(Beifall bei Abgeordneten der CDU Zuruf von der CDU: Jawohl! Zuruf von der SPD: Ihr braucht gar nicht zu klatschen, ihr versteht ja nichts davon!)
Es bringt nichts, wenn wir das BVJ als wichtige Maßnahme durch solche kritischen Zwischenbemerkungen schlecht reden. Wir sind in der Tat auf dem richtigen Wege.
Kooperationsklassen zwischen Hauptschulen und Berufsschulen wurden für diese Zielgruppe ebenfalls gegründet. Ihre Zahl hat sich, wie Sie wissen, seit 1999 verdoppelt. Und dies geht nun aus einer aktuellen Stellungnahme der Landesregierung hervor: Rund 80 % der Absolventen erzielten einen Hauptschulabschluss. Viele davon haben gute Chancen, im Anschluss daran einen Ausbildungsplatz zu erwerben.
Meine Damen und Herren, dieses Beispiel der Einführung und Weiterentwicklung des Berufsvorbereitungsjahres spricht für ein innovatives Schulsystem. Hierbei spielt nicht nur die Förderung junger Ausländer, die in großer Zahl an dieser Fördermaßnahme teilnehmen, eine Rolle, sondern auch junger Aussiedler und lernschwacher deutscher Schüler, die konzeptionell gleich behandelt werden. Insofern sind diese drei Komponenten als integrierter Bestandteil des Bildungssystems zu werten.
Um bei der Schwelle von der Schule zur Ausbildung zu bleiben, bleibt ergänzend das Modell des Jugendberufshelfers zu erwähnen, das ebenfalls unterstützende Maßnahmen ermöglicht.
Bei der Förderung der schulischen Integration junger Ausländer und Aussiedler müssen wir bedarfsorientiert Ganztagsangebote und Ganztagsschulen ausbauen. Die Zahlen aus Baden-Württemberg zeigen zunächst einmal der nachgewiesene Bestand, beispielsweise der Ausbau dieser Angebote in den vergangenen fünf Jahren , dass sich die Angebote im Ganztagsbereich, auch die Angebote der Ganztagsschulen im Ländervergleich durchaus sehen lassen können.
Wir differenzieren zwischen Ganztagsangeboten und Ganztagsschulen, während andere Bundesländer wie beispielsweise Rheinland-Pfalz versuchen, vorzuspiegeln, dass sie flächendeckend so genannte Ganztagsschulen einführen, während sie darunter letztlich nur reine Ganztagsbetreuungsangebote verstehen.
Wir versuchen, die Ganztagsangebote auf Ballungsgebiete zu konzentrieren. Ausgehend von diesen Angeboten, werden wir eine Erweiterung der Palette vornehmen. Wir werden beispielsweise die Zahl der Ganztagsschulen in dieser Legislaturperiode verdoppeln. Als Beispiel darf ich das neue Betreuungskonzept nennen, das ab dem Jahr 2003 greifen wird. Dabei wird zum ersten Mal die Nachmittagsbetreuung an Ganztagsschulen anteilig seitens des Landes bezuschusst.
Herr Kollege Wacker, ist Ihnen bekannt, dass das Land Rheinland-Pfalz 300 zusätzliche Ganztagsschulen schafft, Ganztagsschulen in dem Sinne, dass zusätzliche Lehrerstunden den Schulen zugeordnet werden? Ist Ihnen dies bekannt?
(Abg. Zeller SPD: Dann können Sie doch nicht sa- gen, dass in Rheinland-Pfalz etwas anderes ge- macht wird! Quatsch!)
Gleichermaßen wirbt aber das Bildungsministerium Rheinland-Pfalz darum, im Besonderen ehrenamtliche Kräfte zu gewinnen, um den Betreuungsanteil an diesen Schulen zu gewährleisten, was offensichtlich dem baden-württembergischen Konzept sehr ähnelt.
Da muss aber das Bundesland Rheinland-Pfalz sauber differenzieren, wie wir es in Baden-Württemberg auch konzeptionell tun.
Meine Damen und Herren, ich möchte hier nur einige Beispiele nennen, wo es in Baden-Württemberg besonderes Engagement vorzuweisen gibt. Das ist der Bereich der Jugendsozialarbeit als wichtige flankierende Maßnahme zur Betreuung gerade ausländischer Jugendlicher, die offensichtlich Sprach- und auch Lernprobleme haben. Sie wissen, dass das Land Baden-Württemberg zum ersten Mal im Jahr 1999 freiwillig in eine anteilige Finanzierung der Jugendsozialarbeiterstellen an Schulen eingestiegen ist;
hier nenne ich das Stichwort Jugendenquetekommission. Darüber hinaus haben wir maßgeblich die Entscheidung gefällt, dass wir für den anstehenden Doppelhaushalt diese Finanzierung fortsetzen. Auch wenn die Kommunen sagen, dass sich das Land hier verstärkt engagieren muss, ist in diesem Fall festzuhalten, dass diese Maßnahme durch keine gesetzliche Grundlage für das Land vorgeschrieben wird, sondern dass es nach wie vor eine freiwillige Maßnahme des Landes ist. Auch dies spricht für das außerordentliche Engagement des Landes.
Meine Damen und Herren, Integration kann nur gelingen, wenn wir frühestmöglich die Kinder erreichen, die Sprachund Lerndefizite haben. Deswegen müssen wir frühestmöglich ansetzen in der Kindergartenförderung, somit im vorschulischen Bereich. Die Hausaufgaben-, Sprach- und Lernhilfen sind hier als Beispiel zu erwähnen, wo im Besonderen ehrenamtliche Kräfte aktiviert werden, um Integrationsarbeit zu leisten. Tausend Maßnahmen werden gefördert, die vor allen Dingen im vorschulischen Bereich greifen. Damit erreichen wir die Kinder, die zum ersten
Mal mit der deutschen Sprache in Kontakt kommen. Auch wir werden bedarfsorientiert, wie wir das in unserem Antrag formuliert haben, selbstverständlich bereit sein, diese Angebote weiterzuentwickeln. Die muttersprachliche Qualifikation ist ein wichtiges Element, das durch die Konsulate betrieben wird; aber das Erlernen der deutschen Sprache ist eine Aufgabe unserer Politik, eine Aufgabe, auf die wir unser besonderes Augenmerk zu richten haben.
dass es weiterhin gilt, die Ganztagsbetreuung an Kindergärten auszubauen. Wir sind gerade dabei, die Erzieherinnenausbildung zu novellieren und somit auch die sprachliche Kompetenz zu festigen, damit die Erzieherinnen verstärkt pädagogische Fähigkeiten entwickeln und anwenden können. Wir werden die Kooperation zwischen Kindergärten und Grundschulen vorantreiben, um auch hier eine Verzahnung zu gewährleisten.
Hier gibt es zum ersten Mal einen Kooperationsleitfaden zwischen Kultusministerium und Sozialministerium.
So könnte ich neben den Grundschulförderklassen noch viele andere Beispiele nennen, mit denen das Land BadenWürttemberg einen außerordentlichen Beitrag zur schulischen Integration leistet.
In diesem Sinne, meine Damen und Herren, sind wir zufrieden mit der Beantwortung der Großen Anfrage und stehen dazu, dass wir bedarfsorientiert diese Angebote ausbauen und dies nicht zu einem politischen Dogma entwickeln, sondern uns am tatsächlichen Bedarf orientieren. Dafür steht die CDU-Fraktion in diesem Hause.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Die Leistungsunterschiede sind in keinem Land so stark durch die soziale Herkunft bedingt wie in Deutschland. Migrantenkinder schneiden schlechter ab als Muttersprachler. Das ist zwar in anderen Ländern ebenso, aber bei uns ist das am stärksten ausgeprägt. 23 % der deutschen Kinder können maximal nur auf dem untersten Kompetenzniveau lesen, und 25 % der deutschen Kinder
können nur auf dem untersten mathematischen Niveau rechnen. Darunter sind ebenfalls überproportional viele Migrantenkinder.
Diese Befunde der PISA-Studie haben in Deutschland eine große Betroffenheit ausgelöst, und zwar zu Recht, meine ich, meine Damen und Herren, denn in unserem Grundgesetz ist die Chancengleichheit ausdrücklich festgeschrieben, und zur freien Entfaltung der Persönlichkeit gehören eben auch gleiche Chancen auf Bildung und Bildungsabschlüsse.