Protocol of the Session on September 2, 2016

Herr Poggenburg.

Sehr geehrter Herr Gallert, Sie haben gerade auf die AusfĂŒhrungen des Herrn Rausch verwiesen. Eine grundsĂ€tzliche Frage: Ist Ihnen bewusst, Europa und die EU keinesfalls dasselbe sind?

(Zuruf von der LINKEN: Ach!)

Ist Ihnen einmal klar geworden, dass es nicht dasselbe ist und dass die AfD ĂŒberhaupt nicht gegen Europa und auch nicht gegen einen Markt ist, sondern dass die AfD gegen das EU-Konstrukt ist, wie es gewachsen ist und wie es sehr wahrscheinlich auch weiterhin wachsen wird? - Danke.

(Beifall bei der AfD - Sebastian Striegel, GRÜNE: Also der Binnenmarkt! - Zuruf von Katrin Budde, SPD)

Herr Gallert, bitte.

Also, Herr Poggenburg, wofĂŒr oder wogegen die AfD ist, ist mit Ausnahme eines Punktes - Sie sind immer gegen FlĂŒchtlinge - sehr flexibel. Das habe ich schon mitbekommen.

(Zustimmung bei der LINKEN, bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Ja, ein Blick auf die Landkarte dĂŒrfte uns allen das Ergebnis zeigen, dass Europa und die EuropĂ€ische Union nicht identisch sind.

(Zustimmung von André Poggenburg, AfD)

Das, worauf ich mich beziehe, ist die Aussage in der BegrĂŒndung Ihres Antrages:

„Freier Handel ist eine wesentliche Grundlage unseres Wohlstands. Der europĂ€ische Binnenmarkt ist ein ĂŒberzeugendes Beispiel dafĂŒr.“

(Sebastian Striegel, GRÜNE: Das ist die EU!)

In welcher Struktur existiert der europÀische Binnenmarkt?

(Sebastian Striegel, GRÜNE: Im Moloch BrĂŒssel!)

Der europĂ€ische Binnenmarkt existiert ausschließlich innerhalb der EuropĂ€ischen Union. Er existiert nicht zwischen Deutschland und Russland, was ja bedeuten wĂŒrde, dass der europĂ€ische Binnenmarkt mit Europa identisch wĂ€re, weil Russland zu Europa gehören wĂŒrde.

(Beifall bei der LINKEN - Zustimmung bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Herr Poggenburg, das ist keine Frage der politischen Willensbildung, sondern eine der inhaltlichen Logik.

(Beifall bei der LINKEN - Zustimmung bei den GRÜNEN)

Herr Gallert, es gibt noch eine Nachfrage. Diese wĂŒrde ich noch zulassen und dann sollte es reichen. - Herr Roi, bitte.

Danke, Frau PrÀsidentin. - Herr Gallert, ich bin auch ein Fan von Logik und ein Fan von Fakten.

(Oh! bei der LINKEN - Sebastian Striegel, GRÜNE: Das merkt man nicht jedes Mal!)

- Lassen Sie mich ausreden. Sie haben eben gesagt und in den Raum gestellt, dass die AfD beim letzten Mal den Antrag der LINKEN nicht unterstĂŒtzt hat. Ich möchte Folgendes feststellen - ich zitiere aus dem Stenografischen Bericht. Der Abg. Tobias Rausch sprach damals, offensichtlich haben Sie nicht zugehört:

„Daher unterstĂŒtzen wir, die AfD-Fraktion, den Antrag der Fraktion DIE LINKE und bitten Sie um ein entsprechendes Votum.“

Das wurde hier gesagt. Im Anschluss daran, Herr Gallert gab es - das ist aus dem Protokoll komi

scherweise nicht so klar herauszulesen - mehrere AntrĂ€ge und mehrere Redner aus verschiedenen Fraktionen, die ganz eilig beantragt haben, Ihren Antrag, den der Fraktion DIE LINKE, in die AusschĂŒsse zu ĂŒberweisen.

Jetzt frage ich Sie: Warum haben Sie von den LINKEN diesem Antrag zugestimmt? HĂ€tten Sie doch einfach zusammen mit der AfD TTIP abgelehnt, Herr Gallert.

(Beifall bei der AfD)

Herr Gallert, bitte.

Wir haben hier ein Thema, bei dem es um eine politische Willensbildung geht. FĂŒr die politische Willensbildung in Sachsen-Anhalt ist der Landtag wichtig und wesentlich. Wir haben einen Antrag gestellt, der beabsichtigen soll, dass eine solche Willensbildung in unserem Land Sachsen-Anhalt in diese Richtung passiert. Was uns relativ wenig oder gar nichts nĂŒtzt, ist ein Antrag, der mit der Mehrheit der Koalition, die damals ĂŒbrigens noch ab und zu im Landtag vorhanden war, abgelehnt worden wĂ€re. Dann wĂ€re er weg. Das, was wir brauchen, ist eine Debatte, ĂŒbrigens auch eine echte Debatte in den Koalitionsfraktionen.

Auch das muss man wissen: Wir können im Landtag eine solche Quasi-Resolution verabschieden, aber derjenige, der letztlich darĂŒber im Bundesrat mit entscheidet - das ist unsere Einflussquelle -, ist der Kollege Wirtschaftsminister. Der Kollege Wirtschaftsminister hat uns heute wieder sehr eindringlich bewiesen, dass er noch eine Menge Beratungsbedarf in diesen Themen hat. Deswegen sind wir auch heute fĂŒr eine Überweisung offen.

Allerdings wundern wir uns auch ein bisschen: Der eigentlich wichtige Antrag dazu liegt schon Ausschuss. Aber die Koalition will halt einen zusÀtzlichen Beratungsbedarf anmelden. Nach der Rede des Wirtschaftsministers ist dies auch nötig, finde ich.

Deswegen sagen wir: Gut, in Ordnung, dann soll es halt so sein. Das war damals so und das ist heute so. - Danke.

(Zustimmung bei der LINKEN)

Vielen Dank, Herr Gallert. - Ich habe gesagt, es war die letzte Frage.

(André Poggenburg, AfD: Nur eine Kurz- intervention!)

- Bitte.

Eine Kurzintervention, weil wir direkt angesprochen wurden.

(Cornelia LĂŒddemann, GRÜNE: Sie werden stĂ€ndig angesprochen!)

Zwei Klarstellungen. Zum einen: Die AfD ist nicht gegen FlĂŒchtlinge, Herr Gallert.

(Oh! bei der LINKEN und bei den GRÜNEN - Swen Knöchel, DIE LINKE: Sie hetzen hier aber zwei Tage!)

Die AfD ist nicht gegen tatsĂ€chliche FlĂŒchtlinge, Herr Gallert. Wir sind dagegen, dass unser Sozialsystem und unsere IdentitĂ€t geplĂŒndert werden. Das hat aber nichts mit tatsĂ€chlichen FlĂŒchtlingen zu tun.

(Sebastian Striegel, GRÜNE: Mann, mann, mann!)

Zweitens. Wir halten also fest, Herr Gallert, dass die AfD damals im Plenum eben nicht gegen Ihren Antrag zu TTIP gestimmt hat, wie Sie es vorhin versucht haben deutlich zu machen.- Danke.

(Beifall bei der AfD - Daniel Roi, AfD: Mut zur Wahrheit, Herr Gallert!)

Vielen Dank. - Wir kommen zur nĂ€chsten Debattenrednerin, Frau Frederking von BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN. Bitte, Frau Frederking.

Sehr geehrte Frau PrĂ€sidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Es gibt viele GrĂŒnde, TTIP, CETA, TiSA abzulehnen. Ich sage es gleich vorweg: Nationalismus und Antiamerikanismus gehören nicht dazu.

(Beifall bei den GRÜNEN - Zustimmung bei der LINKEN)

TTIP ist zwar noch nicht ausverhandelt, aber dennoch ist schon jetzt klar, dass durch TTIP das europĂ€ische Vorsorgeprinzip in Gefahr ist. Die EU-Kommission hat bereits zugegeben, dass die USA das auch ablehnen werden. Das ist nur ein Beispiel dafĂŒr, warum TTIP in die völlig falsche Richtung lĂ€uft und aus unserer Sicht gestoppt werden muss.

Mit TiSA verhandelt die EU mit 22 LĂ€ndern die Liberalisierung von Dienstleistungen. Stadtwerke, Abfallentsorgungsunternehmen, der ÖPNV usw. bekommen nun Konkurrenz mit anderen Standards. Warum ist das eine Gefahr? - Wie bei den anderen Handelsabkommen gibt es auch hierbei keine echte Transparenz und die Zivilgesellschaft hat keine Einflussmöglichkeit.

TiSA gefĂ€hrdet demokratische Prozesse, weil eine weitere Liberalisierung HandlungsspielrĂ€ume begrenzt und zum Beispiel die BemĂŒhungen, Dienstleistungen zu rekommunalisieren, auch erschwert.