Protocol of the Session on October 12, 2007

Eine Erfahrung zeigt es uns auch in Sachen Waldumbau, wenn ich das einmal so deutlich sagen darf. Wenn ich mir ansehe - ich meine, man hat ja noch versucht, so viel Nadelholz wie möglich herauszuholen, um wenigstens noch ein bisschen wirtschaftlichen Gewinn zu machen die ersten Jahre -, was an Fichten stehen geblieben ist, macht uns das deutlich, wie abartig es war, in dieser Region Fichten zu pflanzen, die da wirklich nicht hingehören.

(Zwischenruf Dr. Sklenar, Minister für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt: Deshalb wollen wir sie wieder herausho- len.)

Die Dinger gehen alle kaputt, die stehen inzwischen rotbraun gefärbt da. Der Käfer hat sie sich geholt und es zeigt wirklich noch einmal, wie wir insgesamt an Waldbewirtschaftung heutzutage herangehen müssen.

Meine Damen und Herren, wir hatten aber auch einen anderen Erfolg. Wir hatten den Erfolg, dass der Nationalpark Hainich einen Startschuss gesetzt hat mit dem Lebenslauf Wildkatze in Sachen Biotopverbund, dass wir mit dem kleinen Refugium, was dort noch zur Verfügung steht für Wildkatzen, bundesweit deutlich gemacht haben, dass es einen Austausch zwischen diesen Relikten, zwischen diesen kleinen Überbleibseln seltener Arten geben muss und deshalb die Verbindung zwischen Hainich und Thüringer Wald für solche Arten notwendig ist. Ich glaube, es ist hier in der Region beispielhaft gezeigt worden, es gibt hier viel Verständnis, es gibt hier auch viel Engagement - ich denke hier auch gerade an den Bereich Flurneuordnung, wo sehr viel dafür getan wurde, wofür ich auch noch einmal herzlich danken möchte -, um diese Notwendigkeit aufzuzeigen.

Es gibt interessante Forschungsprojekte. Der Minister ist vorhin auf ein paar Universitäten eingegangen, die sich hier engagieren, die zum Beispiel dargestellt haben, welche Unmengen es an Pilzen im Nationalpark gibt. Sicherlich bei einem Buchenurwald denkt man nicht zuallererst an Pilze, aber Pilze sind sicher mit das Spannendste, was wir hier finden können.

Einen anderen Punkt möchte ich auch noch ansprechen, die Altlastenbeseitigung. Wenn man sich Fotos ansieht aus den ersten Jahren des Nationalparks, welche Berge an Munition hier zusammengetragen wurden, welche Gefahr für die Menschen in der Region damit bestanden hat und wenn man sie nicht herausgeholt hätte, was dort noch liegen würde, auch das ist eine beachtenswerte Leistung.

Meine Damen und Herren, es ist sicherlich auch mithilfe der Nationalparkverwaltung passiert, auch an sie vielen Dank. Ich muss aber eines deutlich sagen: Wenn ich es mit dem Nationalpark und mit einem vernünftigen Entwicklungskonzept für diese Region ernst meine, dann muss ich diese Nationalparkverwaltung auch stärken. Es kann einfach nicht sein, dass wir bis heute keinen Biologen in dieser Nationalparkverwaltung beschäftigt haben.

(Beifall SPD)

Ich hoffe, dass sich das in der nächsten Zeit ändert. Wir haben ja die Chance durch die Auflösung der Staatlichen Umweltämter, da werden einige Bedienstete des Landes von den Kommunen nicht übernommen, dass wir vielleicht ein bisschen Fachpersonal in den Nationalpark bekommen. Herr Minister, ich hoffe das.

(Beifall DIE LINKE)

In dem Zusammenhang auch noch etwas anderes: Sie haben von der Umweltbildungsarbeit im Nationalpark gesprochen. Da läuft sicherlich vieles durch die Nationalparkverwaltung, auch durch die Umweltbildner in Thüringen. Aber eines vermisse ich, wir brauchen auch ein Bekenntnis dazu, es ordentlich zu machen. Wir brauchen auch Umweltpädagogen, wir brauchen Museumspädagogen. Auch hier brauche ich Fach- und Sachverstand, der das tut. Auch hierzu muss ich mich bekennen und das entsprechende Personal vorhalten.

(Beifall DIE LINKE)

Meine Damen und Herren, der Nationalpark Hainich ist deutschlandweit ein Vorbild geworden, auch ein Vorbild für das Entstehen neuer Nationalparke. Ich sage es mal so: Wir haben hier den ersten Laubwaldnationalpark in Deutschland gehabt. Der Nationalpark Kellerwald ist ebenfalls ein Laubwaldnationalpark. Für ihn war der Hainich ein Vorbild. Dass er uns jetzt teilweise ein Stück überholt, das ist die andere Geschichte. Aber der Hainich hat auch hier eine Rolle gespielt, damit solche Parke noch entstehen. Ich bin selbst eingeladen worden zu einem Gespräch in den Steigerwald in Bayern, bei dem ich über die Entwicklung des Hainich Auskünfte geben durfte, weil man interessiert war und gesagt hat, vielleicht ist das auch ein Entwicklungsmodell für unsere Region. Von der Warte her sieht man sehr interessiert hin, was im Hainich passiert. Auch darauf, denke ich, können wir stolz sein.

Der Hainich ist aber auch für die breite Bevölkerung bekannt geworden, wenn ich an Kampagnen der TTG zum Beispiel denke zur Grünen Woche, wo man auf den Berliner S-Bahnsteigen große Plakate entdeckte „Urwald mitten in Deutschland“ mit dem Baumkronenhaus darauf. Auch da, denke ich, hat sich vieles getan und die Neugierigen strömen in immer größerer Zahl in den Nationalpark. Sie werden erwartet von einer tollen touristischen Infrastruktur. Das muss man sagen. Da hat sich viel getan, obwohl ich aus eigenem Erleben sagen muss, dass die Auslastung dieser Infrastruktur zum Teil noch sehr zu wünschen übrig lässt. Wenn man mitten in den Ferien in die Spielscheune kommt bei Weberstedt und dort drei Kinder spielen, dann ist das traurig; denn hier wird viel vorgehalten, hier ist viel Energie reingesteckt worden. Da muss man sich Gedanken machen, wie man das noch besser vermarkten kann, wie man das noch besser auch breiteren Teilen der Bevölkerung zugänglich machen kann. Dazu gehört aber auch nicht nur die Vermarktung, dazu gehört nicht nur die regionale Zusammenarbeit. Was wir hier auch brauchen, ist ein Verkehrskonzept für den Nationalpark. Wenn man daran denkt, dass es heute noch so ist, wenn ich zum Baumkronenpfad will - und viele Leute fahren heute mit ihrem, was weiß ich, wie

man es nennt, Navigationssystem ihres Autos, die einen haben da freundlichere Worte noch dafür -, wenn ich im Navigationssystem „Baumkronenpfad“ eingebe, finde ich es nicht. Auch Thiemsburg kennt das nicht. Von der Warte her muss man sich erst mal darum bemühen, dass auch diesen Navigationssystemen überhaupt das Angebot unterbreitet wird. Teile der Nationalparkverwaltung sind damit beschäftigt, Auskunftssuchenden zu erklären, wie sie denn dorthin kommen.

(Zwischenruf Abg. Köckert, CDU: Die Aus- schilderung ist gut, Ihr Orientierungsver- mögen vielleicht nicht!)

Die Ausschilderung ist gut, Herr Köckert? Ich bin an der Ausschilderung schon vorbeigefahren, obwohl ich mehrfach auf dem Baumkronenpfad war. Auch das ist nicht ganz einfach. Es muss Gründe geben, warum mir gesagt wird, dass eine Person fast vollständig damit beschäftigt ist, in der Nationalparkverwaltung Leuten Auskunft zu geben, wie sie es denn finden. Von der Warte her sollte man hier deutlich etwas tun. Wir sollten uns aber auch darum kümmern, dass die Verbindung zwischen den einzelnen Highlights am Nationalpark durch den öffentlichen Verkehr sichergestellt wird. Da sollten wir doch einfach mal den Blick zum Müritz-Nationalpark werfen. Die Art und Weise wie hier organisiert wird, dass ich um den Müritz-Nationalpark mit Bussen herumkomme, die auch gleichzeitig Fahrräder mitnehmen, das ist beispielgebend. Das wird dort so hervorragend angenommen. Ich glaube, davon kann sich der Nationalpark Hainich eine ordentliche Scheibe abschneiden.

Was aber auch wichtig ist, meine Damen und Herren, ein Höhepunkt wie der Baumkronenpfad hat diese hohen Besucherzahlen, wie wir sie zurzeit glücklicherweise haben, nur wenige Jahre. Ich habe in der letzten Zeit mit vielen Nationalparkverwaltungen das Gespräch geführt. Da hat man mir gesagt, nach fünf Jahren muss etwas Neues hin. Von der Warte her ist es erforderlich, neue Highlights im Nationalpark zu schaffen. Das Nationalparkhaus wäre ein Beispiel, obwohl das nicht nur ein touristisches Highlight ist. Ich sage es mal ganz deutlich: Wir brauchen hier eine zentrale Stätte der Umweltbildung außer dem touristischen Anziehungspunkt. Bei dieser zentralen Stelle - sage ich - brauchen wir weniger eine Standortdebatte, wir brauchen hier eine Standarddebatte, eine Standarddebatte dazu: Was muss ich dort leisten und was ist dafür auch notwendig? Ich muss mich einfach dazu bekennen, dass ich das will. Dazu muss ich auch bereit sein, das entsprechende Geld in die Hand zu nehmen. Wenn ich dann schon wieder von Dauersubventionen spreche im Vorfeld - dieses Wort „Dauersubvention“ hat so einen schrecklichen Klang, Herr Minister.

(Beifall DIE LINKE)

Da ist ja keiner bereit, auch nur einen Cent dafür zu geben. Wenn ich aber etwas anderes sage, wenn ich sage, ich schaffe damit Verständnis, ich vermittle damit Werte, Verständnis für die Notwendigkeit solcher naturschutzfachlicher Einrichtungen wie eines Nationalparks und eines Biotop-Verbundes, damit die Menschen begreifen, was wir hier tun, damit auch der Landwirt begreift, warum es notwendig ist, dass durch seinen Acker Trittsteinbiotope gehen, damit waldlebende Arten von dem einen Wald zum anderen kommen, dann muss ich das auf eine vernünftige Art und Weise erklären. Das nenne ich nicht „Subventionierung“, das nenne ich „Förderung“.

(Beifall DIE LINKE)

Wir brauchen natürlich auch Spaß, Unterhaltung und gutes Essen, auch um die Menschen dorthin zu bringen, denn „Umweltbildung“ allein ist ein so sperriges Wort, das will ja keiner von sich aus annehmen. Also muss ich mir schon etwas einfallen lassen, um den Anreiz zu setzen. Ich muss das spannend machen, damit die Leute es annehmen. Ich muss es so gestalten, dass sie es mit dem Herzen sehen können. Dafür muss ich mir etwas einfallen lassen und das muss ich ordentlich machen.

Meine Damen und Herren, ich möchte auch noch kurz etwas zur Personalpolitik sagen, weil ich es schon schwierig fand, wie kurz vor diesem 10-jährigen Jubiläum des Nationalparks Hainich der Nationalparkleiter abgesetzt wurde. Da will ich gar nicht seine Arbeit bewerten. Aber die Art und Weise des Personalvorgangs, das Ausdiskutieren in den Medien und das Problem, dass wir bis heute noch keinen inhaltlichen Grund kennen für diese Entscheidung, das, denke ich, ist schon ein Problem. Herr Kemkes war zu dem Zeitpunkt Leiter der Arbeitsgemeinschaft Nationalparke bei EUROPARC. Er hatte damit auch deutschlandweit ein gewisses Ansehen und ich glaube, dieser Umgang mit ihm hat uns geschadet und ist zumindest erklärungsbedürftig.

Ich komme zum Fazit: Der Nationalpark Hainich, meine Damen und Herren, ist wirklich eine Erfolgsgeschichte. Es gilt aber, diese Erfolgsgeschichte voranzutreiben. Wir werden immer noch sehr viel Positives erleben. Wenn man sich auf der Insel Vilm anschaut, wie dort ein deutlich älterer Buchenwald aussieht, welche phantastischen Waldbilder wir noch erwarten können im Hainich, dann ist das ein Traum.

(Beifall DIE LINKE)

Dieser Traum muss vielen Menschen zugänglich gemacht werden. Deshalb ist es auch unsere Aufgabe, weiter für diesen Nationalpark zu werben, ihn zu

stärken. Wir müssen die Forschung vorantreiben, wir müssen den Nationalpark ordentlich erschließen und anbinden, wir müssen neue Highlights schaffen, und das schnell und nicht erst im Jahr „irgendwann“. Deshalb: Lassen Sie uns gemeinsam für diesen Nationalpark und für diese Idee arbeiten. Danke schön.

(Beifall DIE LINKE, SPD)

Das Wort hat Abgeordnete Tasch, CDU-Fraktion.

Frau Präsidentin, meine lieben Kolleginnen und Kollegen, ich habe den Eindruck, dass die SPD und DIE LINKE-Fraktion unseren Antrag gar nicht so richtig gelesen haben, denn wir haben

(Beifall CDU)

einen Antrag eingebracht „10 Jahre Nationalpark“, die Landesregierung wird gebeten, über den Umsetzungsstand und, und, und... heute zu berichten. Das hat Herr Minister Sklenar sehr umfangreich getan, fast eine halbe Stunde, er hat alles aufgezählt, was in zehn Jahren so passiert ist. Jetzt haben wir die Aussprache beantragt, um uns mit den inhaltlichen Dingen zu beschäftigen. Frau Becker, Sie haben den größten Teil Ihrer Rede darauf verwandt, wie schlimm der Anfang war. Weil er nun gesagt hat, ich habe die Wanderführerausbildung ins Leben gerufen - mehr hat er ja gar nicht gesagt. Herr Minister, um Gottes willen, sagen Sie es nie wieder. Sie haben sich jetzt hier echauffiert. Herr Kummer hat gesagt, was noch alles zu machen ist, und das möglichst übermorgen und vorgestern und, und, und... Wir wollten heute Bilanz ziehen und sehen, was in den letzten zehn Jahren passiert ist. Da möchte ich nicht verhehlen, dass es damals sehr strittig zugegangen ist. Das ist ja immer so, wenn jemand für eine Sache ist und jemand dagegen. Sie haben gesagt, die CDU in Gänze war dagegen. Die CDU war nicht in Gänze dagegen. Am 05.12.1995, zwei Jahre vor der Beschlussfassung hier im Thüringer Landtag, wurde in Bad Langensalza der Verein der Freunde des Naturparks Eichsfeld-Hainich-Werratal und des Nationalparks e.V. - da gab es ja den Nationalpark noch nicht - gegründet. Der Vorsitzende war Herr Krollmann, SPD, die stellvertretende Vorsitzende Christina Tasch, damals schon in der CDU. In dem Vorstand waren von der CDU Leute, zum Beispiel Michael Hüge, und es waren von der SPD Leute drin. Es gab Befürworter und es gab Gegner. Sicher war Gerd Wunderlich dagegen, er hat ja, glaube ich, auch nicht dem Gesetz zugestimmt. Das ist auch sein gutes Recht, er ist Forstmann, er hat es anders gesehen, er sieht es heute sicher an

ders, ich weiß es nicht. Aber es gab Menschen, die sich dafür, und Menschen, die sich dagegen ausgesprochen haben. Es wurde damals sehr emotional diskutiert und das ist bei so einem Thema sicher normal. Aber wir sollten doch heute nicht noch mal nur Vergangenheitsbewältigung machen und wann nun Minister Sklenar in irgendeinem Wald mit wem gewesen ist und so, das weiß ich auch nicht. Zum Glück gibt es nach zehn Jahren die kontroversen Diskussionen nicht mehr. Schön ist, dass der Nationalpark Hainich heute akzeptiert ist und das, was man von ihm erwartet hat, sich mehr als erfüllt hat. Also, wir können doch heute sagen: Zehn Jahre nach der Gründung - es wird ja jetzt im Dezember zehn Jahre - hat der Nationalpark Hainich wirklich eine fulminante Entwicklung genossen und hat die Erwartungen mehr als übererfüllt. Wir können doch heute feststellen, der Nationalpark Hainich ist ein Erfolg für den Naturschutz - das ist ja das Allerwichtigste erst mal - und für den regionalen Tourismus, für die regionale Entwicklung. Das Konzept „Mensch und Natur gehören zusammen“ ist hier doch Wirklichkeit geworden.

(Beifall CDU)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Deutschland wäre ohne Einfluss des Menschen ein Buchenwald. Auf 70 Prozent der Fläche würden Laubwälder wachsen, in denen die Rotbuche dominiert. Natürlich hat der Mensch in den letzten tausend Jahren durch die Nutzung und Besiedelung die Urwälder verschwinden lassen und deshalb war gerade der Hainich, weil dieser alte Militärplatz darauf war, so eine große Chance für den Naturschutz. Diese Chance ist genutzt worden. Ich denke, die Einrichtung des Nationalparks Hainich zählt heute zu dem großen Erfolg des Thüringer Naturschutzes,

(Beifall CDU)

denn der Nationalpark hat bundesweite und internationale Bedeutung. Das haben ja auch mehrere Redner gesagt, denn in Deutschland liegt heute der Schwerpunkt der Buchenwälder weltweit. Aus diesem Grund kommt dem Nationalpark eine große Bedeutung zu. Da bin ich mir sicher, der Freistaat Thüringen wird dem Erhalt unseres Naturerbes hohe Priorität beimessen. Der Pflege- und Entwicklungsplan enthält detaillierte Zielstellungen. Wir haben auch danach gefragt, ob die Zonierung noch aktuell ist, denn sie ist ja draußen eine andere als noch im Gesetz, wo nur 29 Prozent der Fläche ausgewiesen wurde. Heute sind 90 Prozent der Fläche ohne menschliche Nutzung. Ich bin Herrn Minister dankbar - das haben wir vorher nicht abgesprochen -, dass er das jetzt in die Hand nehmen und die Zonierung den Gegebenheiten vor Ort anpassen will, um auch den internationalen Anforderungen an den Nationalpark Rechung zu tragen. Die CDU-Fraktion wird ihn dabei unterstüt

zen, denn es muss auch das Gesetz geändert oder noch in diesem Jahr angefangen werden. Dabei werden wir ihn unterstützen. Der Nationalpark Hainich ist der drittkleinste Nationalpark Deutschlands, hat aber mit 5.000 ha „große nutzungsfreie Laubfläche“ den größten Anteil deutschlandweit. Und, wie gesagt, für die Bedeutung und die Verantwortung für Deutschland, für die weltweite Erhaltung haben wir die Verantwortung. Ich denke, das wird nächstes Jahr angepasst werden müssen, deswegen hatten wir nachgefragt, ob das noch aktuell ist. Sie haben angesprochen, dass die Inventarisierung der Arten in den letzten Jahren stattgefunden hat. Sie haben den aktuellen Artenbericht aufgezählt, 7.620 Arten sind derzeit inventarisiert. Ich bin der Auffassung, die Inventarisierung muss fortgesetzt werden und der Erfassung müssen vertiefte Untersuchungen zu Vorkommen und Bestandsgrößen zu ausgewählten Arten folgen. Sie haben hier dargestellt, welche Universitäten im Hainich forschen, das will ich jetzt nicht noch mal aufzählen. Auch ist es durch den Baumkronenpfad - der ist für Besucher interessant, der ist aber auch für den Naturschutz interessant - jetzt erstmals möglich, dass überhaupt in dem schwer zugänglichen Kronenbereich Untersuchungen durchgeführt werden können. Das ging ja im Vorfeld nicht. Große Bedeutung für die Forschung hat die Einbeziehung der Plenterwälder. Hier werden zukünftig vergleichbare Ergebnisse von bewirtschaftetem und unbewirtschaftetem Wald, die nebeneinanderliegen, erwartet. Von der Forschung im Nationalpark sind für die Zukunft wertvolle Erkenntnisse für Waldschutz, für Waldökologie und für Waldbau zu erwarten, auch gerade im Hinblick auf den Waldumbau. Wir haben letztes Jahr den Sturm Kyrill gehabt und, ich denke mal, da werden wir in den nächsten Jahren - das ist ja nicht heute oder morgen der Fall, da müssen wir in Zeiträumen von zehn, zwanzig Jahren denken - Forschungsergebnisse für zukünftigen Waldumbau vorlegen.

Verehrte Kolleginnen und Kollegen, der Hainich gehört heute - der Minister hat es gesagt und Herr Kummer hat es auch gesagt - zu den bedeutendsten Wildkatzenlebensräumen in Deutschland. Ich bin froh, dass am 01.11. die Bepflanzung des ersten Wildkatzenkorridors in Deutschland in der Gemeinde Hörselberg durchgeführt werden kann. Dadurch wird auch zukünftig sichergestellt, dass der Lebensraum für die Wildkatze erhalten bleibt - ein ganz toller Erfolg für den Naturschutz in Deutschland.

Auch hat der Hainich eine große Bedeutung für die Lebensräume von Fledermäusen. 14 Arten wurden hier nachgewiesen, darunter das Große Mausohr oder die Bechsteinfledermaus, die Mopsfledermaus - das sind alles Arten, die im Anhang 2 der FFHRichtlinien aufgeführt werden. Die Mopsfledermaus ist vom Aussterben bedroht, ihr Verbreitungsgebiet

liegt ausschließlich in Thüringen und in Bayern. Sie findet ihren Lebensraum nur in Wäldern, die von der Nutzung ausgeschlossen sind. Also haben wir hier eine große Bedeutung für die Mopsfledermaus, denn der Nationalpark Hainich und die Hohe Schrecke - da gibt es die auch - sichern ihr das Überleben.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, in den letzten zehn Jahren haben sich die Besucherzahlen deutlich nach oben entwickelt - das ist ja auch logisch. 1998 kamen 25.000 Besucher und 2004 waren es dann schon 140.000 Besucher. Den größten Besucherandrang erlebt der Hainich natürlich jetzt durch den Baumkronenpfad und dort konnte im August 2007 aus Sachsen-Anhalt der fünfhunderttausendste Besucher begrüßt werden. Das ist die eine positive Meldung. Aber die andere ist, der Hainich musste auch erst dahin entwickelt werden, um in einem Nationalpark auch wandern zu können; da gab es vorher nur einen Weg - der Minister hat es gesagt. Heute gibt es 17 attraktive Wanderwege und ein Besucherinformationssystem, was auch wichtig ist, denn die dürfen ja nicht in der Kernzone 1 durch den Wald gehen. Die Leute müssen gelenkt werden durch eine sichere Orientierung. Vorbildlich war bei den anzulegenden Wanderwegen, dass dort von Anfang an an die Menschen mit Behinderung gedacht wurde und das Konzept zur Erwanderung des Nationalparks auch für Menschen mit Behinderung in den Blick genommen wird und wurde und das auch zukünftig so bleibt. Denn es folgt schon für 2008 der nächste Weg, der behindertengerecht ausgebaut wird. Der barrierefreie Erlebnispfad Brunstal - das hat der Minister schon gesagt - ist besonders wichtig für Rolli-Fahrer, die können ihn selbständig erfahren. Aber die Wege sind so ausgeschildert durch ein Leitsystem, dass auch blinde Menschen das allein - das ist ja ganz wichtig - erleben können. Auch der Fahrstuhl am Baumkronenpfad ist hier zu nennen - da kann man sich nun streiten, ob man den vorher oder hinterher drangebracht hat, aber er ist jetzt da. Da können auch Gehbehinderte, aber auch Familien mit Kinderwagen hoch - Mütter und Väter mit Kinderwagen wollen ja vielleicht auch mal mit da hoch -, das ist jetzt möglich. Also, wie gesagt, durch die Mitarbeiter der Naturparkverwaltung, die das alles erst erarbeitet haben, ist da Vorbildliches geleistet worden und das trägt auch Früchte. Nicht nur die Wege sind behindertenfreundlich, sondern das Schlosshotel in Behringen ist umgebaut worden zu einem Dreisternehotel. Da können alle Menschen mit Behinderung - blind, gehbehindert - Urlaub machen. Es hat also auch eine Vorbildfunktion gegeben und ist dankbar aufgenommen worden in der Region.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Umweltbildung - ein Schwerpunkt im Nationalpark, auch in den Naturparken. Sie hat einen sehr hohen Stellenwert. „Natur erleben mit allen Sinnen“ steht als Leitsatz über der

Arbeit mit den Schulklassen. In den letzten zehn Jahren wurden 30.000 Schüler in 1.500 Naturerlebnisveranstaltungen durch den Nationalpark geführt - 30.000. An dieser Stelle möchte ich dann auch mal den Mitarbeitern der Verwaltung danken, es sind sieben Mitarbeiter und 20 Nationalparkwächter. Da kann man sicher darüber nachdenken, das ist immer verbesserungswürdig. Das ist überhaupt nicht das Thema, Herr Kummer. Wir wollen ja auch weitermachen und unsere Arbeit ist mit dem Tag heute nicht getan oder zum 1. Januar, wenn er zehn Jahre ist. Da gibt es Reserven, da muss man immer sehen, was kann man noch besser machen, aber es muss ja erst einmal eine Entwicklung stattgefunden haben. Den Ist-Stand wollten wir heute einmal benennen und dann sehen, wie wir weitergehen. Nichts ist so gut, dass es nicht besser werden kann. Einmal über eine Lehrerabordnung nachzudenken, Herr Minister Sklenar, das können wir uns auch vorstellen und das ist sicher auch möglich, sage ich jetzt einmal so.

Wichtig war es zum Beispiel den Mitarbeitern im Nationalpark, zu Anfang ihre Arbeit den Kindern aus den Dörfern des Hainich ringsherum nahezubringen, um ihnen klarzumachen, Kinder, das ist euer nationales Naturerbe, das liegt vor der Haustür, denn die Identifikation mit Naturschutz von Klein bis Groß ist doch ganz wichtig und das ist wirklich gut gelungen. Auch die über 100 Praktikanten, die in den letzten Jahren im Nationalpark die Umweltbildung sehr engagiert - es sind ja alles junge Leute - geleistet haben, das kann nur unsere Anerkennung finden. Auch kann man den Praktikanten Dank sagen von dieser Stelle, aber auch der Commerzbank, die ja nicht im Nationalpark, sondern auch in den Naturparken diese Stellen mitfinanziert. Ohne dieses Engagement der Commerzbank wäre das nicht so möglich; das darf man hier auch noch einmal sagen. Aber Umweltbildung ist nicht nur bei den Schülern gut angelegt, sondern auch bei den Erwachsenen, denn die haben es auch nötig, der eine oder andere mehr oder weniger, und Umweltbildung findet auch in den Nationalparkinformationsstellen für Erwachsene statt. Es gibt vier Informationsstellen, die ganz toll gemacht sind und dieses Jahr am 3. April wurde auf dem Harsberg eine Informationsstelle neu eröffnet. Annette Lehmann und ich waren an dem Tag dabei, wir hatten uns schon länger einmal angemeldet, auch mal mit einem Nationalparkwächter einen ganzen Tag durch den Nationalpark zu wandern, uns auch zu bilden, Umweltbildung zu genießen. Das kann ich nur jedem anraten, dass er so etwas einmal tut. Wie gesagt, den 20 Nationalparkwächtern steht eine große Zahl von ehrenamtlichen Naturpark- und Nationalparkführern zur Seite, die seit 1996 in mehreren Lehrgängen ausgebildet wurden. Über 100 gibt es und in diesem Jahr, im Winter, Januar bis April, war wieder ein Naturparkführer-/Nationalparkführerlehrgang mit 28 Teilnehmern. Auch diesen

Menschen, die ihre Freizeit opfern, ein herzliches Dankeschön und durch den Förderverein VDF und auch den 2. Förderverein, dessen Vorsitzender auf der Tribüne ganz engagiert zuhört, herzlich willkommen, durch den GEN, wird viel geleistet und vielen Dank an die vielen ehrenamtlichen Helfer, ohne die dieses gar nicht möglich geworden wäre.

(Beifall CDU)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, den Nationalpark kann man nicht isoliert betrachten, sondern er liegt im Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal und im Rahmen der bundesweiten Qualitätsoffensive, in die alle 95 Naturparke einbezogen wurden, erhielt der Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal als einer der Ersten die Auszeichnung „Qualitätsnaturpark“. Das integrierte Schutzkonzept Nationalpark und Naturpark ist aufgegangen und zeigt erste Früchte. Auch werden die ersten Erfolge in der touristischen Entwicklung in der Region sichtbar. Die Entwicklung der Besucherzahlen haben mehrere aufgezählt, sie sind schon genannt. Man muss wirklich sich noch einmal überlegen, wo wir vor zehn Jahren hergekommen sind. Der Hainich war kein Urlaubsgebiet, auf das man aufbauen konnte, sondern da gab es keine touristische Entwicklung und man musste erste Wege, Radwege, Wanderwege, Wanderparkplätze schaffen. Da gab es an der Thiemsburg Streit, das weiß ich auch, aber wo Menschen arbeiten, gibt es auch Streit, aber es wurde eine Lösung gefunden. Das ist in zehn Jahren, man muss sich das überlegen, aufgebaut worden. Es gibt nun Unterkunftsmöglichkeiten, gastronomische Angebote für alle Kategorien, sie sind heute vorhanden und der Hainich hat sich von einer völlig unbekannten Urlaubsregion zu einem weithin beachteten Zielgebiet für Gäste entwickelt.

(Beifall CDU)

Dass man dann über Verkehrskonzepte ganz anders nachdenken muss als vor zehn Jahren, ist unstrittig. Seit vier Wochen, glaube ich, gibt es am Bahnhof in Bad Langensalza eine Fahrradausleihstation. Das ist das Ergebnis der wachsenden Besucherzahlen, das ist ganz klar, darauf muss man immer reagieren. Man kann jetzt ein Fahrrad ausleihen, fährt egal wohin. Man kann es dann aber auch stehen lassen in Weberstedt oder auch auf der Thiemsburg, wenn man mit dem Bus zurückfahren will, oder man lässt sich abholen oder wie auch immer. Das ist seit vier Wochen möglich. Das ist doch der Entwicklung geschuldet. Da muss man immer darauf schauen, was ist an Bedarf vorhanden und was ist der nächste Schritt. Hier ist wirklich Schritt für Schritt erfolgt.

Wie sich die touristische Infrastruktur im Hainich entwickelt hat, möchte ich einmal an dem Dorf Kam