Protocol of the Session on February 2, 2017

Es muss mehr auswendig gelernt werden.

(Olaf Meister, GRÜNE, lacht)

Das ist keinesfalls stupide, sondern eine höchst subtile Angelegenheit;

(Olaf Meister, GRÜNE: Ah ja!)

denn ein Gedicht in all seinen Bedeutungsnuancen verstehen Sie nur dann, wenn Sie es auswendig gelernt haben.

Generell muss mehr geübt werden. Im Fremdsprachenunterricht etwa sind die guten alten Drillübungen zu rehabilitieren. Man lernt eine Fremdsprache nicht, indem man notdürftig mit etwas Grundwortschatz und Grammatik versorgt in kleinen Gruppen ein sinnfreies Radebrechen beginnt, sondern indem man bis zur Erschöpfung Deklination und Konjugation repetiert.

Der Sportunterricht ist so zu gestalten, dass die Schüler, die viel zu häufig träge herumstehen, dauernd in Bewegung sind, dass sie ins Schwitzen kommen und trainiert werden. Damit würden wir auch etwas gegen die Übergewichtigkeit vieler Jugendlicher tun.

(Beifall bei der AfD)

Wir haben übrigens schon in unserem Landtagswahlprogramm gefordert, die Zahl der Sportstunden pro Woche von zwei auf vier zu erhöhen. Wir werden diese Forderung so lange erneuern, bis sie umgesetzt ist.

Der Unterricht muss auch mit Erziehung einhergehen, die wie jede Erziehung nicht weich und kalt sein darf, sondern hart und warm sein muss. Dazu bedarf es Autorität. Natürlich ist die Autorität des Lehrers erst einmal nur verliehene Autorität, aber wenn wir die Position des Lehrers stärken und ihm die Rückendeckung geben, die er braucht, dann wird er auch Mut fassen, wieder mit echter Autorität aufzutreten.

(Beifall bei der AfD)

Etwas, was uns dagegen nicht weiterbringt, ist die sogenannte digitale Bildung. Schon allein dieser Begriff ist ein Widerspruch in sich.

(Olaf Meister, GRÜNE: Modeerscheinung!)

Digitalisierung ist der größte Feind echter Bildung. Bildung besteht darin, dass sie uns formt. Dazu braucht es Gegenstände mit Widerstand, den wir überwinden müssen,

(Katrin Budde, SPD: Rohrstock, oder was?)

um sie uns anzueignen, was uns nachhaltig verändert. Eben das heißt dann Bildung.

Das Wesen der digitalen Medien besteht aber gerade darin, dass sie diese Widerstände, auf die jeder Bildungsvorgang angewiesen ist, herabsetzen. Digitale Medien ermöglichen es mit Leichtigkeit, von Thema zu Thema zu wechseln. In Powerpoint-Präsentationen ziehen Bildfolgen und Textfetzen an einem vorbei. Sobald ein Gegenstand langweilt, kann das Fenster geschlossen und das nächste Thema aufgerufen werden -

(Florian Philipp, CDU: Wir haben Sie ver- standen!)

ein Tun, das in all seiner Oberflächlichkeit mit der Metapher des Surfens durchaus treffend bezeichnet ist. Bildung aber, werte Kollegen, heißt nicht surfen, sondern tauchen, eintauchen in die Gegenstände, sich zu versenken in das Bildungsgut und als ein anderer wieder aufzutauchen.

Die Reduktion der haptischen Anteile durch die Digitalisierung verringert die Bearbeitungstiefe. Das Tippen am Computer ist viel weniger einprägsam als das Schreiben mit eigener Hand auf

Papier, und damit ist auch der Bildungseffekt geringer. Nicht umsonst heißt es: von der Hand in den Verstand.

(Beifall bei der AfD)

Die Digitalisierung aller Fächer fördert das sogenannte Bulimielernen, die kurzfristige Aneignung und Absonderung von Wissen. Bildung aber besteht nicht darin, Wissen auszukotzen. Bildung besteht darin, das Bildungsgut zu verdauen.

(Beifall bei der AfD)

Digitalisierung steht dem kontemplativen Verweilen, dem Kern jedes Bildungsvorgangs entgegen. Sie bildet nicht. Sie deformiert und verblödet. Diese digitale Verblödung wird dann durch das hochtrabende Gerede von der digitalen Kompetenz verbrämt. Was soll das bitte schön sein? - Jeder kann Wikipedia konsultieren, sich auf YouTube Filme anschauen, googeln, bei Ebay einkaufen und sich in sozialen Netzwerken herumtreiben. Das ist nichts, was irgendwie vermittelt werden muss. Es wird zur Kompetenz heraufgeadelt, was die Schüler ohnehin tun.

Was einem auch zu denken geben sollte, ist, dass die Digitalisierung kaum je von unten, also von Schülern, Eltern und Lehrern gefordert wird, sondern dass sie in aller Regel von oben gefordert und gefördert wird. Ich habe jedenfalls noch nicht gehört, dass Lehrer und Schüler irgendwo für die Ausstattung ihrer Schulen mit Beamern und digitalen Tafeln auf die Barrikaden gegangen wären.

(Holger Hövelmann, SPD: O doch!)

Der Einsatz von Computern mag in der Informatik sinnvoll sein, in allen anderen Fächern, vor allem in den geisteswissenschaftlichen Fächern richtet er mehr Schaden als Nutzen an. Eine gezielte Offline-Einführung in die gängigen Textverarbeitungsprogramme wäre sicher auch sinnvoll, aber gerade darum geht es bei der Digitalisierung in aller Regel nicht. Ihr Ziel ist die Transformation des Unterrichts in eine mediale Form, die dafür nicht geeignet ist.

Die in unseren Schulen laufende Digitalisierung beschädigt die Bildung allein schon durch die schiere Beschleunigung der Lernvorgänge, was dann als erhöhte Mobilität gefeiert wird. Bildung aber braucht nicht mehr Mobilität, sondern Kontinuität. Sie braucht Zeit und Ruhe und eine Verwurzelung in der großen Tradition, weshalb im Rahmen einer umfassenden Bildungsrenaissance auch über die Wiedereinführung des Abiturs nach 13 Schuljahren und eine Umstrukturierung der Lehrpläne nachzudenken wäre.

Wenn ich von Bildung spreche, dann meine ich etwas ganz anderes als die nackte Information. Nicht ganz zu Unrecht wird von Eltern und Schü

lern eine ausufernde Informationsflut an der Schule beklagt. Hinter der Kritik, es käme nicht so sehr auf Wissen an, sondern auf die Vermittlung von Kompetenz, dürfte sich in vielen Fällen nicht mehr als schlichte Faulheit verbergen. Nichtsdestotrotz hat sie einen wahren Kern: Wissen, das nicht auf ein Bildungsziel hin geordnet ist, verliert seinen Wert und ist nicht mehr als eine nichtssagende Ansammlung disparater Informationen. Wir brauchen mehr Bildungsgut und weniger Informationsflut im Lehrplan.

(Beifall bei der AfD)

Schlussendlich dürfen wir nicht vergessen, dass Bildung immer auch Nationalbildung ist, im doppelten Sinne, also Bildung des Einzelnen zur Nation und Bildung der Nation. Bildung ist unmöglich ohne einen Kanon, ohne das Bildungsgut. Dieses Bildungsgut aber ist national definiert. An diesem Kanon entlang bildet die Schule den Einzelnen zu einem guten Bürger unseres Staates und formiert damit die Nation.

Nur wenn das so ist, wenn die Schule ein gesundes Nationalgefühl vermittelt, nur wenn die Schüler stolz auf sich selbst und ihr Land sein wollen, streben sie auch herausragende Leistungen an und treten in jenen heilsamen Wettstreit, von dem ich gesprochen habe. Die Null-Bock- und die Scheiß-Deutschland-Mentalität sind zwei Seiten einer Medaille.

(Beifall bei der AfD - Eva Feußner, CDU: Aber Ihre Partei trägt dazu bei!)

Wie soll jemand Ehrgeiz entwickeln, wie soll er Herausragendes leisten wollen, wenn er im Bewusstsein erzogen wird, einer schlechten Nation anzugehören?

(Beifall bei der AfD)

Nationalstolz fördert ein gesundes Selbstbewusstsein. Ein gesundes Selbstbewusstsein ist Voraussetzung dafür, dass unsere Kinder in der Schule zu tüchtigen Menschen heranwachsen, die gute Staatsbürger werden, die ihren Beruf ernst nehmen und die nicht nur fragen, was ihr Land für sie tun kann, sondern die auch fragen, was sie für ihr Land tun können.

(Beifall bei der AfD)

Das sind hohe Ziele. Man mag mir Weltfremdheit und Idealismus vorwerfen, aber wir, die AfD, haben als die fundamentaloppositionelle Kraft, die wir sind, die Aufgabe, einen grundsätzlichen Gegenentwurf zur gescheiterten Politik der Altparteien vorzulegen.

(Beifall bei der AfD)

Selbstverständlich müssen wir die Realitäten zur Kenntnis nehmen und dürfen die Bildungspolitik nicht aus den sozialen Zusammenhängen heraus

reflektieren, in die sie eingebettet ist. Es kann doch aber auch nicht sein, dass wir die Übelstände in der Familien- oder Kulturpolitik als gesetzt hinnehmen.

Ich hatte vor wenigen Tagen ein ausführliches und sehr interessantes Gespräch mit Gymnasiallehrern aus Sachsen-Anhalt. Wir kamen dabei auch auf das Thema Schulsozialarbeit. Die allgemeine Meinung war ungefähr die, dass die Schule natürlich idealerweise ohne Schulsozialarbeit auskommen sollte. Da es aber immer mehr Problemfamilien gibt und auch intakte Familien immer weniger leisten können, weil beide Elternteile voll beschäftigt sind, hielten die Lehrer Schulsozialarbeit vor allem in städtischen Problembereichen leider für notwendig.

Das wiederum schien mir etwas zu kurz gedacht und zu resignativ. Wir müssen endlich aufhören, immer nur Symptome zu bekämpfen, und müssen an die Wurzel des Übels gehen. Der Schluss aus dem geschilderten Befund kann doch nur sein, dass wir die Familien stärker fördern und vor allem den enormen Erwerbsdruck von den Familien nehmen, sodass sie wieder mehr Zeit für ihre Kinder haben.

(Beifall bei der AfD)

Schulsozialarbeit darf keine gescheiterte Familienpolitik kompensieren, und gute Bildungspolitik darf sich nicht mit den Gegebenheiten einer gescheiterten Familienpolitik abfinden. Wir müssen die Renaissance deutscher Bildung, die ich umrissen habe, in eine neue Familien- und eine neue Kulturpolitik einbetten. Wenn wir den Mangel - und damit meine ich nicht so sehr den Mangel an Finanzen oder Personal, sondern den geistigen Mangel - nicht nur verwalten, sondern beheben wollen, müssen wir eine Wende einleiten, die weit über den Bereich der Bildungspolitik hinausgreift.

Alle Übelstände unseres Bildungswesens wurzeln letztlich in der Kulturrevolution und der Emanzipationsideologie der 68er. Dort beginnen der hohle Individualismus, die Destruktion der Familie, die Missachtung von Wettstreit, Fleiß und Disziplin und die Anfeindung unserer Nationalkultur.

Die Kulturrevolution der 68er hat ihren Kulminationspunkt aber überschritten. Wir, die AfD, sind die Konterrevolution zur Kulturrevolution der 68er.

(Beifall bei der AfD)

Seien Sie sicher: Wir werden noch gründlicher durch die Institutionen marschieren als die 68er und dann werden wir ein Bildungssystem aufbauen, das an die besten Traditionen und die Glanzzeit unseres Volkes anknüpft. In einem solchen Bildungssystem wäre es wieder eine Freude, Lehrer zu sein. Dann müsste man sich - ich komme zum Ausgangsthema zurück - über Leh