eine strukturelle Arbeitslosigkeit von 40 % und eine Jugendar beitslosigkeit von 60 % hat. Aber genau das Gegenteil ist der Fall: Wir sind wirtschaftlich sehr gut aufgestellt, haben eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten der Welt. Das hat auch et was damit zu tun, dass wir wirtschaftlich und intellektuell - auch mit all dem, was wir den Kindern beigebracht haben - gar nicht so schlecht aufgestellt sind.
Aber, ja, es ist richtig: Es besteht Handlungsbedarf. Das jetzige Handlungskonzept ist ein paar Jahre alt, es hat sich etwas getan und es muss ein neues her. Das ist vollkommen unbestritten, das will niemand in Abrede stellen. Wir sind uns sicherlich auch darüber einig, dass die Entwicklung in den Schulen und im Land sehr heterogen verläuft. Das hängt damit zusammen, dass die Kommunen unterschiedlich viel Geld haben bzw. bei der Ausstattung ihrer Schulen die Prioritäten unterschiedlich setzen: Ich habe Schulen gesehen, die inzwischen in jedem Klassenraum ein Whiteboard haben, ich habe Schulen gesehen, die an alle Schüler Tablets verteilt haben. Ich habe aber auch Schulen gesehen, wo genau das Gegenteil der Fall ist, wo alle Tafeln noch grün sind und keine Rechner stehen. All das gibt es in Bandenburg; das hat etwas mit der kommunalen Verant wortung zu tun. Man muss sich dem aber stellen - das tun wir mit diesen Anträgen. Ich will ausdrücklich sagen, dass ich es gut finde, dass die CDU und Bündnis 90/Die Grünen Anträge formuliert haben, die Wege aufzeigen, um dort besser zu wer den - keine Frage.
Viele dieser Anregungen halte ich für absolut sinnvoll und sachgerecht. Andererseits sind viele dieser Anregungen schon teilweise realisiert oder werden gerade realisiert - aufgrund des älteren Konzepts Brandenburgs „Stärkung der Medienkompe tenz“. Zum großen Teil sind wir da also schon dran.
Ich möchte aber viel stärker dafür plädieren - da haben Sie mir vorhin im Wesentlichen die Worte aus dem Mund genommen -, strukturelle Veränderungen vorzunehmen und die Chancen, die wir mit dem neuen Rahmenlehrplan bekommen, zu nutzen. Wir sollten Schule in Zukunft strukturell so aufstellen, dass wir
Das heißt aber auch, dass Projekttage - so sinnvoll sie sein mö gen - zunächst ein Medienkonzept der Schule benötigen. Sie müssen ins schulinterne Curriculum aufgenommen werden. Dann machen sie Sinn. Ich habe schon einen solchen Projekt tag besucht. Losgelöst vom Curriculum und ohne zu wissen, welchen Sinn dieser Projekttag erfüllen soll, bringt das gar nichts - das haben mir auch Lehrerinnen und Lehrer gesagt. Wir brauchen dazu interne Konzepte und einen Handlungsleit faden; dann können Bestandteil dieses Leitfadens auch Pro jekttage sein.
Das löst also keine strukturellen Probleme. Insofern finde ich diese Anträge - sowohl der Koalitionsfraktionen als auch von Bündnis 90/Die Grünen - sehr gut.
Zu den Ausführungen von Gordon Hoffmann: Mir wurde gera de gesagt, dass die Lehrer in ihrer Ausbildung sehr wohl Medi enbildung hätten und dies in der Masterausbildung auch Prü fungsbestandteil sei - schon jetzt, nicht erst in sechs Jahren.
Wir haben im Rahmenlehrplan für die Jahrgangsstufen 1 bis 10 ein Basiscurriculum. Damit sind wir sehr modern aufgestellt. Es tut mir leid, dass wir das erst zum nächsten Schuljahr in Kraft setzen können. Aber so ist es; das hätte sonst auch viele Kolleginnen und Kollegen überfordert. Das heißt aber nicht, dass sich die Kolleginnen und Kollegen in den Schulen das nicht schon anschauen und im Wesentlichen bereits danach ar beiten können. Sie können es schon heute in den Lehrplan ein fügen. Medienbildung ist in allen Fächern zu suchen und zu finden. Insofern gibt es da Möglichkeiten, so etwas anzuwen den.
Die Evaluierung des jetzigen Konzepts ist notwendig, um zu wissen, was man später macht. Anders funktioniert es nicht. Das heißt, dass wir daraus auch neue Strategien und Maßnah men für 2017 und die folgenden Jahre entwickeln sollten.
Ich will ausdrücklich in Richtung von Gordon Hoffmann und Frau von Halem sagen: Ich erwarte sogar, dass viele der von Ihnen in den Anträgen aufgezählten Maßnahmen nachher wie der auftauchen. Nicht, dass Sie mir dann vorwerfen: Das haben wir doch damals schon vorgeschlagen! - Natürlich. Aber ich möchte, dass die in eine langfristige große Strategie zur Medi enbildung in diesem Land eingebettet sind.
Es macht keinen Sinn, sich jetzt einzelne Punkte herauszugrei fen; denn ich weiß genau, dass es noch zahlreicher anderer Maßnahmen bedarf, die wir einbetten müssen, um eine wirk lich runde Strategie zu bekommen.
Ich glaube, dass gerade der Antrag der Koalitionsfraktionen - teils auch der Antrag, den die Grünen gestellt haben - deutlich macht, dass es genau darum gehen muss. Das heißt also, dass wir zunächst einmal die Evaluation angehen. Teilweise beginnt sie schon; wir haben sie schon konzipiert - beispielsweise die Befragung der Schulträger, die wir meist über die Schulen ma chen: Wie ist die Ausstattung, die Anbindung ans Netz usw.? Denn das ist das A und O: Habe ich keine Hardware, brauche ich über die Software nicht mehr zu reden. So haben wir Klar
heit darüber, was an den Schulen überhaupt vorhanden ist, wo rauf aufgebaut werden und was Bestandteil des Konzepts sein kann.
Gut finde ich auch den Blick auf die Open Educational Resour ces: Wie kann es im neuen Rahmenlehrplan, der ein OnlineRahmenlehrplan sein wird, funktionieren, dass auch diese Re sources aufgerufen werden können?
Des Weiteren finde ich gut, dass der Antrag sagt, wir stehen den neuen Medien offen gegenüber, sehen aber auch die Chan cen und Risiken. Das muss abgewogen werden.
Es ist richtig, dass wir betrachten, was in den letzten Jahren passiert ist, um daraus Rückschlüsse zu ziehen und ein neues Konzept, eine neue Handlungsstrategie zu erarbeiten, die von mir aus „Bildung und Digitalisierung in Brandenburg“ heißen könnte, und dass man das auch parallel zur Erarbeitung oder Einarbeitung des neuen Rahmenlehrplans auf die Beine stellt. - Vielen Dank.
Vielen Dank. - Nun haben noch die Fraktionen von CDU, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Redebedarf ange zeigt. Zu den Redezeiten sage ich gleich etwas. Die CDUFraktion hat durch die Zeitüberschreitung des Ministers nun zwei Minuten; bitte schön.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben an der Debatte gemerkt, dass das ein wich tiges Thema ist, über das zu diskutieren sich lohnt.
Frau Dannenberg von den Linken sagt, die Anträge seien ganz in Ordnung, mit vielem stimme sie überein, und sie hätte den Antrag gerne überwiesen. Der Minister sagt, es seien viele richtige Punkte dabei, man müsse darüber reden, und das sollte in eine Gesamtstrategie eingebettet werden. - Das widerspricht ja nicht einer Überweisung. Man kann die Anträge durchaus überweisen und darüber diskutieren, wie das in die Gesamt strategie passt.
Die Einzige, die sagt: Wir können das auf gar keinen Fall über weisen!, ist Frau Koß. Richtige Argumente dafür hat sie nicht geliefert.
Frau Koß sagt, Projekttage wären zu kurz gesprungen. Frau Koß, ich weiß nicht, ob Sie den Antrag nicht gelesen oder nicht begriffen haben.
Wir fordern, die Medienbildung zum prüfungsrelevanten Be standteil der Lehrerausbildung zu machen. Sie sagen: Das ist zum Teil schon so. - Ja, zum Teil ist es so; aber nicht in allen Lehrämtern. Es ist - außer beim Master - nicht prüfungsrele vant.
Der Schritt dahin, dass wir Lehrer haben, die tatsächlich generell dazu befähigt sind, ist ein riesiger. Das sehe ich ein. Wenn Sie sich aber weigern, dazwischen kleine Schritte zu machen, und deshalb lieber am Beckenrand stehen bleiben und Löcher in die Luft starren wollen, ist das Ihre Form der Arbeitsverweigerung.
Zum Thema Medienkompetenz 2.0, Frau Koß: 2.0 ist gerade im Bereich der neuen Medien sowas von vorgestern - das ist noch viel mehr von gestern als Gaulands Weltbild!
Ich habe mir angeguckt, was bei Ihnen da so läuft - da freuen Sie sich über die hohe Zahl von Interaktionen -: Ein super Beitrag Ihrer Fraktion ist gerade ein Beitrag von „Russia Today“ über eine Sexkampagne in Dänemark - „Poppen für Dänemark“.
Was ich meine, ist zum Beispiel ein Beitrag Ihrer Kollegin Beatrix von Storch. Die liest im Internet einen Artikel aus dem „Postillon“. Eigentlich weiß jeder, dass das eine Satirewebseite vom Feinsten ist - nur nicht Frau von Storch.
Sie postet daraufhin irgendetwas von wegen Merkel wolle die Nationalmannschaft abschaffen und keine EM mehr ausspielen.
Sie können sich ja darüber freuen, dass Sie damit viele Leute ansprechen. Ich persönlich finde: Wenn man sich hier über Masse statt Klasse freut, ist das nicht das, was wir als Bil dungsziel haben wollen. Genau das macht mir Angst!
(Anhaltender Beifall CDU, SPD, DIE LINKE, B90/ GRÜNE und BVB/FREIE WÄHLER Gruppe - Hoch! Hoch! Hoch! von der AfD)
Bevor der Jubel zu groß wird, hat die Kollegin Bessin rechtzei tig eine Kurzintervention angekündigt.
Mensch, Herr Hoffmann, ich habe doch vorhin extra gesagt: „Ich zitiere.“ Vielleicht sollten Sie besser zuhören. Nicht wir haben uns in den Himmel gehoben, sondern das Handelsblatt hat uns positiv bewertet.