Protocol of the Session on August 15, 2019

[Christian Gräff (CDU): Lesen Sie nach!]

Wahrscheinlich haben Sie mit den Betroffenen bis heute noch gar nicht gesprochen, oder? Denn Ihnen geht es eigentlich auch nicht um die Mieterinnen und Mieter, nein, sonst würden Sie nämlich stattdessen das Vorkaufsrecht stärken, die Mieterinnen und Mieter unterstützen, vor Ort sein und uns nicht dafür kritisieren, dass wir nicht genug für den Schutz der Mieterinnen und Mieter in dieser Stadt tun.

[Zuruf von Mario Czaja (CDU)]

Stattdessen werfen Sie haltlos mit Dreck auf eine Genossenschaft, die sich ehrenamtlich den Hintern aufreißt, um Menschen vor dem Verlust ihres Zuhauses zu schützen.

[Marcel Luthe (FDP): Wo verliert denn da jemand was?]

Es bleibt zu hoffen, dass die Genossenschaftler, die das Recht auf Wohnen in unserer Stadt verteidigen, den längeren Atem haben werden. Wir als rot-rot-grüne Koalition stehen dabei an ihrer Seite und unterstützen sie.

[Zuruf von Christian Gräff (CDU)]

Denn nur wenn Zivilgesellschaft und Politik gemeinsam kämpfen, kann uns die gemeinwohlorientierte Wohnungswende gelingen. – Vielen Dank!

[Beifall bei den GRÜNEN und der LINKEN – Vereinzelter Beifall bei der SPD]

Die CDU-Fraktion hat eine Zwischenintervention angemeldet. – Herr Evers, Sie haben das Wort, bitte!

Vielen Dank, Frau Präsidentin! – Liebe Kollegin Schmidberger! Wenn man sich mal zurück erinnert, ich glaube, ein Fraktionsvorsitzender Wolfgang Wieland würde sich in Grund und Boden schämen für die Art und Weise, in der die Grünen hier im Hause aktuell Politik machen.

[Beifall bei der CDU, der AfD und der FDP – Zurufe von Georg Kössler (GRÜNE) und Daniel Wesener (GRÜNE)]

Dass Sie erstens komplett darüber hinweggehen und es auch verharmlosen, wie diese Genossenschaft überhaupt zustande gekommen ist, in welcher Art und Weise und auf Betreiben welcher Akteure, im Übrigen bis heute, das spricht Bände darüber, welchen Blick Sie auf die deutsche Vergangenheit werfen.

[Zuruf von Steffen Zillich (LINKE)]

Ihr Satz, Unrecht in einer Diktatur verjährt nie, steht doch lächerlichst im Raum, wenn wir uns anschauen, wer genau derjenige war, der das neue Genossenschaftskonstrukt auf den Weg gebracht hat, und mit welcher anderen Zielsetzungen denn, als es genau für solche fragwürdigen Deals zu missbrauchen.

[Zuruf von Katalin Gennburg (LINKE)]

Sie sagen, Sie stellen sich vor die Mieterinnen und Mieter der Stadt. Ich sage Ihnen, im Ergebnis wird das wirtschaftlich diesen Mieterinnen und Mietern das Genick brechen, wenn das finanzielle Kartenhaus zusammenbricht, das Sie hier konstruieren. Es ist ja nicht so, dass die GLS-Bank das vollständig finanzieren würde, ganz im Gegenteil, all das, was Sie hier behaupten, bricht in dem Moment zusammen, in dem Herr Schneider einmal mit dem Panzer durch die Häuser gefahren ist. Das kann nicht klappen. Ich bin auch sehr gespannt darauf, wie es um das Durchsetzungsvermögen der SPD bestellt ist.

[Zuruf von Ülker Radziwill (SPD)]

Wenn Sie Herrn Schneider zugehört haben, dann wissen Sie sehr genau, aus welchen Gründen die Haltung des Bezirksamts Friedrichhain-Kreuzberg durch dieses Haus infrage zu stellen ist und warum auch unser Informationsbedürfnis als Parlament noch lange nicht befriedigt sein kann, erst recht nicht nach den Wortbeiträgen, die Sie hier abgeliefert haben.

[Beifall bei der CDU, der AfD und der FDP]

Ich finde es ein Unding, dass wir immer wieder an diesem Punkt landen, an dem wir feststellen, dass Sie ein Leuchtfeuer nach dem anderen zu entzünden versuchen und nichts als Nebel entsteht, Nebel, der darüber hinwegtäuschen soll, dass Sie nichts, aber auch gar nichts zustande gebracht haben, um die wohnungsbaupolitischen Ziele dieses Senats auch nur im Ansatz zu erreichen, nicht, dass ich sie für hinreichend hielte, aber nicht mal diese Zielsetzung erreichen Sie im Ansatz. Und dann stellen Sie sich hierher, nachdem Sie selbst das Feuer

(Katrin Schmidberger)

angefacht haben, und rufen nach der Feuerwehr, bestellen Sie dann selbst noch ein, konstruieren sie in Form dieser Genossenschaft und wundern sich dann, wenn wir Fragen stellen, die jede Berechtigung haben, nicht nur in der Zusammensetzung der Genossenschaft, sondern gerade in der Konstruktion und Finanzierung dieser Deals.

Ich bin sehr gespannt auf das Abstimmungsverhalten der SPD in dieser Frage.

[Zuruf von Ülker Radziwill (SPD)]

Denn nichts anderes als der Panzer, nach dem Herr Schneider sucht, wäre dieser Beschluss des Abgeordnetenhauses. Dann muss die Senatsverwaltung prüfen. Ich bin gespannt darauf, ob das Durchhaltevermögen unserer sozialdemokratischen Freunde dahin reicht, und rufe herzlich zur Unterstützung auf.

[Beifall bei der CDU und der FDP – Vereinzelter Beifall bei der AfD]

Frau Abgeordnete Schmidberger, Sie haben das Wort, bitte!

Es wirkt so etwas, dass Sie jetzt, Herr Evers, auf Mimi machen. Es geht hier nicht darum, Fragen zu stellen.

[Zuruf von Paul Fresdorf (FDP)]

Das ist immer berechtigt. Und vor allem ist das als Opposition auch Ihr Job. Aber das, was Sie hier betreiben, und das nur weil sie den „Tagessspiegel“ lesen – ich lese ihn auch gerne, aber nur so als Tipp, es reicht nicht, eine Zeitung in dieser Stadt zu lesen und sich darauf als Quelle zu berufen.

[Beifall bei den GRÜNEN, der SPD und der LINKEN – Marcel Luthe (FDP): Sie können auch „BZ“ lesen!]

Sie betreiben hier eine Schmutzkampagne und reden darüber, als wüssten Sie, wie diese Genossenschaft zustande gekommen ist. Das wissen Sie jedoch anscheinend gar nicht.

[Zurufe von der FDP]

Nein, lesen Sie mal online die Stellungnahme der DIESE eG! Die erklärt es Ihnen ganz genau. – Ich kann Ihnen jetzt auch noch mal erklären, wie es dazu kam, dass die alte, bestehende Genossenschaft Stadtbad Lichtenberg zur DIESE eG wurde.

[Zuruf von Paul Fresdorf (FDP)]

Ganz einfach, es musste eine bestehende Genossenschaftshülle genutzt werden, weil sie vielleicht auch wissen,

[Zuruf von Stefan Evers (CDU)]

dass es mehrere Monate dauert, wenn man eine Genossenschaft neu gegründet, bis der Prüfverband für Genossenschaften sozusagen die Genossenschaft arbeitsfähig macht.

[Zuruf von Karsten Woldeit (AfD)]

Es war damals das Problem, dass diese Genossenschaft aus der Mieterschaft heraus entstanden ist. Deswegen finde ich es unverschämt von Ihnen, was Sie hier in den Raum stellen, weil Sie mit den betroffenen Leuten und den Gründern und Mitgliedern dieser Genossenschaft wahrscheinlich kein einziges Mal gesprochen und sich kein einziges Mal die Arbeit gemacht haben, mit denen zu reden.

[Christian Gräff (CDU): Stimmt doch gar nicht! Quatsch! Kann ich Ihnen auch unterstellen! – Steffen Zillich (LINKE): Dass Sie unterstellen können, glaube ich!]

Deswegen war es wichtig, eine bestehende Genossenschaftshülle zu nutzen,

[Zuruf von Marcel Luthe (FDP)]

damit man ein paar Tage vor Ablauf des Vorkaufsrechts – – Der Punkt war eben leider in dem Fall so:

[Zuruf von Christian Gräff (CDU)]

Keine landeseigene Wohnungsbaugesellschaft war bereit, das Haus zu kaufen.

[Zurufe von Dr. Kristin Brinker (AfD) und Marcel Luthe (FDP)]

Das ist witzig, dass Sie immer über Wirtschaftlichkeit reden. Ich finde es wirklich absurd. Erst beschweren Sie sich – es ist vorgeschoben, was Sie hier machen.

[Zurufe von der CDU und der FDP]

Wenn es nach Ihnen ginge, dann würden wir die Mieterinnen und Mieter komplett ihrem Schicksal überlassen, dann würde ich Ihnen sagen – –