unabhängig von den persönlichen Voraussetzungen, die sie mit bringen, sowie von ihrem sozialen Hintergrund. Deshalb haben wir zu Recht den Fokus bisher auf die harten Fakten gelegt und in der letzten Zeit um Kennzahlen gestritten - ob es der KitaPersonalschlüssel war, den wir verbessert haben, oder die Leh rer-Schüler-Relation. Wir haben das in den letzten Jahren konse quent getan und tun es auch heute mit diesem Antrag, denn, mei ne sehr geehrte Damen und Herren, Ernährung ist auch Bildung.
Es gibt zahlreiche aktuelle Studien. Ich beziehe mich einmal auf jene vom Robert-Koch-Institut; heute lief etwas anderes, das aber genau inhaltsgleich war, über das Radio: Der Anteil übergewichtiger Kinder hat sich gegenüber den Achtziger- und Neunzigerjahren um 50 % erhöht; und nach wie vor sind gera de Kinder aus sozial benachteiligten Familien dreimal so häu fig betroffen wie Kinder mit einem höheren Sozialstatus. Wir alle wissen - die gesundheitspolitische Sprecherin unserer Fraktion, Britta Müller, hat es auch immer wieder deutlich ge sagt -, dass gerade bei Kindern Übergewicht schon zu Blut hochdruck und Diabetes führen kann und dass es bedauerli cherweise zahlreichen Spätfolgen, zahlreichen Krankheiten unheimlichen Vorschub leisten kann.
Ich sage ganz deutlich: Diese Zahlen sind nicht gut. Das stellt uns nicht zufrieden und kann uns auch nicht zufrieden stellen,
da immer noch viel zu viele Kinder viel zu süß essen - Chips und Süßigkeiten -, Limo trinken, aber nur halb so viel Gemüse und Obst essen, wie es für sie gut wäre.
Deswegen, liebe Kollegen: Lassen Sie uns die Maxime, dass wir kein Kind zurücklassen wollen, heute mit diesem Antrag um diesen wichtigen zentralen Punkt der Ernährung ergänzen. Lassen Sie uns heute diese Qualitätsoffensive anstoßen, mit der wir sagen: Wir wollen noch mehr gutes Essen in den Kitas und Schulen haben. Wir stehen damit für noch mehr Chancen gleichheit in diesem wichtigen Punkt. Auch das, liebe Kolle gen, ist zukunftsbeständige Präventionspolitik und, wie ich finde, eine Verpflichtung allerersten Ranges.
Wir wissen doch alle, dass gutes und gemeinsames Essen bei vielen Kindern zu Hause kaum noch stattfindet. Dafür gibt es die unterschiedlichsten Gründe. Wenn ich mir überlege, wie ich heute Morgen aufgestanden bin - man schnippelt in die Brotboxen, versorgt die Kinder mit Frühstück. Manchmal spielt der Zeitfaktor eine Rolle, es gibt aber auch Eltern, die gar nicht wissen, wie wichtig und prägend gesunde Ernährung für ihre Kinder ist.
Deswegen sage ich es noch einmal: Lassen Sie uns heute mit guter Ernährung bei den kleinen Kindern anfangen - und zwar genau da, wo wir sie direkt erreichen, nämlich in den Kitas und Schulen.
Ich möchte an dieser Stelle eine Sache klarstellen: Wir fangen ja nicht heute mit dem Thema an. Alleine drei Ministerien der Landesregierung verfolgen schon jetzt verschiedene Program me und Konzepte und unterstützen Initiativen, ob das das LANDaktiv-Programm ist oder - wie ich gerade zur Kenntnis genommen habe - „Milch tanken im Land Brandenburg“, Herr Vogelsänger, oder unsere Schulgärten. Da könnte ich mir auch vorstellen, dass wir einmal einen Wettbewerb veranstalten und die Kinder einmal zur Grünen Woche einladen - das finde ich auch eine tolle Sache. Und jetzt geht es darum, dass wir diese Einzelpakete, alle einzelnen Aktionen, die wir haben, zusam menfassen und den Dialog mit den Akteuren weiterführen. Das ist ein sehr großes Anliegen dieses Antrags.
Natürlich haben wir dabei einen starken Partner, das ist die Vernetzungsstelle Schulverpflegung im Land Brandenburg. Ich möchte Frau Daenzer-Wiedmer und ihrem kleinen Team an dieser Stelle ganz herzlich für die tolle Arbeit, die sie in den letzten Jahren geleistet haben, danken.
Was wir in den Schulen können, das können wir doch auch in den Kitas versuchen, denn die Ernährung fängt ja nicht in der 1. Klasse an. Die Verantwortung, dass wir hier aufklären und Maßnahmen in Kitas umsetzen, dort, wo der Bedarf und das Interesse sind, ist ein weiterer Aspekt dieses Antrags. Ich möchte mich ausdrücklich bei Günter Baaske, Stefan Ludwig und Jörg Vogelsänger für die entsprechenden Zusagen bedan ken, mit denen endlich für viele Sachen, die wir hier schon lan ge diskutieren, die Signale auf Grün gestellt worden sind.
Ich habe etwas zu den losen Paketen gesagt, die wir bei diesem Thema zusammenführen müssen - gemeinsam mit den Akteu ren: den Schulen, den Eltern, den Schulträgern. Ich habe etwas zur Vernetzungsstelle Schulverpflegung gesagt, die über das Jahr 2017 hinaus finanziert wird, und habe erwähnt, dass wir zukünftig inhaltlich stärker in den Bereich Kita gehen wollen.
Zum Schluss möchte ich etwas zum Thema Schulobst sagen, weil das ein Thema ist, das viele von uns umgetrieben hat. Mir ist in erster Linie wichtig, dass an unseren Schulen regionales Obst angeboten wird.
Und ich möchte auch, dass unsere Kinder lernen, dass dieses Obst nicht in irgendwelchen Kisten oder Supermärkten wächst, sondern bei den sehr guten Obstbauern, die wir hier im Land Brandenburg haben. Diese Kinder sollen auch auf die Höfe und in die Betriebe fahren. Ich finde, das ist ein ganz wichtiger Be standteil. Wenn jetzt der zuständige Landesminister zu der Ein schätzung kommt, dass ein Landesprogramm unkomplizierter in der Abwicklung, flexibler in der Handhabung ist, dann neh me ich das erstens zur Kenntnis, und zweitens freue ich mich, dass wir das ab dem Schuljahr 2017/18 endlich starten können. Ich freue mich darüber, Herr Kollege Wichmann, und ich hof fe, Sie auch.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, lassen Sie uns heute mit diesem Antrag - ich danke den Grünen, dass sie uns unter stützen und Mitantragsteller sind - diese Qualitätsoffensive zu einem wirklich zentralen, wichtigen Thema anstoßen: mehr gu tes Essen in Kitas und Schulen. Lassen Sie uns heute damit starten, damit wir für noch mehr Chancengerechtigkeit sorgen, und zwar für alle unsere Kinder. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir dann einen Schritt weiter sind, dass wir wirklich je dem Kind ermöglichen, in ein freies, selbstbestimmtes und vor allem auch gesundes Leben hineinzuwachsen. - Ich bedanke mich für Ihre Zustimmung.
Vielen Dank. - Bevor ich den nächsten Redner aufrufe, begrü ße ich auf der Besuchertribüne Bürgerinnen und Bürger aus Lunow-Stolzenhagen im Landkreis Barnim. Herzlich willkom men im Landtag Brandenburg!
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kollegin Tina Fischer, auch für uns ist das Thema gesunde Er nährung von Kindern und Jugendlichen in Kitas und Schulen ein sehr wichtiges Anliegen. Ich denke, gesunde und ausgewo gene Ernährung ist ein Thema, bei dem sich die Fraktionen nicht auseinanderdividieren lassen sollten, sondern gemeinsam vorankommen müssen.
Leider ist in den letzten Jahren dahin gehend nicht sehr viel passiert. Solange ich im Landtag sitze - seit 2009 -, reden wir darüber, ob sich Brandenburg am EU-Schulobstprogramm be teiligen soll oder nicht. Die EU hat die Mittel dafür jetzt noch einmal auf 150 Millionen Euro jährlich aufgestockt. Sie haben sich am Anfang dieser Wahlperiode in Ihrem Koalitionsvertrag den Auftrag gegeben, noch einmal zu prüfen - zweieinhalb Jah re sind jetzt schon vergangen -, ob man an diesem Programm teilnimmt oder nicht. Das Ergebnis ist der heutige Antrag: An die Landesregierung soll ein Prüfauftrag ergehen, ab dem nächsten Schuljahr etwas Eigenes auszuprobieren.
Ich will das nicht negativ bewerten. Ich finde es positiv, dass die verbraucherpolitischen Sprecher der Regierungsfraktionen jetzt die Initiative ergriffen haben und wir bei diesem Thema endlich weiterkommen, denn - die Kollegin Tina Fischer hat es gesagt -: Die Zahlen sind tatsächlich alarmierend. Immer mehr Kinder sind schon sehr früh übergewichtig, mit teilweise er heblichen gesundheitlichen Einschränkungen. Es sind also 15 % unserer Kinder in Deutschland in der Alterskohorte von 0 bis 17 Jahren jetzt schon übergewichtig oder adipös. Das hat natürlich gravierende Folgen für die gesamte weitere Entwick lung der Kinder bis hin zu Spätfolgen, die man nur noch sehr schwer korrigieren kann.
Als Vater von vier Kindern stehe ich schon lange auf dem Standpunkt, dass wir mehr Qualitätsstandards für die Versor gung unserer Kinder in Kindertagesstätten und Schulen brau chen. Ich denke, wir brauchen ein abwechslungsreiches Ange bot, wir brauchen Frischobst und -gemüse. Kurze Warmhalte zeiten sind wichtig, damit die Mahlzeiten ernährungsphysiolo gisch ihren Wert behalten. Derzeit steht in unserem Schulge setz nur, dass die Mittagsversorgung der Schülerinnen und Schüler warm und preiswert sein soll. Aber warm und preis wert bedeutet noch nicht gute Qualität. Wir haben dafür Vorga ben: Die Gesellschaft für Ernährung hat Standards entwickelt, die eine gute Grundlage dafür bieten, dass wir auch in Bran denburg den Kindern nicht nur warmes und preiswertes, son dern auch wertvolles und gesundes Essen anbieten können.
Dieser Antrag ist ein guter Start, um fraktionsübergreifend und mit der Landesregierung in den Dialog zu kommen - Tina Fi scher hat darauf hingewiesen: Es sind drei Ministerien betei ligt, Verbraucherschutz, Bildung und Landwirtschaft. Ich glau be, wir sollten uns aber für diese Wahlperiode überlegen, ob wir nicht auch im Schulgesetz bei der nächsten Novelle eine etwas klarere Formulierung zum Thema gesunde Ernährung hinbekommen.
Denn dass darin nur „warm und preiswert“ steht, ist mir und uns zu wenig. Man könnte darüber nachdenken, eine verpflich tende Beteiligung der Schulträger, was Eltern-, Schüler- und Lehrerwünsche bei der Versorgung angeht, aufzunehmen, so dass dazu auch ein Dialog vor Ort geführt wird - und nicht ei ner im Rathaus entscheidet, was alle anderen essen müssen -, bei dem man darüber ins Gespräch kommt: Was ist gewünscht, und was ist auch gesund und nachhaltig? Dabei sind die regio nale Versorgung und - in einem Obstland wie Brandenburg - regionale Produkte natürlich ein Thema. Deshalb ist es auch bedauerlich, dass Sie sich in Brandenburg immer noch nicht an dem EU-Schulobstprogramm beteiligen wollen.
Einen Punkt möchte ich neben den Qualitätsstandards und der wirklich guten Arbeit der Vernetzungsstelle - dem Dank schlie ße ich mich an - noch ansprechen: das Qualitätssiegel „QBra“. Die für Verbraucherschutz zuständige Staatssekretärin sagte im vergangenen Oktober im Ausschuss, dass dieses Siegel noch gar nicht existiere. Mittlerweile ist geraume Zeit verstrichen. Das Siegel wurde erst als großer Erfolg herausgestellt, und im Oktober mussten wir dann im Bildungsausschuss zur Kenntnis nehmen, dass es das de facto gar nicht gibt. Ich möchte im Re debeitrag der Regierung nachher einige erhellende und aufklä rende Worte dazu hören, was nun mit diesem Qualitätssiegel ist. Es setzt auf Freiwilligkeit und verlangt auch von denen, die sich zertifizieren lassen, dass Geld in die Hand genommen wird. Da würde ich in Ihrem Beitrag gern den aktuellen Stand erfahren.
Wir bleiben dabei: Wir begrüßen die Qualitätsoffensive, was gesunde Ernährung in der Schule und auch im Kindergarten angeht. Wir haben unseren Änderungsantrag dazu vorgelegt. Wenn Sie sich dazu durchringen könnten, ihn zu unterstützen, werden wir auch Ihrem Antrag zustimmen. - Herzlichen Dank.
Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Zuerst freut es mich, von Herrn Kollegen Wichmann zu hören, dass auch er es begrüßt, dass die rot-rote Landesregierung die Initiative er
griffen hat, die Qualität der Schulverpflegung - der Verpfle gung unserer Kleinsten - im Land Brandenburg zu optimieren, und wir mit dieser Qualitätsoffensive jetzt auch ganz offensiv nach vorn schauen und hier für unsere Jüngsten eine gesunde Zukunft gestalten wollen. Recht herzlichen Dank.
Ich hoffe, dass Sie unabhängig von Ihrem Änderungsantrag nachher auch unserem Antrag zustimmen können. Es spielt im Endeffekt keine große Rolle, welchen Namen das Kind - dieses „Schulobstprogramm“ - hat. Viel wichtiger ist doch, werte Kolleginnen und Kollegen, dass etwas passiert, dass wir das auf den Weg bringen und dass die Schülerinnen und Schüler ab dem Schuljahr 2017/2018 in den Schulen endlich die Möglich keit haben, auch frisches Obst zu bekommen. Das ist doch viel wichtiger.
Wenn Sie davon überzeugt sind, dann können Sie dem auch zustimmen - unabhängig davon, ob wir EU-Fördermittel in An spruch nehmen oder eigene Landesmittel akquirieren können. Wichtig ist das Ziel, und das ist das richtige.
Als Vater von zwei Kindern achte ich gemeinsam mit meiner Frau natürlich sehr genau darauf, dass sich diese beiden gesund ernähren und damit die Chance haben, gesund aufzuwachsen und sich gesund zu entwickeln.
So, wie ich den Anspruch für meine beiden Kinder habe, habe ich und haben die Linke und die Koalition - das ist deutlich geworden - den Anspruch, dass jedes Kind im Land Branden burg die Chance hat, zukünftig ein gesundes und ausgewoge nes Essen in der Einrichtung, in der Schule oder in der Kita zu erhalten. Genau darauf zielt unser Antrag.
Wenn wir einmal schauen, wie viele Kinder aus den unter schiedlichsten Gründen, die ich jetzt gar nicht bewerten will, das Haus leider ohne ein Frühstück verlassen müssen, wird umso klarer, wie wichtig es ist, dass sie in der Kita und in der Schule die Chance haben, ein gesundes und ausgewogenes Es sen zu bekommen.
Die Eltern meinen es oft sehr gut und legen in die Brotdose noch eine Milchschnitte - viele denken, eine Milchschnitte ist doch gut und gesund - und vielleicht noch ein Kakaogetränk oder eine Erdbeermilch. Das ist lieb gemeint. Wenn man aber bedenkt, dass so eine Milchschnitte umgerechnet aus drei Stü cken Zucker und ein Kakao- oder Erdbeermilchdrink sogar aus dreizehn Stücken Zucker besteht, macht das deutlich, wie wichtig es ist, dass unsere Kinder in den Einrichtungen die Chance haben, sich gesund zu ernähren. Hier sind die Schulen und die Kitas ein wichtiger Partner für uns, um es den Kindern dort zu ermöglichen, sich gesund zu entwickeln und ein gesun des und ausgewogenes Essen zu erhalten.
Herr Kollege Wichmann hat es schon angesprochen: Hier sind natürlich die Qualitätsstandards der DGE, der Deutschen Ge sellschaft für Ernährung, der Maßstab. Das ist eine gute Grund lage mit guten, realistischen und umsetzbaren Vorgaben. Wir setzen genau hier an: Mit diesen Qualitätsstandards wollen wir in einen Dialog mit den Schulträgern, den Trägern der Einrich tungen, mit Eltern, mit Lehrerinnen und Lehrern, mit Erziehe rinnen und Erziehern, aber eben auch - und das ist ganz wich tig - mit den Essenanbietern treten. Sie brauchen wir, um mit