Protocol of the Session on November 28, 2019

Seit Monaten jammern und klagen organisierte Kreise von Eigentümern. Ja, es geht um viel Geld, das nicht mehr in ihre Taschen fließt, sondern bei den Mietern

verbleibt. Ja, das ist so gewollt. Das ist Sinn und Zweck des Gesetzes. Der Mietendeckel ist keine Benefizveranstaltung für verarmte Mieter.

[Beifall bei der LINKEN]

Er ist der gebotene Eingriff des Sozialstaates, um der strukturellen Unwucht am Wohnungsmarkt Einhalt zu gebieten.

[Beifall bei der LINKEN, der SPD und den GRÜNEN – Zurufe von der AfD und der FDP]

Es ist völlig unangebracht, deswegen den Untergang des Abendlandes heraufzubeschwören oder hier so herumzuschreien. Wir verbieten nicht die Mieten. Wir verbieten nur die Anhebung der Miete für eine überschaubare Zeit. Wir stürzen auch nicht Vermieter in eine wirtschaftliche Notlage oder schmälern die Substanz ihres Eigentums. Wir schmälern nur den Gewinn, den Sie daraus zielen.

[Beifall bei der LINKEN – Vereinzelter Beifall bei der SPD und den GRÜNEN – Zuruf von der FDP: Damit ihr Steuereinnahmen habt!]

Es gibt kein Recht auf Rendite, aber es gibt eine Sozialpflichtigkeit des Eigentums, und wer dies aus dem Auge verloren hat, den führen wir mit dem Berliner Mietendeckel wieder auf den rechten Weg.

[Beifall bei der LINKEN – Vereinzelter Beifall bei der SPD und den GRÜNEN – Michael Dietmann (CDU): Halleluja!]

Das öffentliche Agieren zahlreicher Unternehmen und ihrer Verbände ist unterirdisch. Sie verbreiten Panik, unhaltbare Prognosen über drohende Katastrophen,

[Frank-Christian Hansel (AfD): Wie bei der Klimapolitik!]

Beschimpfungen im Netz und erpresserische Ankündigungen – aggressiver Immobilienlobbyismus pur. Einfach nur schrill war das. Haus & Grund rief gar zu Mieterhöhungen auf. Man wähnte sich im falschen Film. Nun folgt eine Kundgebung. Die Presse spielte bereits süffisant mit dem Motto: Mieten in Berlin sollen steigen.

[Holger Krestel (FDP): Wie schon ein Leben lang!]

Na ja, wir werden sehen.

Frau Kollegin! Ich darf Sie fragen, ob Sie eine Zwischenfrage des Kollegen – –

Nein, danke!

[Marcel Luthe (FDP): Tapfer, tapfer!]

Die Gegner des Mietendeckels versteigen sich zu absurden Thesen, die Wirtschaft breche ein. Wir erinnern uns an die Kampagne gegen das Mindestlohngesetz.

[Beifall von Katalin Gennburg (LINKE)]

Es führe die Wirtschaft in den Abgrund oder sei gar verfassungswidrig. Nichts dergleichen trat ein.

[Beifall bei der LINKEN – Vereinzelter Beifall bei der SPD und den GRÜNEN]

Der Mietendeckel wird die Wirtschaft eher beleben,

[Lachen bei der CDU und der AfD]

denn die Kaufkraft – – Es ist schön, dass Sie so viel Spaß haben. Der wird Ihnen noch vergehen.

[Zurufe von der CDU und der AfD]

Der Mietendeckel wird die Wirtschaft eher beleben,

[Frank-Christian Hansel (AfD): Nicht die Wirtschaft!]

denn die Kaufkraft der Berliner wird sich erhöhen und unmittelbar hier in die Zirkulation fließen und nicht auf Konten internationaler Anleger.

[Beifall bei der LINKEN – Vereinzelter Beifall bei der SPD und den GRÜNEN]

Es drohe der Untergang der Branche, die bekanntlich am Hungertuch nagt. Da lobe ich doch mal die Chefs der Deutschen Wohnen, was ich nicht oft mache. Die haben auf ihrer letzten Konferenz ihre Aktionäre beruhigt. Der größte Berliner Wohnungsanbieter hat durch den Mietendeckel in fünf Jahren 330 Millionen Euro Mindereinnahmen. Das sind für die Peanuts. Dann steigt die Aktie eben etwas weniger. Die dickste Sau, die durch das Dorf getrieben wird, ist die These, der Mietendeckel verhindere den Neubau.

[Zuruf von Paul Fresdorf (FDP)]

Jetzt können Sie wieder brüllen. Auch hier möchte ich die Branche selbst anführen: Der recht bekannte Bauunternehmer Klaus Groth präsentierte vor wenigen Tagen sein neues Projekt in Lichterfelde-Süd.

[Stefan Evers (CDU): Ganz neu!]

Das ist zwar umstritten, aber umstritten scheint nicht, dass es profitabel ist. Groth erklärt der Presse, der Mietendeckel berühre sein Bauvorhaben überhaupt nicht. Der größte Feind des Neubaus ist nicht der Mietendeckel,

[Zuruf von Frank-Christian Hansel (AfD): Sondern Rot-Rot-Grün!]

sondern der explodierende Bodenpreis. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.

[Beifall bei der LINKEN, der SPD und den GRÜNEN]

Wer den Neubau ankurbeln will – und insbesondere den preiswerten Neubau, was unser erklärtes Ziel ist –,

[Tommy Tabor (AfD): Muss den Senat abwählen!]

der muss die Bodenpreise senken. Wir werden uns diesem Feld zuwenden. Zu diesem Thema habe ich von Ihnen von der Opposition noch gar nichts gehört.

Der Feind des Neubaus ist nicht der Mietendeckel,

[Frank-Christian Hansel (AfD): Sondern Rot-Rot-Grün!]

sondern das sind insbesondere die hohen Renditen, die mit dem Bestand erzielt werden. Von 2010 bis 2018 hat sich der Umsatz mit Immobilien – hier mehrheitlich für Wohnraum – von 8 auf 17,3 Milliarden Euro mehr als verdoppelt.

[Frank-Christian Hansel (AfD): Klasse Inflation! – Zuruf von Ronald Gläser (AfD)]

„Kaufen und Verkaufen“ schafft keine einzige Wohnung, sondern treibt nur deren Preis in die Höhe und infolgedessen die Mieten.

[Beifall bei der LINKEN, der SPD und den GRÜNEN]

Dieses Geschäftsmodell ist so überflüssig wie ein Kropf. Es schafft keinen realen Wert, sondern nur höhere Kosten für die Mieter. Sie zahlen die Gewinne aus dem Handel mit ihren Wohnungen.

[Zuruf von Oliver Friederici (CDU)]

Man kann den Mietendeckel auch als eine Art Investitionslenkung zugunsten des Neubaus ansehen. Der Mietendeckel hat Zähne und wird in Berlin, aber auch darüber hinaus Wirkung zeigen.

[Sebastian Czaja (FDP): Dann schicken wir ihn erst mal zum Zahnarzt!]

Was es zu beweisen galt: Politik kann handeln. Wir können im Interesse der Berliner Mieter regulierend in den Markt eingreifen. Es gibt eine Alternative zu Mietenwahnsinn.