Protocol of the Session on June 25, 2015

[Beifall bei der LINKEN und den PIRATEN – Zurufe]

Vielen Dank, Herr Taş! – Für die CDU-Fraktion hat jetzt der Herr Abgeordnete Rissmann das Wort. – Bitte!

[Zuruf von Christopher Lauer (PIRATEN) – Weitere Zurufe]

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Meine lieben und geschätzten Kollegen der sozialdemokratischen Fraktion! Es ist für uns sehr amüsant zu sehen, dass die Oppositionsfraktionen bei einem für sie eigentlich so einfachen Thema keine Einigkeit hinbekommen,

[Zuruf: Ausnahmsweise! – Weitere Zurufe]

aber der Meinung sind, in der Koalition eine gewisse Brüchigkeit zu sehen. Ich finde es schon sehr spannend, dass Sie bei ein und demselben Sachverhalt hier unterschiedliche Wege gehen

[Zurufe]

und nicht einmal dort die Kraft des gemeinsamen Vorgehens haben.

Im Kern haben Sie jedoch dasselbe Anliegen: Im Kern geht es Ihnen nicht darum, einen Einzelfall – den Sie, Frau Kollegin Bayram, hier gekünstelt hochziehen –, an dem gar nichts dran ist, aufzuklären oder diesen zum Anlass zu nehmen, irgendetwas zu verbessern, sondern Ihnen geht es vielmehr darum, hier einen Anlass zu

(Hakan Taş)

haben, sich grundsätzlich gegen die Durchsetzung der Ausreiseverpflichtung zu stellen.

Da der Kollege Zimmermann zu Ihrem peinlichen Anliegen der Einrichtung eines Untersuchungsausschusses schon das Nötige und Richtige gesagt hat, will ich zwei, drei Sachen zu dem Antrag von Linken und Piraten sagen: Sie fordern in ihrer Überschrift die „Sicherung fachärztlicher Standards bei Abschiebungen“. Tatsächlich entlarvt Sie Ihre Begründung. Dort bekennen Sie Ihre eigentliche Motivation, wenn Sie schreiben:

Die Antragsteller/-innen treten für ein humanitäres Einwanderungsrecht ein und lehnen die zwangsweise Durchsetzung der Ausreisepflicht ab. Auf Landesebene soll vor diesem Hintergrund jeglicher Handlungsspielraum genutzt werden, um Abschiebungen sowie damit einhergehende Härten für die betroffenen Menschen zu vermeiden.

[Beifall bei der LINKEN und den PIRATEN – Zuruf von den PIRATEN: Der macht Werbung für den Antrag!]

Das habe ich mir so nicht überlegt, aber auch schön! Das ist ja mal was Ungewohntes.

[Zuruf von der LINKEN: Damit haben Sie nicht gerechnet!]

Setzt aber Ihre Überschrift noch voraus, dass Abschiebungen erfolgen, und Sie vermitteln damit, dass Sie eigentlich nur darüber reden wollen, wie sie organisiert sein sollen, also welche fachärztlichen Standards man dort formuliert, so zeigt doch Ihre Begründung, dass es Ihnen tatsächlich um das Ob geht, nämlich dass Sie grundsätzlich gar keine Abschiebungen haben wollen. Diese Haltung ist, ganz offen und ehrlich gesagt, einfach nicht rechtstaatlich.

[Oliver Höfinghoff (PIRATEN): Wo sitzen wir denn hier?]

Der Rechtstaat ist der höchste Ausdruck der Menschlichkeit,

[Lachen bei den PIRATEN]

und der Rechtstaat erfordert, dass seine Titel, die er in einem geordneten Verfahren gesetzt hat, auch vollstreckt werden können. Und wenn das humanitärste Ausländerrecht und das großzügigste Asylrecht der Welt,

[Lachen bei den PIRATEN]

das wir hier in Deutschland haben, überprüft durch zahlreiche behördliche und gerichtliche Instanzen und noch durch Härtefallkommissionen, zu dem Ergebnis kommt,

[Oliver Höfinghoff (PIRATEN): Das ist so falsch, da ist nicht mal das Gegenteil richtig!]

dass die Person nicht in unserem Land bleiben kann, dann muss diese Entscheidung auch durchgesetzt werden oder muss abgeschoben werden.

[Beifall bei der CDU – Martin Delius (PIRATEN): Es gibt aber Härtefälle!]

Zum Antrag der Grünen hat Kollege Zimmermann schon darauf hingewiesen, dass Sie Rechtsgeschichte bzw. Parlamentsgeschichte geschrieben haben, weil Sie einen Antrag einbringen, der nicht einmal das erforderliche Quorum mit sich bringt. Da muss man die Piraten und Die Linke loben, dass sie eben doch nicht jeden Quatsch mitmachen, den Sie hier auf den Tisch legen. Sie wollen gar keine sachliche Befassung, Frau Bayram,

[Canan Bayram (GRÜNE): Doch! Wir wollen sachliche Befassung! Das ist doch albern!]

sondern Sie wollen mit diesem Thema einen weiteren Showroom schaffen, um Ihr peinliches Gutmenschentum zu produzieren.

[Beifall bei der CDU]

Sie begründen Ihren Wunsch nach einem Untersuchungsausschuss damit, dass diese Fragen in den zuständigen Fachausschüssen des Parlaments nicht umfangreich geklärt werden könnten. Tatsächlich ist es so, dass der anlassgebende Fall am 4. Mai und 8. Juni 2015 gänzlich

[Zurufe Canan Bayram (GRÜNE)]

und am 20. April 2015 teilweise im Innenausschuss, mithin mindestens sechs Stunden, behandelt worden ist und zahlreiche mündliche und schriftliche Anfragen gestellt und beantwortet wurden.

[Canan Bayram (GRÜNE): Der Senator hat gelogen!]

Natürlich hat sich am Ende kein Anhaltspunkt dafür ergeben, dass eine rechtswidrige Abschiebung durchgeführt worden ist.

[Canan Bayram (GRÜNE): Es werden wahrheitswidrige Angaben gemacht!]

Der Untersuchungsausschuss hat also in der Sache gar keine Grundlage,

[Canan Bayram (GRÜNE): Das ist Quatsch!]

so, wie es der Kollege Zimmermann richtig dargestellt hat.

[Beifall bei der CDU – Vereinzelter Beifall bei der SPD]

Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Höfinghoff?

Ich würde gern zu Ende ausführen – also: nein! Auch genügt Ihr Anliegen darüber hinaus nicht. Der äußere Umfang kann schon keinen Untersuchungsausschuss rechtfertigen. Sie bieten gerade einmal 14 Fragen

auf, von denen einige – was ich Ihnen gleich noch zeigen werde – schon ungeeignet oder unzulässig sind. Sie kommen, wenn ich mit Ihnen großzügig umgehe, vielleicht gerade mal auf zehn zulässige Fragen. Zum Vergleich: Der Untersuchungsausschuss BER hat unterdessen 89 Fragen. Der Untersuchungsausschuss zur Staatsoper hat jetzt schon 28.

[Canan Bayram (GRÜNE): Die Zeit ist kürzer!]

Und Sie wollen für zehn Fragen, die Sie im Innenausschuss beantwortet bekommen haben,

[Canan Bayram (GRÜNE): Wahrheitswidrig!]

den Steuerzahler und die Verwaltung belasten? Stellen Sie Ihre Frage einfach noch mal in schriftlicher Form, dann kriegen Sie noch mal die gleiche Antwort. Dafür müssen Sie keine Steuergelder verschwenden!

[Beifall bei der CDU]

Er ist ja doch da – ich habe meinen Kollegen rechtspolitischen Sprecher Behrendt vermisst. Ich dachte, das wird der Grund sein, dass Sie so etwas handwerklich Schlechtes auf den Tisch legen. Teile Ihrer Fragen sind rechtlich problematisch; sie sind unzulässig, da sie das Handeln der Bundespolizei betreffen.

[Canan Bayram (GRÜNE): Das stimmt doch gar nicht!]

Ich nenne Ihnen die Fragen gleich! – Die Bundespolizei wird durch den Deutschen Bundestag und nicht durch uns kontrolliert. § 1 Absatz 2 unseres Untersuchungsausschussgesetzes legt die Zuständigkeit fest für die Aufklärung von Tatbeständen