Protocol of the Session on November 15, 2017

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Mein Abgeordnetenkollege, Ingo Senftleben, wenn Sie sich heute ernsthaft als Alternative in diesem Land Brandenburg präsentieren wollten,

(Galau [AfD]: Das sind wir!)

dann ist das gründlich danebengegangen. Gründlich!

(Lachen bei der CDU - Beifall SPD und des Abgeordne ten Domres [DIE LINKE])

Ministerpräsident Dietmar Woidke hat eine, wie ich finde, kla re, konstruktive und nach vorn gerichtete - übrigens auch eine verbindende - Rede gehalten. Herr Senftleben, von Ihrem Re debeitrag - das kann ich Ihnen nicht ersparen - wird bei mir nicht viel übrigbleiben.

(Oh! bei der CDU)

Ich denke an die Waldarbeitsschule und Ihre - wie immer - wie eine Monstranz vor sich hergetragene Neuwahlforderung. Hö ren Sie endlich damit auf! Sogar Ihre eigene Anhängerschaft in Brandenburg lehnt die Neuwahlforderung der CDU Branden burg - übrigens Seite an Seite mit der AfD-Anhängerschaft - ab. Hören Sie auf mit dem Quatsch! Lassen Sie uns gemeinsam dieses Land gestalten und nicht solch ein Kasperletheater hier veranstalten!

(Beifall SPD und der Abgeordneten Domres und Chri stoffers [DIE LINKE])

Herr Senftleben, ich kann Ihnen das nicht ersparen: Ich hatte während Ihres Redebeitrags den Eindruck, Brandenburg liege in Schutt und Asche und die Brandenburgerinnen und Bran denburger seien gerade dabei, eine Barrikade zu errichten und zu rebellieren. Nichts von alledem ist geschehen. Herr Senftle ben, Sie haben die Kreisgebietsreform gleich zu Beginn Ihrer Rede - Ihrer Grundsatzrede hier im Parlament, auf die ich, ehr lich gesagt, gewartet habe, die es aber nicht geworden ist - als Wahnsinn bezeichnet.

(Genilke [CDU]: Was war es denn sonst?)

Ich frage einmal: Wie wahnsinnig interessiert waren Sie ei gentlich an der Mitregierung 2014, als Sie gemeinsam - Sie sa ßen mit am Tisch - in die Sondierung eingetreten sind? Wie

wahnsinnig interessiert waren Sie eigentlich, an der Landesre gierung beteiligt zu sein? Herr Petke wollte Innenminister wer den. Wie wahnsinnig waren Sie eigentlich, nicht nur Branden burg an der Havel, Cottbus und Frankfurt, sondern selbst Pots dam einzukreisen und in diese Reform einzubeziehen?

(Beifall SPD)

Jeder, der sich mit Politik etwas näher beschäftigt, und alle, die hier engagiert sind, wissen:

(Bretz [CDU]: Waren Sie dabei?)

Sie haben eine 180-Grad-Wende hingelegt. Es ist unglaubwür dig, hier diese Show abzuziehen.

(Unruhe bei der CDU - Dr. Redmann [CDU]: Sie werden bei der nächsten Sondierung auch nicht mehr dabei sein!)

Frau Präsidentin, ich darf fortsetzen?

(Dr. Redmann [CDU]: Bleiben Sie im Amt?)

Meine Damen und Herren! Diese Koalition und die von ihr ge stellte Landesregierung haben den Mut und den Willen, dieses Land noch besser aufzustellen. Das ist das gemeinsame Ziel von Rot-Rot.

(Dr. Redmann [CDU]: Wo ist denn Ihre Verantwortung?)

Wir haben in der Tat, meine Damen und Herren, mit den zu rückgezogenen Gesetzen Wege aufgezeigt, um reale Heraus forderungen von Brandenburg zu bewältigen. Dieser Aufga be stellen wir uns unverändert und ohne jeden Abstrich. Die Zukunft Brandenburgs - das sage ich selbstbewusst für die SPD-Landtagsfraktion - ist bei uns nach wie vor in guten Händen.

(Beifall SPD - Lachen bei der CDU)

Zu den Herausforderungen gehört eine Bevölkerungsentwick lung - Herr Redmann, hören Sie zu, Sie kommen aus der Prig nitz -,

(Dr. Redmann [CDU]: Aus Ostprignitz-Ruppin!)

die in den Regionen sehr unterschiedlich verläuft. Darum müs sen wir uns wirklich kümmern. Wir müssen damit umgehen. Es hilft doch überhaupt nichts, die Augen davor zu verschließen, wie große Teile der Opposition - auch da sind sich CDU und AfD ja anscheinend einig - es hier im Landtag offenbar tun.

Der demografische Wandel hat überall schon praktische Aus wirkungen. Ich schaue in die Reihen der Abgeordneten: 44 Wahlkreise im Land Brandenburg und 44 Abgeordnete, die aus diesen Regionen kommen. Das ganze Land ist hier vertre ten. Es fehlt schon jetzt überall an Fachkräften.

(Dr. Redmann [CDU]: Ja, besonders in der SPD-Fraktion!)

- Sie können als „polemikpolitischer Sprecher“ Ihrer Fraktion weitermachen; ich habe großen Spaß daran, Ihnen von hier vorn zu antworten.

Wir sind stolz auf und froh über die Arbeitsmarktsituation, aber, meine Damen und Herren, eines will ich Ihnen sagen: Wenn es kleinen Unternehmen wie Handwerksbetrieben und großen Unternehmen - auch PCK und LEIPA bei mir im Wahl kreis - an Fachkräften fehlt, dann besteht dasselbe Problem auch in den öffentlichen Verwaltungen. Genau dieses Thema können wir nicht ignorieren.

(Beifall SPD und der Abgeordneten Dannenberg und Domres [DIE LINKE])

Es ist im Havelland, in Oberspreewald-Lausitz und überall so. Wir müssen Antworten geben. Wir wollen gemeinsam Antwor ten geben, aber nicht im Hau-drauf-Modus, sondern in konst ruktiver Weise. Wir brauchen im Land Brandenburg eine mo derne öffentliche Verwaltung, und zwar überall - vielleicht noch viel mehr in den Regionen, in denen es zukünftig schwie riger wird, Menschen für die Arbeit in der Verwaltung zu ge winnen, weil dort eben die Bevölkerungszahl sinkt. Das ist auch wichtig, um den Zusammenhalt zu sichern und zu festi gen, meine Damen und Herren. Uns geht es um Zusammenhalt und Sicherheit in allen Regionen Brandenburgs.

(Beifall SPD und des Abgeordneten Domres [DIE LINKE])

Und da ist es vollkommen egal, ob der Brandenburger im Speckgürtel, im Berliner Umland, wohnt, Herr Senftleben, oder weit weg, in der Peripherie, in der Lausitz, in der Prignitz, in der Uckermark oder in Märkisch-Oderland. Wenn wir dafür sorgen, dass Menschen überall im Land durch gute Arbeit, durch ehrenamtliches Engagement in der freiwilligen Feuer wehr, im Sportverein oder im Theater an der Gesellschaft teil haben, dann wird Brandenburg ein lebenswertes, aktives Land bleiben. Dafür setzen wir uns ein, und zwar für jeden einzelnen Ort. Das war der übergeordnete Zweck der nun zurückgezoge nen Reform.

Es ist unser Maßstab und bleibt unser Ziel, bei allem, was wir erreicht haben und noch vorhaben: Wir wollen die Verände rung in unserem Land Brandenburg sozial und verlässlich ge stalten. Das bleibt Kernziel unserer Politik.

(Beifall SPD)

Dietmar Woidke hat in dem Zusammenhang wesentliche Punk te vorgetragen.

Meine Damen und Herren Abgeordneten! Die Brandenburge rinnen und Brandenburger erwarten das von unserer Politik, und zwar zu Recht. Sie wollen Lösungen für den Alltag, und dabei ist es egal, ob sie in einer Stadt oder einem Dorf leben, ob an der Havel, an der Spree, an der Elbe, an der Elster oder an der Neiße. Die Menschen wollen gute Kitas. Sie wollen, dass ihre Kinder bzw. Enkelkinder gut betreut werden, weil das für den Start in ein junges Leben und in die Bildungslandschaft von Brandenburg entscheidend ist. Deshalb - Dietmar Woidke hat es gesagt - haben wir seit 2009 insgesamt 3 000 zusätzliche Kitaerzieherinnen in die brandenburgischen Kitas gebracht, Herr Senftleben. Die Gruppen sind heute kleiner denn je, und die Möglichkeit, Kinder zu betreuen und pädagogisch zu ver sorgen, war noch nie so gut wie heute.

(Beifall SPD und DIE LINKE)

Wir wollen auf diesem Weg weitergehen. Das wird die rot-rote Koalition vorantreiben, und das werden wir auch im Landtags wahlkampf 2019 in den Mittelpunkt stellen.

Wir haben Tausende neue Lehrer eingestellt. Herr Senftleben, Sie können sich darüber lustig machen. Natürlich sind Lehre rinnen und Lehrer eingestellt worden, um diejenigen, die in den wohlverdienten Ruhestand gegangen sind, zu ersetzen. Sie können aber eines nicht ignorieren, Herr Senftleben, weil die Zahlen für sich sprechen:

(Galau [AfD]: Den Krankenstand!)

Am Ende dieser Legislaturperiode werden über 1 000 Lehre rinnen und Lehrer mehr an der Unterrichtstafel stehen und un terrichten als am Beginn dieser Wahlperiode, für die Sie kein Interesse hatten.

(Beifall SPD und der Abgeordneten Domres und Chri stoffers [DIE LINKE] - Petke [CDU]: Es sind doch auch viel mehr Schüler!)

- Auch darüber haben wir kurz gesprochen. Herr Senftleben, Sie haben ja permanent nur kritisiert und keine Vorschläge ge macht. Ich habe mich gewundert.

(Petke [CDU]: Es sind Zehntausende Schüler mehr!)

- Frau Präsidentin!

Liebe Kollegen von der CDU-Fraktion, parlamentarische Zwi schenrufe sind toll und beleben das Geschäft, aber der Redner sollte bitte noch zu hören sein. Herr Petke, auch für Sie gilt: Die Abgeordneten haben die Möglichkeit, sich am Rednerpult zu äußern.

Herr Petke, ich kann ja auch nichts dafür, dass Sie nicht Chef der Staatskanzlei werden. Das wird eben nichts, Herr Petke.

(Petke [CDU]: Das müssen Sie gerade sagen!)

Die Bürgerinnen und Bürger in diesem Land wollen Ärzte vor Ort und eine Klinik in der Nähe haben. Genau deshalb haben sich die Fachpolitiker von Rot-Rot, hat sich unsere Fraktions koalition dafür ausgesprochen, alle Kliniken im Land - egal ob die großen Schwerpunktkrankenhäuser oder die kleinen wie in Angermünde oder Prenzlau in der Uckermark - nicht nur zu erhalten, sondern auch zu modernisieren. Dafür ist fast eine halbe Milliarde Euro investiert worden.