Liest man die Antwort aber genau, so zeigt sich eine Reihe von Entwicklungen, die den aufmerksamen Leser zu einer solch geschönten Bilanz nicht kommen lassen, wie sie die Landesregierung formuliert hat. Das beginnt bei A wie Akkreditierung. Lediglich 118 von 301 Studiengängen in Brandenburg sind akkreditiert und haben damit quasi ein Qualitätssiegel. Die Kosten für die Akkreditierung für die Hochschulen sind enorm. Fast 700 000 Euro mussten sie bisher dafür aufwenden. Die Mitwirkung von Studierenden in der Akkreditierung ist nur bei wenigen Agenturen üblich. Die Verfahren selbst sind wenig transparent.
Ein Kritikpunkt bestätigt sich ganz offensichtlich: die Durchlässigkeit zwischen Bachelor und Master. Es gibt nur eine Handvoll von Masterstudiengängen, in denen es keine zusätzliche Voraussetzung für den Zugang gibt. Auch die Anzahl der Plätze in den Masterstudiengängen ist jeweils geringer als in den Bachelorstudiengängen. Damit wird eine freie Wahl des Studiums beschränkt, und damit werden Hürden auf dem Bildungsweg aufgebaut, die wir für völlig falsch halten. Der Master sollte der Regelabschluss sein. Daher verbieten sich solche Beschränkungen.
Auch beim Thema Mobilität ist man deutlich hinter den Zielen und Erwartungen zurück. Man hat den Studierenden am Anfang versprochen: Wenn du in Berlin dein Studium anfängst, kannst du ein Auslandssemester in Warschau machen und das Studium vielleicht in Mailand oder London beenden. Die Realität sieht aber so aus, dass die Studierenden oftmals noch nicht einmal zwischen Potsdam und Konstanz oder Potsdam und Rostock wechseln können, weil die Studiengänge in keiner Weise mehr zusammenpassen. Da passt es gut ins Bild, wenn Studienleistungen eben nicht nach bundesweiten Standards anerkannt werden, sondern von jeder Hochschule einzeln geprüft werden. Europäischer Hochschulraum sollte anders aussehen. Vergleichbarkeit sollte anders aussehen.
Die Mobilität steht auch infrage, wenn ein Großteil der Bachelorabsolventen den Master an der gleichen Hochschule beginnt.
Wirklich irritiert hat mich aber die Frage der Internationalität und der internationalen Mobilität. Zwar gibt es auf europäischer Ebene zahlreiche Programme für Auslandsaufenthalte; dennoch scheinen die Studierenden diese kaum wahrzunehmen. Wie können Sie ernsthaft von einem nennenswerten Anstieg der Mobilität sprechen, wenn der Anteil von Studierenden mit Auslandsaufenthalt von 0,05 % im Jahre 2000 auf 0,3 % im Jahre 2008 gestiegen ist? Oder nehmen wir die ERASMUSZahl: ein Anstieg von 1,3 % auf 1,7 %. Oder nehmen wir die Zahl des Auslands-BAföG: ein Anstieg von 0,8 % auf 1,3 %. Das alles ist alles andere als Mobilität. Das spricht eher dafür, dass sich die Studierenden ein Studium im Ausland nicht leisten können oder wollen. Auch der Anteil von ausländischen Wissenschaftlern an Hochschulen stimmt nachdenklich. Etliche Hochschulen haben gar keine ausländischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Am meisten schockiert hat mich etwas anderes. Ein zentrales Ziel der Bologna-Reform war es, die Abbrecherquoten zu verringern, die Studierbarkeit zu erhöhen und mehr junge Menschen durch das Studium zu bringen. Aber Sie kennen nicht eine einzige Zahl zu den Abbrecherquoten oder zur Erfolgsquote. Sie können überhaupt nicht sagen, ob dieses zentrale Ziel erreicht wurde oder nicht. Sie können überhaupt nicht sagen, ob die Instrumente wirken oder nicht. Das muss Ihnen doch zu denken geben. Die Studierbarkeit mag zwar auf dem Papier gegeben sein, aber die studentische Evaluation der Universität Potsdam hat gezeigt, wie viele Probleme es mit den Studienordnungen, der Kompatibilität von Kursen und dem Studienablauf gibt. Die Regelstudienzeit wird immer noch von einem Viertel der Studierenden in den Bachelorstudiengängen überschritten. Damit ist das Ziel verfehlt.
Nur kurz will ich noch Folgendes nennen: Fast alle beginnen gleich nach dem Bachelor mit dem Master. Das war nicht die Absicht von Bologna, und dies spricht eher dafür, dass die Bachelorstudiengänge auf dem Arbeitsmarkt nicht akzeptiert sind und dass die Absolventen nach dem Bachelorabschluss eben keinen Arbeitsplatz finden.
Geradezu zynisch ist Ihre Aussage, die Lehramtsstudierenden - Lehramt wird in Brandenburg in Bachelor und Master unterteilt, und nur die Masterabsolventen können in den Schuldienst übernommen werden - hätten doch bei Studienbeginn wissen müssen, dass sie mit dem Bachelor-Lehrer nichts wer
den können. - Ausweislich Ihrer Antwort haben Sie offensichtlich nicht verstanden, was die soziale Dimension des Studiums bedeutet. Es geht hierbei mehr als um Essensportionen und Wohnheime.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, die Antwort der Landesregierung auf unsere Große Anfrage zeigt deutlich die Probleme, die Fehlentwicklungen und den Nachbesserungsbedarf bei der Bologna-Reform. Die Linke fordert eine Weiterentwicklung des Prozesses. Wir brauchen eine soziale Dimension des Studiums. Wir brauchen eine wirkliche Chance auf Mobilität im Studium. Wir brauchen ein Mehr an Mitbestimmung im Rahmen des Prozesses. Wir brauchen eine Debatte um Studieninhalte und nicht um Strukturen. Wir brauchen mehr Freiheiten im Studium. Für einen wirklich europäischen Hochschulraum, für eine wirkliche Dimension eines kulturellen und wissenschaftlichen Europas brauchen wir eine Reform der Reform. Mit dieser Forderung steht die Linke neben Studierenden, neben Professorinnen und Professoren, neben der HRK. Der Präsident der Alexander-vonHumboldt-Stiftung, Prof. Schwarz, hat gesagt:
Nutzen wir den zehnten Geburtstag der Bologna-Erklärung für eine kritische Diskussion über die Ergebnisse, die Perspektiven und die dringend nötige Fortentwicklung der Hochschulreform. - Vielen Dank.
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Jürgens, ich wäre enttäuscht gewesen, wenn Sie nicht mehrere Haare in der Suppe gefunden hätten, denn zu viel des Lobes aus Ihrem Munde wäre untypisch gewesen.
Wenn Europa die gegenwärtige Wirtschaftskrise mit nachhaltigem Erfolg überwinden soll, sind Investitionen in die exzellente Ausbildung der jungen Menschen wichtiger als alles andere. Es ist eine Selbstverpflichtung aller Teilnehmerstaaten, in Studienqualität zu investieren. Das ist die Bilanz der Hochschulrektorenkonferenz über die Ergebnisse der EU-Ministerkonferenz zum Bologna-Prozess in Leuven, die gerade einmal 14 Tage alt ist.
Natürlich wissen wir alle, dass es noch eine ganze Menge zu tun gibt und wir weit davon entfernt sind, diesen Prozess abschließen und ihn eindeutig als Erfolg willkommen heißen zu können. Es geht darum, konstruktiv zu überlegen, in welche Richtung es weitergehen muss. Frau Dr. Wintermantel erwähnt zu Recht, dass noch etliche Hindernisse aus dem Weg geräumt werden müssen, um die angestrebte Mobilität zu erreichen. Die Hochschulen sind bei der Gestaltung der Studienprogramme und der Anerkennungspraxis in der Pflicht.
Altersversorgung mobiler Wissenschaftler - ein ganz wichtiges Thema - und beim Aufenthaltsrecht nachgebesert werden. Man braucht ressortübergreifende Strategien. Ich gehe davon aus, dass das Ministerium und die Ministerin, die das sehr wohl wissen, in diese Richtung arbeiten.
Die umfangreiche und informative Antwort der Landesregierung möchte ich Ihnen allen als Lektüre empfehlen. Auch von meiner Seite: Herzlichen Dank, Frau Ministerin, an Ihr Haus für die intensive und sehr informative Beantwortung der Großen Anfrage. Vielleicht können dadurch einige Missverständnisse und Vorurteile gegenüber dem Bologna-Prozess ausgeräumt werden. Gleichzeitig kann man mehr über die Lebenswelt der heutigen Studierenden und die Aufgaben und Probleme der Hochschulen erfahren.
Der vor zehn Jahren eingeleitete Prozess ist als dynamischer Prozess zu begreifen. Das oberste Ziel ist die Schaffung eines einheitlichen europäischen Hochschulraums. Daneben gibt es eine Reihe anderer Ziele. Am bekanntesten und am heftigsten kritisiert ist die Umstellung der bisherigen Magister- und Diplomstudiengänge auf ein zweistufiges Studiensystem mit dem Bachelor als Regelabschluss und einem darauf aufbauenden Masterabschluss.
Doch auf die bisherigen Studiengänge konnte nicht einfach ein neues Etikett geklebt werden nach dem Motto: Lassen wir vom bisherigen Diplomstudiengang vier Hauptseminare weg, dann haben wir einen Bachelor, und in den Master packen wir die übrigen vier verbliebenen Hauptseminare und noch drei schriftliche Prüfungen. - So kann das nicht funktionieren. Ich gestehe Ihnen zu, da sind sicherlich sehr viele Fehler gemacht worden. Die von Ihnen erwähnte Abbrecherquote, besonders an Fachhochschulen, hängt sicherlich auch damit zusammen. Da muss nachgebessert werden.
Es mussten für den Bologna-Prozess gänzlich neue Studiengänge konzipiert werden, wobei die Modularisierung des Studiums im Vordergrund stand. Das heißt: Nicht länger die mehr oder weniger isoliert voneinander zu studierenden Lehrveranstaltungen, sondern Module bilden in den neuen Studiengängen die Grundeinheiten des Studiums. Module umfassen Lehrveranstaltungen, die unter einem bestimmten thematischen Dach zusammengefasst werden und eine klar umrissende Funktion haben.
Deutlich über 90 % aller Studiengänge in Brandenburg sind inzwischen auf das Bachelor-Master-System umgestellt worden. Die Fachhochschule Brandenburg ist Vorreiter und hat zum Wintersemester 2008/09 als erste Hochschule einen hundertprozentigen Umstellungsgrad erreicht. Die rechtswissenschaftlichen Studiengänge sind bisher von dieser Umstellung ausgenommen, ebenso die künstlerischen Studiengänge an der HFF.
Die Studierenden erwerben Credit Points als Leistungsnachweis. Das sind Leistungspunkte, mit denen ein erfolgreich absolviertes Modul gemessen wird. Dieses System soll sicherstellen, dass die Leistungen von Studierenden innerhalb des europäischen Hochschulrahmens vergleichbar und bei einem Wechsel grenzüberschreitend anrechenbar sind. Hier muss selbstverständlich nachgebessert werden - Herr Jürgens, ich stimme Ihnen zu -, damit dieser grenzüberschreitende Wechsel, das Studieren im Ausland, tatsächlich möglich ist und es nicht zu einem Verlust von Zeiten kommt. Wir haben mittlerweile eine große Vielfalt von Bachelorstudiengängen, die nur an einer einzigen Hoch
schule weiter zu verfolgen sind, weil die Ausdifferenzierung vielleicht ein bisschen über das Ziel hinausgeschossen ist.
Die Prüfungen sind im Gegensatz zur bisherigen Praxis, die bisher am Ende eines Semesters stattgefunden haben, studienbegleitend zu erbringen. Aus der Menge der gesammelten Credit Points ergibt sich die Abschlussnote im Studium. In Gesprächen mit vielen Hochschullehrern und Studierenden wird mir regelmäßig versichert, dass sich die Zahl der Prüfungen und der damit einhergehende Korrekturaufwand in den neuen Studiengängen drastisch erhöht haben. Deshalb ist es nicht nachvollziehbar, dass sich nach der Antwort auf die Große Anfrage keine personellen Probleme bei der Absicherung der Prüfungen ergeben sollen. Da müssen wir noch einmal sehr genau hinschauen.
Bei steigenden Studierendenzahlen kann auch der direkte Übergang vom Bachelor- zu einem konsekutiven Masterstudiengang zum Problem werden. Die Landesregierung betont zwar, den Hochschulen keine Vorgaben hinsichtlich des Verhältnisses von Bachelor und Master zu machen, doch in der Realität kann es zu Zulassungsbeschränkungen aufgrund der zu geringen Hochschulkapazitäten im Masterbereich kommen.
Im Hochschulgesetz, über das wir lange miteinander beraten haben, gibt es gemäß eines KMK-Beschlusses eine Sollvorschrift, nach der Hochschulen für das Masterstudium weitere besondere Zugangsvoraussetzungen festlegen sollen. Doch wenn die Mindestnote beim Bachelorabschluss zum alleinigen Kriterium wird, besteht die Gefahr, dass die Durchlässigkeit des Studiensystems nicht mehr gewährt wird.
Als besondere Zugangsvoraussetzungen kann man die fachliche Einschlägigkeit des Erststudiums, fremdsprachliche Qualifikationen und den Abschluss fachspezifischer Fächer, eine spezielle Berufstätigkeit und eine Eignungsprüfung einbeziehen. Der Notendurchschnitt allein ist sicherlich nicht das richtige Kriterium für eine Qualifikation.
Ein weiteres wichtiges Ziel, bei dem wir in Brandenburg sehr gut vorangekommen sind, ist die Qualitätssicherung, insbesondere die Betonung der Lehrqualität an den Hochschulen. Hierzu haben wir im Hochschulgesetz bereits verpflichtende Voraussetzungen geschaffen. Nicht nur, dass alle Studiengänge akkreditiert werden müssen, auch alle Brandenburger Hochschulen müssen ein Qualitätssicherungssystem einführen, das die Evaluation der Lehre beinhaltet. In der Antwort auf die Große Anfrage wird ausführlich über den Stand der Akkreditierungen ebenso wie über die unterschiedlichen Maßnahmen und Instrumente zur Qualitätssicherung informiert. Dazu gehören auch die Betreuung und Beratung der Studierenden durch einen persönlichen Mentor und ein Tutorenprogramm sowie die Förderung der Lehrkompetenz der Lehrenden durch das Netzwerk „Studienqualität in Brandenburg“, dessen Angebot den Hochschullehrern kostenlos zur Verfügung steht.
Aufgeführt werden ebenfalls die qualitätssichernden Maßnahmen an den Schnittstellen bei den Übergängen Schule/Hochschule. Selbstverständlich zählt zur Qualität - Brandenburg hat hier fast bundesweit eine Vorreiterfunktion - die Gleichstellung von
Frauen und Männern sowie die Familienfreundlichkeit. Ich kann die Schüler dort hinten, besonders die jungen Frauen, nur ermutigen, tatsächlich ein Studium aufzunehmen und den Mut zu haben, das mit der Familiengründung zu vereinbaren. Unsere Hochschulen brauchen sich dabei nicht zu verstecken, sondern sie können dies als ausgesprochenen Standortvorteil werbewirksam herausstellen.
Kinder und Karriere sind nicht nur möglich, sondern an den Hochschulen ausdrücklich erwünscht. Alle Hochschulen haben sich verpflichtet, eine campusnahe Kinderbetreuung, Still-, Wickel- und Eltern-Kinder-Räume bereitzustellen sowie für kinderfreundliche Mensen, flexible Studier- und Arbeitsformen, familiengerechte Wohnraumangebote und entsprechende Beratungsstellen zu sorgen. Das ist eine ausgesprochen positive Bilanz. Dazu kann ich nur sagen: Weiter so! Die Früchte dafür werden wir bald ernten können.
Ein wesentliches Element des Bologna-Prozesses ist die Internationalisierung der Hochschulen. Trotz erheblicher Steigerungsraten absolvieren nach wie vor zu wenig Studierende ein Auslandssemester oder ein Praktikum im Ausland. Die Daten darüber zeigen, dass auch die Auslandsaufenthalte zu kurz sind, um über das unmittelbare Studieninteresse hinaus vom Auslandsaufenthalt und von dem Land selbst tatsächlich zu profitieren.
In der Antwort auf die Große Anfrage werden sämtliche Möglichkeiten, ein Auslandsstudium zu finanzieren, sowie Mobilitätsprogramme und Stipendien aufgeführt, sodass das ein gutes Nachschlagewerk ist, gerade auch für junge Menschen, um zu wissen: Wo kann ich Hilfe bekommen? Wo werde ich auch finanziell unterstützt, wenn ich ein Auslandsprojekt in Angriff nehmen möchte?
Wichtig wäre es, dass in noch mehr Studiengängen ein längerer Aufenthalt eingeplant würde, auch um den Preis, dass das Studium deswegen unter Umständen ein Semester länger dauert.
Die wechselseitige Anerkennung ist sicherlich ein wichtiges Thema. Handlungsbedarf besteht schließlich auch bei der Doktorandenausbildung. Das lebenslange Lernen ist ein weiteres wichtiges Ziel, für das wir noch einiges an Vorarbeit leisten müssen, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Menschen hier in Brandenburg in unterschiedlichen Phasen ihres Lebens gerecht zu werden.
Die Anerkennung des Bachelorabschlusses als Regelabschluss ist eine gemeinsame Aufgabe, der wir uns immer wieder stellen müssen und die auch sehr wichtig ist, um dem ersten berufsqualifizierenden Abschluss auch tatsächlich eine verstärkte Bedeutung, eine verstärkte Möglichkeit zu verschaffen.
Lassen Sie mich zum Schluss noch einmal aus der Pressemitteilung der Hochschulrektorenkonferenz zitieren. Sie zieht das Fazit der Ministerkonferenz in Leuven, dass die Studienreform nicht 2010 endet. Wir haben mit der Reform vieles verbessern können, bei weitem aber noch nicht alles Angestrebte erreicht. Die noch notwendigen Anstrengungen aber lohnen sich im Sinne aller, und in diesem Sinne sind unsere brandenburgischen Hochschulen gut aufgestellt. - Vielen Dank.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Mit der vorliegenden Großen Anfrage sollte umfassend aufgeklärt werden, welcher Stand der Umsetzung des Bologna-Prozesses in Brandenburg erreicht wurde. Positiv ist zu bewerten, dass die entsprechenden Hochschulen in die Beantwortung der Fragen integriert wurden. Kernstück ist also die Umstellung auf die neuen Studienformen Bachelor und Master. Gemäß den gemachten Aussagen genießt diese Umstellung für die Landesregierung absolute Priorität. Mit der Umstellungsquote von 90 % ist sie als weit fortgeschritten zu betrachten. Untermauert wird dies durch einen der vorderen Plätze im Bundesvergleich - bemerkenswert die Fachhochschule Brandenburg mit einem Umstellungsgrad von 100 %.
Für uns als DVU-Fraktion war und ist von entscheidender Bedeutung, wie sich die Akzeptanz des Reformprozesses bei allen unmittelbar und mittelbar Betroffenen darstellt. So wird gemäß Beantwortung von einer zunächst mit Zurückhaltung aufgenommenen Umstellung der neuen Studienabschlüsse in der Wirtschaft ausgegangen. Andererseits wird gesagt, dass diese Vorbehalte inzwischen weitgehend überwunden sind, es aber branchenspezifische Unterschiede gibt.
So ganz kann diese Antwort nicht befriedigen, und es dürfte noch ein ganz schönes Stück Arbeit zu leisten sein, um eine volle Akzeptanz zu erreichen. Befremdlich scheint uns auch die Antwort hinsichtlich der Anpassung des rechtswissenschaftlichen Studiums zu sein. Wir betrachten es selbstverständlich als richtig, eine länderübergreifende Einigung der Umstellung zu erzielen und keinen Brandenburger Sonderweg zu gehen. Nur stellt sich die Frage: Warum ist das bisher nicht passiert?
Auch das Thema Studierquote und Studierbereitschaft junger Brandenburger findet wieder seinen Niederschlag. Schon oft wurde darüber diskutiert. Eigentlich ist es schlimm, dass extra Projekte wie zum Beispiel „Studium lohnt“ für viel Geld - etwa 2 Millionen Euro - aufgelegt werden müssen, um jungen Brandenburgern das Studium schmackhaft zu machen. Einerseits sind alle Bemühungen sehr lohnens- und lobenswert, die Ursachen aber liegen ganz woanders. Darüber wurde hier auch schon diskutiert.
Auf eine Antwort möchte ich hier noch gern eingehen, wonach es Studierenden aus allen sozialen Schichten bereits möglich sei, ein zielgerichtetes, zügiges und sozial abgesichertes Studium zu absolvieren. Diese Aussage ist als sehr vage zu bezeichnen, hat doch das Deutsche Studentenwerk vor nicht allzu langer Zeit festgestellt, dass die soziale Zusammensetzung der Studierenden nach wie vor von einer sozialen Schieflage geprägt ist. Danach studieren vier Fünftel der Kinder aus einkommensstarken Haushalten, jedoch nur ein Zehntel aus einkommensschwachen. Auch bei den Studienabbrüchen sind gemäß einer Studie zur Ursachenanalyse insbesondere finanzielle Probleme die Hauptursache.