Vielen Dank, Herr Minister. Ich frage Sie als Erstes: Gibt es den Wunsch zur Beratung zum Sofortbericht? Ja, der Wunsch besteht. Dann kommen wir auf Verlangen der Fraktionen der CDU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, SPD und DIE LINKE zur Beratung zum Sofortbericht und gleichzeitig eröffne ich die Aussprache zum Tagesordnungspunkt 17, dem Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Das Wort hat die Abgeordnete, Frau Doht.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, Ziel der Koalitionsfraktionen ist es, einen attraktiven, bedarfsgerechten und bezahlbaren ÖPNV anzubieten. Dies sicherzustellen geht nur, indem man attraktive Angebote den Fahrgästen unterbreitet, insbesondere wenn man den Individualverkehr einschränken will und Pendler, Studenten, andere Fahrgäste letztendlich für die Nutzung von Bus und Bahn begeistern will, auch dazu begeistern, das eigene Auto in der Garage stehen zu lassen, was angesichts der Klimaproblematik auch eine vorrangige Aufgabe ist.
Dazu gehören neben Umsteigemöglichkeiten ein abgestimmtes Fahrplansystem und auch einheitliche Tarife. Mit dem Tarifverbund Mittelthüringen, der im April 2006 gegründet wurde, wurden diese Bedingungen erfüllt. Hier gibt es ein abgestimmtes Konzept für den Stadt- und Regionalverkehr im Verdichtungsraum Erfurt-Weimar-Jena und im Umland. Es gibt einheitliche Tarife. Der Fahrgast muss nur noch einen Fahrschein lösen und das Ganze hat, der Minister hat es schon erwähnt, letztendlich auch dazu geführt, dass das Fahrgastaufkommen in dem Verbundbereich um 6 Prozent gesteigert werden konnte. Die Zahl der Übersteiger, nämlich der Fahrgäste, die vom Zug in den Stadtbus oder in die Straßenbahn umsteigen bzw. umgekehrt, hat sich um 9,8 Prozent erhöht. Das heißt, der VMT ist bislang ein Erfolgsmodell und das ist auch der Grund dafür, warum dieses Erfolgsmodell erweitert werden soll.
gegeben. Untersucht wurde die Erweiterung auf die Landkreise Gotha, Greiz, Sömmerda, Ilm-Kreis, Saale-Holzland-Kreis, Gera und das südliche Weimarer Land. Wie wir inzwischen wissen, haben sich leider der Ilm-Kreis und der Kreis Sömmerda negativ entschieden, aber nichtsdestotrotz stehen die anderen Kreise zu dieser Erweiterung und damit letztendlich auch zu einer Angebotserweiterung und einer Angebotsverbesserung für die Fahrgäste. Ich sagte es bereits. Der Fahrgast kauft nur noch einen Fahrschein. Er kann damit umsteigen. Er kommt unkompliziert im Bereich des Verbundraums überall hin. Es gibt eine Verknüpfung zwischen dem städtischen, dem Regionalverkehr, dem Schienenpersonennahverkehr und dem Straßenpersonennahverkehr.
Eins ist natürlich auch klar, dass das Ganze nicht ohne Kosten zu haben ist. Wenn wir sicherstellen wollen, dass es im Bereich des Verkehrsverbundes auch weiterhin sozialverträgliche Tarife gibt, dann kann man hier nicht mit einer Kostendeckung aus dem Verkauf der Fahrscheine rechnen, sondern es sind Ausgleichszahlungen zu leisten und das Land beteiligt sich in nicht geringem Umfang an diesen Ausgleichszahlungen. Natürlich sind auch die Aufgabenträger hier in der Pflicht. Die Erweiterung des Verkehrsverbundes - auch das ist vom Minister bereits gesagt worden auch im Ausschuss - bringt zusätzliche Ausgleichszahlungen von 1,2 Mio. € mit sich. Bei diesen 1,2 Mio. € ging man allerdings noch davon aus, dass der Ilm-Kreis und Sömmerda dabei sind. Der Anteil wird wohl etwas weniger sein. Die Landesregierung hat ihren Anteil im Haushaltsentwurf eingestellt und ich appelliere hier auch an den Landtag, dieser Position dann auch so zuzustimmen. Wenn wir das wollen, was wir uns auf die Fahnen geschrieben haben, nämlich einen attraktiven ÖPNV, dann müssen wir auch das Geld dafür bereithalten. Ganz ohne Kosten ist das Ganze nicht zu haben.
Zum Antrag der GRÜNEN: Die Landesregierung kann sicherlich, so wie Sie das in Punkt 1 gefordert haben, für den Verkehrsverbund Mittelthüringen und für die Erweiterung werben. Ich denke, das tut die Landesregierung auch mit allen geeigneten Möglichkeiten. Allein der Sofortbericht dieser Landesregierung und dass wir als Koalitionsfraktionen das Thema auf die Tagesordnung gesetzt haben, ist auch eine Werbung für diesen Verkehrsverbund Mittelthüringen und wird, wenn dieser sich erfolgreich erweitert und erfolgreich weiterentwickelt, sicherlich auch den einen oder anderen Landkreis dazu bringen, seine Position zu überdenken und sich vielleicht doch noch anzuschließen. Ich gehe auch davon aus, dass die Landesregierung künftig weiter Bericht erstatten wird, auch im Ausschuss oder im Landtag, wie sich dieser Verkehrsverbund entwickelt.
Probleme habe ich mit dem Punkt 3 Ihres Antrags, weil er aus meiner Sicht einen Eingriff in die kommunale Selbstverwaltung darstellt und weil er auch nicht mit dem EU-Recht so einfach konform umzusetzen ist. Der Minister hat auf die gesamte Thematik der Ausschreibung hingewiesen, dass nämlich dann die regionalen Busunternehmen, wenn sie die Regionalstrecken, so, wie von Ihnen gewünscht, nicht mehr vor Ort bei den Aufgabenträgern lassen, sondern an das Land ziehen - denkbar wäre ja zum Beispiel in die Nahverkehrsservicegesellschaft -, dann aber von der Ausschreibung ausgeschlossen werden. Ich glaube, wir haben nicht viel gekonnt, wenn irgendein französischer oder spanischer Busunternehmer dann diese Linie befährt.
Zum anderen, wenn ich Ihren Antrag richtig verstanden habe, hoffen Sie ja, dass Schnittstellen im Regionalverkehr zwischen den einzelnen Kreisen, die aus Ihren Erfahrungen vielleicht nicht so richtig funktionieren, dass die dann besser funktionieren, wenn der Regionalverkehr in einer Hand ist. Aber Sie verlagern letztendlich ja damit nur die Schnittstelle auf eine andere Ebene. Sie haben dann die Schnittstelle zwischen den Regionallinien und dem Stadtverkehr, denn den haben Sie dann nicht mehr in einer Hand, darauf hatte ich bereits hingewiesen. Insofern sehe ich das nicht als zielführend an, sondern ich denke eher, es muss uns darum gehen, dass dieser Verkehrsverbund weiterhin Fahrgastaufwüchse hat, dass die Erweiterung gut läuft, auch da letztendlich ein positives Feedback kommt und dass - wie ich bereits schon gesagt habe - sich dann vielleicht auch Landkreise wie der Landkreis Sömmerda oder der Ilm-Kreis oder auch weitere Landkreise überlegen, diesem Verbund beizutreten, oder in ihrem Bereich einen Verkehrsverbund zu bilden. Ich weiß zum Beispiel, dass die Verkehrsunternehmen im Südwestthüringer Raum auch im Gespräch sind. Dort gibt es zumindest abgestimmte Fahrpläne, so dass diese Umsteigemöglichkeiten gegeben sind. Auf einheitliche Tarife konnte man sich da noch nicht einigen, da gibt es spezielle örtliche Probleme. Die Stadt Suhl zahlt zum Beispiel einen Sozialtarif, den der Landkreis Schmalkalden-Meiningen so nicht mitmachen will. Also einheitliche Tarife haben wir nicht, aber zumindest ist hier zuerst einmal mit einem abgestimmten Fahrplan auch der Ansatz da, um vielleicht zu einem Verbund zu kommen. Nicht umsonst haben die Unternehmen sich inzwischen auch schon mal erkundigt, wie denn diese Verkehrsverbünde gefördert werden. Das ist für mich ein Zeichen, dass man darüber nachdenkt.
Ich denke, auf diesem Weg sollten wir fortfahren. Wir haben uns in der Koalitionsvereinbarung ein sehr ehrgeiziges Ziel gesetzt. Wir haben uns nämlich darauf verständigt, die vorhandenen Tarifverbünde weiterzuentwickeln und streben einen Verkehrsverbund
mit einem einheitlichen Tarif, Fahrplan und Taktsystem für ganz Thüringen an. Das werden wir nicht von heute auf morgen schaffen, aber, ich denke, die Erweiterung des Verkehrsverbunds Mittelthüringen ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Auf diesem Weg sollten wir weiterarbeiten und wir sollten dies nicht par ordre de mufti von oben tun, sondern wir sollten in enger Kooperation mit den Aufgabenträgern, mit den Verkehrsunternehmen dieses tun. Ich denke, wenn die Verkehrsunternehmen letztendlich merken, es läuft gut in den Verkehrsverbünden, das Fahrgastaufkommen erhöht sich, die wirtschaftliche Situation der Verkehrsunternehmen verbessert sich dadurch, dann werden sie auch über ihre eigene Geschäftspolitik nachdenken und offen sein für diese Dinge.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, ich bin froh, dass ich Herrn Carius und Frau Doht jetzt zuerst zuhören konnte, bevor ich mich zu dem ganzen Thema äußere. Wenn wir uns noch mal die Geschichte des Verkehrsverbunds Mittelthüringen verdeutlichen, dann stellen wir fest, es war eine sehr schwere Geburt. Startziel war erst 2005, er ist noch mal für ein Jahr verschoben worden. Jetzt muss ich mal ein Lob aussprechen, Herr Carius, ein Lob für Ihren Vorvorgänger Herrn Trautvetter, der hat sich persönlich dafür im Weimarer Land stark gemacht, dass wir diesen Verkehrsverbund überhaupt haben. Ohne das Weimarer Land wäre das ganze Gebilde wahrscheinlich sehr fraglich gewesen.
Das heißt, man kann auch ohne dass man in die kommunale Selbstverwaltung eingreift, das will ich nicht, das werde ich auch gleich begründen, einiges bewegen. Ich nehme wahr, Herr Carius, dass Sie so ein bisschen achselzuckend hier stehen, wenn Sömmerda - ich betone noch mal Sömmerda - nicht mitmacht, dann ist es halt so. Sömmerda hat auch diese TCAC-Studie gehabt, wo die wirtschaftliche Machbarkeit aufgezeigt war, und hat sich dann entschieden, wir machen jetzt mal ein Gegengutachten. In diesem Gegengutachten - so kann man es der Zeitung entnehmen - wird dargestellt, dass es teilweise Preiserhöhungen gibt in dem Landkreis, und deswegen legt man das Ganze erst einmal auf Eis.
Dazu muss man sagen, dass es natürlich Preiserhöhungen gibt. Das ist in einem Tarifverbund zwangsläufig so. Es gibt aber auch Preissenkungen. Sie haben selber von den Harmonisierungs- und Durchtarifierungsveränderungen bzw. Verlusten gesprochen. Auch der Kreis Sömmerda hat die Möglichkeit, noch über bestimmte Preisvorgaben zu verhandeln und über das ganze Tariftableau kann man noch verhandeln. Das machen andere Verkehrsunternehmen auch.
Insofern, vielleicht können Sie in Ihrem Wahlkreis noch was ausrichten und Überzeugungsarbeit leisten. Ich habe die Hoffnung, dass wir in Sömmerda noch was erreichen können. Der Ilm-Kreis macht auch nicht mit, das ist auch sehr bedauerlich. Wenn man dann nur feststellt, dass man weniger Geld geben muss als Land, finde ich das ein bisschen zu wenig.
Die Entwicklung des Verkehrsverbundes ist positiv. Das muss man auch mal sagen, wir haben im Moment nur einen Tarifverbund. Wir haben noch keinen Verkehrsverbund. Es sind keine zusätzlichen Verkehrsleistungen gekommen; auch was die Vertaktung und Koordinierung angeht, ist da bislang nichts passiert. Nach Aussage von Herrn Hummel gibt es jetzt eine Arbeitsgruppe, die das bearbeitet. Das ist sehr zu begrüßen. Trotzdem haben wir 7 Prozent mehr Leute, die diesen Verkehrsverbund nutzen. Das zeigt doch, dass, wenn wir da mehr machen würden, was die Vertaktung angeht, wir noch ein großes Potenzial haben. Das müssen wir doch einfach nutzen - oder nicht?
Unser Antrag, der noch mal die Forderung aufmacht beim Verkehrsverbund, geht ja weiter. Wir schauen auf ganz Thüringen und wir wollen im Prinzip mit diesem Antrag auch nur den Anstoß geben, dieses Thema im Ausschuss zu beraten. Ich möchte es mal zitieren, was Sie im Koalitionsvertrag geschrieben haben: „Der öffentliche Straßenpersonennahverkehr und der Schienenpersonennahverkehr sollen besser vernetzt werden. Die Bahn soll dauerhafte grundlegende Raumerschließung in Thüringen sichern. Darauf ist die Nahverkehrsplanung auszurichten. Die Bildung eines Thüringer Verkehrsverbundes mit einem einheitlichen Tariffahrplan und Taktsystem wird angestrebt.“ Sie reden sogar von einer ganz großen Lösung. Und noch ein letzter Satz aus dem Koalitionsvertrag: „SPD und CDU streben eine optimale Verknüpfung des öffentlichen Personennahverkehrs auf Schiene und Straße an.“ Offensichtlich gibt es
da sehr viel Verbesserungsbedarf und offensichtlich reicht es nicht, wenn man einfach abwartet, ob die einzelnen Verkehrsunternehmen dazu kommen, sich besser zu vertakten und zusammenzuarbeiten. Da haben wir vielleicht ein Tempo, bei dem wir in einhundert Jahren immer noch nicht da sind, wo wir eigentlich auch angesichts des Klimawandels heute sein müssten.
Wir haben die Situation, dass wir Parallelverkehre haben. An die SPD: Sie haben in Ihrem Regierungsprogramm geschrieben, dass sie Parallelverkehre vermeiden wollen. Wir haben den heute noch und wenn man da nichts tut, wird es auch noch auf lange Sicht so bleiben. Und wir haben an vielen Stellen noch die Tatsache, dass einem der Bus noch vor der Nase wegfährt, wenn man aus dem Bahnhof kommt. Wir wollen einfach, dass wir beides zusammenführen. Diese Trennung von Bus und Schiene, was die Zuständigkeit angeht, die steht im ÖPNVGesetz - das ist richtig. Mir ist es egal, ob ich mit dem Bus oder mit der Bahn irgendwo hinkomme. Mir ist es egal, wenn der Bus nicht extrem länger braucht. Ich will einfach nur von A nach B. Ich möchte einfach dazu aufrufen: Lasst uns doch vom Kunden her denken. Was will denn der Kunde? Der will einfach von A nach B und dem ist es egal, ob er Bus oder Bahn nimmt. Er möchte aber, wenn er überregional fährt und dazu auch Bus und Bahn nutzt, nicht irgendwo eine Stunde warten müssen und das ist im Moment der Fall. Wenn Sie sonntags von Erfurt nach Bad Frankenhausen fahren wollen - es kann ja sein, die Familie möchte das Kyffhäuser-Denkmal anschauen -, dann stehen Sie in Sömmerda oder Artern eine Stunde rum. Offensichtlich ist es keine attraktive Verbindung, man wird sich eher fürs Auto entscheiden.
Wir wollen keinen Eingriff in die kommunale Selbstverwaltung. Wir wollen einfach, dass es eine unabhängige Planungsstelle gibt. Ob das jetzt bei den Gebietskörperschaften ist oder beim Land, das ist völlig offen. Wir haben auch nicht den Stein der Weisen dafür, wir wollen aber einfach, dass wir darüber reden,
wenn Sie der Überweisung zustimmen. Ich habe Vorgespräche geführt und dabei eher ablehnende Haltung zu spüren bekommen.
Noch mal zu Herrn Carius: Sie sagen ja, betriebswirtschaftlich kann man und muss man darauf achten, dass die Unternehmen sich über Wasser halten können. Das ist richtig. Wollen Sie die einzelnen Verkehrsunternehmen an sich fördern oder wollen Sie, dass wir in Thüringen attraktiven Nahverkehr haben, der sich am Kunden orientiert? Das ist, glaube ich,
die Frage, die wir entscheiden müssen. Ich habe das Gefühl, Sie sollten über das Zweite noch mal nachdenken.
Wenn wir mal vergleichen, was die anderen Bundesländer machen, da brauche ich kein ÖPNVGesetz, da merke ich einfach, es geht, wenn man will. Wir haben die NASA in Sachsen-Anhalt. Die ist so weit, dass sie überregionale Buslinien koordiniert. Wir haben in Sachsen fünf Zweckverbände und wir haben den Rheinland-Pfalz-Takt, mit dem man es geschafft hat, doppelt so viele Kunden im Nahverkehr zu erzeugen. Offensichtlich kann man doch da einiges machen. Deswegen noch mal der Aufruf, wir können das ÖPNV-Gesetz nach Buchstabe interpretieren und sagen, wir dürfen das nicht. Wie gesagt, uns geht es nicht darum, dass wir hier irgendein Gesetz ändern. Da vielleicht noch mal ein Zitat. Ich würde mich gern auf das ÖPNV-Gesetz berufen, man muss nur den § 2 Abs. 3 einfach mal lesen. Da hat jemand - das hätte eigentlich Grünes Programm sein können - doch sehr weit vorausgedacht: „Der ÖPNV soll unter Nutzung aller Vorteile integrierter Verkehrsnetze organisiert und durchgeführt werden, der die Fläche des Landes erschließt. Der STPNV ist als Grundangebot des ÖPNV auszugestalten und so mit dem regionalen und städtischen STPNV zu verknüpfen, das durchgehende weitest möglich vertaktete Verkehrsangebote gewährleistet werden.“ Also, nehmen Sie einfach das ÖPNVGesetz und handeln Sie danach.
Vielleicht noch abschließend, Frau Doht hat es selber schon erwähnt: Wir haben das Ziel, dass wir dem Klimawandel etwas entgegensetzen wollen. Wir haben als einzigen Bereich in Thüringen, in dem CO²Ausstoß ansteigt, den Verkehr, den motorisierten Individualverkehr. Insofern lassen Sie uns da gemeinsam vorangehen mit den Gebietskörperschaften zusammen, lassen Sie uns im Ausschuss darüber reden, wie wir dieses Potenzial, was wir hier auf Schiene und Straße haben, mit Bussen und Bahnen besser vernetzen, wie wir eine Struktur, eine Organisationsstruktur erarbeiten können, wie wir den Defiziten, die Sie auch im Koalitionsvertrag benennen, entgegentreten können. Vielen Dank.
Danke, Frau Abgeordnete Schubert. Frau Abgeordnete Schubert, Sie haben mehrfach darauf hingewiesen, dass Sie eine Ausschussüberweisung wünschen. Würden Sie bitte konkretisieren in welchen.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren - werte Gäste, wollte ich sagen, aber die sind alle weg -, gut. Die Existenz und die Erweiterung des Geltungsbereiches des Verbundtarifs Mittelthüringen werden von der FDP grundsätzlich optimistisch und positiv eingeschätzt. Ich sehe auch gute Ansätze und Vorbildwirkung auf das ganze Land Thüringen, ja sogar über die Landesgrenzen hinaus. Ich denke zumindest an Anschlusstarife oder Umsteigemöglichkeiten bzw. die Übersteigemöglichkeiten - komischer Begriff, der kommt nachher noch mal. Das gefällt mir auch nicht so, es heißt aber so. Als Grundsatz gilt für alle weiteren Maßnahmen, dass alles zu tun ist, den Fahrgast so schnell, so gut und so preiswert wie möglich von A nach B zu bringen. Das ist das, was unsere Maxime an dieser Sache ist. Wenn es dann der Umwelt und dem Klimaschutz zugute kommt, ist das alles nur zu begrüßen. Bei der weiteren Entwicklung der Verbundtarife ist aber konsequent - das betonen wir als Freie Demokraten noch einmal - auf das Freiwilligkeitsprinzip des Zutritts zu achten.
Kein VEB, durch Leistung überzeugen; ich bin der Meinung, wenn der Verbund durch Leistung überzeugt, werden dann auch noch mehr Mitglieder beitreten und das wäre dann nicht sinnvoll, wenn es für alle etwas Gutes bringt, sich dagegenzustellen. Jedes neue Mitglied muss dazu das Recht haben, für sich selbst zu entscheiden, ob und wann man sich hier eingliedert. Ich warne auch davor, mit Fördergeldern zu locken, die dann vielleicht ihre Wirkung verfehlen oder ganz und gar zweckentfremdet eingesetzt werden. Ich habe ein kleines Beispiel: Wenn zum Beispiel Sömmerda beitreten würde, könnten
die Fördergelder in Höhe von über 100.000 € ausgegeben werden für neue Kartenleser, obwohl die alten das genauso tun. Hier müssen wir aufpassen, dass wir nicht irgendetwas machen, was gar nicht notwendig ist.
Zur momentanen Situation möchte ich Folgendes mitteilen und das eventuell zur Diskussion stellen: Der Ilm-Kreis hat hier den Beitritt abgelehnt, nähere Informationen liegen mir leider nicht vor. Aus Zeitgründen konnte ich da auch nicht recherchieren. Ich denke, hier müssten wir als Land auch einmal nachfragen und mit dem Ilm-Kreis reden, was sie dazu bewogen hat, das abzulehnen.
Nun möchte ich aber noch einmal zu Sömmerda kommen: Wir haben als Kreistagsmitglieder - Herr Minister und Herr Hauboldt, wir waren in der gleichen Sitzung - auch eine bestimmte Verantwortung. Da schlagen auch wieder zwei Herzen in der Brust - der Kreis und das Land. Ich möchte Ihnen sagen, wir haben über eine Stunde diese Expertise uns angehört von dieser Firma und haben auch die Expertise von VMT, Dr. Rietschel. Da möchte ich noch zwei, drei Sätze dazu sagen, warum wir uns dann so entschieden haben.
Es stimmt nicht ganz, Herr Carius, mit diesen 9 Prozent. Wir haben in dieser momentanen Situation schon 2 Prozent Umsteiger und 4 Prozent Übersteiger. Wenn wir dann auf 9 Prozent kommen, haben wir einen Reingewinn von 3 Prozent nur, die wir praktisch mehr befördern sollen. Das hat diese Expertise ergeben. Richtig ist, dass Steigerungen bis zu 150 Prozent auf einigen Routen vorkommen würden. Über größere Einsparungen habe ich da nicht viel gehört. So war auch die Entscheidung des Kreistags - und ich muss dazu sagen, dass auch die FDP dazu noch beigetragen hat, dass das nicht endgültig wird -, wir haben das vorläufig gemacht mit dem Hinweis, noch einmal mit dem Verbund zu verhandeln, um genau festzustellen, dann irgendwie so schnell wie möglich, wenn diese Irritationen eventuell beseitigt werden, dann auch beizutreten.
Natürlich das Problem ist, wenn es in diesem Jahr nicht geht, geht es wahrscheinlich nur dann in fünf Jahren wieder. Das muss dann auch mal einer richtig näher erklären. Ich habe gehört, dass das mit der Planung zusammenhängt, aber man sollte auch ein bisschen variabel sein und nicht einfach sagen, das geht erst in fünf Jahren wieder. Hier müsste man auch noch mal genau darüber nachdenken, wie das dann sein sollte. Anhand dieser Fakten sehe ich noch einiges an Aufklärungs- und Gesprächsbedarf zur Lösung dieses Problems.
Meine Damen und Herren, „Bahn und Bus aus einem Guss“, Herr Carius hat das auch schon gesagt, ist ein schöner Spruch. Eine lückenlose Verbindung zwischen Bahn und Bus ist ein Wunschtraum und in Wirklichkeit nicht zu erreichen. Sonst haben wir irgendwo Bahnen, die mit ein oder zwei Leuten in irgendwelche entfernten Städte fahren und vielleicht fährt der Bus dann noch nebenher. Bei zwei so verschiedenen Verkehrsunternehmen muss es immer Kompromisse geben, die bei dem festgelegten Kurs durch die Schiene bei der Bahn wohl meistens auf der Seite des Busverkehrs liegen. Eine faire Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Verkehrsträgern ist da unumgänglich. Da bin ich dann auf der Seite der Landesregierung, dass wir erwarten, dass auch diese beiden Unternehmen - es gibt hier auch schon sehr gute Ansätze zwischen diesen beiden Unternehmen - sich Gedanken machen, das alles zu verbessern.