Protocol of the Session on November 30, 2005

(Abg. Theurer FDP/DVP: Das muss auch so blei- ben!)

Meine Damen und Herren, alles in allem: Dieser Haushalt ist, wie er sich in absoluten Zahlen darstellt, nicht das, was ich mir theoretisch wünschen würde. Unter den gegebenen Umständen war seine Aufstellung eine gute Leistung. Deswegen möchte ich auch die Oppositionsfraktionen bitten: Schieben Sie einmal alles beiseite, was typisches Oppositionsgebaren ist. Geben Sie Ihrem Verstand nach, und stimmen Sie dem Haushalt zu!

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Zurufe von der CDU: Sehr gut! – Zuruf der Abg. Brigitte Lösch GRÜNE – Minister Stächele: Jawohl!)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Schmid.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Wenn wir die Zuwachsraten bei der Pro-Kopf-Verschuldung der Länder vergleichen, dann stellen wir selbstverständlich auf die Prozentzahlen ab – genauso wie Sie beim Wirtschaftswachstum auch auf Prozentzahlen abstellen und dabei zu Recht feststellen, dass die Bundesrepublik Deutschland im internationalen Vergleich auf einem besseren Platz liegen könnte – und nicht auf die absoluten Zahlen. In absoluten Zahlen ist der Wohlstandszuwachs in Deutschland selbst bei geringen Prozentzahlen natürlich immer noch erheblich.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Deshalb ist es keine Frage der Intelligenz, sondern der intellektuellen Aufrichtigkeit, welche Zahlen man verwendet.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Das Zweite ist: Das Thema, zu dem ich jegliche Aussage vermisse, ist die Mehrwertsteuererhöhung. Sie tauchen dabei weg, und das geht nicht, liebe Freundinnen und Freunde von der CDU. Das geht nicht!

(Lebhafter Beifall bei der SPD – Zurufe von der FDP/DVP: Oi! – Heiterkeit – Unruhe)

Wenn Sie sich dann, wenn es ernst wird, in die Büsche schlagen, werden Ihnen die Bürgerinnen und Bürger das nicht durchgehen lassen.

(Beifall bei der SPD – Zuruf: Verkehrte Welt! – Zuruf des Abg. Dr. Noll FDP/DVP)

Und wenn in diesem Hause jemand Oppositionsgebaren ablegen muss, dann sind Sie das, aber nicht wir.

(Beifall bei der SPD – Zuruf des Abg. Dr. Noll FDP/DVP)

Die FDP/DVP darf sich ruhig schon auf die Oppositionsrolle ab dem 26. März 2006 einrichten.

(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD – Beifall bei der SPD – Unruhe bei der FDP/DVP – Abg. Map- pus CDU: Seid ihr jetzt dafür?)

Die Frage, wie die Umsatzsteuermehreinnahmen verwendet werden, wird bei Ihnen ganz schnell entschieden. Die Frage, ob das Land Baden-Württemberg der Mehrwertsteuererhöhung zustimmt, wird bei Ihnen auf die lange Bank geschoben. Das ist unehrlich, und ich fordere Sie auf, dazu klar Stellung zu beziehen. Alles andere ist Führungsschwäche desjenigen, der mit der Mehrwertsteuererhöhung Wahlkampf gemacht hat, meine Damen und Herren.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD – Abg. Herrmann CDU: Vor der Wahl null, nach der Wahl drei Prozentpunkte! Das ist SPD-Politik! – Zurufe der Abg. Mappus und Seimetz CDU sowie des Abg. Theurer FDP/ DVP – Anhaltende Unruhe)

Das Wort erteile ich dem Herrn Finanzminister.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich setze normalerweise nicht nach, aber das, was Sie, Herr Schmid, da zum Wachstum der Verschuldung bringen, ist doch eine lächerliche Verdummung.

(Abg. Schmid SPD: Nein!)

Es ist doch eine Tatsache, dass die Verschuldung bei uns weniger wächst als bei allen anderen.

(Abg. Schmid SPD: Prozentual nicht!)

Sie können doch nicht die Prozentzahlen nehmen!

(Abg. Braun SPD: Was denn sonst?)

Wenn wir in der Vergangenheit mehr Schulden gemacht hätten, dann wäre die Prozentzahl, was die Steigerung betrifft, niedriger. Man muss sich das einmal überlegen. Das ist doch unter Ihrem Niveau.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Schmid SPD zur CDU: Nein, das ist unter seinem Niveau!)

Nehmen Sie zum Beispiel das Land Bremen. Die haben pro Kopf der Bevölkerung 18 000 € Schulden.

(Zuruf der Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP)

Wenn der Betrag dort um 1 % wächst, ist das wesentlich mehr, als es 4 % bei uns sind! Dann müssen Sie auch die Zinsen bedenken. Herr Schmid, das war einfach nicht in Ordnung. Ich kann das nicht so stehen lassen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Abg. Schmid SPD: Nein! Wachstumszahlen werden in Prozent angegeben! – Gegenruf des Abg. Mappus CDU – Abg. Kretschmann GRÜNE: Ihr seid doch jetzt Freunde!)

Das Zweite ist die Mehrwertsteuer. Was die SPD dazu bringt, ist doch der dickste Hund! Im gesamten Wahlkampf haben Sie gesagt: „Merkel-Steuer – das wird teuer!“ Jetzt merke ich: Der Unterschied zwischen null und zwei ist bei Ihnen drei.

(Minister Stratthaus)

(Heiterkeit – Beifall bei der CDU und der FDP/ DVP sowie der Abg. Kretschmann und Edith Sitz- mann GRÜNE)

Das kann doch nicht sein.

(Abg. Ursula Haußmann SPD: Schwach, ganz schwach! – Zuruf der Abg. Marianne Wonnay SPD)

Um noch einmal eines klar zu machen: Wir, die Union, würden im Bundesrat die Mehrwertsteuererhöhung mittragen.

(Unruhe)

Die FDP/DVP trägt sie nicht mit. Dann müssen wir uns nach den üblichen Gepflogenheiten eben der Stimme enthalten.

(Abg. Dr. Noll FDP/DVP: So ist es! – Beifall bei der FDP/DVP – Unruhe bei der SPD – Abg. Carla Bregenzer SPD: Waren Sie nicht in der Verhand- lungskommission?)

Ich bitte Sie, einmal Ihren Kollegen Beck zu fragen, wie man sich in Rheinland-Pfalz verhalten wird.

(Abg. Dr. Noll FDP/DVP: Richtig!)

Das ist doch ganz klar: Wenn sich die beiden Koalitionsfraktionen in Baden-Württemberg, die in Berlin in Opposition stehen, nicht einig sind, werden wir uns enthalten. Das ist nun einmal so.

(Abg. Dr. Noll FDP/DVP: Ja!)

Deswegen kann aber jede der beiden Parteien ihre Vorstellung – vor allem in Berlin – vertreten. Ich verstehe nun wirklich nicht, wem Sie da einen Vorwurf machen wollen.

(Abg. Schmiedel SPD: Ihnen natürlich! – Weitere Zurufe von der SPD: Ihnen! – Abg. Dr. Noll FDP/ DVP: Den Vorwurf, sich an Koalitionsverträge zu halten! – Unruhe – Glocke des Präsidenten)

Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Stickelberger?

Bitte sehr.

Bitte, Herr Stickelberger.

Herr Finanzminister, ist es zutreffend, dass Sie bei den Koalitionsverhandlungen in der entscheidenden Verhandlungskommission federführend beteiligt waren und dafür gelobt worden sind und dass Sie diesen Kompromiss von 19 % federführend mit ausgehandelt haben?