Protocol of the Session on May 10, 2012

Das Wort wurde gegeben für die 33 Millionen Euro plus das, was die Inflation noch obendrauf setzt.

[Lars Oberg (SPD): Nein!]

Das ist doch das Mindeste, was man verlangen kann, dass Sie die Realisierung dieses Standortes nach 15-jähriger Debatte gewährleisten. Das hat diese Schauspielschule

verdient. Sie kriegen keine Rückendeckung in der Öffentlichkeit für diesen Quatsch, für diese Ränkespiele.

[Beifall bei der LINKEN – Vereinzelter Beifall bei den GRÜNEN und den PIRATEN]

Alle seriösen Kulturschaffenden in der Bundesrepublik Deutschland, im internationalen Geschäft sind erschüttert, wie ausgerechnet die SPD-Fraktion eine solche Form von Kulturlosigkeit abziehen kann.

[Vereinzelter Beifall bei der LINKEN, den GRÜNEN und den PIRATEN]

Ich kann nur sagen: Wenn Sie über Worthalten reden, dann geben Sie heute und hier das Wort, dass Sie am Zentralstandort Chausseestraße nicht mehr rütteln, dass dort für die Schauspielschule „Ernst Busch“ gebaut wird und dass Sie tatsächlich am 14. Juni 2012 in der Schlussberatung dementsprechend den Haushalt so aufstellen, dass das passieren kann. Das ist das Mindeste, was die Schauspielschule an Zusage erwarten kann, insbesondere wenn es von Ihnen irgendwelche komischen Presseerklärungen gibt, während die Begründung der Aktuellen Stunde noch läuft.

[Beifall bei der LINKEN – Vereinzelter Beifall bei den GRÜNEN und den PIRATEN]

Herr Kollege Oberg! Sie haben jetzt das Wort zur Erwiderung, ebenfalls bis zu drei Minuten. – Bitte sehr!

Herr Kollege Wolf! Die Berlinerinnen und Berliner haben am 18. September 2011 die Frage der Regierungsfähigkeit für die Linkspartei beantwortet.

[Zurufe von der LINKEN]

Ich glaube, dass es Ihnen nicht zusteht, anderen die Regierungsfähigkeit abzusprechen.

Herr Wolf! Es ist beeindruckend, welche Legendenbildung und welche Haltung Sie hier an den Tag legen. Sie waren mit uns in einer Koalition, als wir gemeinsam die 33 Millionen Euro als Limit definiert haben. Selbstverständlich gelten diese 33 Millionen Euro. Wenn man seriös Politik betreibt

[Unruhe bei den GRÜNEN]

und sagt 33 Millionen Euro sind das Limit, dann muss man auch sagen, was passiert, wenn das Limit nicht eingehalten wird. Ansonsten ist dieses Limit nichts anderes als ein laues Lüftchen. Dass Sie hier gern Politik mit dem vollen Geldbeutel machen, obwohl Sie nackt dastehen, ist ja ganz hübsch, aber Berlin ist nicht mehr in der Situation – und zwar schon seit ein paar Jahren nicht mehr, und als

Sie regierten, wussten Sie das auch noch –, Investitionsmaßnahmen um jeden Preis realisieren zu können.

[Zurufe von den GRÜNEN und der LINKEN]

Die Zeiten sind vorbei, in denen wir uns nicht darum scheren mussten, was etwas kostet. Wir wollen das, wir wollen aber auch, dass ein klares Preisschild dranhängt.

[Martin Delius (PIRATEN): Wie bei der A 100!]

Das wollten wir vor zwei Jahren, und das wollen wir auch jetzt.

[Unruhe bei den GRÜNEN und der LINKEN]

Falls Sie das nicht mehr wissen und Sie sich nicht mehr daran erinnern wollen: Ja, Verantwortung schmerzt, Verantwortung ist anstrengend, und Verantwortung findet in der Regierung statt. Verantwortung heißt auch, dass man sagt, was man will

[Oliver Höfinghoff (PIRATEN): Das haben wir heute wieder gesehen!]

und was man dafür bereit ist zu zahlen. Sie haben eben gesagt: Ich will die Chausseestraße, koste es, was es wolle. – Gute Nacht, Berlin, wenn so jemand an der Regierung ist! Zum Glück haben wir etwas mehr Verantwortungsgefühl.

[Uwe Doering (LINKE): Nach Ihrer Logik ist damit der Senat verantwortungslos!]

Zum Glück konnten wir schon vor zwei Jahren deutlich machen, dass wir ein Sowohl-als-auch – Kostendeckel plus Zusage – wollen, und daran hat sich nichts geändert, auch wenn in den letzten Tagen in der Öffentlichkeit immer und immer wieder der Eindruck erweckt wurde, als ob das etwas völlig Neues ist. Wer nicht zuhören will, der wird auch nicht verstehen. Wir haben aber kein Problem damit, klar zu sagen, dass das, was wir vor zwei Jahren beschlossen haben, identisch mit dem ist, was wir heute beschließen. Unser Wort gilt – ob es Ihnen gefällt oder nicht. Natürlich wäre die Geschichte viel einfacher, wenn Sie erzählen könnten: Ein böser rot-schwarzer Senat macht die Schauspielschule kaputt. – Nein! Die Bedingungen gelten fort.

[Zuruf von Udo Wolf (LINKE)]

Die Schauspielschule hat das verstanden. Sie hat uns heute ihr Wort gegeben, dass sie für 33 Millionen Euro – und keinen Cent mehr – in der Chausseestraße bauen will. Das ist ein Vertrag, auf den wir uns einlassen.

[Beifall bei der SPD und der CDU]

Beide Seiten sagen ja. Beide Seiten bekennen sich zu dem Preis. Und am Ende wird es gemacht. Wenn es mit den 33 Millionen Euro nicht klappt, dann brauchen wir eine Alternative, und die heißt natürlich Sanierung im Bestand oder ein neuer Standort. Beliebig viel Geld wird es nicht geben.

[Beifall bei der SPD und der CDU – Clara Herrmann (GRÜNE): Es hat sich nichts geändert!]

Vielen Dank, Herr Kollege Oberg! – Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat jetzt die Kollegin Bangert das Wort. – Bitte sehr!

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist schon ein erstaunlicher Vorgang: Die Regierungskoalition packt auf den Haushalt 60 bis 100 Millionen Euro zusätzlich und will jetzt an 2 Millionen Euro für die Ernst-BuschSchauspielschule ein Exempel statuieren und den Eindruck erwecken, sie betreibe Haushaltskonsolidierung. Das ist unglaubwürdig.

[Beifall bei den GRÜNEN, der LINKEN und den PIRATEN]

Pünktlich zum Theatertreffen hat Berlin eine Provinzposse auf die Bühne gebracht, die peinlicher nicht sein könnte. Torsten Schneider, haushaltspolitischer Sprecher der SPD, hatte hier die Rolle des Bad Boy. Darin gefällt er sich, auch wenn er hier gerne bessere Umgangsformen einfordert.

[Beifall bei den GRÜNEN, der LINKEN und den PIRATEN]

Und die CDU ließ sich für dieses unwürdige Schauspiel auch noch instrumentalisieren.

[Oliver Friederici (CDU): Ist ja gut!]

Unklar war, welche Rolle der große Zampano, der Regierende Bürgermeister und Kultursenator, spielt.

Klar war aber immer, dass die Mittelstreichung – anders als es Torsten Schneider zu rechtfertigen versuchte – keine Abwägungsfrage aus Haushaltungssicht war. Nein! Es ging hier einzig und allein um eine politische Entscheidung. Darüber, wie diese getroffen wurde, kann nur spekuliert werden. Es gibt drei Möglichkeiten. Erstens: Die Regierungskoalition sollte dazu benutzt werden, sich eines politisch nicht gewollten Projekts zu entledigen. Zweitens: Es sollte ein SPD-interner Machtkampf auf Kosten einer der renommiertesten Schauspielschulen ausgetragen werden.

[Lars Oberg (SPD): Wie niedlich!]

Oder aber drittens: Der Senat hat bereits andere Pläne für das Grundstück in der Chausseestraße. Egal, was hinter dieser Entscheidung steckt: Dieses Schauspiel, meine Damen von der SPD und der CDU, ist grottenschlecht und schadet dem Ansehen Berlins.

[Beifall bei den GRÜNEN, der LINKEN und den PIRATEN]

Sie von der SPD und der CDU haben uns mit dieser Aktion bundesweiten Spott eingebacht. Irene Bazinger kommentiert das trefflich in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“:

In Sachen Kulturpolitik kann man wieder einmal bloß sagen: Völker der Welt! Lacht über diese Stadt!

[Beifall bei den GRÜNEN und der LINKEN]

Als wäre nicht alles schon peinlich genug, setzte der Regierende Bürgermeister noch eins drauf und erklärte lapidar – sowohl bei der Verleihung des Berliner Theaterpreises als auch bei Günther Jauch –, das Parlament wäre für den Haushalt zuständig und er könne da auch nichts machen.

[Lars Oberg (SPD): Verdammt, so ist es auch!]

Fakt ist, dass Sie sich, Herr Regierender Bürgermeister und Kultursenator, immer nur halbherzig für dieses Projekt eingesetzt haben,