Sie ist vielseitig einsetzbar mit Strom, mit Wärme, auch für Kraftstoffe und sie ist in Thüringen flächendeckend verfügbar. Sie schafft Wertschöpfung und Arbeitsplätze im ländlichen Raum und ist eine attraktive Perspektive auch für unsere Landwirte, die sich in vielen Bereichen überhaupt nicht mehr von modernen Forschungslaboren in der Industrie in unseren Innovationszentren unterscheiden, wenn nämlich Landwirte auch zu Energiewirten werden. Sie ist kostengünstig zu erzeugen.
Zurzeit existieren in Thüringen etwa 170 Biogasanlagen mit einer installierten elektrischen Leistung von über 80 Megawatt. Noch deutlich größer ist die installierte elektrische Leistung in den 12 Thüringer Heizkraftwerken mit etwa 125 Megawatt.
Neben Sonne, Wind und Biomasse zählt auch die Laufwasserkraft zu den Komponenten im Thüringer Energiemix. In den 183 Laufwasserkraftanlagen Thüringens sind 31 Megawatt installiert, davon 13 Megawatt an Talsperren, 18 Megawatt an Wehren. Ziel muss es sein, das nutzbare Potenzial zu erschließen und zu aktivieren.
Künftig wollen wir auch die Möglichkeiten der Geothermie ausloten. Einige Studien gibt es bereits. Darauf aufbauend wollen wir systematisch die Möglichkeiten der Nutzung von Geothermie in Thüringen ermitteln und auch zusammen mit potenziellen Investoren erste Projekte entwickeln. Fest steht, meine sehr verehrten Damen und Herren, nur eine gezielte Förderung aller erneuerbaren Energien
schafft die Voraussetzungen dafür, unsere Ziele zu erreichen. Dies kann und soll zu einem Markenkern unseres Landes werden.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir müssen auch die Energieeffizienz erhöhen. Wir müssen nicht nur weg von der Kernenergie, sondern auch den Verbrauch fossiler Energieträger reduzieren. Nur so sind die ambitionierten Klimaziele von 40 Prozent CO2-Reduktion bis 2020 in Deutschland und eine 80- bis 95-prozentige Reduktion von CO2 in den Industrieländern bis 2050 realisierbar. Wir müssen dafür sorgen, dass Energieeffizienz als Thema sowohl im privaten Sektor als auch in der Wirtschaft immer mehr in den Vordergrund rückt. Um diese Ziele allerdings zu erreichen, brauchen wir nicht weniger als eine Effizienzrevolution.
Wir brauchen also höhere Effizienz im Hinblick auf den Klimaschutz und im Hinblick auf die Versorgungssicherheit. Wir setzen uns daher für ein Energieeffizienzgesetz auf Bundesebene ein. Die Energieversorger sollten verpflichtet werden, ihren Kunden jährlich Einsparungen von mindestens 1 Prozent an ihrem Energieverbrauch vorzuschlagen. Energieversorger sollen auch Energieberater sein.
In Thüringen haben wir mit der Thüringer Energieund Greentech-Agentur - kurz ThEGA - eine Einrichtung geschaffen, die Unternehmen und Kommunen beraten soll. Zusätzlich werden kleine und mittlere Unternehmen im Rahmen der Thüringer Energieeffizienzoffensive (ThEO) unterstützt, ihre Potenziale für Energieeinsparung zu erkennen und nachhaltig zu nutzen. Energie- und Ressourceneffizienz sind bereits jetzt ein zentraler Wettbewerbsfaktor. Der energie- und ressourceneffizienteste Standort wird auch der wettbewerbsfähigste Standort für die Zukunft sein. Hier können wir punkten durch gezielte Maßnahmen im Bereich der Energieeffizienz, den Standort Thüringen, meine sehr verehrten Damen und Herren, noch attraktiver zu machen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, die heutige Gesellschaft ist durch ein hohes Maß an Mobilität geprägt. Mobil zu sein ist ein wichtiger Teil unserer Lebensqualität. Unser Ziel ist es, den Mobilitätsansprüchen auch in Zukunft gerecht zu werden, dafür aber weniger Energie zu verbrauchen. Das heißt: Energie effizienter einzusetzen. Mit der geplanten Errichtung des „Thüringer Innovationszentrums Mobilität“ an der TU Ilmenau werden wir die in Thüringen vorhandenen Kompetenzen im Bereich der nachhaltigen Mobilität bündeln und die Energie- und Ressourceneffizienz im Bereich der Mobilität voranbringen.
Darüber hinaus fördern wir mit dem Programm „Thüringen - GreenTech“ Investitionen in Umwelttechnologien, innovative Cluster, die Qualifizierung in Forschung und Entwicklung, die energetische Infrastruktur und internationale Kooperation im Bereich GreenTech, wie ich es auch im vergangenen November beispielsweise bei meinem Besuch in unserer Partnerregion Picardie erlebt habe und ein Stück mit voranbringen konnte.
Wir haben auch im Bereich Optik und Photonik existierende Potenziale bei Energiesystemen, die wir ausbauen wollen. Thüringen hat industriell und in der Forschung in der Optik und Photonik einen national und international herausragend profilierten und überdurchschnittlich leistungsfähigen Technologiebereich.
Diese Ansätze wollen wir in den nächsten Jahren systematisch weiterentwickeln. Denn noch einmal: Der energieeffiziente Standort wird auch der wettbewerbs- und innovationsfähigste Standort sein. Wir wollen Thüringen zum grünen Motor in Deutschland machen, und, meine sehr verehrten Damen und Herren - ich füge dann immer gern hinzu -, nicht nur wegen der Geschlechtergerechtigkeit, auch zur Wiege von Innovation im grünen Herzen unseres Landes.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir müssen, um weiter voranzukommen, auch die energetische Gebäudesanierung vorantreiben. Untrennbar mit der verstärkten Nutzung erneuerbarer Energien verbunden ist die energetische Gebäudemodernisierung. Hier müssen Marktanreize zielgerichtet eingesetzt werden. Thüringen muss sich deshalb für eine bessere Steuerung der Fördermittel des Bundes einsetzen. Dies ist bei steigenden Energiepreisen auch unter sozialen Aspekten geboten. Während die Brennstoffkosten in den letzten zehn Jahren um rund 40 Prozent gestiegen sind, steht dem lediglich eine Effizienzsteigerung von 8 Prozent gegenüber. Das bedeutet, dass die privaten Haushalte immer größere Anteile ihres Einkommens für Heizung und Warmwasser aufwenden müssen. Ich sage noch einmal: Die Nutzung erneuerbarer Energien darf nicht zur sozialen Frage werden und schon gar nicht in diesem Punkt.
Gerade hier setzt die Landesregierung mit dem Landeswohnraumfördergesetz an. Gerade die Personen, die sich auf dem freien Wohnungsmarkt nicht ausreichend mit Wohnraum versorgen können, bedürfen unserer Förderung. Unser Ziel muss es sein, in sozialverträglicher Weise die Interessen von Mietern und Vermietern mit Maßnahmen des Klimaschutzes verträglich zu verknüpfen. Im Bereich der energetischen Gebäudesanierung ist die
öffentliche Hand gefragt. Ist der Freistaat Bauherr, stehen die Gebäude besonders im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Die Energieeffizienz der landeseigenen Gebäude wollen wir weiter steigern, auch durch eine erhöhte Sanierungsrate weiter ausbauen. Die Sanierungsmaßnahmen sollen durch Thüringer Hochschulen wissenschaftlich begleitet und evaluiert werden. Wir wollen also ausdrücklich auch unser landeseigenes wissenschaftliches Potenzial an dieser Stelle nutzen. Hochschuleinrichtungen und Verwaltung sollen stärker zusammenarbeiten, Netzwerke im Bereich Energieeffizienz initiieren, ausbauen und stärken.
Einen Schwerpunkt bildet dabei der Rahmenkooperationsvertrag „Nachwuchsförderung GebäudeEnergieeffizienz in Thüringen“, der 2011 zwischen der Bauhaus-Universität und der Landesregierung unterzeichnet wurde. Im Rahmen dieser Kooperation wird der Immobilienbestand des Freistaats in zwei Stufen energetisch analysiert und bewertet. Wir brauchen innovative Lösungsmöglichkeiten und wissenschaftlich begleitete Umsetzungskonzepte für mehr Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. Alle Maßnahmen im Landesbau müssen kosteneffizient, energieeffizient und nachhaltig sein.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, auch den Netzausbau müssen wir vorantreiben. Der beschleunigte Umstieg auf erneuerbare Energien macht den Ausbau und die Modernisierung der Stromnetze notwendig - auch in Thüringen. Erneuerbare Energien sind ohne Ausbau von Netzen nicht zu haben.
Deshalb gilt: Wer Ja zum Ausbau der erneuerbaren Energien sagt, der muss auch Ja sagen zum Ausbau der Netzinfrastruktur.
Die dena-Netzstudie II hat einen Ausbaubedarf von ca. 3.600 km mit einem Investitionsvolumen von 9,7 Mrd. € identifiziert. Je nach technischer Ausgestaltung und durch innovative, optimierte Netznutzung, wie beispielsweise Temperaturmonitoring und Erdkabel, kann dieser Ausbaubedarf teilweise reduziert werden. Aber ich sage ausdrücklich: reduziert, nicht vermieden - und: es wird damit erheblich teurer. Dazu brauchen wir auch eine Beschleunigung der Planungsverfahren. Wir halten in diesem Zusammenhang einen Bundesnetzwegeplan für sinnvoll und unterstützen als Thüringer ausdrücklich entsprechende Initiativen, die es inzwischen sowohl aufseiten der Länder als auch aufseiten des Bundes gibt.
Thüringen hat aufgrund seiner geographisch zentralen Lage eine besondere Bedeutung auch für den Ausbau der Stromübertragungsnetze. Deshalb muss auch - ich weiß, es ist ein sensibles und viel diskutiertes Thema, auch hier im Raum, auch ich habe mich hier an Debatten aus unterschiedlicher Perspektive immer wieder beteiligt - die 380-kV-Leitung durch Thüringen gebaut werden. Auch das gehört zur Wahrheit dieses Tages.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, die andere Frage ist, dass wir mehr Speicherkapazitäten aufbauen. Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien gewinnt die Frage nach der Speicherung der Energie aus Wind und Sonne zunehmend an Bedeutung. Die Landesregierung wird daher die Rahmenbedingungen für Entwicklung und Installation von kurz- und langfristigen Stromspeichern verbessern. Unter Berücksichtigung der Gegebenheiten in Thüringen sollen alle Möglichkeiten zum Ausbau von ober- und unterirdischen Pumpspeicherkraftwerken, Druckluftspeichern und anderen Formen zur Speicherung elektrischer Energie - wie auch die Methanisierung, Brennstoffzellen - vorangetrieben werden. Der weitere Ausbau der Pumpspeicherkraft in Thüringen ist allerdings - das wissen wir auch ob der Gegebenheiten in unserem Land nur begrenzt möglich. Dennoch: Wir werden mögliche Pumpspeicherstandorte identifizieren. Dabei müssen wir uns allerdings darüber im Klaren sein, dass dies auch Zeit braucht. Man muss in Zeiträumen von 12 bis 15 Jahren von der Planung bis zur Inbetriebnahme bei diesen Eingriffen, die da notwendig sind, rechnen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, ganz besonders auch für Thüringen gilt - und auch hier haben wir unser Potenzial -, Forschung und Entwicklung auszubauen. Der Schlüssel zur Tür in das Zeitalter der erneuerbaren Energien liegt letztlich in der Forschung. In Thüringen verfügen wir bereits über eine gute Infrastruktur. Thüringer Hochschulen und Forschungseinrichtungen weisen in der Forschung und Entwicklung grüner Technologien hervorragende Grundlagen auf. In der Energieerzeugung durch Photovoltaik ist der Forschungscluster Ilmenau-Erfurt-Rudolstadt bundesweit führend. Hier werden unverzichtbare Beiträge zur Erhöhung der Wirkungsgrade und zur Effizienzsteigerung in der Fertigung geschaffen. Diese Position und die hervorragende Zusammenarbeit im Spitzencluster „Solarvalley Mitteldeutschland“ gilt es durch eine gemeinsame Initiative, nämlich die „Graduiertenschule Photovoltaik“ an den Universitäten Ilmenau, Halle und Freiberg, weiter auszubauen. Hier haben wir auch noch einmal dieses mitteldeutsche Netz.
he Forschergruppe weiter stärken. Die TU Ilmenau forscht gemeinsam mit dem Fraunhofer Anwendungszentrum für Systemtechnik zu Fragen der effizienten Energienutzung und der systemtechnischen Integration auch privater Haushalte; ein Forschungsprojekt, das vom Freistaat Thüringen im Übrigen mit 1,2 Mio. € gefördert wird. Diese angewandte Forschung zur regenerativen Energietechnik soll mit der Einrichtung einer Stiftungsprofessur weiter gestärkt werden. Die Ausschreibung einer Stiftungsprofessur „Bioenergie“ soll es den Thüringer Hochschulen ermöglichen, ihre Profile weiter zu schärfen.
An der Fachhochschule Nordhausen gibt es bereits den Fachbereich Ingenieurwissenschaft mit den Studiengängen regenerative Energietechnik und Umwelt- und Recyclingtechnik. Für Bioenergien findet derzeit eine Kooperation der FH Nordhausen mit der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft und der Energieberatung Thüringen statt. Die Gründung eines „Netzwerks Bioenergie“ wird vorbereitet.
Über Lösungen zur Energiespeicherung wird auch an der Friedrich-Schiller-Universität Jena geforscht. Dort wurden im Bereich Chemie exzellente Wissenschaftler gewonnen. Der hier geplante Aufbau eines Kompetenzzentrums Chemie, das gemeinsam von der Universität und dem Fraunhofer Institut Hermsdorf getragen und von der Industrie unterstützt wird, soll wichtige Lösungsansätze von Problemen in der Energiespeicherung schaffen. Gleichzeitig ermöglicht die für den Standort Jena und für Thüringen kennzeichnende enge Verzahnung mit der Industrie den Transfer der Forschungsleistungen in marktreife Technologien. Darauf kommt es ja am Ende an. Wir sehen, dass hier in ganz Thüringen an den jeweiligen Hochschulstandorten entsprechende Initiativen, entsprechende Forschungsanstrengungen unternommen werden, wie im Übrigen auch an der Fachhochschule Schmalkalden, die gemeinsam mit Jena, mit Ilmenau, insbesondere auch die Steigerung der Rohstoff- und Materialeffizienz weiter erforscht und auch hier zur Steigerung am Ende von produktfähigen Materialien, von einsatzfähigen Materialien wirkt.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, gute Bedingungen für den Ausbau der erneuerbaren Energien gilt es insbesondere aber auch auf kommunaler Ebene zu sichern. Nach wie vor wird der deutsche Energiemarkt von vier großen Energieversorgern dominiert. Das wissen wir.
Es ist deshalb notwendig, den Markt in den nächsten Jahren verstärkt auch für neue Anbieter zu öffnen und damit den Wettbewerb zu unterstützen und das Preisniveau positiv zu beeinflussen.