Wie kann diesen Umständen entgegengewirkt werden? Es gilt, dem Rückgang der Blütenpflanzen auf dem Acker entgegenzuwirken; meine Vorredner haben schon darauf hingewiesen. Eine Agrarlandschaft ohne Blühstreifen ist nicht gut für die Bienen. Wir brauchen mehr Vielfalt und Biotopschutz in der Agrarlandschaft.
Eine deutliche Ausweitung der Blühstreifen, Streuobstwiesen und Agrarbiotope ist für das Überleben der Bienen notwendig.
An dieser Stelle sollte aber auch deutlich betont werden, dass vorbeugende bienenfreundliche Maßnahmen in der konventionellen Landwirtschaft genauso gut möglich sind wie im Biolandbau. Man muss es nur wollen und durchsetzen. Dazu braucht unsere Landwirtschaft die Unterstützung durch Fördermittel, wie gesagt, direkt und indirekt.
Der Rückgang der Zahl der Bienenvölker ist in Sachsen-Anhalt aber auch ein demografisches Problem. Viele ältere Imker haben in den letzten Jahrzehnten mit ihrer Tätigkeit aufgehört. Der Trend, dass jetzt Jüngere einsteigen, auch in urbanen Gebieten, hat erst vor wenigen Jahren eingesetzt. Positiv zu bewerten ist deshalb, dass Sachsen-Anhalt im Bundesvergleich die höchste Förderquote im Bienenzuchtsektor aufweist.
So konnten in Sachsen-Anhalt durch zielgerichtete Maßnahmen des Landes und des Imkerverbandes in den letzten Jahren sowohl die Imkerzahlen als auch die Anzahl der gehaltenen Bienenvölker wieder ansteigen. Die jetzt erreichten Zahlen liegen jedoch noch immer hinter den anderen vergleichbaren Bundesländern zurück. Wir sind aber auf dem richtigen Weg.
Man könnte noch lange über die Problematik der Entwicklung der Bienen und der Imkerei in Sachsen-Anhalt reden. Ich glaube, die Bedeutung ist heute bereits in ausreichendem Maße herausgearbeitet worden. Wie gesagt: Geht es den Bienen gut, geht es den Menschen gut.
Anders als bei Wölfen bin ich für Bienen. Auch ich werde Blühstreifen für Bienen anlegen. Jeder weiß, dass ich in der Landwirtschaft tätig bin. Es muss nicht gleich ein Bienenkompetenzzentrum sein. Aber jeder muss die Bedeutung erkennen und kann seinen Teil zum Erhalt einer sich selbst tragenden Population beitragen. - Ich danke für die Aufmerksamkeit.
Herr Radke, warten Sie bitte einen Moment, nicht so schnell. Es gibt noch eine Frage von Herrn Loth. Vielleicht möchte Sie diese beantworten. Ich möchte nur das Verfahren gern abkürzen.
Sehr geehrter Herr Kollege Radke, Sie haben sich gewundert, weil wir verschiedene Zahlen benutzt haben. Frau Ministerin sprach von 17 671 Bienen- und Hummelvölkern, die bei der Tierseuchenkasse gemeldet sind, und der Imkerverband spricht von 13 681 Völkern. Der Unterschied liegt einfach darin: Bei der Tierseuchenkasse sind auch Hummeln mit dabei.
Gut, dann sind wir auch darüber aufgeklärt. - Für die Fraktion der LINKEN spricht nun Frau Hildebrandt. Bitte sehr.
Danke, Herr Präsident. - Sehr geehrte Damen und Herren! Ich glaube, die Unterschiede der Positionen sind marginal.
Ein Biologe würde diese Rede folgendermaßen beginnen: Insekten und Blühpflanzen verbindet eine Koevolution über Jahrmillionen hinweg. Insbesondere die Bienen spielen dabei eine große Rolle. Die gemeinsame Entwicklung in der Erdgeschichte bedingt dabei die große Abhängigkeit voneinander. Ohne Bestäuber werden die Blütenpflanzen nicht befruchtet - ohne genügend Blütenpflanzen können die Bestäuber nicht leben.
Diese gegenseitige Abhängigkeit ist von hoher Bedeutung für den Schutz der Biodiversität, aber eben auch für die Nutzung von Pflanzen und besonders der Bienen in der Landwirtschaft. Der Mensch hat also durch seine intensive Nutzung der Natur eine hohe Verantwortung; denn der Verlust von Biodiversität schlägt unmittelbar auf die eigene Existenz zurück. Ich glaube, das haben alle hier im Raum begriffen.
Die Antwort der Landesregierung auf die Große Anfrage lässt daher kaum Grund zur Freude. Zwar steigt in den letzten Jahren die Zahl der Imkereien und der Bienenvölker - das haben wir heute schon mehrfach gehört -, aber dass Sachsen-Anhalt mit 0,67 Bienenvölkern pro Quadratkilometer das Bundesland mit den wenigsten Bienenvölkern ist, ist beunruhigend.
Alarmierend ist auch, dass derzeit mehr Bienenvölker in Städten als auf dem Land leben. An dieser Stelle ein Dankeschön an die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN für den Honig.
(Sebastian Striegel, GRÜNE: Ja, regional produziert! - Stefan Gebhardt, DIE LINKE: Das schmeckt man doch bestimmt!)
Was kann man also tun? - Ziel muss es zum einen sein, die Bienenvölker, die vorhanden sind, zu schützen. Zum anderen muss die Population insgesamt erhöht werden.
Dafür gibt es Lösungen, nämlich erstens das Nahrungsangebot zu sichern, damit die Bienen nicht verhungern. Ich war überrascht, als ich zum ersten Mal gelesen habe, dass Imker ihre Bienen füttern müssen, weil sie nicht genug Nahrung in ihrer Umwelt finden. Das liegt daran, dass in der modernen Agrarlandschaft Blühpflanzenarmut
herrscht, Beikräuter auf Äckern als Erntegutverunreinigung oder Konkurrenz rigoros beseitigt werden, bienenfreundliche Ackerkulturen oder Randstreifen fehlen und es noch immer zu wenig mehrjährige Hecken- und Blühstreifen gibt.
Zweitens ist die Bienengesundheit zu fördern, insbesondere durch die Bekämpfung der Varroamilbe - das haben wir heute schon gehört - und durch den restriktiven Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft. Dazu habe ich noch eine Ergänzung, Herr Loth, nur als Randbemerkung: In Deutschland sind derzeit noch immer 31 Pflanzenschutzmittel zugelassen, die die Bienengesundheit massiv gefährden.
Drittens muss das Bewusstsein für die Bedeutung der Bienen bei allen Menschen geschaffen werden. Dazu gehören eine offensive Öffentlichkeitsarbeit sowie Marketingaktivitäten, bessere Vermarktung von regionalem Honig, aber auch Schulungs- und Beratungsangebote für Imkerinnen und Imker und die Neuimkergewinnung. Auch das haben wir schon gehört.
Innerhalb der Agrarpolitik muss Aspekten der Bienenhaltung bei der Gestaltung von Agrarumweltmaßnahmen besondere Beachtung geschenkt werden.
Diese drei Lösungsansätze umzusetzen schaffen die Imkerinnen und Imker nicht allein, auch wenn im Bereich der Forschung das Länderinstitut für Bienenkunden Hohen Neundorf e. V., das LIB, sehr gute Arbeit leistet. An dieser Stelle auch ein Dank dafür.
senschaftlichen Erkenntnisse einbeziehen. Dazu gehören neben dem LIB auch die MLU, das Umweltforschungszentrum und das iDiv in Leipzig.
Der Imkerverband Sachsen-Anhalt schlägt seit Jahren Alarm und fordert eine erfahrene Fachkraft, die den Imkerinnen und Imkern bei Problemen zur Seite steht, im Land unterwegs ist, ebenso wie in anderen Bundesländern ein staatlicher Bienenzuchtberater üblich ist. Dieser könnte nicht nur im Rahmen der Verbesserung der Bienengesundheit und der Verhinderung der Bienenvölkerverluste unterstützen, sondern auch den Wissenstransfer vorantreiben.
Der Bienenzuchtberater kann dann auch als Bindeglied zu den Landwirten fungieren und zur Sensibilisierung hinsichtlich der Bedeutung der Bienen beitragen. So wie es gute Gründe für die Zusammenarbeit zwischen Imkerei und Landwirtschaft gibt, gibt es auch schon gute Beispiele.
Wenn Sie im Sommer durch unsere schöne Börde fahren, sehen Sie vereinzelt Weizenfelder, die rot und blau von Mohn und Kornblumen umrandet sind. Vielleicht sind das die blühenden Landschaften, von der die CDU seit knapp 28 Jahren spricht.
Aber diese sind nicht die Regel. Es gibt auch Felder, auf denen jegliche Feldbegleitflora im Keim erstickt wurde, und das ist für die Bienen tödlich. Kluge Landwirte haben auch schon begriffen, dass mehrjährige Hecken- und Blühstreifen zur Regel in unserem Land werden müssen. Das hat ja nicht nur Effekte für den Insektenschutz, sondern bietet sich auch in Gewässernähe an, um den Schadstoffeintrag beim Düngen zu reduzieren.
Wenn Landwirt und Imker Hand in Hand arbeiten, könnten sie sogar den Pestizideinsatz so absprechen, dass die Bienen in dieser Zeit eingesperrt bleiben oder zu Zeiten Schädlingsbekämpfungsmittel ausgebracht werden, zu denen Bienen gerade nicht fliegen.
Das Land kann nicht nur die Imker in den Bereichen Bienennahrung, Bienengesundheit und Öffentlichkeitsarbeit unterstützen, sondern das Land muss dieses.
Ich wäre sehr gerne noch auf die Gesamtheit der Insekten eingegangen. Aber dazu reicht meine Redezeit nicht.
Nur noch einen Schlusssatz: Die Natur zeigt uns die Möglichkeiten von Koexistenz und Zusammenarbeit, gerade bei Bestäubern und Blütenpflanzen. Warum lernen wir denn nicht von ihnen? - Danke.
Es sehe hierzu keine Nachfragen. - Als Nächste hat für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Frau Frederking das Wort. Bitte sehr.
Guten Tag von meiner Seite! Zuerst ein großes Dankeschön an die Imkerinnen und Imker. Auch wenn sich das Nutztier Honigbiene in SachsenAnhalt gut entwickelt hat, sieht es bei der Wildbiene schlecht aus. In der Antwort auf Frage 3 heißt es, dass ca. 73 % der Wildbienenarten definierten oder anzunehmenden Gefährdungen unterliegen oder ausgestorben bzw. verschollen sind. Das zeigt: Das Artensterben schreitet voran. Das ist neben der Klimakrise eine der größten Herausforderungen der Menschheit.
Wir steuern auf zwei riesige Katastrophen zu. Über lange Zeit hat die Landwirtschaft für Biodiversität gesorgt. Doch inzwischen findet ein Artensterben vor unserer Haustür statt. Eine Langzeitstudie für Nordrhein-Westfalen spricht von einem Verlust von 80 % der Biomasse von Fluginsekten innerhalb der letzten 15 Jahre. In der Folge trifft es auch die Vögel.
Aber was wird in den nächsten 15 Jahren sein? Die chemisch-synthetischen Pflanzenmittel gehören zu den stärksten Treibern des Artenrückgangs. Nichtzielorganismen werden getroffen. Lebensräume und Nahrungsquellen verschwinden für Wildpflanzen, wild lebende Tiere und Insekten. Als GRÜNE setzen wir uns deshalb für eine schnellst- und größtmögliche Reduzierung bei den Pflanzenschutzmitteln ein.
Die grüne Ministerin hat in diese Richtung bereits mit der verbesserten Ökolandbauförderung einen richtigen Schritt getan. Ab Januar 2018 werden es 17 000 ha bzw. ein Drittel mehr sein als zu Anfang der Legislaturperiode.
Weniger Gift auf dem Acker durch: Randstreifen an Gewässern, klare Reduzierungsziele, pflanzenschutzmittelfreie Produktion unterstützen, alternativen Pflanzenschutz wie zum Beispiel die Digitalisierung beim Pflanzenschutz nutzbar machen, ökologische Funktionen wiederherstellen durch Fruchtartendiversifizierung und Fruchtfolgen, keinen weiteren Einsatz von schädlichen Stoffen wie zum Beispiel von Glyphosat und Neonikotinoiden. Das alles bedeutet einen größeren Produktionsaufwand, der auch bezahlt werden muss.