Protocol of the Session on March 7, 2002

die Kosten infolge von Versäumnissen auf diesem Feld wesentlich größer wären.

Die „Stuttgarter Zeitung“ titelt am 4. März dieses Jahres: „Ausländerkriminalität: Keine Frage der Herkunft, sondern der Integration“.

(Abg. Drexler SPD: Ja!)

Das ist völlig richtig. Das kann ich voll unterstreichen.

(Abg. Drexler SPD: Das hat doch die Kollegin Utzt vorhin gesagt!)

Deshalb, meine Damen und Herren, müssen wir uns wirklich darauf einigen, dass auf allen Ebenen die Anstrengungen noch verstärkt werden müssen. Ich bin der Meinung, dass diejenigen, die ein Interesse daran haben übrigens auch die Wirtschaft , auch ihren Beitrag zur Finanzierung von Zuwanderung leisten müssen.

Die „Frankfurter Rundschau“ titelt am 1. März dieses Jahres: „Rot-Grün hat für Integration neuerdings nicht mehr viel übrig“. Meine Damen und Herren, so kann es natürlich auch nicht sein. Ich sage es noch einmal: So werden wir eine sprachliche Integration nicht erreichen. Auch der Bund darf sich nicht zurückziehen. Er darf sich nicht aus seiner Verantwortung stehlen. Er muss in der Zukunft mehr tun. Sonst wird dieses Problem nicht gelöst werden können.

(Beifall bei der FDP/DVP und des Abg. Seimetz CDU)

Ich will abschließend sagen, Herr Innenminister, dass ich das Konzept der Landesregierung insgesamt positiv beurteile. Wie gesagt, viele unserer Überlegungen sind da eingeflossen. Ich will das jetzt im Detail gar nicht mehr wiederholen. Vieles ist gerade auch in Baden-Württemberg getan worden. Das muss man der Landesregierung anerkennend attestieren.

(Abg. Drexler SPD: Nachzugsalter drei Jahre!)

Weitere Anstrengungen werden notwendig sein; das wissen wir.

Ich möchte deshalb zum Schluss all denen danken, die in der Vergangenheit diese zum Teil mühevolle Integrationsaufgabe wahrgenommen, angegangen und auch tatsächlich geleistet haben. All denen gilt unser Dank, und an uns ergeht die Aufforderung, in diesen Anstrengungen nicht nachzulassen.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU Abg. Drexler SPD: Nachzugsalter drei Jah- re!)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Wieser.

(Abg. Seimetz CDU: Sehr gut! Jetzt kommt etwas Gescheites!)

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte besonders meine Kollegin Utzt in der ersten Reihe begrüßen und sie auch auf ihr Zitat verweisen.

(Beifall bei der CDU Abg. Drexler SPD: Schau- en Sie mal zur Regierung hin!)

Ich habe nur Angst, dass Ihr Vorzensor auch in dieser Frage besserwisserisch etwas hineinsagt.

(Zuruf des Abg. Drexler SPD)

Das wollte ich vermeiden, meine Damen und Herren.

Gestatten Sie mir eine zweite Vorbemerkung. Ich möchte nichts wiederholen, was meine Vorredner gesagt haben, weil vieles davon richtig ist, insbesondere das, was der Herr Innenminister vorgetragen hat, und auch weite Teile von dem, was die Kollegin Bauer und natürlich mein Kollege Heinz vorgetragen haben.

(Abg. Drexler SPD: Dann ist ja gut!)

Ich beziehe mich auf meine 15-jährige Tätigkeit als Leiter der Beruflichen Schulen in Bretten mit über 1 000 Schülern

(Abg. Schmiedel und Abg. Drexler SPD: Ist das ein Vollzeitjob oder ein Teilzeitjob?)

mit einem Ausländeranteil zwischen 15 und 25 % im Laufe der Jahre.

(Abg. Drexler SPD: Das kann ja sein! Ja, wo jetzt?)

In manchen Klassen gibt es über 50 % Ausländer. Wenn ich diese Erfahrungen zusammennehme, dann kann ich Ihnen berichten was viele wissen , dass wir bei der Facharbeiterausbildung und der schulischen Ausbildung von Ausländern hervorragende Ergebnisse haben.

(Zuruf des Abg. Boris Palmer GRÜNE)

Die hervorragenden und guten Ergebnisse stehen denen deutscher Absolventen in keiner Weise nach, und zwar auch im Fach Deutsch. Wir haben nicht selten Ausländer, die den Deutschpreis erringen.

Aber fast alle diese Ausländer haben gemeinsam, dass sie bei uns in einem Kindergarten waren, dass sie in der Grundschule waren, dass sie in der Hauptschule waren. Viele von ihnen waren auch schon in der Realschule und einige im Gymnasium. Integration gelingt, wenn alle Beteiligten die notwendige Toleranz üben: bei der Kleidung, bei der Kopfbedeckung, beim Körpergeruch, bei der Achtung von unterschiedlichen kulturellen und sozialen Traditionen.

(Vereinzelt Heiterkeit)

Ja. Ich will sagen, Herr Minister Dr. Repnik, dass viele Leute in Bezug auf die unterschiedlichen Speisekarten der verschiedenen Nationen tolerant sind, aber nicht in Bezug auf die Art, wie die Angehörigen der jeweiligen Nationalitäten sich kleiden und sich geben.

(Zuruf der Abg. Heike Dederer GRÜNE)

Das ist die Grundbedingung: Ohne Toleranz und Achtung auch des Andersartigen ist keine Integration möglich.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU und des Abg. Zeller SPD)

Zweitens: Integration gelingt, wenn Ausländer die Bereitschaft, die Einstellung und die Fähigkeit zur Integration mitbringen. Bei den Fähigkeiten das ist wiederholt gesagt worden kommt es als Schlüsselfunktion entscheidend auf die deutsche Sprache an. Ausländer müssen über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen oder zumindest die Bereitschaft mitbringen, sie so schnell wie möglich zu erwerben.

(Abg. Alfred Haas CDU: Sehr richtig!)

Herr Minister Dr. Schäuble hat die vielen Stütz- und Fördermaßnahmen des Staates in den Kindergärten und in den Schulen

(Abg. Theurer FDP/DVP unterhält sich mit Abg. Theresia Bauer GRÜNE.)

Herr Oberbürgermeister, auch in Ihrer Gemeinde Horb

(Abg. Theurer FDP/DVP: Vor allem Horb!)

und in vielen anderen Orten und auch im ehrenamtlichen Bereich erwähnt.

(Abg. Theurer FDP/DVP: Sehr gut!)

Das möchte ich nicht wiederholen. Aber ohne diese Aktivitäten wäre Integration gar nicht möglich.

(Abg. Theurer FDP/DVP: Richtig!)

Dann gelingt Integration.

Es gibt aber auch integrationsgefährdende Momente, die genauso beachtet werden müssen. Wir müssen darauf bestehen, dass Ausländer, die sich hier aufhalten, unsere Wertordnung so, wie sie im Grundgesetz und vor allem in den Menschenrechten und auch im Verhältnis zwischen Männern und Frauen zu finden ist, aber auch unsere Bürgerrechte und -pflichten achten.

(Abg. Theresia Bauer GRÜNE: Machen Sie das auch?)

Es geht aber nicht nur darum, dies zu achten. Es gibt auch emotionale Probleme, die integrationsfeindlich sind.

(Abg. Kretschmann GRÜNE: Kleidervorschriften in der Verfassung gibt es Gott sei Dank nicht!)