Für die Beratung steht den Fraktionen wieder eine Redezeit von bis zu fünf Minuten zur Verfügung. Es beginnt die antragstellende Fraktion Die Linke. Ich erteile der Kollegin Dr. Hiller das Wort. – Bitte schön, Frau Kollegin!
Sehr geehrte Damen und Herren ! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Präsident! Ich bedauere sehr, dass Herr Henkel, der zuständige Senator, lieber außerhalb ist. Es wäre schön gewesen, wenn er sich mal an Sacharbeit im Sport beteiligt hätte.
Das muss gesagt werden – bis er es macht! Auch Herr Statzkowski hat vor zehn Minuten den Saal verlassen. – Okay! Es ist ein sehr guter Tag für die sporttreibenden Frauen und Mädchen in unserer Stadt.
Wir, das Berliner Parlament, fordern auf Initiative der Linksfraktion die Verwaltung auf, sich stärker für Frauen und Mädchen im Sport einzusetzen, um Chancengerechtigkeit auch beim Sporttreiben zu fördern und das Thema Fußball für Frauen und Mädchen stärker in das Bewusstsein zu rücken.
Das setzte erst einmal voraus, dass man Ungerechtigkeiten, Defizite, ungute Entwicklungen im Sport erkannte und nunmehr bereit ist, diese abzubauen. Das könnte zu einer neuen Qualität von Verwaltungs- und Vereinsarbeit im Sport führen. Denn – nehmen wir es einfach zur Kenntnis – der Sport in all seinen Strukturen und Organisationsformen ist männerdominiert. Das ist kein Vorwurf, sondern nüchterne Analyse, gelebte Geschichte. Das hat Tradition und folgt zumeist alten Denk- und Rollenmustern.
Wir geben mit der Umsetzung der drei Anträge endlich auch Mädchen die Chance, wenn sie besonders talentiert sind, hier in Berlin an einer sportbetonten Schule dieses Talent für Fußball gezielt unter fachkundiger Anleitung von Trainerinnen und Lehrerinnen entwickeln zu können. Das ist ein großer Erfolg, der schneller Umsetzung harrt.
Damit werden diese Mädchen talentierten Jungen in unserer Stadt vergleichbar behandelt. Ein Riesenfortschritt! Ich erinnere nur daran, dass es jeweils 60 Jungen sind, die bisher jährlich an den Eliteschulen des Sport aufgenommen worden sind, allein um Fußball zu spielen. Aber machen wir uns nichts vor, unsere Region ist im Frauenfußball deutlich erfolgreicher als im Männerfußball!
Das ist nicht schwer, richtig! – Immerhin sind die Frauen des 1. FFC Turbine Potsdam seit Jahren deutsche Meister – trotz widriger Wettbewerbsbedingungen im Vergleich zu ihren Kontrahenten in Westdeutschland.
Eine größere Breite auch im leistungssportlichen Bereich zu haben, kann für den Frauen- und Mädchenfußball nur förderlich sein. Und da hilft unser Antrag.
Die Linke, meine Fraktion, hat das Thema auf die Tagesordnung gesetzt und die Ursprungsanträge eingebracht. Ich bin aber froh darüber, dass wir, die Vertreter und Vertreterinnen des Sportausschusses, zeigen, dass gemeinsames sachliches Agieren am Thema über politische Differenzen hinweg möglich ist.
Das ist nicht in allen Ausschüssen so. Deshalb danke ich der Koalition, dass sie diese Anträge – wenn auch mit Koalitionsfärbung – mitträgt – und natürlich auch den beiden anderen Oppositionsfraktionen.
Fußball für Mädchen hat viele Potenziale, in den Anträgen steht es. Es sind relativ niedrige Hemmschwellen zu überwinden. Es führt schneller zum Erfolg als bei anderen Sportarten. Man spielt im Team. Es macht Spaß und fördert soziale Kontakte. Und nicht zuletzt bei Migrantinnen zeigen sich da besondere Möglichkeiten, Mädchen an Sport heranzuführen. Diese Chancen müssen wir nutzen.
Und ich will nur eine Zahl nennen: Es gibt bisher bei den über 700 Schulen hier in Berlin lediglich 17 Arbeitsgemeinschaften Mädchenfußball. Da kann man sicher manches leisten und neue Arbeitsgemeinschaften ins Leben rufen. – Es gibt gute Beispiele, sehr gute Beispiele. Ich denke an den Verein „Seitenwechsel“ in FriedrichshainKreuzberg,
ich denke an „Discover Football“, die seit Langem zeigen, wie Mädchen erfolgreich Fußball spielen können. Wir hatten dazu eine sehr interessante Anhörung. Ich denke und hoffe, dass diese Anregungen auch in die weitere Arbeit mit hineingenommen werden.
Auch in bezirklicher Arbeit gibt es Beispiele, die erwähnenswert sind. Das Fußballstadion nur für Mädchen in Lichtenberg, Storkower Straße ist ein solches Beispiel wie auch die Diskussion in Marzahn zur Errichtung, Einrichtung einer Frauen- und Mädchensporthalle. Das sind Themen, die wir begleiten und befördern werden.
Aber auch die Senatsverwaltung für Sport hat Nachholbedarf. Ich bedauere jetzt, dass man das nicht hört. Es gibt kaum Frauen in der Verwaltung, geschweige denn in höher dotierten Stellen, die dort mitarbeiten. Da hat der Senator noch zu tun, auch Frauen ranzuholen.
Nehmen wir noch den Staatssekretär, der immer noch Präsident des SCC ist: Auch in seinem Präsidium beim SCC ist unter sechs Präsidiumsmitgliedern nicht eine Frau.
Er hat da zu ackern, solange er noch Präsident ist. Vielleicht wäre es das Beste, wenn seine Nachfolgerin eine geeignete Frau ist. Dann kann er ganz konkret zeigen, wie er zu diesem Thema steht. – Sie sehen, –
es gibt konkret vor Ort vieles zu tun. Sie und wir im Sportausschuss werden dieses Thema aktiv begleiten. – Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In meiner Schulzeit habe ich, wenn ich beim Fußballspielen immer spät gewählt wurde und die Mitschüler gesagt haben, ich würde wie ein Mädchen spielen, das nicht als Kompliment verstanden. Aber heute kann man sagen, ich hätte es als Kompliment nehmen können, denn tatsächlich gibt es im Mädchen- und Frauenfußball große Erfolge – Frau Hiller hat darauf hingewiesen – sowohl, was die Nationalmannschaft angeht, als auch, was Turbine Potsdam angeht. Deren Erfolge haben auch dazu geführt, dass die Sportart für viele Frauen und Mädchen interessant geworden ist. Das kann uns – gerade in der Region – durchaus stolz machen.
Trotz allem – Frau Hiller hat es gesagt – war es ein wenig nötig, Färbungen der Koalition in die Anträge hineinzu
bringen. Niemand von uns hat etwas dagegen, Frauen- und Mädchenfußball zu fördern, aber diese drei Anträge hatten dann doch eine zu starke Färbung auf den Fußball insgesamt. Denn es gibt keinen Grund, den Fußball als Sportart so stark herauszuheben, denn wir wollen doch das Sporttreiben von Frauen und Mädchen insgesamt fördern, ganz egal für welche Sportart sich junge Frauen und Mädchen entscheiden.
Es kommt hinzu, dass ganz viel, was in den Anträgen der Linksfraktion enthalten war, längst vom Berliner Sport, vom Berliner Fußballverband gemacht wird. Ich will das Beispiel nennen: Schiedsrichterinnenausbildung, wo die Kolleginnen und Kollegen vom Berliner Fußballverband ganz stark dabei sind. Auch der Landessportbund hat etliche gute Projekte, sowohl im Fußballbereich als auch im Sportbereich, das Sporttreiben von Frauen und Mädchen zu fördern. Ich will beispielsweise in den Kampfsportarten Karate, Boxen, Taekwondo nennen, wo ganz viel Frauen- und Mädchenbereich gemacht wird. Dem wollten wir mit den Veränderungen, die wir in den Anträgen vorgenommen haben, Rechnung tragen.
Klar ist es, dass es eine ganz gute Stunde für den Sportausschuss gewesen ist, sich zusammenzutun und fraktionsübergreifend die Anträge zu verbessern. Es wird nun so sein, dass wir Talentsichtung, Talentförderung für Frauen und Mädchen weiter fördern, und zwar unabhängig von den Sportarten, die sie betreiben. Wir haben uns vorgenommen zu schauen, ob man nicht an wenigstens einer der zentral geleiteten Berliner Sportschulen auch einen Mädchenkurs im Fußball einführt. Ich würde das nicht so kämpferisch sehen wie Frau Hiller, denn es kann auch gute Gründe dafür geben, warum man sich in Potsdam – Sie haben es genannt, wie wichtig der Standort ist – eher auf die Ausbildung von Mädchen konzentriert. Es gibt vielleicht in Berlin gute Gründe zu schauen, dass man Jungs ranholt für die Berliner Fußballmannschaften.
Fakt ist, wir wollen das Sporttreiben von Frauen und Männern ganz allgemein fördern, deswegen haben wir uns hingesetzt und diese Anträge gemeinsam auf den Weg gebracht. Ich bin froh, dass man Gemeinsamkeiten im Sportausschuss nach vorne gestellt hat. Ich glaube, dem Sport in Berlin, und ganz besonders in diesem Fall dem Frauen- und Mädchensport, wird es nutzen. – Vielen Dank!
Vielen Dank, Herr Kollege Buchner! – Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen erteile ich jetzt der Kollegin Kofbinger das Wort. – Bitte sehr!
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich freue mich, dass wir heute wenigstens ein Thema gefunden haben, wo wir uns doch alle irgendwie wiederfinden und zusammen konsensuell alle fünf Fraktionen sagen: Ja, das sind unsere Anträge. Es geht um etwas, was mir sehr wichtig ist, deshalb rede ich heute. Die Kollegin Felicitas Kubala weiß, wie leidenschaftlich gerne ich Fußball spiele und wie gerne ich Fußball gucke. Deshalb freue ich mich sehr, dass ich heute diese Rede halten darf.