Protocol of the Session on February 22, 2007

Ich habe mit Bayer-Schering Pharma gesprochen und die Zusicherung bekommen – jetzt hören Sie einmal gut zu –: 1. Berlin wird als Forschungsstandort gestärkt. Zwei Labore in Amerika werden geschlossen. Der Forschungsstandort Schering wird gestärkt. 2. Berlin bleibt als BayerSchering Pharma eine selbständige Einheit,

[Uwe Doering (Linksfraktion): Hatten wir schon einmal: „selbständige Einheit“!]

nimmt am Wachstum des Unternehmens teil. 3. In der Produktion wird nicht abgebaut. Das sind drei ganz konkrete Zusicherungen.

[Dr. Wolfgang Albers (Linksfraktion): Was heißt das?]

Ich finde das gut. Da sollten wir die Leute beruhigen und erst einmal sehen, wie die Gespräche zwischen dem Betriebsrat und der Leitung verlaufen. Das sollten wir begleiten und unterstützen und den Versuch unternehmen, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen gibt.

[Zuruf von Burgunde Grosse (SPD)]

Dafür gibt es gute Chancen. Wir sollten nicht hier Brandreden halten, den Leuten Angst machen und das nachher parteipolitisch einsacken.

[Christian Gaebler (SPD): Angst habt Ihr doch gemacht!]

Das geht nicht, Herr Wowereit, das ist unanständig gegenüber den Betroffenen und ihren Familien.

[Beifall bei der CDU und der FDP]

Vielen Dank, Herr Dr. Pflüger! – Für die FDP-Fraktion hat jetzt der Abgeordnete Dr. Lindner das Wort.

Mit dem, was Sie hier gerade abgeliefert haben, Herr Wowereit, haben Sie all das noch einmal bestätigt. Sie predigen soziale Marktwirtschaft, aber Sie haben sie ausgehöhlt, im Bund und im Land Berlin, durch Überregulierung, durch Ihre maßlose Gier nach Steuern.

[Wolfgang Brauer (Linksfraktion): Sie verwechseln Wowereit mit Pflüger!]

Sie wundern sich, Sie verteuern den Faktor Immobilie hier künstlich.

[Zuruf von Burgunde Grosse (SPD)]

Hohe Wasserpreise, Grundsteuer, Grunderwerbsteuer etc.

[Dilek Kolat (SPD): Was hat das damit zu tun?]

Hinterher wundern Sie sich, wenn der Standort nicht attraktiv ist. Sie verschlechtern die Rahmenbedingungen gerade für die Forschungsunternehmen. Reden Sie einmal mit denen, es gibt hier noch andere Chemie- und Pharmazeutikunternehmen! Reden Sie mit denen! Die erzählen mir immer, dass sich kein Mensch von Senatsseite an sie gewandt hätte, geschweige denn Sie, Herr Wowereit. Dann würden sie Ihnen ihre Probleme mit dem viel zu knappen Patentschutz erzählen. Dann würden sie sagen, dass es für sie gar keinen Sinn mehr macht, hier in Deutschland groß zu forschen, neue Medikamente zu erforschen,

[Dr. Wolfgang Albers (Linksfraktion): Pflüger hat gerade das Gegenteil gesagt!]

wenn sie hinterher nicht in der Lage sind, dafür angemessene Preise über einen bestimmten Zeitraum zu kassieren, damit sich die enormen Investitionen wieder amortisieren.

[Burgunde Grosse (SPD): Stimmt doch gar nicht!]

Das sind die Probleme. Über den Urheberschutz in der Musikindustrie haben wir schon einmal gesprochen und dass es für gerade für kleine Labels schlichtweg keinen Sinn mehr macht, wenn sie ihr geistiges Eigentum nicht geschützt bekommen.

[Dr. Wolfgang Albers (Linksfraktion): Was hat das mit den Arbeitsplätzen bei Schering zu tun? Nicht die Bohne!]

Das werden Sie nicht verstehen, weil Sie ein Sozialist sind! Da gebe ich mir auch gar keine Mühe.

[Beifall bei der CDU]

Aber es gibt vielleicht da draußen noch ein paar Menschen, die es kapieren. Die werden es verstehen, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen den Rahmenbedingungen eines Standorts und den Arbeitsplätzen an diesem Standort. So wahnsinnig schwer zu begreifen ist es gar nicht, das müsste auch in Ihren Kopf gehen.

[Dr. Wolfgang Albers (Linksfraktion): Sie haben es nicht verstanden!]

Unternehmenspolitik funktioniert doch nicht danach, ob man jemandem etwas verspricht oder zusagt, oder ob man – Entschuldigung, Herr Pflüger! – einem Oppositions- oder einem Regierungspolitiker sagt, ich mache das nicht oder mache das schon. Das funktioniert doch nur, wenn es an diesem Standort in Berlin und in Deutschland profitabel und rentabel ist, zu investieren und Arbeitsplätze aufzubauen.

[Uwe Doering (Linksfraktion): Bayer ist höchst profitabel! Was reden Sie da?]

Natürlich, sie müssen profitabel sein. Wenn sie das nicht sind, wenn sie im internationalen Maßstab ihre Profitabilität verlieren, dann werden die Arbeitsplätze hier abgebaut. Das habe ich Ihnen an dem Bankenbeispiel eindrücklich klargemacht, wie das gelaufen ist.

[Zuruf von Elisabeth Paus (Grüne)]

Eine deutsche Bank, die Deutsche Bank, hat es hingekriegt. Da hat sie von den Linken und den Gewerkschaften Prügel bekommen, aber sie ist jetzt in der Situation, wieder Arbeitsplätze aufzubauen, weil sie die Konsolidierung hinbekommen hat.

[Dr. Wolfgang Albers (Linksfraktion): Erklären Sie uns das an einem Schering-Beispiel!]

Andere haben es nicht bekommen, die haben auf solche populistischen Schwätzer wie Herrn Wowereit gehört,

[Evrim Baba (Linksfraktion): Unverschämt! – Dr. Wolfgang Albers (Linksfraktion): Den „populistischen Schwätzer“ hören wir gerade!]

die sind dann von ausländischen Unternehmen gekauft worden. Da gibt es jetzt den richtigen Abbau von Arbeitsplätzen. Sie müssen doch die Zusammenhänge endlich zur Kenntnis nehmen und sich nicht damit begnügen, hier solche Reden zu halten. Natürlich kriegen Sie da Beifall. Das kann Lehmanns Kutscher auch, Herr Wowereit. Das ist wirklich nichts besonders. Das kriegt jeder halbwegs durchschnittlich begabte Hetzredner hin, sich hinzustellen und hier den August zu machen.

[Uwe Doering (Linksfraktion): Hei, hei!]

Das ist doch nicht das Thema.

Aber ich habe es Ihnen heute Mittag schon gesagt. Dafür sind Sie nicht gewählt worden, dafür sind Sie nicht im Amt, dafür werden Sie nicht bezahlt, für so einen Unsinn.

[Beifall bei der CDU und der FDP]

Sie werden fürs Arbeiten und fürs Machen bezahlt. Sie sind Exekutive. Merken Sie sich das!

[Zuruf von Dr. Wolfgang Albers (Linksfraktion)]

Sie sind Exekutive, und die wird nicht dafür bezahlt, dass sie nur rumredet, rumschwätzt und in Talkshows rumtingelt.

[Zuruf von Elke Breitenbach (Linksfraktion)]

Herr Dr. Lindner! Das Wort „Hetzredner“ rügen wir von hier oben aus.

[Beifall bei der SPD]

Ja! – Das müssen Sie sich endlich einmal vor Augen halten, wenn Sie für ein Amt kandidieren und ein Amt annehmen, dass fürs Machen angestellt und bezahlt wird und nicht einfach nur fürs Daherreden.

[Burgunde Grosse (SPD): Wo bleiben die Arbeitsplätze von Schering?]

Es ist natürlich einfacher, es ist billiger – –

[Zuruf des Christian Gaebler (SPD)]