Protocol of the Session on March 23, 2000

das würde es mir erheblich erleichtern –,

(Abg. Döpper CDU: Das war die gelbe Karte, Herr Moser!)

ist gerade in einem Flächenland wie Baden-Württemberg eine Politik gegen den ländlichen Raum.

(Abg. Haas CDU: Die Ökosteuer ist gegen den ländlichen Raum!)

Zusätzlich wollen Sie für alle Arbeitnehmer den Arbeitnehmerfreibetrag um 500 DM kürzen. Dies ist die Fortsetzung der arbeitnehmerfeindlichen Politik der Regierung Kohl aus dem Jahre 1990. Damals haben Sie den Weihnachtsfreibetrag in Höhe von 600 DM abgeschafft,

(Abg. Dr. Stefan Scheffold CDU: Vielleicht kom- men Sie einmal dazu, dass wir im Bundestag eine ganz andere Reform beschlossen haben!)

und jetzt wollen Sie zusätzlich den Pauschbetrag um 500 DM kürzen.

(Abg. Ursula Haußmann SPD: Das darf doch wohl nicht wahr sein!)

Meine Damen und Herren, dies bedeutet, dass ein Arbeitnehmer, der zum Beispiel 20 km zur Arbeit hat, in Zukunft nach Ihrem Modell nur noch 500 DM Werbungskosten geltend machen darf statt bisher 3 500 DM. Bei einem Grenzsteuersatz von 35 % erhält ein Pendler nach Ihrem Konzept in Zukunft im Monat netto 90 DM weniger auf die Hand.

(Zurufe von der SPD)

Vor diesem Hintergrund – jetzt komme ich dazu – ist Ihre Kampagne gegen die Ökosteuer absolut lächerlich.

(Zuruf des Abg. Dr. Stefan Scheffold CDU)

Wir haben die Mineralölsteuer nämlich um 12 Pfennig angehoben. Nebenbei bemerkt: Kohl erhöhte die Mineralölsteuer bei Benzin zwischen 1988 und 1994 um satte 50 Pfennig, also um das Vierfache.

Der Pendler mit einer zu fahrenden Strecke von 20 Kilometern wird bei einem relativ hoch angesetzten Verbrauch von 10 Liter pro 100 Kilometer durch die Ökosteuer mit zusätzlich 10 DM pro Monat belastet. Sie wollen den gleichen Pendler durch Absenkung der Kilometerpauschale mit 90 DM mehr belasten. Das heißt, die Belastung nach

Ihrem Konzept ist neunmal so hoch wie bei unserer Ökosteuer. Mit diesem Steuerreformansatz, Herr Finanzminister, bricht die Kampagne gegen die Ökosteuer in sich selbst zusammen.

(Beifall bei der SPD – Abg. Döpper CDU: Hof- fentlich haben Sie das selbst ausgerechnet!)

Zur Beurteilung dieser Steuerreform kann ich mich auf den Sachverstand des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung berufen. Es stellte gestern fest: Die Reform entlastet die Arbeitnehmer um 25 Milliarden DM pro Jahr.

(Abg. Döpper CDU: Und die Rentner?)

Die Zahl der Erwerbstätigen wird im Jahr 2001 um rund 100 000 und im Jahr 2002 um rund 270 000 zunehmen, und das Wirtschaftswachstum wird jedes Jahr 0,5 % betragen. Meine Damen und Herren, diese Steuerreform erfüllt alle wichtigen wirtschaftspolitischen Ziele.

(Abg. Dr. Stefan Scheffold CDU: Mittelstand! – Abg. Haas CDU: Sozial Schwache sind Ihnen un- wichtig!)

Sie vereinfacht das Steuerrecht, und sie entlastet breite Bevölkerungsschichten. Sie ist außerdem mittelstandsfreundlich. Darauf werde ich in der zweiten Runde noch einmal gesondert eingehen.

(Beifall bei der SPD – Lachen bei Abgeordneten der CDU)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Mayer-Vorfelder.

(Unruhe – Zurufe von der SPD)

Kaum bin ich da, schon ist wieder Leben im Saal.

(Heiterkeit – Abg. Dr. Puchta SPD: Da kommt Freude auf! – Abg. Maurer SPD: Wir freuen uns! – Abg. Walter Bündnis 90/Die Grünen: Wie viele Spieler können wir jetzt kaufen?)

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Seit meiner Zugehörigkeit zum Landtag ist es das erste Mal, dass ich hier in meiner Eigenschaft als Abgeordneter spreche. Das hat den großen Nachteil, dass man nur eine Redezeit von fünf Minuten hat.

(Heiterkeit – Beifall bei Abgeordneten der CDU, des Bündnisses 90/Die Grünen und der FDP/DVP)

Ich hatte deswegen gewisse Sorge, ob ich mich in dieser Zeit überhaupt warm laufen kann.

(Heiterkeit)

Aber nach dem, was Sie, Herr Puchta, gesagt haben, ist mein Adrenalinspiegel ungefähr auf dem Normalpegel, sodass ich dazu etwas sagen kann.

(Heiterkeit – Zuruf des Abg. Maurer SPD)

Herr Puchta, Sie haben praktisch immer Hilfe suchend zu Ihren Genossen geschaut. Den anderen können Sie bei dem, was Sie hier sagen, gar nicht ins Auge schauen.

(Heiterkeit – Beifall bei Abgeordneten der CDU – Abg. Maurer SPD: Gleich kommt der Balakov rein!)

(Vereinzelt Heiterkeit)

Herr Maurer, bei Ihnen wäre es allmählich auch besser, Sie würden als Fraktionsvorsitzender abgesetzt.

(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU – Abg. Walter Bündnis 90/Die Grünen: Kann der auch zum DFB wechseln?)

Aber jetzt einmal zur Sache, nicht so vernebelt mit Zahlen und dergleichen mehr. Das Entscheidende, Herr Puchta, ist – das Gesicht von Herrn Maurer und seine Aussagen in den letzten Jahren habe ich noch im Gedächtnis –: Sie haben über zwei Jahre lang rein aus Parteiinteresse eine Steuerreform kaputtgemacht – rein aus Parteiinteresse!

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP)

Da brauchen Sie gar nicht verlegen zu lächeln.

(Lachen des Abg. Bebber SPD)

Da war ich überall hautnah dabei – im Vermittlungsausschuss, im Bundesrat. Alle Ihre Sprecher – der letzte war Herr Eichel – haben die Kommandos von Herrn Lafontaine bekommen, und dann war die Sache tot.

(Zuruf des Abg. Dr. Hildebrandt Bündnis 90/Die Grünen)

Sie haben das auf dem Rücken des Standorts Deutschland, der Arbeitslosen, der Bevölkerung ausgetragen – rein aus Parteiinteresse!

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Zurufe von der SPD, u. a. Abg. Drexler: Schuldenkönig! – Zuruf des Abg. Wieser CDU)

Ich habe schon zwei Minuten der Redezeit verbraucht.

(Heiterkeit – Zurufe von der SPD)

Das Zweite: Herr Maurer, Sie haben sich hingestellt und gesagt, eine Steuerreform, die 30 Milliarden DM koste, sei überhaupt nicht finanzierbar, es sei der helle Wahnsinn, so etwas zu machen. Jetzt stellen Sie sich hin und sagen, sie koste 40 Milliarden DM, und Sie betrachten das als große Leistung.

(Beifall bei der CDU – Abg. Moser SPD: 30 waren Ihnen doch zu wenig!)

In der Argumentation Ihrer Experten findet sich das Gleiche, was wir gesagt haben: Dass sich eine mutige Entlastung zum großen Teil selbst finanzieren werde – Beispiel Amerika.