Nicht zuletzt investieren wir in die Forschungs- und Infrastruktur. Wir wollen mit unserer Strategie Thüringen an die Spitze bringen. Spitzenwerte erreichen wir aber nur, wenn wir gezielt die Stärken, die wir haben, fördern und auch weiterhin ausbauen. Die Frage lautet, was können wir in Thüringen besonders gut und welche Fragen werden in Zukunft eine wichtige Rolle spielen? Auf dieser Grundlage haben wir neun Schwerpunktthemen bestimmt und das sind die folgenden: Umwelt- und Energietechnikinfrastruktur, optische Technologien/Photonik, Mikrobiologie und Biotechnologie, Gesundheitsforschung und Medizintechnik, Mikro- und Nanotechnologien, Mikroelektronik, Werkstoffe- und Produktionstechnologien, Informations- und Kommunikationstechnologien, Medien und Kommunikation und kultureller und sozialer Wandel. Das sind unsere Zukunftsthemen. Das TMBWK unterstützt die Forschung in diesen Bereichen mit jährlich rund 15 Mio. €. Weitere 50 Mio. € haben wir bislang im Rahmen der Initiative ProExzellenz bereitgestellt. Wir haben die richtigen Schwerpunkte gesetzt und dies zeigt allein der Blick auf die Erfolge in den vergangenen Jahren. Zu einzelnen Schwerpunkten haben wir, das TMWAT und das TMBWK, Kompetenzzentren auf den Weg gebracht. Das Thüringer Innovationszentrum „Mobilität“ hat bereits im April 2011 seine Arbeit an der TU Ilmenau aufgenommen. Schon ein halbes Jahr später, im November 2011, haben die FSU und das Fraunhofer-Institut IKTS ihre Zusammenarbeit im Kompetenzzentrum für Energie- und Umweltchemie begonnen. Ein weiterer Durchbruch zum Erfolg ist das Zentrum für die Biodiversität, das Biologinnen und Biologen der FSU Jena zusammen mit den Universitäten Halle und Leipzig eingeworben haben - ein beachtliches Projekt. In Thüringen gibt es - ich sage das ganz deutlich - exzellente Forschung. Das bestätigte vor wenigen Wochen noch die internationale Gutachterkommission der Exzellenzinitiative und dort hat sich die Graduiertenschule für mikrobielle Kommunikation an der FSU Jena gegen die Konkurrenz durchsetzen können. Darauf, glaube ich, können wir stolz sein, weil das alles andere als selbstverständlich ist. Das zeigt, unsere Strategie geht auf. Wir werden diesen Weg natürlich auch weiterhin konsequent fortsetzen und das Landesprogramm ProExzellenz mit einer Laufzeit bis 2019 neu auflegen. Der Freistaat wird in den kommenden Jahren 20 Mio. € für die Spitzenforschung bereitstellen und damit besonders auch die Universitäten als zentrale Akteure im Wissenschaftssystem stärken. Meine Damen und Herren, exzellente Forschung - und das muss ich auch dazu sagen - gibt es nicht umsonst. Deshalb haben wir die Investitio
Der Pakt für Forschung und Innovation zwischen Bund und Land sieht eine Steigerung der Ausgaben für unsere Forschungseinrichtungen pro Jahr um 5 Prozent vor, 5 Prozent. Beachtlich sage ich, aber uns reicht das nicht. Wir haben noch eins draufgesetzt, z.B. bei den Thüringer Leibniz-Instituten. Das Fritz-Lipmann-Institut und Hans-Knöll-Institut erhielten 2009 rund 15 Mio. € Förderung aus Landesmitteln. Im laufenden Haushalt sind im Landeshaushalt dafür rund 27 Mio. €, also fast eine Verdoppelung. Die international wahrnehmbaren Forschungserfolge beider Institute sowie die Gewinnung eines hoch angesehenen Forschers als neuen Direktor des FLI belegen, dass die Mittel hier zielgenau und - wie ich finde - auch fruchtbringend und sehr gut angelegt worden sind.
Meine Damen und Herren, ein wichtiger Faktor, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen, ist der beschleunigte Transfer von der Forschung in die Anwendung. Daher haben wir die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft besser verzahnt. Das ist auch - Sie werden es ja sehen - Teil unseres Koalitionsvertrages. Insofern arbeiten wir den auch ganz konsequent hier ab. Das TMBWK und das TMWAT arbeiten dabei eng und gut abgestimmt zusammen. Beginnend 2011 hat das TMWAT 25 Forschergruppen mit drei Jahren Laufzeit und einem Fördervolumen von rund 22 Mio. € auf den Weg gebracht. Thematik und Forschungsinfrastruktur wurde in enger Abstimmung mit unserem Haus entwickelt, das notwendige Komplementärmaßnahmen an den Standorten natürlich auch beiträgt. Denn es ist doch klar, damit aus Erfolgen in der Forschung handfeste Impulse für die Wirtschaft, für die wirtschaftliche Entwicklung im Lande werden, müssen wir die gegenwärtige und die gegenseitige Passfähigkeit, den Gleichklang der Ausrichtung auf neue Produkte, Verfahren und Dienstleistungen für höhere Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft als Richtschnur nehmen. Meine Damen und Herren, innovative Neugründungen fördern, Netzwerke und Cluster koordinieren und starke Partner in der Wirtschaft, der Forschung und der Wissenschaft zusammenbringen, das sind die Aufgaben, die das TMWAT im Rahmen der Verbundforschung vorantreibt, und zwar, das kann man sagen, mit aller Entschiedenheit. Auch wir nehmen in dieser Legislaturperiode wieder mehr Geld in die Hand. Seit 2009 hat das TMWAT 111 Projekte mit rund 106 Mio. € gefördert. Dazu haben wir einen Mittelaufwuchs von zusätzlich noch einmal 12 Mio. € organisiert.
Meine Damen und Herren, Spitzenforschung braucht Spitzenforscher und Spitzenforscherinnen. Im vergangenen Jahr haben sich einige Wissen
schaftler von Weltrang dazu entschieden, ihre Forschungsaktivitäten hier nach Thüringen zu verlagern. Ich sage, das ist ein großer Gewinn. Damit Thüringen als Forschungsstandort attraktiv bleibt, brauchen wir eine gute Forschungsinfrastruktur. Wir brauchen moderne, gut ausgestattete Institute. In den vergangenen Jahren haben wir deshalb Bauvorhaben mit mehr als 45 Mio. € gefördert. Im Bereich des TMBWK wurden von 2009 bis 2011 insgesamt fast 260 Mio. € - ich wiederhole es noch einmal, fast 260 Mio. € - in Gebäude investiert. Ich sage aber auch, Handlungsbedarf besteht im Bereich der außeruniversitären Forschung. Der Anteil von Thüringen an den institutionellen Förderungen des Bundes ist immer noch zu gering. Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft, aber besonders wirksam solche der Fraunhofer-Gesellschaft, der Helmholtz-Gemeinschaft oder der Max-Planck-Gesellschaft bringen Bundesmittel ins Land. Sie bringen darüber hinaus Netzwerke mit und tragen dazu bei, dass sich die Forschungsleistungen in Thüringen auch international deutlicher erkennen lassen, als es bisher der Fall ist und deshalb will ich sehr nachdrücklich, dass wir mehr Bund-Länder-Institute nach Thüringen holen. Da haben wir also noch Entwicklungspotenzial. Daher haben wir auch das Institut für Photonische Technologien gezielt mit Landesmitteln gestärkt. Seit 2009 haben wir über 35 Mio. € in den Ausbau der Forschungseinrichtungen investiert und dieses Geld ist, wie ich sagen muss, gut angelegt, denn mittlerweile hat die Leibniz-Gemeinschaft die Begutachtung zur Aufnahme in die Bund-Länder-Förderung vorgeschlagen, ich glaube, das ist eine wirklich sehr gute Mitteilung. Wir setzen uns für den Bestand und den Ausbau der Aktivitäten der Max-Planck-Gesellschaft hier in Thüringen auch weiterhin stark ein.
Meine Damen und Herren, auch die EU hält wichtige Instrumente für die Forschungsförderung bereit. Wir wollen diese Mittel noch mehr für Thüringen erschließen. Das Land unterstützt ein EU-Referentennetzwerk, das den Forscherinnen und Forschern in Thüringen bei der Antragstellung zur Seite steht. In Thüringen gibt es viele gute Ideen und wir tragen dazu bei, dass sie hier auch tatsächlich Wirklichkeit werden können.
Meine Damen und Herren, ich fasse zusammen: Die Landesregierung verfolgt ein klares Konzept zur Stärkung des Forschungs- und Technologielandes Thüringen und wir setzen diese Konzeption um mit Weitblick, mit Entschlossenheit und - wie ich mit einigem Stolz auch sagen kann - mit Erfolg. Erfolgreich bleiben wir langfristig, wenn unsere Maßnahmen ineinandergreifen und sich gegenseitig verstärken. Damit Forschung nicht an Innovationskraft und Dynamik verliert, brauchen wir guten, hoch qualifizierten, wissenschaftlichen Nachwuchs. Parallel zum Ausbau von Forschung und von Technologietransfer stärken wir deshalb auch ganz konse
quent den Hochschulstandort Thüringen. Mit der Rahmenvereinbarung III gehen 1,56 Mrd. € an unsere Hochschulen. Das sind, ich sage es deutlich, 121 Mio. € mehr als in der vorangegangenen Förderperiode, also plus 121 Mio. €. Unsere Hochschulen sind die zentrale Säule der Thüringer Forschungslandschaft. Wir treiben die Stärkung und Profilierung der Thüringer Hochschulen deshalb auch konsequent voran. Wir befinden uns gerade mitten in der Fortschreibung der Hochschulentwicklungsplanung und Ende 2013 werden erste Ergebnisse vorliegen, auf deren Grundlage wir dann unsere Forschungsstrategie anpassen werden und sie auch weiter inhaltlich fortentwickeln.
Meine Damen und Herren, Thüringen ist ein guter Boden für Innovationen. Ostdeutscher Spitzenreiter sind wir schon heute bei der Patentanmeldung. 2011 wurden in keinem anderen der neuen Bundesländer so viel Patente angemeldet wie in Thüringen und in Sachsen. Das Beispiel zeigt, unsere Strategie geht auf. Schwerpunktbildung, kluge Investitionen und ein langer Atem tragen zur Profilierung der Forschungslandschaft, zur Profilierung des Forschungsstandorts Thüringen bei. Die Landesregierung hat diese Herausforderung angenommen, unser Haus hat sie in besonderer Weise angenommen und umgesetzt und ich bitte das Hohe Haus, bei dieser Aufgabe uns auch weiterhin zu unterstützen. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
Vielen Dank, Herr Staatssekretär Prof. Merten für den Sofortbericht. Gemäß § 29 der Geschäftsordnung werden wir diesen Tagesordnungspunkt in doppelter Redezeit debattieren. Ich frage: Ist Beratung auch zum Sofortbericht gewünscht? Ich sehe eifriges Nicken. Dann werde ich auf Verlangen aller Fraktionen jetzt die Aussprache sowohl zum Sofortbericht als auch zu Nummer 2 des Antrags eröffnen und das Wort hat als Erste Frau Abgeordnete Rothe-Beinlich für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte mich zunächst ganz herzlich für den Sofortbericht, der hier durch den Staatssekretär vorgetragen wurde, bedanken. Sie haben ja doch einige, insbesondere positive Dinge ganz besonders herausgestellt. Das kann man auch sehr gut nachvollziehen, weil man natürlich am liebsten zunächst immer die Punkte benennt, die tatsächlich ganz gut laufen. Ich will das ebenso handhaben.
Die Thüringer Forschungs- und Technologielandschaft ist, wenn man sich die Größe des Bundeslandes anschaut, in der Tat sehr ausdifferenziert
und auch sehr vielfältig. Neben den neun Hochschulen gehören dazu die drei Institute der MaxPlanck-Gesellschaft, vier Institute der FraunhoferGesellschaft, vier Institute der Leibniz-Gesellschaft und fünf weitere außeruniversitäre Forschungsinstitute und Landesforschungseinrichtungen.
Außerdem, das hatten Sie eben auch schon benannt, Herr Prof. Merten, gibt es eine Vielzahl an anwendungs- und wirtschaftsnahen Forschungsinstituten und Dienstleistungseinrichtungen, vier Applikationszentren, die das Spektrum an Forschungseinrichtungen erweitern, außerdem noch sieben Technologie- und Gründerzentren. Trotzdem muss man natürlich auch immer den bundesdeutschen Vergleich wagen, wenn man über ein solches Thema spricht. Im bundesweiten Vergleich liegen wir bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung auf Platz 10. In 2010 betrug der Anteil an Ausgaben für Forschung und Entwicklung 2,26 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Spitzenreiter, nur um ein paar Vergleiche zu nennen, ist im Übrigen Baden-Württemberg mit 4,74 Prozent des BIP, gefolgt von Berlin mit 3,58 Prozent und Bayern mit 3,15 Prozent. In Thüringen wurden im Jahre 2010 etwa 1 Mrd. € in Forschung und Entwicklung investiert.
Die Rahmenvereinbarung III war ja eben auch schon einmal Thema, Sie haben auf die Zahlungen verwiesen, die uns in Thüringen zugutekommen, die den Finanzrahmen der Hochschulen von 2012 bis 2015 beschreiben. Außerdem wird als Zielstellung des Landes der Ausbau von Forschung und Innovation genannt, der durch folgende Maßnahmen erreicht werden soll. Das sind drei: Zum einen die nachhaltige Unterstützung der Hochschulen im Wettbewerb um nationale und internationale Exzellenz - Sie sagten es auch soeben, Herr Staatssekretär -, der weitere Ausbau der Forschungsinfrastruktur, die verstärkte Zusammenarbeit von Hochschulen, Forschungs- und Kultureinrichtungen und Unternehmen und nicht zuletzt die aktive Unterstützung des Forschungstransfers und die Förderung der anwendungsnahen Forschung und der praxisbezogenen Kunst.
Nun zum Antrag der Fraktion DIE LINKE: Der Antrag fordert, bis zum Juli 2013 eine vom Land gemeinsam mit den Forschungs- und Technologieeinrichtungen, den Hochschulen und allen anderen Beteiligten Akteurinnen und Akteuren gemeinsame Forschungs- und Technologiekonzeption zu erarbeiten. Was sagt unsere Fraktion dazu? Wir GRÜNEN meinen, dass das Anliegen, über die forschungs- und technologiepolitischen Zielstellungen des Landes zu diskutieren, durchaus positiv zu bewerten und dass dies auch angezeigt ist. Das schließt sich auch ganz gut an die Debatte an, die wir gerade im Ausschuss zur Rahmenvereinbarung III noch einmal hatten.
Dadurch begründet sich jetzt natürlich auch unser Wunsch nach einer ausführlichen Beratung dazu im Ausschuss für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Es gibt einen erkennbaren Bedarf an einer forschungspolitischen Verständigung über die zukünftige Forschungs- und Technologiepolitik. Ich hoffe, da sind wir uns einig. Es braucht Klarheit darüber, wie die Forschungsprofilbildung verbessert werden kann, wie der Wissenschaftstransfer zukünftig organisiert wird und wie die Balance zwischen Grundlagenforschung und angewandter Forschung hergestellt wird. Außerdem stellen sich Fragen zur Forschungskooperation, zu Förderinstrumenten und zu tragfähigen nachhaltigen Finanzierungsmodellen.
Was aber ist besonders wichtig aus unserer Sicht in dieser Diskussion? Zum einen: Es braucht eine landesweit klare und ganzheitliche Förderstrategie. Für uns stellt sich hier auch die Frage nach einer landeseinheitlichen Forschungs- und Technologieförderstrategie mit Blick darauf, wie hier auch die Ministerien zusammenarbeiten. Herr Staatssekretär hat eben schon darauf verwiesen, welche Mittel vonseiten des TMWAT kommen, während die Forschungsförderung in seinem Ministerium - dem Bildungsministerium - gestaltet wird. Beide Bereiche lassen sich nicht ganz scharf voneinander trennen. Unser Ziel ist eine ganzheitliche strategische Ausrichtung, die muss natürlich Hand in Hand gehen. Dafür muss man zusammenarbeiten.
Langfristig wünschen wir uns zudem von Bund und Ländern gemeinsam getragene Förderkonzepte. Zudem stellt sich aus unserer Sicht die Frage, wie die ostdeutschen Hochschulen beim Aufbau einer leistungsfähigen Spitzenforschung vom Bund besser unterstützt werden könnten. Hier wünschen wir uns auch gemeinsam von Bund und Ländern getragene Förderkonzepte.
Außerdem braucht es aus unserer Sicht eine ehrliche Evaluation von ProExzellenz. Die Landesregierung hatte im Zeitraum von 2008 bis 2011 mit ihrem Programm ProExzellenz 50 Mio. € in die Spitzenforschung investiert. Gebracht hat es für die Exzellenzinitiative - das müssen wir leider selbstkritisch konstatieren - relativ wenig. Eine Evaluierung jedoch ist uns bislang nicht bekannt. Sie, Herr Staatssekretär, haben eben erwähnt, dass Sie gedenken, die Förderung entsprechend fortzuführen noch bis 2019, wenn ich das richtig verstanden habe; im Doppelhaushalt 2013/14 ist ja bereits festgeschrieben, dass ProExzellenz bis zum Jahr 2017 mit insgesamt 20 Mio., also 4 Mio. jährlich, fortgeführt werden soll mit dem Schwerpunkt Forschungsinfrastrukturförderung.
1. Wie schaffen wir mehr berufliche Perspektiven in der Forschung? Denn das ist eine große Frage, die sich nicht nur im Mittelbau, sondern generell an den Hochschulstandorten stellt.
6. Da muss ich leider auf einen Punkt kommen, der nicht so erfreulich ist, nämlich, wie gelingt es uns, auch und gerade Frauen für den Weg in die Wissenschaft und Forschung zu gewinnen und Ihnen den Weg zu Aufstiegen zu eröffnen? Ich möchte nämlich an dieser Stelle auf eine Studie des Center of Excellence Women and Science verweisen, dem Hochschulranking nach Gleichstellungsaspekten 2011, wo Thüringen - Sie sehen hier den dunklen Fleck in der Mitte Deutschlands - den allerletzten Platz belegt nach Gleichstellungsaspekten. Hier gibt es in der Tat noch viel zu tun,
Abschließend noch einmal unsere Grundsatzpositionen zu dieser Frage: Für uns ist klar, dass es bei einer gelingenden sozialen, ökologischen, kulturellen und ökonomischen Entwicklung unserer Gesellschaft ganz besonders auf wissenschaftliche Erkenntnis ankommt. Nahezu kein wichtiges gesellschaftliches Problem kann heutzutage - das wissen wir alle - ohne Forschung gelöst werden. Deshalb setzen wir uns für eine moderne Forschungspolitik ein, die ein angemessenes Gleichgewicht garantiert zwischen den Steuerungsmechanismen des Staates, der Selbstregulierung und den wirtschaftlichen Interessen der Forschungseinrichtungen. Das sind sehr spannende Fragen, die es abzuwägen gilt. Wir müssen darauf achten, dass der steigende Wettbewerbsdruck nicht dazu führt, dass die Grundlagenforschung bzw. jenseits des derzeitigen Mainstreams und jenseits der wirtschaftlichen Interessen liegende Forschungsgebiete aus dem Blick geraten.
Vielen Dank, Frau Abgeordnete Rothe-Beinlich. Für die CDU hat jetzt das Wort Herr Abgeordneter Dr. Voigt.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, werte Kollegen, guter Antrag, guter Bericht und gute weitere Debatte im Ausschuss. Wir beantragen im Namen unserer Fraktion Überweisung an den Ausschuss für Bildung, Wissenschaft und Kultur federführend und an den Wirtschaftsausschuss, damit die auch mal was zu tun haben.
Trotzdem gibt es ein, zwei Spiegelstriche, die man durchaus hier noch mal diskutieren sollte, die wir sicherlich vertiefend dann auch im Ausschuss diskutieren werden. Der Staatssekretär hat vollkommen zu Recht berichtet, dass Thüringen eine sehr gut ausgeprägte Forschungslandschaft hat, die vor allen Dingen davon lebt, dass in einer sehr starken Technologieorientierung wir natürlich versuchen, auch Innovationen dann aus dem Forschungsbereich in den produktiven Bereich hineinzubringen. Gleichzeitig gibt es ein paar Rahmenbedingungen, die sich sehr positiv entwickelt haben. Genannt worden ist unter anderem schon die ProExzellenzInitiative, wo wir ja 50 Mio. € seit 2007 auf den Weg gebracht hatten. Gleichzeitig haben wir 14 Mio. € jährlich auch für Forschungsförderung ausgegeben. Jetzt mit der Verlängerung ab 2015 noch einmal 20 Mio. € bis 2019 aufzulegen, zeigt doch, dass genau innerhalb der Landesregierung diese Kompetenzorientierung im Forschungsbereich deutlich wird. Wir wollen, dass gute Forschung in Thüringen auch weiter geleistet werden kann. Gleichzeitig haben wir in den letzten Jahren auch sehr viel an Unterstützungsleistung vonseiten des Bundes bekommen, knapp 3,7 Mrd. € sind in über 3.200 Projekte geflossen. Das ist, denke ich, für Thüringen keine schlechte Bilanz. Darauf kann man durchaus aufbauen.
Gleichzeitig gibt es ein paar Herausforderungen, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen. Die erste ist die Fragestellung des Wissenstransfers. Wir haben rund 5.000 FuE-Beschäftigte im Wirtschaftssektor. Das ist für die neuen Bundesländer zwar keine schlechte Zahl, aber letztlich trotzdem im Vergleich zu den Wettbewerbsstrukturen in den alten Bundesländern zu wenig. Wenn man dann noch darauf blickt, dass wir hauptsächlich Kleinund mittelständische Unternehmen haben, die versuchen, im Forschungssegment dann auch von den Dingen, die an den Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen stattfinden, zu profitieren, muss man sagen, dass 85 Prozent der Forschung in Deutschland in Unternehmen stattfindet, die mehr als 500 Mitarbeiter haben. Insofern muss man auch hier genau hinschauen, wie können wir diese Klein- und mittelständische Struktur sehr viel stärker heranführen an die Verwertbarkeit von den Dingen, die in der Forschungslandschaft stattfinden, wobei man sich natürlich im Klaren da
rüber sein muss, nicht alles ist verwertbar und nicht alles sollte verwertbar sein, sondern Forschung sollte letztlich natürlich auch ein offener Prozess sein.
Das Spannende ist, ich war vor wenigen Wochen in Dresden gewesen an der Elite-Universität und habe mir dort angeschaut, wie die das integriert haben. Da kann ich sagen, davon kann auch Thüringen einiges noch lernen, unter anderem in der Fragestellung, wie stark die Integration zwischen kommunalen Strukturen, zwischen Forschung und außeruniversitären Forschungseinrichtungen und dann letztlich der Institution Hochschule ist. Insofern glaube ich, dass wir hier im Rahmen der Hochschulentwicklungskonzeption durchaus den richtigen Platz gefunden haben, darüber auch weiterzudiskutieren. Es muss aber auch Appell an das Ministerium sein, dass wir diese Debatte führen. Wir hatten schon einmal ein Entwicklungskonzept für den Hochschulund Technologiestandort Thüringen. Ich glaube, daran sollten wir wieder anknüpfen.
Die zweite Fragestellung, die wir diskutieren müssen, ist, wie kommen wir besser an Bundesmittel und wie können wir eine bessere Infrastruktur gewährleisten. Die Bundesministerin Schavan hat ja das Programm 2020 aufgelegt. Hier bieten sich durchaus Potenziale und Chancen. Klar muss eines sein, Thüringen muss da mehr ran, denn letztlich haben wir einen der letzten Plätze bei der Akquise von Bundesmitteln, von Bundesforschungsmitteln. Das kann eigentlich nicht unser Maßstab sein. Insofern gilt es auch hier, genau draufzuschauen.
Dritte Herausforderung, worauf ich mich freue, im Ausschuss zu diskutieren, ist die Frage Wissenschaftstransfer und Verknüpfung mit wirtschaftsnahen Forschungseinrichtungen. Ich glaube, hier hat man auch mit dem IBA, mit dem IMMS und so weiter wirklich Chancen und Möglichkeiten, die man sich genauer anschauen könnte.
Last, but not least glaube ich, dass es auch um die Frage einer Gründerkultur geht. Denn wenn man sich jetzt anschaut, es ist im letzten Jahr ein Buch herausgekommen „Start-up Nation“, da geht es um das Land Israel, wo die Frage gestellt wird, wie die es geschafft haben, aus ihrer Forschungslandschaft letztlich hinzukommen zu einer sehr viel stärkeren Gründerkultur. Ich glaube, dass hier auch durchaus Verknüpfungsstellen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft auch auf ministerieller Ebene zu suchen sind. Wenn wir das gemeinschaftlich diskutieren, glaube ich, sind wir auf einem guten Weg. Insofern freue ich mich, den Antrag dann im Ausschuss weiterzudiskutieren. Schönen Dank.
Vielen herzlichen Dank, Herr Dr. Voigt. Als Nächste hat jetzt das Wort Abgeordnete Dr. Kaschuba für die Fraktion DIE LINKE.