Meine sehr verehrten Damen und Herren, dass diese beschriebenen Förderungen, Veränderungen der Förderungen, die Veränderung der Rahmenbedingungen und auch diese Begleitung der Unternehmen beim Investieren, beim Wachsen oder auch beim Sichverändern häufig entscheidend ist, um den Standort Thüringen national und auch international in seiner Attraktivität darzustellen. Das ist zuletzt sehr deutlich formuliert worden wenige Tage vor dem Ende des letzten Jahres in Kölleda. Herr Dr. Breitschwerdt, der Geschäftsführer von MDC,
hat dort formuliert: „Die Erweiterung am Standort war nur möglich, da durch die Verlässlichkeit der Politik der Landesregierung und der LEG die Rahmenbedingungen gegeben waren, auch in schwieriger Zeit zu investieren.“ Meine sehr verehrten Damen und Herren, eine klare Aussage eines Unternehmens, das für Thüringen spricht.
Wir werden diesen Weg fortsetzen. Auch aktuell gibt es eine ganze Reihe von Gesprächen über Neuansiedlungen, über Neugründungen, aber was vor allen Dingen entscheidend ist - und dazu haben wir die Elemente entwickelt -, ist die intensive Bestandspflege.
Zweitens werden wir die Einrichtung eines Landesbildungsförderungsgesetzes betreiben, weil natürlich die Bildung, die Weiterbildung ganz entscheidend ist. Die Kooperation von Wirtschaft, Schule, Hochschule, Forschungseinrichtungen, die wir in den letzten Jahren kräftig unterstützt haben, werden wir weiter ausbauen, z.B. wird es Wiedereinstiegs- und Kontaktstipendien geben für junge Forscher in der Familiengründungsphase, und wir werden auch unser dezentrales Energieerzeugungsprinzip weiter beibehalten und ausbauen, weil es nicht nur eine wichtige Aufgabe der Nachhaltigkeit, also für unsere Umwelt ist, sondern gleichzeitig auch ein wichtiges wirtschaftspolitisches Feld.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, das zweite zentrale Feld, bei dem wir in den letzten Jahren und eigentlich seit 1990 sehr erfolgreich gearbeitet haben, ist das Thema Bildung. Thüringen ist ein Bildungsland innerhalb der Bundesrepublik Deutschland, das einen hervorragenden Namen und hervorragende Ergebnisse hat.
Ich weiß, dass für Bildung nicht nur die Schule die Aufgabe erfüllt. Da ist die Familie zu nennen, da sind die Kindertagesstätten zu nennen, da sind die Schule, die Ausbildung, die Hochschule, aber auch das lebensbegleitende Lernen, die Erwachsenenbildung zu nennen. All diese tragen erheblich dazu bei, dass wir erfolgreich sind und bleiben. Aber - keine Frage - ein wesentliches Fundament prägt die Schule. Deshalb will ich das hier einmal ganz klar und auch unmissverständlich sagen: Wir haben von Beginn an, seit 1990, und gerade auch in den letzten Jahren mit Vehemenz auf klare Strukturen, auf Leistung und auf Kontinuität gesetzt. Wir haben keine ständigen Strukturdebatten geführt, sondern wir haben uns auf die Inhalte konzentriert und das werden wir auch weiter tun.
Die nationalen Ergebnisse, aber auch die internationalen Ergebnisse geben uns hier sehr recht. Ich muss hier sicher nicht die Details der einzelnen Studien darstellen, weil sie oft auch Inhalt von Landtagsdebatten waren. Aber wenn wir bei PISA, diesem internationalen Vergleich, gerade im Blick auf mathematisch-naturwissenschaftliche Kenntnisse, aber auch darüber hinaus, wenn wir bei IGLU Fertigkeiten des Lesens, des Verstehens in der Grundschule, wenn wir im Bildungsmonitor des letzten Jahres und bei der Bertelsmann-Studie deutlich in die Spitzengruppe in Deutschland und darüber hinaus gewertet werden, dann ist ein Beweis, dass die Lehrerinnen und Lehrer eine exzellente Arbeit machen, aber auch dass die Strukturen und generell die Inhalte stimmen. Auf dem Weg werden wir weitergehen.
Ich finde, wir sollten auch den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern und damit auch uns als Landtag und uns als Regierung sagen, dafür war ein Einsatz notwendig. Thüringen investiert im bundesweiten Vergleich das meiste Geld in Bildung - 6.400 € pro Schüler in den allgemeinbildenden Schulen. Das sind im Übrigen 4,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Deutschland steht derzeit bei 2,9 Prozent. Die OECD-Studie sagt, dass die OECD im Durchschnitt bei 3,6 Prozent steht. Das heißt, wir haben auch eine klare Priorität in diesem Landtag immer wieder beschlossen, nämlich für Bildung mehr zu tun als andere.
Nun weiß ich und jeder weiß das, dass es im Einzelfall immer Probleme und Defizite gibt. Trotzdem ist es doch eine sehr positive Botschaft, wenn wir sagen können, wir haben die beste Lehrer-SchülerRelation in allen Schulformen und allen Jahrgängen in Deutschland. Sie ist auch ein sehr gutes Beispiel für diese Leistungsfähigkeit, dass wir heute Spezialschulen haben, die nationalen und internationalen Ruf haben. Schauen Sie sich die aktuellen Sprachenwettbewerbe an und das Abschneiden unserer Schule in Schnepfenthal, dann werden Sie ein aktuelles Beispiel hören und genau das Gleiche kann man für unsere mathematisch-naturwissenschaftlichen Schulen in Jena, Erfurt und Ilmenau sagen oder auch für die exzellent arbeitende Spezialschule für Musik und im Sport ist es selbstredend, sowohl in Jena wie in Erfurt, aber vor allen Dingen auch in Oberhof sind die Ergebnisse am Ende auch Ergebnisse, die insgesamt dem Freistaat eine wichtige Unterstützung bieten. Dass wir auch in den letzten Jahren die veränderte Wirklichkeit, also mehr Ganztagsan
gebote nicht nur erlebt haben, sondern gestaltet haben, darf man als positives Ergebnis auch sagen, offene Ganztagsschule - 63 Prozent aller Grundschüler besuchen dieses Ganztagsangebot. Dass wir inzwischen eine offene Schuleingangsphase haben, um flexible Antworten zu geben, beweist auch, dass wir den inhaltlichen Veränderungsprozess gestalten; und dass wir inzwischen einen Bildungsplan als Orientierungsplan von 0 bis 10 Jahren haben, beweist doch, dass wir z.B. keine Grenze und keine Übergangsprobleme sehen wollen zwischen Kindertagesstätte und Schule, das ist ein Kontinuum, und dass wir inzwischen auch die Eigenverantwortung der Schule als wichtiges Grundprinzip weiterentwickeln, weil hier die Qualitätsentwicklung vorangebracht und weiter stabilisiert werden kann, das ist entscheidend. Worüber ich sehr froh bin, dass wir die kommunale Bildungsverantwortung weiter stärken, indem wir Schule und Sozialraum vernetzen. Es gibt dazu Modellprojekte und die Pilotprojekte und auch die Weiterentwicklung der Sekundarstufe II, also der Oberstufe der Gymnasien, zu mehr Verbindlichkeit. Das ist ja ein von uns immer wieder und schon sehr lange verfolgtes Ziel, das leider aufgrund der Gesamtabkommen innerhalb der Kultusministerkonferenz nicht so einfach zu verwirklichen war. Umso wichtiger ist, dass wir jetzt einen guten Schritt vorangekommen sind und auch dass wir den Einstieg z.B. für Kinder, für Jugendliche im Blick auf Natur und Technik noch einmal neu weiterentwickeln durch das Fach „Mensch-Natur-Technik“ zeigt, dass wir die inhaltliche Profilierung der Schule im Blick haben. Ich bin sehr dankbar und erlebe das auch draußen, dass im Grundsatz die Lehrerinnen und Lehrer, die Eltern und die Schülerinnen und Schüler diesen Wert erkennen und diesen Wert auch weitertragen und deshalb bleiben wir dabei, wir brauchen keine Einheitsschule, wir brauchen eine differenzierte Schullandschaft, wir brauchen keine Strukturdebatten, sondern brauchen Qualitätsdebatten und wir müssen weiter das hohe Maß an Durchlässigkeit auch an Leistungsfähigkeit messen. Deshalb ist es für die nächsten Jahre wichtig, dass wir die Lehrerinnen und Lehrer weiter stärken und dass wir dafür Sorge tragen, dass wir immer mehr junge Lehrer, um den Generationswechsel auch zu gestalten, in die Schulen bekommen, deshalb ist der Einstellungskorridor von 100 jungen Lehrern pro Jahr ganz entscheidend. Es ist auch wichtig und ich danke dafür, dass es einen guten Kompromiss gibt im Blick auf die sogenannten Floatingverträge. Das zeigt, dass Lehrer, Gewerkschaften und auch Kultusministerium an dieser Stelle zu einem gemeinsamen Kompromiss in der Lage und fähig waren. Das schafft Sicherheit für die Zukunft.
Ich finde, wir sollten, weil wir das ja auch als eigenständiges Politikprinzip in Thüringen von 1990 an ganz allein gestaltet haben und die Verantwortung tragen als föderalistisches Land, diesen Wert immer wieder nach außen vermitteln. Deshalb bin ich dankbar, dass wir da zum einen im Konzert der jungen Länder erfolgreich sind, aber auch ganz eigenständig als Thüringen.
Von Manfred Prenzel, den die meisten hier kennen, der Leiter der PISA-Studie war, ist zu lesen: „Man besinnt sich dort“, also in den jungen Ländern, „auf das Kerngeschäft des Unterrichts und man spart sich Debatten über komplizierte Schulsysteme.“ Das heißt, es wird sehr, sehr deutlich, dass es richtig ist, dass wir den Inhalt, die Qualität und das Kind im Mittelpunkt gesehen haben. Er sagt weiter: „Unsere Erfahrungen zeigen, dass wir auch im bestehenden System an Qualität gewinnen können. Man kann deshalb nur vor unüberlegten Maßnahmen warnen. Länder wie Thüringen und Sachsen sind positive Beispiele dafür, wie behutsam man Strukturen verändern kann, ohne einen Einbruch bei den Leistungen zu verzeichnen. Diese Länder sind dabei sehr erfolgreich.“ Das ist wegweisend auch für die Zukunft.
Ein drittes besonderes Standbein oder eine dritte wesentliche Säule, auf der unsere Perspektive weiterentwickelt werden kann, ist das Hochschul- und Forschungsland Thüringen. Neben den vorhin schon genannten wichtigen Forschungseinrichtungen, die außeruniversitär und wirtschaftsnah sich entwickelt haben und die wir unterstützen, sind dann natürlich besonders unsere Hochschulen, unsere Fachhochschulen, unsere Universitäten und die Berufsakademien zu nennen. Unser Weg in den letzten Jahren war ganz eindeutig davon gekennzeichnet, dass wir die Autonomie der Hochschulen weiterentwickeln wollten und auch weiterentwickelt haben, weil damit die Attraktivität der Hochschulen und das wissenschaftliche Leistungsprofil, aber auch das Profil bei Forschung und Lehre weiter gestärkt werden konnte. Die Eigenständigkeit hat eine gute Entwicklungsresonanz und eine gute Entwicklungsgrundlage geschaffen. Gleichzeitig hatten wir einen Aufbauprozess zu gestalten. Ich erinnere noch einmal daran: Thüringen hatte 1990 etwa 14.000 Studierende. Wir haben mit Wintersemester 2008/09 52.347 Studierende. Das heißt, ein gewaltiger Aufbau- und Veränderungsprozess war zu gestalten. Ich will jetzt nur beispielhaft eine aktuelle Studie nennen; Gleiches könnte man auch für die Technische Universität Ilmenau, die Bauhaus-Universität, die Universität Erfurt, die Fachhochschulen oder auch die Berufsakademien nennen. Das Centrum für Hochschulentwicklung und DIE ZEIT 2009 haben der FriedrichSchiller-Universität Jena in fast allen Fächern vordere
Plätze im Vergleich zu anderen Lehrstätten bescheinigt. Das heißt, die Investitionen seit 1991, immerhin 1,5 Mrd. €, aber auch die Konzentration auf Forschung und Lehre und der Ausbau und Aufbau im Blick auf neue hochschulische Disziplinen haben sich als beispielgebend erwiesen. Deshalb werden wir auch in Zukunft ein Forschungs- und Hochschulland bleiben und unsere ganze Kraft auf den Ausbau und die Stabilisierung dieses Forschungs- und Hochschullands legen.
Zwei Beispiele aktuell: Wir haben vor wenigen Monaten entschieden, eine zusätzliche Ingenieurausbildung durchzuführen. Wir sind die Ingenieurschule in Deutschland. Nach den Entwicklungen, die in den letzten Jahren gestaltet worden sind, haben wir also neue Entscheidungen gefällt: 360 zusätzliche Ingenieure, die an den Fachhochschulen Erfurt und Jena ausgebildet werden. Wir sind zusammen mit Sachsen beispielgebend bei der Ingenieurausbildung. Wie wichtig das für die Wirtschaftsentwicklung ist, weiß jeder. Wir haben auch gemeinsam mit der Wirtschaft, mit den Hochschulen und Forschungseinrichtungen - übrigens einmütig und ohne jede Streitdebatte - unter der Überschrift „Exzellentes Thüringen“ immerhin ein Gesamtvolumen von fast 2,8 Mrd. € bis zum Jahr 2011 beschlossen, damit diese Hochschulen und Forschungseinrichtungen auch weiter nicht nur an Stabilität gewinnen und sie erhalten, sondern damit sie ausgebaut werden können und damit am Ende die Wirtschaftsentwicklung und damit die Menschen in Thüringen davon profitieren.
Wir haben eine Thüringer Forschungsstrategie, die gerade die Clusterentwicklung und die Vernetzung mit den Hochschulen und der Wirtschaft im Blick hat. Wir haben im Fachkräftesicherungspakt ebenfalls die Aufgaben der Hochschulen definiert und wir haben auch die Autonomie der Hochschulen weiterentwickelt. Was jetzt in den nächsten Jahren entscheidend ist, ist zum einen, die sehr, sehr gute Forschungs- und Hochschullandschaft der sich in Thüringen entwickelnden verschiedenen Hochschulen und Fachhochschulen und der Berufsakademien national und international noch stärker zu vermarkten. Dazu dient der Hochschulpakt 2020, den wir mit der Bundesregierung gemeinsam auf den Weg gebracht haben.
Zum Zweiten ist es wichtig, dass wir weiter werben für dieses Angebot innerhalb Deutschlands und auch international. Deshalb bleibt es wichtig, dass wir einen Campus Thüringen haben, der in seiner Vielfalt, aber auch in seiner Eigenständigkeit vermit
telt wird; wir bleiben auch dabei, dass es keine Studiengebühren gibt, weil damit natürlich die Attraktivität des Studienstandorts Deutschland und konkret des Studienstandorts Thüringen in den nächsten Jahren differenziert vermarktet werden kann. Unser wichtiges Ziel zusammen mit den Hochschulen ist es, dass wir die Campus-Idee weiterentwickeln, denn wir müssen es realisieren, dass in Thüringen junge Menschen gleichzeitig an mehreren Thüringer Hochschulen studieren können. Das heißt, wir brauchen einen einheitlichen Thüringer Studentenausweis, das Campus-Thüringen-Ticket, weil dadurch die Qualität für die Forschung und Lehre, aber auch die konkreten Studiermöglichkeiten deutlich verbessert werden. Auch wir werden uns dafür einsetzen, dass wir sogenannte Seniorprofessuren einrichten, denn das Wissen, die Fähigkeiten, die Talente der heute vielleicht 65-jährigen Professorinnen und Professoren, die in Thüringen vorhanden sind, sind zu nutzen für die Zukunft. Deshalb werden wir eine solche Seniorprofessurentwicklung ermöglichen.
Ganz entscheidend ist, dass wir sowohl bei Bildung, Schule, aber auch bei Hochschule, Forschung und Entwicklung immer wieder die Leistung als wesentlichen Parameter erhalten und an der Leistung - individuell wie generell - auch den Erfolg, die Durchlässigkeit, die Entwicklung messen. Das ist gerade in dieser Krisenentwicklung ganz entscheidend. Deshalb wollen wir auch keine Experimente an dieser Stelle zulassen. Dass das aus Sicht der Wirtschaft genauso gesehen wird, das will ich an einem Zitat deutlich machen, dass ich bei Dr. Mertin, dem Vorstandsvorsitzenden der Jenoptik AG, gelesen habe. Er ist gerade in dieser Krise, die auch an Jenoptik nicht vorbeigeht, wie wir aktuell lesen konnten, gefragt worden zum Thema Krise und die richtige Unternehmensstrategie. Zu einem mangelnden Leistungsanreiz in der staatlichen Ausbildung in den alten Ländern meint Dr. Mertin im Hinblick auf Thüringen: „Auch in Thüringen?“, so die Frage, „Nein, hier steht das Leistungsprinzip viel mehr im Vordergrund. Schon in den Schulen ist die Orientierung auf Leistung, Disziplin und Anerkennung ausgeprägt. Auch außerschulisch wird Anreiz für Leistungen geschaffen, sei es bei Physik- oder Mathematikolympiaden, bei Sportwettbewerben.“ Das heißt, auch die Wirtschaft erkennt sehr zu Recht, die Leistungsfähigkeit der Thüringer Schulen und der Thüringer Hochschulen ist entscheidend für den Erfolg der Thüringer Unternehmen und damit Thüringens insgesamt. Wir werden diesen Weg konsequent fortsetzen.
Ganz wesentlich - und gerade auch in dieser sich neigenden Legislaturperiode ist es deutlich zu sagen - war für uns die Entscheidung, dass wir Familienland Nummer 1 in Deutschland werden und dass wir dafür alles tun. Das soll ein besonderes Markenzeichen in Thüringen auch bleiben. Wir wollen Familienpolitik vom Kind aus und für den Freistaat weiter gestalten und wir sind dankbar, dass wir inzwischen in Deutschland entscheidende Punkte gesetzt haben, die von anderen nachentwickelt werden.
Dass wir als einziges Land in der Bundesrepublik Deutschland ein einkommensunabhängiges Betreuungsgeld als Erziehungsgeld zahlen, ist dafür ein wesentlicher Bestandteil gewesen. Ich bin dankbar, dass auf unsere Initiative hin die Große Koalition in Berlin entschieden hat, ab 2013 ein Betreuungsgeld auch bundesweit einzuführen. Dass wir kein anderes Flächenland in Deutschland haben, das mehr Geld pro Kindertagesstättenplatz ausgibt, ist ebenfalls ein Beweis für die besondere Prioritätensetzung hier im Thüringer Landtag und in unserer Politik.
Es ist auch erlebbar, dass sich das in der konkreten Kinderbetreuungsquote niederschlägt: für die Kinder von einem bis unter zwei Jahren eine Besuchsquote, die ihre Beispiele sucht, mit 34,6 Prozent, Kinder von zwei Jahren bis drei Jahren schon eine Besuchsquote von 76,1 Prozent und Kinder im Alter von vier Jahren bis zur Grundschule eine Besuchsquote von 98,3 Prozent. Dass wir eine Infrastrukturpauschale zahlen, 1.000 € für jedes neugeborene Kind an die Kommune, ist auch eine wichtige Leistung für die Familien, für die Familienausrichtung in den Kommunen. Kein anderes Land hat bereits seit 2006 einen uneingeschränkten Rechtsanspruch auf einen Kindertagesstättenplatz ab zwei Jahre. Wir leisten mit unserer Stiftung FamilienSinn ganz entscheidende Unterstützung für die Familien, für die Familienbildungsangebote, für die Familienerholung, für die Familienzentren und Investitionen in Einrichtungen der Familien und auch für die Elternakademie. Deshalb werden wir diesen Grundsatz weiterverfolgen; wir bleiben Familienland, weil: Wer auf Familie setzt, setzt auf Zukunft eines Landes.
Im Übrigen, weil ich das jetzt oft auch in der Öffentlichkeit als Diskussionsthema erlebe, wundert mich, dass wir nicht verfassungstreu in Thüringen hier im Landtag einmütig sind, denn unsere Verfassung spricht eine ganz klare Sprache, die wir damals bis auf die damalige PDS alle miteinander unterstützt haben und die auch eine große Zustim
mung in einer Volksabstimmung bekommen hat. In unserer Thüringer Verfassung in Artikel 17 steht neben der Priorität, Ehe und Familie als besondere Aufgabe für die staatliche Ordnung zu definieren, in Absatz 2: „Wer in häuslicher Gemeinschaft Kinder erzieht oder für andere sorgt, verdient Förderung und Entlastung.“
Das heißt, unsere Verfassung ist vollkommen eindeutig, Priorität und Entscheidungskompetenz haben die Eltern und wir müssen sie dabei unterstützen und Angebote unterbreiten; wir dürfen aber diese Entscheidung nicht relativieren. Das ist Verfassungsgebot in Thüringen.
Wir werden diesen erfolgreichen Weg weitergehen. Wir haben gerade entschieden, dass wir 1.000 zusätzliche Fachkräfte für die Kinderbetreuung in den nächsten Jahren durch zusätzliche Förderung erreichen wollen. Wir haben entschieden, dass eine Landespauschale für alle Kinder im zweiten und dritten Lebensjahr von 20 € pro Monat ab 1. August dieses Jahres und später dann 50 € pro Monat dazu beiträgt, und zum Zweiten, dass wir die Erhöhung der Landespauschale für Kinder unter einem Jahr, die eine Kindertagesstätte besuchen, auf 120 € ab 1. August und dann später auf 150 € als Stärkung vornehmen. Wir wollen die Bezugsdauer für das Erziehungsgeld verdoppeln. Wir werden wiederum als einziges und erstes Land in Deutschland den Rechtsanspruch auf einen Kindertagesstättenplatz schon ab dem 1. Geburtstag festlegen. Wir werden in den nächsten Jahren über 150 Mio. € in den Ausbau von Kindertagesstätten investieren. Das heißt, diese wichtige Aufgabe, Familienland in Thüringen, Familienland auch für Deutschland, nehmen wir ernst, weil wir damit natürlich auch die Grundlage unserer Gesellschaft stärken. Deshalb ist es ganz offensichtlich, dass diese Familienoffensive die Attraktivität des Landes insgesamt gestärkt hat, denn die Wirtschaft hat in ihrer Allianz für Familie mit uns entschieden, sich genau auf dieser Grundlage bereit zu erklären, ihre konkreten Möglichkeiten zu nutzen, Flexibilität im Unternehmen, in der Unternehmensorganisation zu ermöglichen etc., um für junge Familien diese Entscheidung, in Thüringen zu Hause zu sein, Arbeit zu haben, aber auch Familienentwicklung zu organisieren, zu verbessern. Ich will deutlich sagen, auch wenn es auf geringem Niveau ist: Dass wir im Jahr 2008 gegen den Bundestrend eine gestiegene Geburtenzahl haben, sollte uns alle erfreuen und beweisen, wir sind da auf dem richtigen Weg.
Auch wenn man die Entwicklung, wie entscheiden sich jetzt Eltern, weil das oft diskutiert wird, genauer betrachtet, ergibt sich ein klares Bild, das für unsere Politik spricht. Allein die Betreuungsquote der Zweijährigen ist als Beispiel prägnant. Im Jahr 2005 lag die Betreuungsquote der Kinder im 3. Lebensjahr bei 50 bis etwa 55 Prozent. Aktuell liegt sie bei über 75 Prozent, das heißt, die Eltern sowie die Alleinerziehenden entscheiden sich für die Entwicklungsperspektive ihres Kindes und auch für ihre eigene Entwicklungsperspektive. Deswegen braucht es an dieser Stelle keinen eingreifenden Staat, sondern einen Staat, der Hilfe leistet, damit diese Einstellung und Einschätzung für das Kind positiv getroffen werden kann.
Auch die Entscheidung, dass wir einen Bildungsplan als Orientierungsperspektive zusammen mit anderen Institutionen vorgelegt haben, zeigt, dass es auf die Qualitätsdiskussion ankommt und nicht auf die Quantitätsdiskussion.
Ich will aber auch das Stichwort „Kinder und Armutsrisiko“ kurz ansprechen. Ich glaube, wichtig ist, darauf zu achten, dass wir immer im Einzelfall Hilfe leisten, Eltern, Alleinerziehenden und da, wo Kinder in Not sind allemal. Es war richtig, dass wir durch das Thüringer Erziehungsgeld auch die Stärkung der finanziellen Basis der Familien bewirkt haben, denn damit wird insgesamt auch der Wert der Familie in der Gesellschaft deutlich. Ich bin auch dankbar, dass wir mit dem entsprechenden Kinderschutzgesetz im letzten Jahr die verbindliche Sorge für die Kinder verstärken konnten - Vorsorgeuntersuchungen sind verbindlich geregelt, es gibt Angebote für Hilfesuchende, Familienhebammen. Es ist die Zusammenarbeit von Ärzten, von Jugendämtern, Familiengerichten und Polizei noch einmal weiterentwickelt und gestärkt worden. Wir alle - ich denke, dass das nicht nur unsere Überzeugung ist, sondern dass das auch eine übergroße Mehrheit der Thüringerinnen und Thüringer so sieht - sind fest davon überzeugt, dass in einer freiheitlichen Gesellschaft im Ordnungsgefüge insgesamt nicht die Politik, nicht die Wirtschaft, nicht möglicherweise nationale und internationale Gremien zuallererst zu nennen sind, sondern im Ordnungsgefüge einer freiheitlichen Gesellschaft steht im Zentrum und im Fundament die Familie. Deshalb bleiben wir Familienland und werden dafür auch in Zukunft alles tun.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, eine besondere Wertschätzung und auch eine besondere Entwicklungsperspektive hat unser ländlicher Raum. Über 75 Prozent der Thüringerinnen und Thüringer
leben in Landkreisen, im ländlichen Raum. Natürlich sind die Städte, die Metropolen entscheidende Impulsgeber für wirtschaftliche, wissenschaftliche, kulturelle Entwicklung. Aber der ländliche Raum bietet besondere Chancen wie selbstbewusste Kommunen, erfolgreiche Landwirtschaft im ländlichen Raum und starker ländlicher Raum. Das ist eine ganz entscheidende Wegweisung für uns gewesen, deshalb wollen wir auch, dass dieser ländliche Raum strukturell seine Entwicklungsperspektive erhält, und deswegen wollen wir nicht die kommunalen Strukturen immer wieder durch neue mathematische Modelle verändert sehen, sondern die Landgemeinde ist genau die richtige Perspektive für den ländlichen Raum.