Wie werden Grenzkontrollen diskutiert?
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Grenzkontrollen stehen immer wieder im Zentrum politischer Debatten. Doch wie intensiv und in welchen Zusammenhängen werden sie in deutschen Landtagen diskutiert? Eine Forschungsgruppe untersuchte systematisch die parlamentarischen Debatten in drei Bundesländern über einen Zeitraum von 25 Jahren.
Die Fragestellung
Die Gruppe verfolgte eine klare Forschungsfrage: Wie werden Grenzkontrollen in Baden-Württemberg, Berlin und Schleswig-Holstein diskutiert und in welchem Kontext findet dieser Diskurs statt? Um dies zu beantworten, entwickelten die Forschenden eine zweistufige Analyse.
Im ersten Schritt analysierten sie, wie oft der Begriff grenzkontrolle* in den drei Bundesländern zwischen 2000 und 2025 thematisiert wurde und wie sich dies im Bundesvergleich darstellt. Der zweite Schritt untersuchte, wie häufig grenzkontrolle* im Zusammenhang mit anderen politischen Schlüsselbegriffen verwendet wird: schengen*, wirtschaft*, sicherheit* und migration*.
Schleswig-Holstein dominiert die Debatte

Die Analyse zeigt deutliche Unterschiede zwischen den drei Bundesländern. Schleswig-Holstein führt die Diskussion über Grenzkontrollen mit markanten Spitzen in den Jahren 2011-2012 und 2015-2016 an. Besonders auffällig ist ein Peak um 2015-2016, der über 80 Erwähnungen erreicht. Auch in den Jahren 2022-2023 ist wieder ein deutlicher Anstieg auf über 40 Erwähnungen zu verzeichnen.
Baden-Württemberg und Berlin zeigen deutlich niedrigere Werte. Berlin bewegt sich meist im einstelligen Bereich, während Baden-Württemberg gelegentlich zweistellige Zahlen erreicht, aber nie die Intensität von Schleswig-Holstein.
Migration und Schengen als zentrale Kontexte
Die Kontextanalyse offenbart, dass Grenzkontrollen nicht isoliert diskutiert werden. Besonders im Zusammenhang mit Migration zeigt sich für Schleswig-Holstein ein deutlicher Peak um 2015-2016 mit über 5 Erwähnungen. Auch der Schengen-Kontext weist zur gleichen Zeit erhöhte Werte auf, mit Spitzen um 2015-2016 von über 12 Erwähnungen für Schleswig-Holstein.
Der Wirtschaftskontext spielt eine untergeordnete Rolle, zeigt aber für Schleswig-Holstein um 2011 einen bemerkenswerten Peak von über 4 Erwähnungen. Bei der Sicherheit dominiert ebenfalls Schleswig-Holstein mit deutlichen Anstiegen um 2015-2016 und erneut um 2022-2023, wo die Werte bis zu 5 Erwähnungen erreichen.
Erkenntnisse der Analyse

Die Untersuchung zeigt, dass die Diskussion über Grenzkontrollen stark ereignisgetrieben verläuft. Die markanten Peaks um 2015-2016 fallen zeitlich mit der europäischen Flüchtlingskrise zusammen, was die erhöhten Werte bei Migration und Schengen erklärt. Schleswig-Holstein als Grenzland zu Dänemark nimmt erwartungsgemäß eine Sonderstellung ein.
Die unterschiedlichen thematischen Kontexte verdeutlichen, dass Grenzkontrollen je nach politischer Lage in verschiedenen Zusammenhängen diskutiert werden. Während Migration und Schengen in Krisenzeiten dominieren, spielen wirtschaftliche und sicherheitspolitische Aspekte eine kontinuierlichere, aber weniger intensive Rolle.
Hinsichtlich des Datensatzes emfiehlt die Gruppe den Datensatz um andere parlamentarische Drucksachen wie Anträge zu erweitern. Die systematische Erfassung parlamentarischer Vorgänge über die reinen Debatten hinaus böten wertvolle Einblicke in die politische Meinungsbildung zu aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen.