Protocol of the Session on November 29, 2018

Sie werden noch

betteln um eine Koalition mit uns! 15 Prozent

sage ich nur! –

Weitere Zurufe von der SPD, der CDU, der LINKEN

und den GRÜNEN]

Für die Linksfraktion hat jetzt der Kollege Schrader das Wort.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!

[Anhaltende Unruhe]

Meine Damen und Herren! Herr Pazderski! Jetzt hat der Kollege Schrader das Wort und nicht Sie.

[Sebastian Schlüsselburg (LINKE): Gehen Sie doch ins Kasino und trinken Sie ein Bier! – Anhaltende Unruhe]

Meine Damen und Herren! Können wir vielleicht wieder über das Thema reden? Das fände ich ganz nett.

[Beifall bei der LINKEN]

Es gibt hier so einen Antrag, über den ich gerne sprechen würde. – Bei der CDU-Fraktion hat man sich offenbar überlegt, wie man die Stadt sicherer machen könnte, und man ist zu dem Entschluss gekommen, es sollten sich jetzt alle mal zu dem Verfassungsschutz bekennen,

[Beifall bei der CDU]

und wir müssten jetzt mal beschließen, dass der Verfassungsschutz so richtig dufte ist. Das allein finde ich schon eine ziemlich bizarre Idee. Aber ich nenne Ihnen gerne noch weitere Gründe, warum dieser Antrag natürlich abgelehnt werden muss.

Erstens: Die Diskussion um den NSU-Terror ist noch nicht zu Ende. Die Verstrickungen der Verfassungs

schutzämter in die rechtsterroristische Szene sind noch lange nicht aufgearbeitet, und das erwähnen Sie noch nicht einmal in diesem Antrag. Auch Berlin hatte daran einen Anteil. Das blenden Sie völlig aus. Schon das ist ein Grund, den Antrag abzulehnen.

[Beifall bei der LINKEN und den GRÜNEN]

Zweitens: Auch nach dem NSU hat sich der Verfassungsschutz nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Wir diskutieren jetzt gerade nicht darüber, ob der Verfassungsschutz an Anis Amri dran war oder nicht, sondern wir diskutieren gerade darüber, mit wie vielen V-Leuten Geheimdienste und Polizei eigentlich an dem Attentäter dran waren und warum sie diesen Anschlag trotzdem nicht verhindert haben. Und ja, es tun sich Parallelen zum NSU-Komplex auf. Der Geheimschutz behindert erneut die Aufklärung des Terrors. Und in dieser Situation fällt Ihnen nichts anderes ein, als uns hier so eine pathetische Laudatio vorzulegen. Was soll das?

Drittens: Sie sollten sich mal lieber überlegen, warum z. B. solche Figuren wie Hans-Georg Maaßen rechte Gewalt verharmlosen, die mittlerweile offen rechte Verschwörungstheorien verbreiten.

[Ronald Gläser (AfD): Die Wahrheit verbreiten!]

Warum solche Personen an die Spitze des Bundesamts für Verfassungsschutz aufsteigen konnten, ist das ein tragischer Einzelfall im Bundesamt, oder hat es vielleicht auch mit dem Geist zu tun, der da mitunter herrscht, und vielleicht mit der Art und Weise, wie Geheimdienste arbeiten?

[Sebastian Schlüsselburg (LINKE): Gute Frage!]

Denken Sie mal darüber nach, Herr Lenz!

[Beifall bei der LINKEN – Sebastian Schlüsselburg (LINKE): Die CDU bekennt sich dazu!]

Herr Kollege! Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Wansner?

Von Herrn Wansner? – Ja, machen wir mal! Ich glaube, die Welt hat auf die Frage von Herrn Wansner gewartet. – Bitte!

Herr Schrader! Ist Ihnen eigentlich bekannt, dass Herr Maaßen einer der erfolgreichsten Präsidenten des Verfassungsschutzes war,

[Beifall bei der AfD]

der nachweisbar islamistischen Terror in diesem Land verhindert hat?

(Ronald Gläser)

[Zurufe von der LINKEN und den GRÜNEN]

In der Welt eines Herrn Wansner mag das so gewesen sein. In meiner Welt sieht das ein bisschen anders aus.

[Beifall bei der LINKEN, der SPD und den GRÜNEN]

Da ist das ein Mann, der wirklich krude Verschwörungstheorien verbreitet und der in letzter Zeit ziemlichen Unsinn verbreitet, gefährlichen Unsinn.

[Benedikt Lux (GRÜNE): Was würde Herr Dregger dazu sagen?]

Wenn so jemand an der Spitze des Verfassungsschutzes arbeitet, dann mache ich mir schon Sorgen um die Sicherheit in unserem Land, Herr Wansner.

[Beifall bei der LINKEN und den GRÜNEN]

Ich frage mich: Was bezwecken Sie mit einem solchen Antrag? Was bezwecken Sie mit einem solchen Bekenntnis? Soll die kritische Diskussion über den Verfassungsschutz dann aufhören? Das kann ich aus Ihrem Antrag nur schließen. Aber ich kann Ihnen sagen: Die kritische Diskussion wird weitergehen. Die wird es auch unter RotRot-Grün geben. Da kann ich Sie beruhigen, Herr Lenz.

Herr Kollege! Gestatten Sie eine weitere Zwischenfrage des Abgeordneten Woldeit?

[Hakan Taş (LINKE): Zeitverschwendung!]

Nein! – Vielleicht hänge ich das Thema auch zu hoch. Wahrscheinlich wollten Sie mit Ihrem Antrag nur aufdecken, dass es unterschiedliche Positionen zum Thema Verfassungsschutz in der Koalition gibt. Da sitzen diese Linken und auch diese Grünen, und die finden den Verfassungsschutz nicht ganz so toll wie vielleicht die SPD. Da kann ich Ihnen sagen: Herzlichen Glückwunsch! Das haben Sie geschafft. Das wussten aber vorher auch schon alle.

[Beifall bei der LINKEN und den GRÜNEN]

Bravo! Sternstunde der Oppositionsarbeit! Ganz toll! Seien Sie also beruhigt: Wir haben uns in der Koalition trotz unterschiedlicher Auffassung auf einen Koalitionsvertrag geeinigt.

[Stefan Förster (FDP): Das ist ja das Schlimme!]

Da stehen viele Sachen drin. An die halten wir uns, und der spricht zum Glück eine andere Sprache als Ihr Antrag. – Vielen Dank!

[Beifall bei der LINKEN und den GRÜNEN]

Vielen Dank! – Für die FDP-Fraktion hat der Kollege Swyter das Wort.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Falls Sie sich wundern, dass ich jetzt hier zu Ihnen spreche. Ich bin die krankheitsbedingte Vertretung für meinen geschätzten Kollegen Holger Krestel, der uns vielleicht trotzdem zuschauen kann. Ich grüße ihn von hier aus.

[Beifall bei der FDP, der SPD, der CDU, der LINKEN und der AfD]

Ich wünsche ihm gute Besserung. Jedenfalls wurde er, wenn er denn zugeschaut hat, gerade bestens unterhalten.