Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben in Baden-Württemberg einen funktionierenden, einen attraktiven, einen aktiven ländlichen Raum. Wir hatten zu keiner Zeit so schöne, so aktive Dörfer wie heute.
Der ländliche Raum hat durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft eine rasante Veränderung erfahren. Er hat unseren Dörfern aber gerade dadurch ein neues Profil gegeben.
Man muss aber hinzufügen, dass sich dieser Strukturwandel nicht nur bei uns, nicht nur innerhalb der Bundesrepublik, sondern europaweit vollzieht. Europaweit wird die Hälfte der derzeit praktizierenden landwirtschaftlichen Betriebe in der Folgegeneration nicht mehr fortgeführt werden.
Auch muss festgestellt werden, dass trotz dieses Strukturwandels mithilfe der Technik vieles abgefedert werden konnte und musste. Auch haben wir in Baden-Württemberg trotz des Strukturwandels keine Fläche, die nicht bewirtschaftet wird.
(Abg. Oelmayer Bündnis 90/Die Grünen: Ja, aber wo sind denn die Konzepte gegen das Sterben der Höfe, Frau Ministerin? – Gegenruf des Abg. Haas CDU – Abg. Oelmayer Bündnis 90/Die Grünen: Herr Kollege Haas, haben Sie die in der Tasche, oder wie?)
Ich denke, dass sich gerade durch den Strukturwandel eine enorm dynamische Entwicklung vollzogen hat, weil sich die Menschen mit dem ländlichen Raum identifizieren, weil Brauchtum und Modernität keine Gegensätze sind, sondern einander hervorragend ergänzen. Wir haben einen lebendigen, innovativen ländlichen Raum, und, wohlgemerkt, wir haben Standortvorteile zum Beispiel durch einen geringeren Investitionsbedarf für Immobilien und Grundstücke. Der Produktionsstandort wird in Zukunft mit neuen Technologien auch neue Chancen eröffnen. Ich bin davon überzeugt, dass die Lebensform der Zukunft das Leben im ländlichen Raum sein wird – mit Unterstützung der derzeit gegebenen modernen Kommunikationsmöglichkeiten.
70 % der Fläche des Landes Baden-Württemberg sind ländlicher Raum, und 42 % der Bevölkerung leben in diesem Raum. Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Einwoh
nerzahl um 7 % erhöht, stieg die Zahl der Erwerbstätigen um 3 %, hat die Zahl der versicherungspflichtig Beschäftigten zugenommen, ist die Steuerkraftsumme gestiegen. Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen ist im ländlichen Raum größer.
(Abg. Oelmayer Bündnis 90/Die Grünen: Aber da- für kann diese Landesregierung nichts! – Gegenruf des Abg. Göbel CDU: Wenn es gut ist, kann sie nichts dafür!)
betreutes Wohnen, Alten- und Seniorenheime sind wichtige Einrichtungen, die unseren ländlichen Raum, meine Damen und Herren, attraktiv machen.
Freizeitangebote sind im ländlichen Raum wichtig und auch vorhanden. Das Eingebundensein in ein reges Vereinsleben macht das Besondere und die besondere Attraktivität der ländlichen Räume und unserer Dörfer aus.
Viele Menschen wollen aus der Anonymität in den Städten heraustreten und engagieren sich in den ländlichen Räumen. Das bürgerschaftliche Engagement ist beispielhaft.
Die große Chance der Zukunft besteht in den modernen Möglichkeiten, die über das Internet gegeben sind. Dadurch sind neue Verkaufsstrukturen eröffnet worden. Wir haben schon längst pfiffige Bäuerinnen, die per Internetshop ihre besonderen, ihre regionalen und ihre saisonalen Produkte verkaufen. Sie stellen darüber hinaus die Landschaft, den Bauernhof, ihre selbst hergestellten Produkte, Regionales und Spezialitäten vor.
mit der Gastronomie und die Menschen, die von Jahr zu Jahr zahlreicher nach Baden-Württemberg kommen, bieten dem ländlichen Raum eine Chance, insbesondere im Dienstleistungsbereich.
Als einziges Bundesland haben wir innerhalb der Europäischen Union über den Maßnahmen- und Entwicklungsplan mit einem Programm zum Thema „Chancengleichheit für Frauen im ländlichen Raum“ europaweit ein Beispiel gegeben.
(Abg. Christine Rudolf SPD: Das gibt es aber wo- anders auch, in fünf oder sechs europäischen Län- dern!)
6,2 Millionen DM können in den Jahren 2000 bis 2006 eingesetzt werden, um dadurch den Strukturwandel abzufedern und dadurch gerade Frauen Existenzgründungen zu ermöglichen, um die Einkommenskombination zu fördern.
Die künftige Wohnortbestimmung – auch davon bin ich überzeugt – wird sich verstärkt auch daran orientieren, ob und inwieweit Frauenarbeitsplätze im ländlichen Raum vorhanden sind. Wir, die Landesregierung und die CDU, stehen zu der Herausforderung, künftig Familie und Beruf vereinbaren zu können.
Ich komme jetzt zu dem Kongress, den Sie angesprochen haben, den wir mit 320 Delegierten aus elf europäischen Ländern im September vergangenen Jahres in Konstanz durchgeführt haben. Da haben wir darüber nachgedacht, wie das künftige Profil unserer Dörfer aussehen kann. Interessante Denkansätze, viele Impulse und Ideen wurden gesammelt. Viele Visionen wurden auch angesprochen, wie das neue Dorf künftig aussehen könnte,
(Abg. Oelmayer Bündnis 90/Die Grünen: Das ent- steht im Kopf, das neue Dorf! Da muss auch etwas herauskommen!)
zum Beispiel das Mediendorf – wir haben in Baden-Württemberg mit Sternenfels und Pfullendorf zwei hervorragende Beispiele –, das Tourismusdorf, das Bürgerdorf, das Kulturdorf.
Ich bin von der Zukunft des ländlichen Raums voll überzeugt. Der hohe Wohnwert, der Freizeitwert, der Erholungswert sind wichtige Standortfaktoren für die Ansiedlung im ländlichen Raum.
Frau Ministerin, ich habe ja schon vorhin zu dieser Großen Anfrage und der Antwort, die Sie gegeben haben und die ja sehr umfassend ist, Konzepte eingefordert. Jetzt sprechen Sie den Tourismus an. Ich frage Sie: Wo sind die Konzepte der Landesregierung beim Tourismus? Ich frage Sie: Warum wird das