Die Aussprache wird von der Landesregierung, und zwar mit dem Beitrag von Ministerin Dr. Münch eröffnet. Bitte.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir haben ja bereits zwei interessante Ausschusssit zungen zum Thema Gesundheitscampus und zum Konzept hin ter uns. Deswegen möchte ich mich auf die aktuellen Entwick lungen konzentrieren. Hierzu liegt auch ein gemeinsamer Ent schließungsantrag dreier Fraktionen vor.
Der Gesundheitscampus soll ein Beitrag sein, um Brandenburg für die Zukunft zu rüsten. Die Herausforderung besteht - kurz gesagt - darin, Forschungsprofile miteinander zu verknüpfen, zu stärken und dadurch Fortschritte im gesundheitlichen und im pflegerischen Bereich zu erreichen. Ein Meilenstein auf diesem Weg ist ohne Zweifel die Unterzeichnung des Koopera tionsvertrags zwischen den drei Trägerhochschulen des Ge sundheitscampus im Juni, nämlich der Universität Potsdam, der BTU Cottbus-Senftenberg und der Medizinischen Hoch schule Brandenburg.
Ein weiterer Schritt wird darin bestehen, eine gemeinsame Ein richtung brandenburgischer Universitäten nach dem Branden burgischen Hochschulgesetz ins Leben zu rufen, eben den Ge sundheitscampus. Wir werden dem Landtag natürlich gern ein Forschungs- und Entwicklungskonzept vorlegen, wie es der Entschließungsantrag vorsieht.
Die Kooperation dieser drei Hochschulen bildet den Mittel punkt eines großen Netzwerks aus Hochschulen, außeruniver sitären Forschungseinrichtungen, Kliniken und weiteren Ak teuren, die gemeinsam diesen Gesundheitscampus bilden wer den.
Mit den Partnern haben wir mit dem Aufbau des Forschungs schwerpunkts „Medizin und Gesundheit des Alterns“ begon nen. Hier soll eine echte Verbundforschung zwischen den Part nern entstehen.
Das MWFK hat im Juni dieses Jahres Fördergrundsätze für Verbundvorhaben im Rahmen der Pilotphase, in der wir uns im Moment befinden, veröffentlicht. Sieben Verbundanträge wur den eingereicht und drei haben es durch die Evaluation des Beirats in die zweite Stufe des Antragsverfahrens geschafft. Sie beschäftigen sich mit alters- und für Brandenburg relevanten
Themen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, altersbedingte Ver änderungen von Gewebe und Organfunktionen und darüber hi naus auch mit Fragen der digital gestützten Gesundheitsbeglei tung und Gesundheitsvorsorge.
Das alles sind Themen, die uns in diesem Land seit vielen Jah ren beschäftigen. Die endgültige Entscheidung über eine För derung soll bis Ende dieses Jahres fallen, damit sie zu Beginn des nächsten Jahres starten kann.
Perspektivisch ist es denkbar, weitere Schwerpunkte zu setzen, um die Forschungsthemen zu erweitern. Aber ich meine, wir sollten uns gerade zu Beginn auf diese für Brandenburg so re levanten Forschungsthemen fokussieren. Dafür spricht auch, dass die vorhandenen Forschungsbereiche, die wir jetzt in die engere Wahl gezogen haben, anschlussfähig für weitere medi zinische Themen sind, etwa im Bereich der Biomedizin, bei der wir im Land Brandenburg gut aufgestellt sind. Für den Mo ment muss das primäre Ziel sein, den ersten Schwerpunkt, Me dizin und Gesundheit des Alterns, erfolgreich aufzubauen, in klusive eines schlüssigen Forschungskonzepts.
Nachfragen Ihrerseits gab es zu geplanten Kooperationen mit Partnern aus dem Land Berlin. Ich möchte gern wiederholen, was wir schon in den Ausschusssitzungen besprochen haben. Der Fokus beim Aufbau des Netzwerks innerhalb des Gesund heitscampus liegt auf Kooperationen mit brandenburgischen Partnern. Erst wenn dieser Nukleus steht, ist es sinnvoll, an weitere Partner außerhalb des Landes zu denken. Denn es geht darum, die Wissenschafts- und Forschungslandschaft innerhalb unseres Landes zu stärken und genau die Bedarfe der medizini schen Forschung, die für Brandenburg bedeutsam sind, zu de cken. Aber selbstverständlich wird das Netzwerk darüber hin aus die Zusammenarbeit mit Berliner Akteuren suchen, wie es auch im Rahmen der Gesundheitsregion Berlin-Brandenburg und im Rahmen des Clusters Gesundheitswirtschaft üblich ist.
Eine der wichtigen Aufgaben in der Pilotphase, in der wir uns im Moment befinden, wird es sein, fachliche Schwerpunkte für die geplanten mindestens zwölf zusätzlichen Professuren in nerhalb des Gesundheitscampus abzustimmen und festzulegen. Geplant ist, die Professuren ab 2018 bis 2019 stufenweise zu besetzen.
Natürlich ist es möglich, dass innerhalb der beantragten Ver bundvorhaben auch Projekte in der Medizinischen Hochschule durchgeführt werden. Das heißt, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für ihre Forschung im Verbund auch eine Förderung erhalten. Aber eine institutionelle Förderung - ich möchte das wiederholen, weil wir schon sehr oft darüber dis kutiert haben - der Medizinischen Hochschule Brandenburg ist nicht vorgesehen; das entspricht auch der bisherigen Landesli nie. Es wird hier also nichts Neues eingeführt.
Wir planen darüber hinaus, neben dem wissenschaftlichen Be gleitgremium so etwas wie einen Round Table zu installieren, worin wir zusätzlich die wissenschaftlichen und gesundheits politischen Sprecherinnen und Sprecher der Fraktionen sowie natürlich das Gesundheitsministerium einbinden wollen; wir arbeiten hier sehr eng und vertrauensvoll mit dem Gesund heitsministerium zusammen.
In den 17 Monaten seit dem Landtagsbeschluss konnte schon vieles erreicht bzw. auf den Weg gebracht werden. Das haben
wir auch dem Engagement der beteiligten Wissenschaftlerin nen und Wissenschaftler und ihrem großen Interesse am Ge sundheitscampus Brandenburg zu verdanken. Ich bin mir si cher, dass unser Konzept Potenziale und Herausforderungen in den Bereichen Forschung, Medizin und Gesundheit aufzeigt, denen wir uns im Land Brandenburg künftig stellen müssen.
Natürlich wird der Gesundheitscampus nicht die alleinige Lö sung für all diese Themen sein, aber er wird einen wichtigen Beitrag dazu leisten, weil er den Bereich Forschung sehr stark in den Vordergrund stellt. Ich meine, dass auch alle anderen Bereiche, die Probleme bei der ärztlichen Versorgung auf dem Land, die Weiterbildung und Ähnliches, mit berücksichtigt werden. Es gibt darüber hinaus einen entsprechenden Innovati onsfonds, der vom Gesundheitsministerium aufgelegt wird, an dem wir uns mit dem Gesundheitscampus werden beteiligen können.
Ich bin deshalb von der Dauerhaftigkeit und der Notwendigkeit des Projekts, die auch im Entschließungsantrag erwähnt ist, überzeugt und möchte Sie bitten, diesem Entschließungsantrag zuzustimmen. Selbstverständlich sind die Berichtspflichten und der Austausch mit dem Parlament sehr wichtig; denn nur dann kann der Gesundheitscampus tatsächlich ein erfolgrei ches Projekt für das Land Brandenburg und seine Bevölkerung werden. - Herzlichen Dank.
Sehr geehrter Herr Vizepräsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Gäste! Am 12. Juni 2015 beschloss der Landtag Brandenburg die Gründung des Gesundheitscampus Brandenburg unter dem Titel „Gesundheitsforschung stärken, hochwertige medizinische Forschung sichern“. Am 23. Juni 2016 unterzeichneten die Trägerhochschulen Universität Pots dam, Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senf tenberg und Medizinische Hochschule Brandenburg den Ko operationsvertrag, eine Vereinbarung zum Aufbau des Gesund heitscampus in zwei Stufen, mit zweijähriger Pilotphase und anschließender Aufbauphase, wozu die Gründung eines ge meinsamen Fachbereichs gehört, also auch der Aufbau der Gremien, der Leitungsstrukturen, der stufenweisen Berufung von Professorinnen und Professoren sowie die Einrichtung ei ner Ethikkommission.
Mit Datum vom 16.09.2016 liegt uns heute das Konzept der Landesregierung zur konkreten Gestaltung des Gesundheits campus und zu seinem stufenweisen Aufbau bis 2019 mit min destens zwölf zusätzlichen Professuren als dauerhafte Einrich tung zur Billigung vor. 2019 wird es dann ein Netzwerk der Trägerhochschulen in Kooperation mit außeruniversitären For schungseinrichtungen geben. Die Liste der Netzwerkpartner beeindruckt: das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke, das Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie - Institutsteil Potsdam-Golm, das Helm holtz-Zentrum Geesthacht Zentrum für Material- und Küsten forschung - Institut für Biomaterialforschung Teltow, die IHP GmbH Leibniz-Institut für innovative Mikroelektronik Frank furt (Oder) und das Max-Planck-Institut für Kolloid- und
Grenzflächenforschung Potsdam-Golm. Weitere Hochschul partner sind die Technische Hochschule Wildau, die Techni sche Hochschule Brandenburg und die Fachhochschule Pots dam, daneben Partner aus der Wirtschaft und dem Gesundheitssektor.
2019/2020 dürfen wir dann mit den ersten europäisch aner kannten medizinischen Forschungsergebnissen des Gesund heitscampus Brandenburg rechnen, in der kardiovaskulären Forschung vielleicht, in der Geriatrie und in der Krebsfor schung. Vielleicht gibt es Ergebnisse einer Schnittmengenfor schung auf Gebieten, die uns heute noch gar nicht einfallen können. Solche Innovationen wünsche ich mir, denn erfolgrei che Forschung zieht junge Menschen an. Nach einem Regel studium von sechs Jahren und drei Monaten, wissenschaftlich begleitet durch den Gesundheitscampus Brandenburg, gibt es dann 2020 die ersten in Brandenburg und für Brandenburg aus gebildeten Ärzte.
„Es ist das Schönste, was es gibt, zu helfen und zu heilen“, heißt es auf der aktuellen Seite der Medizinischen Hochschule Brandenburg. Insgesamt 43 Psychologiestudierende starteten vor wenigen Tagen in Neuruppin ins Studium. Der Ausbau des MHB-Campusgebäudes in Brandenburg an der Havel schreitet voran. Das Kreiskrankenhaus wird akademisches Lehrkran kenhaus der Medizinischen Hochschule Brandenburg. Das ist die Erfolgsgeschichte einer staatlich anerkannten privaten Hochschule in kommunaler und gemeinnütziger Trägerschaft. Sie steht für innovative Lehrkonzepte sowie für die Einheit von Forschung und Lehre und Patientenversorgung.
Über diese Entwicklung freue ich mich als Ruppinerin sehr. Ich verstehe aber auch, dass die Förderung einer privaten Hochschule kritisch beobachtet wird. Der Gesundheitscampus ermöglicht die Vernetzung, die Unterstützung sehr unterschied licher Partner in Forschung, Versorgung, Pflege und Präventi on für ein gesundes Brandenburg. Es ist jetzt unsere Aufgabe, darauf zu achten, dass sich die Einrichtung gut entwickeln kann, den vorhandenen Unis und Hochschulen aber kein Geld wegnimmt.
2030 kann sich das Netzwerk Gesundheitscampus so weit ent wickelt haben, dass auch eine Vielzahl von Einrichtungen der Gesundheitswirtschaft am Gesundheitscampus entstanden ist: Medizintechnik, Prothetik, medizinische IT, Pharmakologie, Weiterbildungsangebote usw. - eine Mammutaufgabe. Es ist gut, dass sie jetzt in Angriff genommen wird. Nun schließt sich ein Kreis zwischen Universität, Hochschule und Klinik, zwi schen Wissenschaft, Forschung, Gesundheitsversorgung, Pfle ge, Innovationsstrategie und der Enquetekommission mit dem Titel „Zukunft der ländlichen Regionen vor dem Hintergrund des demografischen Wandels“.
Meine Damen und Herren, wir beschließen hier sehr viele An träge. Dieser zur Stärkung der Wissenschafts- und Forschungs landschaft in Brandenburg, zur Fachkräftesicherung sowie zur medizinischen und pflegerischen Versorgung der Menschen in Brandenburg scheint mir einer der bedeutendsten und wir kungsmächtigsten zu sein. Ich freue mich sehr, dass die Grü nen Miteinbringer unseres Entschließungsantrages sind und die CDU unserem Vorhaben offen und wohlwollend gegenüber steht. „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, sagte Hermann Hesse.
Ich wünsche allen, die mit diesem großen zukunftsweisenden Gesundheitscampus beschäftigt sind, viele gute Ideen, Kraft und einen sehr langen Atem.
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Abgeordnete! Die CDU-Fraktion wird natürlich alles unterstützen, was die medi zinische Versorgung im Land Brandenburg verbessert. Ich er innere daran, dass wir als Union in der Vergangenheit mehrere Anträge gestellt haben - sei es, wie in der vergangenen Legisla turperiode zum Stipendiensystem für junge Mediziner, was von Ihnen als Koalition abgelehnt worden ist. Ich erinnere auch daran, dass wir diskutiert haben, wie wir über einen Staatsvertrag eine bessere Verbindung mit der Charité, mit dem Land Berlin, hinbekommen. Auch das ist abgelehnt worden. Ich erinnere daran, wie schwer es war, die ministerielle Unter stützung für die MHB zu bekommen, für eine kommunale Ein richtung. Auch das war sehr schwierig, insbesondere wegen der Linken. Die Hartnäckigkeit der Menschen hat jedoch Gott sei Dank dazu geführt, dass die MHB gegründet wurde und heute schon im dritten Jahr ist.
Wir werden natürlich auch den Gesundheitscampus unterstüt zen, weil es eine wichtige Maßnahme und ein kleines Feld ist, um die medizinische Versorgung im Land Brandenburg zu ver bessern. Es muss aber allen klar sein, dass es nur ein Baustein von vielen ist, der möglicherweise zu dem Erfolg beiträgt, die medizinische Versorgung im Land Brandenburg zu verbessern. Ich finde diesen Campus deshalb gut, weil er tatsächlich die wissenschaftliche Expertise im Land vernetzt, sei es bei den au ßeruniversitären Einrichtungen, bei den Hochschulen oder den Medizinern in den Lehrkrankenhäusern im Land. Es ist gut, weil tatsächlich brandenburgspezifische Fragen auf die Tages ordnung kommen und die Bedarfe in Brandenburg analysiert werden. Es ist gut, weil eine wissenschaftliche Flankierung der MHB dazu führen kann, auch das Promotionsrecht zu erhalten.
Sie wissen, meine Damen und Herren, dass es einzelne Proble me gibt, die wir noch diskutieren müssen. Wir werden in Zu kunft wahrscheinlich darüber diskutieren, ob das Geld, das der Gesundheitscampus zur Verfügung hat, ausreicht. Für die nächsten Jahre ist er ausfinanziert. Die Professuren sind noch nicht ausgeschrieben; das wird noch passieren.
Dann wird sich die Frage stellen, ob die Forschungsvorhaben, also die Verbundforschungen, mit diesem Geld - in Kooperati on mit dem Bund - ausreichend ausgestattet sind. Es wird auch darüber nachzudenken sein - Sie haben es mit den Pharmakolo gen im Land vielleicht bereits diskutiert -, welche Bedeutung die pharmakologische Versorgung in unserem Land in Zukunft haben wird. Gerade Apotheker kämpfen darum, Nachfolger zu finden; es kommt also darauf an, hier Nachwuchs auszubilden. Möglicherweise ist das auch ein Punkt, den wir in den Gesund heitscampus aufnehmen sollten.
Ich glaube, es ist wichtig, dass wir uns im politischen Raum darüber verständigen, wie wir als Politiker die Struktur dieses
Gesundheitscampus begleiten können, dabei genau auf die Be dürfnisse dieses Gesundheitscampus eingehen und die For schung befördern, die wir in diesem Land haben wollen. Das halte ich für wichtig.
Das Ziel muss klar sein: Am Ende wollen wir mehr gut ausgebil dete Mediziner in den ländlichen Regionen. Hierbei hat die MHB ihre Aufgabe. Wir sollten einmal näher draufschauen. Fakt ist, dass ihre Studierenden mehrheitlich nicht aus Brandenburg kommen. Der Output wird sich später zeigen: Bleiben sie tat sächlich im Land? Das sollten wir am Ende kritisch beurteilen.
Am Ende meiner Rede will ich deutlich sagen, dass wir das Konzept des Gesundheitscampus unterstützen. Ich danke ganz herzlich Herrn Feller, Frau Boehler und Herrn Pinkawa, die in einer unendlich akribischen Arbeit mit den Akteuren zusammengesessen, beieinandergestanden, miteinander diskutiert und gute Projekte ausgewählt haben. Herzlichen Dank! Frau Minis terin, nehmen Sie das bitte mit. Wir werden Sie dabei unterstüt zen, aber am Ende werden Sie daran gemessen, ob dieser Ge sundheitscampus ordentlich ausfinanziert ist und die Ergebnis se der Forschung bei den Brandenburgerinnen und Branden burgern auch ankommen. - Herzlichen Dank.
Herr Vizepräsident! Liebe Abgeordnete! Liebe Gäste! Bereits im Juni 2015, als wir hier den Antrag zum Gesundheitscampus berieten, herrschte zwischen den Fraktionen die Ansicht vor, dass die gesundheitliche Versorgung im ganzen Land Hand lungsbedarf mit sich bringe, und zwar nicht nur im Rahmen der Ärzteversorgung und im Pflegebereich, sondern eben auch im Bereich der Forschung. Auch ich sehe im Aufbau des Gesund heitscampus die Chance zur Stärkung der beteiligten For schungsstrukturen und nehme auch wahr, dass dies zum über geordneten Ziel des Gesundheitscampus geworden ist. Ich wünsche mir, dass die Diskussion um die Chancen der Errich tung dieser Forschungsstrukturen bei der Realisierung in den nächsten Jahren von Realismus getragen wird.
In meiner Rede im Juni 2015 habe ich darauf abgestellt, dass ich von dem damals beantragten Konzept erwarte, dass es dar auf eingeht, in welcher Form die Akteure miteinander koope rieren werden, welche Ziele konkret der Gesundheitscampus verfolgt, welche Aufgaben bestehen, wie deren Bewältigung zu erfolgen hat und wie sich die finanziellen Verpflichtungen ge stalten. Dies alles sehen Sie nun im Konzept dargelegt. Ich werde nicht auf alles einzeln eingehen, aber auf ein paar As pekte verweisen.
Neben dem von mir soeben dargestellten übergeordneten Ziel der Schaffung von Synergieeffekten bei den existierenden For schungsstrukturen möchte ich kurz auf eines von insgesamt sechs weiteren Zielen eingehen, und zwar das Ziel, wissenschaftlichen Nachwuchs über den Gesundheitscampus an Brandenburg zu binden.
Wir haben im Ausschuss für Wissenschaft, Forschung und Kul tur in den vergangenen Monaten immer wieder über das Wis
senschaftszeitvertragsgesetz diskutiert. Wir haben mit Viadrina[at]work eine sehr starke Gruppe von wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Viadrina, die sich dort organisieren und dafür einsetzen, dass bestmögliche Arbeitsbe dingungen für wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitar beiter geschaffen werden und verlässliche Karriereplanungen erfolgen können. Ich finde es sehr gut, dass Doktorandinnen und Doktoranden, die im Gesundheitscampus aktiv sein sollen, in bestehende Hochschulstrukturen eingebunden werden.
Mein Wunsch ist, dass sich der Gesundheitscampus dement sprechend nochmals der Frage des wissenschaftlichen Nach wuchses widmet. Die Qualifizierung, die die Wissenschaftle rinnen und Wissenschaftler dort erfahren, soll sich nicht nur im Bereich des Selbstmarketings, sondern auch in den Strukturen wiederfinden.
Nun jedoch zur Grundstruktur des bisher als Netzwerk be schriebenen Gesundheitscampus: Im Konzept findet sich dazu eine ganz klare Aussage, und zwar in der Beschreibung der Pi lot- und Aufbauphase. Die Pilotphase soll 2019 enden. Danach ist das Ziel, einen gemeinsamen Fachbereich einzurichten. Das Konzept verweist darauf, dass im Rahmen dessen noch Ord nungen zu erlassen sind. Die Trägerhochschulen, wie sie gera de benannt wurden - mit MHB, BTUCS und UP -, haben sich bereits auf bestimmte Grundstrukturen verständigt, beispiels weise die der Gleichberechtigung. Für mich ist ganz klar, dass diese Strukturen auf der Grundlage des BbgHG und seinen Prinzipien geschaffen werden müssen; das meint eben auch die demokratischen Strukturen, wie sie an den Hochschulen orga nisiert sind. Im Konzept fehlt mir die Aussage, wie die Einbin dung von Doktorandinnen und Doktoranden sowie von Studie renden erfolgen soll.
Zuletzt komme ich zu einem Punkt, der mir sehr wichtig ist und der auch von allen anderen Rednerinnen und Rednern be reits angesprochen wurde, nämlich zur Rolle der Medizini schen Hochschule Brandenburg. Die Rolle der Medizinischen Hochschule Brandenburg bedarf einer komplexen Betrachtung, weil es mehrere Faktoren sind, die uns da bewegen. Ich möchte es an drei Fakten festmachen, um das Ganze systematisch dar zustellen.
Der erste Fakt ist, dass sich Kliniken in kommunaler Träger schaft dazu entschieden haben, eine Hochschule zu gründen, um dem Anspruch auf ärztliche Versorgung bzw. dem Bedarf an Ärzten auf dem Land nachzukommen.