall bei der SPD)

Jeder, der in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten Gesundheitspolitik gemacht hat, hat doch ständig von sämtlichen am Gesundheitswesen Beteiligten eins auf den Deckel gekriegt.

(Abg. Dr. Noll FDP/DVP: Aber doch nicht so wie diesmal! – Abg. Dr. Lasotta CDU: Das ist doch kein Qualitätsmerkmal! – Abg. Hofer FDP/DVP: Aber doch nicht von allen!)

Das sind doch solche beharrenden Kräfte. Das haben wir doch erlebt. Endlich werden jetzt Nägel mit Köpfen gemacht. Wir haben doch ständig die Probleme vor uns hergescho

ben, und wenn dann jemand kommt und die Sache einmal vernünftig angeht, bricht plötzlich der Protest aus

(Abg. Alfred Haas CDU: Das sind Nägel ohne Köp- fe! – Abg. Hofer FDP/DVP: Wo sind die Köpfe?)

und die Ärzte verhungern und die Apotheker und alles, was dazugehört.

(Abg. Dr. Noll FDP/DVP: Und die Krankenhäuser und die Pflegeberufe, sind Ihnen die egal, Frau Haußmann?)

Und die Zahnärzte, Herr Zahnarzt Dr. Noll.

(Abg. Dr. Noll FDP/DVP: Hören Sie einmal auf das, was die Pflegekräfte sagen!)

Ich bin Krankenschwester. Ich weiß, woher ich komme.