Sie haben nach den besonderen Maßnahmen im Rahmen der Veranstaltung durch zentrale Festmeilen für die Public Ewing-Veranstaltungen, die in Berlin stattfinden werden, gefragt. In Berlin ist es für Großveranstaltungen
schon seit langem nicht erforderlich, anlässlich einer Fußball-Weltmeisterschaft neue Vorgaben machen zu müssen. Die Bezirke sind im Einzelfall genehmigungsrechtlich zuständig. Sie orientieren sich an den festgelegten Umweltzielen für Großveranstaltungen bereits jetzt. Wir müssen in Berlin vieles von dem, was schon formuliert worden ist, anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft umsetzen.
Dennoch haben wir veranlasst, dass ein Gespräch mit den Bezirken geführt wird, insbesondere mit den Innenstadtbezirken, um sie – unter Einbeziehung des ÖkoInstituts – zusätzlich für die Einhaltung der „GreenGoal“-Umweltziele zu sensibilisieren. Im Hinblick auf die sonstigen Zielsetzungen des Projektes werden die Veranstalter bei Teilnahmewettbewerben die Strategien zur Abfallvermeidung, die umweltgerechte Abfallverwertung, die getrennte Müllsammlung, Methoden der effizienten Energienutzung, umweltgerechte Energieerstellung und der ressourcenschonende Wasserverbrauch zum Gegenstand von Ausschreibungen machen.
Mobilität ist ein wesentlicher Punkt bei der Rolle, die das Öko-Institut eingenommen hat, um zu definieren, welchen Anteil insbesondere der öffentliche Personennahverkehr an dem Verkehr zu den Stadien haben soll. Viele Städte beneiden uns um den direkten U- und SBahnanschluss an das Olympia-Stadion. Die S-Bahn sichert eine Zugfolge von bis zu 90 Sekunden zu. Damit können innerhalb von einer Stunde 30 000 Fahrgäste transportiert werden. In Richtung Spandau ist für weitere 10 000 Fahrgäste Kapazität vorhanden. Auch die U-Bahn sichert ein Beförderungsvolumen von fast 20 000 Personen pro Stunde in Richtung Stadion.
Wenn wir in Berlin erreichen, 80 % der Besucherinnen und Besucher im öffentlichen Personennahverkehr während der Fußball-Weltmeisterschaft zu befördern, überschreiten wir die von der FIFA gestellte Maßgabe von 50 % bereits jetzt wesentlich.
Ich habe ebenfalls sehr gern zur Kenntnis genommen, dass die Absprachen mit den Verkehrsbetrieben funktionieren, dass wir also die umfangreichen Arbeiten im U- und S-Bahnnetz zur Grundinstandsetzung bis zur FußballWeltmeisterschaft erfolgreich durchgeführt haben werden. Auch werden sämtliche Arbeiten auf der Stadtautobahn zwischen Westkreuz und Lichtenberg und auf der Nord-/Südbahn in dieser Zeit abgeschlossen sein.
Aufzüge sind in Betrieb genommen worden. Dies entspricht einer Forderung, Menschen mit Behinderungen in gleicher Weise wie die anderen Gäste, die anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft nach Berlin kommen, zu transportieren. Wir stellen an Schwerpunkten wie am Alexanderplatz und in Friedrichstraße solche Aufzüge zur Verfügung und werden zusätzliche U-Bahnstationen ausrüsten – den Theodor-Heuss-Platz, die Wilmersdorfer
Sie haben auch nach der Bereitstellung der Mittel für den ÖPNV gefragt. Nicht in allen Austragungsorten war es möglich bzw. notwendig, diese zusätzlichen Mittel einzusetzen. Nur dort, wo anlässlich der FußballWeltmeisterschaft ganz besondere Um- und Neubauten erforderlich gewesen sind, war ein Einsatz dieser Mittel nötig. Erinnern wir uns daran, dass Berlin nach 1990 etwa 1,9 Milliarden an Mitteln von der Bundesregierung erhalten hat, die zugunsten des ÖPNV in die Grundinstandsetzung geflossen sind.
Die Selbstverpflichtungen, die mit dem „Green-Goal“Konzept verbunden sind, treffen vor allem die Veranstalter im Umfeld der Austragungsstätten zur FußballWeltmeisterschaft. Wenn wir sehen, dass die FIFA dieses zukunftsweisende Konzept auch dort umsetzt, wo sie sich selbst verpflichtet hat, ist festzustellen, dass das Land Berlin in ganz erheblichen Umfang Vorarbeiten geleistet hat, eine Abfallwirtschaft zur Verfügung hat. Das Land Berlin und die BSR gewährleisten im Rahmen ihrer Zuständigkeiten auch außerhalb der Verträge, die von anderen gestaltet werden, die umweltgerechte Entsorgung, so wie dies zurzeit bereits zuverlässig geschieht.
Sie fragen nach dem Einsatz von Photovoltaik. Dies ist durchaus eine schwierige Frage. Sie wissen, dass bei der Ausschreibung der öffentlichen Baukonzession für Umbau und Betrieb des Olympia-Stadions auf der Grundlage der damaligen Erkenntnisse Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen angestellt worden sind, die die Photovoltaik damals als unwirtschaftlich bewertet haben. Zurzeit wird geprüft – und das ist ein neuer und wichtiger Ansatz –, ob die Dächer der sanierungsbedürftigen Verwaltungsgebäude des Olympiaparks für photovoltaische Nutzungen vermietet werden können.
Darüber hinaus wird dezidiert das weitere Ziel der Wasser sparenden Maßnahmen betrachtet. Für die temporäre Nutzung im Stadion kann dies nur eine geringfügige Wirkung entfalten. Zu dem anfallenden Regenwasser, das der Versickerung zugeführt wird, hatte ich Ihnen vorhin schon die Tatsache geschildert, dass wir mit der neu geschaffenen Zisterne einen wesentlichen Fortschritt zur Nutzung des Wassers haben.
Im Bereich der Sanitärtechnik wurde bei dem Umbau der heutige Standard berücksichtigt. Es wurden Wasser sparende Anlagen installiert. Allerdings konnten in den Toilettenanlagen keine Brauchwasseranlagen eingesetzt werden. Es ist in einem Bestandsgebäude tatsächlich nicht alles möglich.
Lassen Sie mich zum Schluss kommen. Im Hinblick auf die zukünftigen Sportgroßveranstaltungen wie die Leichtathletikweltmeisterschaft werden natürlich umweltpolitische Fragestellungen und Ziele selbstverständlich weiterhin berücksichtigt. Wir werden die Leitideen des
Projektes „Green Goal“ in weitere Großveranstaltungen mitnehmen, und wir werden die Erfahrungen, die wir gemacht haben, für Sportgroßveranstaltungen in Berlin heranziehen und sie selbstverständlich konzeptionell weiterentwickeln.
Lassen Sie uns hier allerdings auch zur Kenntnis nehmen, dass für die Einhaltung der umweltpolitischen Ziele „Green Goal“ Berlin nicht nur zur Fußballweltmeisterschaft, sondern seit langem gut aufgestellt ist.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Senator Böger hat heute ein Eigentor geschossen. Mit seinem demonstrativen Desinteresse am Thema WM und „Green Goal“ hat er sich als sehr schlechter Botschafter für die WM hier in Berlin erwiesen.
Er musste hierher zitiert werden und hat auch im Vorfeld seiner Kollegin keine Zuarbeit zukommen lassen und sich für das Thema weder nach innen noch nach außen interessiert. Zudem zeigt er auch sein sehr unsolidarisches Verhalten gegenüber seiner Senatskollegin.
Aber jetzt sitzt er hier und kann dazu lernen. Ich hoffe, dass die 200 Tage, die uns noch bis zur WM bleiben, von ihm entsprechend genutzt werden.
Frau Senatorin Junge-Reyer, Ihr Anliegen, hier vorzutragen, was im Vorfeld der WM passiert ist, ist recht ehrenwert, aber dürftig. Die Regenwasserzisterne
Bei dem Bau des Olympia-Stadions wurde viel versäumt. Wir zahlen dort immerhin 1,6 Millionen € Betriebskosten. Da lohnt es sich doch, an einige Energiesparmaßnamen zu denken, zumal der Rechnungshof in seinem aktuellen Bericht – Herr Gaebler, vielleicht haben Sie das auch gelesen – dies explizit eingefordert hat. Es wären im Land Berlin Energieeinsparungen in Höhe von 14 Millionen € möglich. Beim Olympia-Stadion wurde viel versäumt. In Gelsenkirchen gibt es 834 Solarmodule, auf dem Olympia-Stadion nicht eines. Die Haustechnik ist derart energetisch ausgerichtet, dass Energieeinsparung überhaupt nicht möglich ist.
Aber ich möchte heute gar nicht über Versäumtes oder Chancen, die man nicht genutzt hat, lamentieren. Wir wollen heute – Frau Junge-Reyer sagt das immer sehr eindrucksvoll, wenn ihr Fachressort versagt hat – gemeinsam nach vorn schauen.
Knapp 200 Tage bleiben uns noch bis zum Anpfiff der WM. Der Senat kann durchaus noch einige grüne Tore schießen, Herr Böger. Das grüne Team macht dazu fünf Vorschläge.
Stellen Sie doch qualifizierte Zwischenfragen, darauf antworte ich gern, aber pöbeln Sie bitte nicht so herum! –
[Beifall bei den Grünen – [Gaebler (SPD): Dann müssen Sie erstmal qualifizierte Redebeiträge halten!]
Unser Vorschlag Nummer 1für ein grünes Tor: der Abfallgipfel zur Abfallvermeidung. – 15 von 18 Bundesligavereinen haben in ihren Stadien konsequent auf Mehrweg umgestellt. Das darf bei der WM nicht aufgegeben werden. Es gab erste Signale von den Sponsoren McDonalds, Coca-Cola und Anheuser-Busch für Budweiser, dass sie auf Einweg umstellen wollen. Das muss verhindert werden, damit in den Stadien und deren Umfeld keine Müllberge entstehen.
Wir empfehlen dem Senat, einen Müllgipfel mit BSR und ALBA einzuberufen und das Müllproblem gemeinsam mit dem Ziel anzupacken, ein Abfallkonzept für die WM und alle anderen Großveranstaltungen von gleichem Format zu erarbeiten.
Tor Nummer 2: das WM-Ticket zum Spiel. – Ziel – das sagte Frau Junge-Reyer ganz richtig –: 80 % mit dem ÖPNV. Berlin ist bei dem Nahverkehr gut ausgerüstet, aber das Problem ist nach wie vor: Wie kommen Touristen an ein Ticket? – Die Automaten sind kompliziert
und auch nicht immer mehrsprachig, die Informationsstände fehlen leider auch, und die Kontrolleure haben immer die Kopfprämie im Kopf, aber wenig Interesse, die BVG-Kunden zu informieren. Wir schlagen deswegen ein gästefreundliches WM-Ticket für 6 € am Tag oder 30 € für eine Woche für das ganze Tarifgebiet vor. Es entlastet auch die BVG-Kontrolleure, wenn jeder Fan ein WMTicket hat.
Tor Nummer 3: Kein Pendel- und Ersatzverkehr zur WM! – Es gibt wahrscheinlich für einen Touristen nichts Schlimmeres als orientierungslos auf dem S-Bahnhof Potsdamer Platz zu stehen und nicht zu wissen, wohin die Züge fahren. Pendel- und Ersatzverkehr in alle Richtun
gen, keine Informationen. Diese Situation kennen alle, die schon einmal mit der S 1 durch die Stadt gefahren sind. Solche Situationen dürfen sich nicht wiederholen, wenn die WM stattfindet und wir die Fans hier in Berlin haben. Das ist ein Stimmungstöter nicht nur für die WM-Fans, sondern für alle BVG-Nutzer und -Nutzerinnen.
Berlin will sich offen und gastfreundlich zeigen. D. h., Pendel- und Ersatzverkehr darf es im Juni und Juli 2006 nicht geben, Busse und Bahnen sollten Tag und Nacht fahren, um die Fans von einem Veranstaltungsort zum nächsten zu bringen.